Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Abendzeitung — 1847

DOI Kapitel:
No. 175 - No. 205 (1. Juli - 31. Juli)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44009#0731

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
“logen 84. Bezüglich der



firmationsfeier hieſiger Deutſchkatholiken iſt besonders

vſollte ſie auch der vollkommenſ
meinde oder der gesammten Kirchengemeinschaft sein“. „Ihr ſollt mir nicht |
' » sagte G. — ſ<wören auf ein Wort, das ihr bis an euer Lebensende
. „unverbrüchlich zu glauben euch verbindlich machtet; denn über den Glauben
( zur nicht gebieten; er iſt der Gegenstand freieſter innerer Thätigkeit, ein
yHEigenthum,
Euere Ueberzeugung muß ſich erſt bilden und befeſtigen mit der Reife des
: *gLtses und durch die Erfahrungen des Lebens". Diese Ansicht that der |
Würde der
Eindruck und die ſichtbare Rührung Aller, daß der Prediger sich nur auf dem
reinmenſchlichen und nicht
î und so unter Anderm auch
deutschen Vaterlande weithin geachteten und geliebten Bürgers ' *) feierlich

| fuy pre renn und lichtvollem Gottglauben, wird dich durch die Klippen
nydes Lebens über das Niedere und Gemeine der Sinnenwelt hinweg in den
' „Port der e„ſchenwüere und Nc'ſs!zetsysne leiten". Hierauf fand durch |
L! . UC U R ertcttsr Cs s:: r.
. Freiburg, 3. Juli. (Oberrh. 3.) Die „Freiburger Zeitung“ bespricht
"in ihrer heutigen Nummer den Zuſtand der hiesigen Hochſchule, den ſie sowohl
Jhinſichtlich der Beſetzung der Lehrſiellen, als in Ansehung der Frequenz der
Hlecademiker einen „erfreulichen“ nennt. Zum Beleg der „erfreulichen“
Frequenz führt ſie die Totalſſumme von 217 Studirenden auf, worunter 173

manche die angestellt sind, um die Regierungsmaſchinerie z1
fahren es an ſich selbſt, welch ein



Abonnement in Mannheim halbſährlich 2 fl.
. ... halbjährlich 5 fl., im Ausland
Inserate die geſpaliene Zeile in Petitsſchrift over

RR ~~~





EEE V § TE DARM §~ rm E mern.



t Deutschland.

+* Mannheim, 5. Juli. Aus der bereits erwähnten geftrigen Con-
rühmend zu erwähnen,
daß Prediger Graf seine Zöglinge nicht auf eine Glaubensformel verpflichtete

te Ausdruck des Glaubens einer ganzen Ge-

das kein menſchliches Ansehen und Machtgebot verletzen kann.

Feier keinen Eintrag, im Gegentheile ſteigerte es den allgemeinen

auf einem poſitiv-confeſſionellen Standpunkte hielt,
einen Knaben“ die Freude und den Stolz eines im

aufforderte, ſtets den blanken Schild der Ehre zu wahren , die Wahrheit un-

ter allen Umständen und bei jeder Gelegenheit mannhaft zu vertheidigen und
ein Vaterland ſtets zu lieben. Auch Jeſus habe das ſeinige heiß geliebt, das
i bewiesen ſeine Thränen über Jerusalem. „Ja, mein theurer Knabe, schloß
| e N: : Stürmen des Oceans vertraut machen

Worte des deutschen Schiller mit auf Deine Lebensfahrt :

wenn Dich Dein Schicksal schon in Deinen jungen Tagen mit

j ſollte, ſo nimm die
An's Vaterland, ans theure schließ Dich an,
Das halte feſt mit Deinem ganzen Herzen! .
zum Vaterlande auch in fernſter Gegend, verbunden mit Ue-

Inländer und 44 Ausländer, welche ſich in die 4 Facultäten nachſtehend ver-

theilen: Philosophen und Cameraliſten 36, Juriſten 47, Mediciner 50, Theo-
g! Besetzung der Lehrſtellen bemerkt die Freib. Itg.,. h
daß „bei dem gegenwärtige. irefflichen Stande keine wesentlichen Lüéken mehr vor-
handen“ seien und es sich

Schlußſtein der nothwendig zu besetzenden Lehrstellen bilden würde.!

nur noch um einen Juriſten handle, „der den

î Vom Wiesenthal, 2. Juli. Wie män hört, soll endlich den dringen-

Hen Poſtbeſchwerden durch Herrichtung einer regelmäßigen Verbindung der
hiesigen Gegend mit der Eisenbahnstation Schliengen abgeholfen werden.

_ NMonſstanz. (Der deutsche Ausländer als Handwerksburſche.) (Seebl.)
Unlängſt war in diesen Blättern die Rede davon, daß der Handwerksburſche
wohl im Algemeinen eine menſchenfreundlichere Behandlung anzuſprechen hätte.
Diese Bemerkung trifft wie die Polizeiangeſtellten, so auch die Polizeigeſetge-
bung. Es iſt fabelhaft und in's Graue gehend, wie z. B. diese so unentbehr-

lichen wandernden Glieder des deutſchen Gewerbeſtandes hinsichtlich des Reise-
geldes geplagt werden, ob ſie auch alle in dem deutſchen Vaterlande zu Hauſe
seien. – Wozu diese Vorschrift von Reisegeld von einem deutschen Staat in
den andern und woher soll der Handwerksburſche es nehmen; wäre gegen das

natchtheilige Herumziehen nicht hinlänglich, daß er ſich ausweiſen müßte, überall
um Arbeit angesprochen zu haben, und sollte ihn nicht gegen die härteſte Noth
das Zunftgeschenk ſchüten ? ~ Allein nicht einmal das inländiſche Visa ſchützt

vor so ungebührlichen Ansprüchen. Wir erläutern dies durch einige Beispiele.

Anm 29. April d. J. wurde ein Handwerksburſche aus Sachſenweimar in den
Straßen hieſ. Stadt aufgegriffen und auf die Polizei geführt. Derſelbe hatte
von Schopfheim im Wiesenthal frei visirtz hier sollte er, obschon sein

Wanderbuch makellos war, wegen Mangel an Reisegeld nach Hauſe geschrie-

ben werden. Er erbat ſich noch Zeit, um nach Arbeit zu sehen, die er auch
cnxrhieltz allein er mußte 15 kr. Vorführgebühr zahlen. .

. Amn Pfingſtdienſtage reiſte ein Würtemberger hier durch, er hatte noch
! ! mußte 15. kr. Vorführgebühr zahlen; er war aus dem deutiſchen
Muslande zugereiſt. – Auf der einen Seite fordert man vom einem Ländchen



i Gul den Reiſegeld und nach Tuttlingen viſirt; er wurde heimgesſchrie-

zum andern Reisegeld von den armen Teufeln, auf der andern bereichert sich
die Polizei noch an ihren letzten Pfennigen. JI dies in Ordnung, recht und
billig? Und wie entwürdigend iſt dies Anfordern der Handwerksburſchen in

| den Straßen der Städte nach ihren Wanderbüchern. Schon öfter haben wir
| bemerkt, daß einer dieſer Wanderer in einer Straße der Stadt von drei

Gensdarmen und Polizeidienern nach einander angehalten und zur Vorzeigung
des Wanderbuchs genöthigt wurde. So kann es Einem, der eine Stadt an-
sieht, ein halbes dutzend Mal gehen, und jedes Mal soll er sich ſtellen. –
Wäre es nicht zwecmäßiger und zureichend, die Polizei entweder unter den
Thoren zu üben oder ſie auf's Uebernachten zu beſchränken. Die Regierun-
gen haben in der legten Zeit viel Klagen gegen die Handwerksburſchen erho-
.: aber nirgends scheint man zu begreifen, daß die maßloſe Gewalt der
Polizei jeden derſelben zu einem Feinde der gegenwärtigen Staatsordnung wirbt.
Denn diese Leute haben durchschnittlich mehr Bildung y sctÂze! als
u treiben; ſie er-
Unglück die Zersplitterung des Vaterlandes
in viele kleine Stäätchen iſt. – ~– Und diese Leute mit dem Gefühle der
Verlegtheit, treten in einem, in zwei, in mehreren Jahren in eine ſelbſtſtän-





Mannheimer ? bend eit

Dienstag, diu G. Juli.

s kr., durch die Poft bezogen im ganzen Groÿherzogthum Vaden
erhöht ſich das Abonnement um den Poliaufſchlag.
eren Raum vier Kreuzer. Briefe

Y R CG Ns



Eintritt in die Kammer hinderten, beſeitigt wurden,





und Gelder: frei





dige Stellung im Staatz ſie bilden den Kern der Bevölkerung, ſie hauptsäch-
lich tragen die Laſten und führen das Volksregiment im Staate. Fordern
wir mit Unrecht, im Intereſſe der Menschheit, der Bürgerwürde, des Na-
t onalgefühls und der Staatsregierungen selbſt, eine gerechtere, deutſchthüm-
| here, freiſinnigere und menſchenfreundlichere Behandlung der Handwerks-

lurſchen ?

Oſfenbach, 3. Juli. Geſtern wurde der hieſige Turuverein durch

rkine Regierungsverfügung überraſcht, welche für jezt und für die Zukunft
yaAlle gemeinsame körperliche Uebung in seitheriger Weise an den ſeither benub-

ten Orten“ verbietet, ohne jedoch irgend einen Beweggrund dieſes Verbotes
aizugeben. Sicherem Vernehmen nach wird der hieſige Stadtrath, unter

deſſen besonderem Schutze der von der Stadt zum Zweck des Turneus ven

willigte Platz ſteht, die Sache der Turner adoptiren und die hohe Staatss
1 zierung zu überzeugen suchen “ wie unersetzlich und unerläßlich, beſonders in
Ute §u L fe t ve Shf ſe vrtis VU EN FM: EtUt>: be:
abe. - : Fr. O-.P-.Z)

; Vom Main, 1. Juli. (z §:3;)
welche wir schon früher gebracht, daß ſich Baiern, Baden und Würtemberg
nicht für den Preßentwurf Preußens aussprechen würden, sondern auf eine
ſelbſtſtändige Ausbildung ihrer Preßverhältniſse antrügen, wozu ſie sich der
Beihülfe der Stände bedirnen würden. Öbgleich wir nun auch auf diese Weise
keine Preßfreiheit erhalten werden, zeigt die Ablehnung des preußischen Ente
wurfs doch, daß wir keine umfaſsende Reaktion zu befürchten haben, welche

| nothwendig eintreten müßte, sobald die Preſſe durch jenes berüchtigte Preßge-

ſey gefeſſelt wäre, und dem Geiſt des Fortſchritts somit kein geseuliches

| Mittel bliebe sich geltend zu machen! Zugleich meldet man in allen

Blättern, daß der Bundestag ſich hauptsächlich mit den materiellen Fragen
beſchäftigen werde, einerseits um der Theuerung, anderseits aber auch um den

in dieſem Jahre erlebten Aufſtänden kräftigſt entgegenzutreten. Vor Allen

aber soll darauf hingewirkt werden, alle sozialen Ideen zu unterdrücken. Das
wird indeß schwerlich gelingen — die Jvee einer sozialen Reform oder Regene-
ration iſt ſo weit verbreitet, daß man alles Das zwiſchen den Zeileu läſe,
was unterdrückt würde! Diese sozialen Ideen ſind die nothwendige Folge der
Cultur, des Fortschritts, welcher einerseits die menſchliche Arbeit durch
die Ergebniſſe der Mechanik im Werthe herabſetzte, anderſeits ein höheres,
edleres Bewußtsein, eine erweiterte Rechtsanſchauung zur Folge hatte, wel-
ches in den minder berechtigten Ständen eine Rechtsbeanspruchung hervorrief,
die durch ſchlechte Aussichten
Das einzige Mittel, dieſe Rechtsbeanspruchung in den geſeglichen Schranken zu
alen, iſt dies, ſie nach und nach zu befriedigenz. t ]
unsern Verhältniſſen möglich iſt, wollen wir nicht beſtimmen; möge man indeß
nie vergeſſen was der Dichter geſungen : ..
Du willſt den Strom zurück zur Quelle drängen,
Allein umsonst; er wird sein Bette haben!
Mögen Alle, die den Frieden so ängstlich zu erhalten ſtreben, bedenken,

1 t
.

daß

ein unterdrückter Fluch gefährlicher iſt als ein offen ausgesvrochener Groll,

und daß sie vor Allem durch keine Polizeimaßregel für die Geſtaltung
der Zukunft Bürgschaft leiſten können!” (Fränk, Merk.)
îC(:) Aus Kurhessen, 30. Juni. Während die Anstände, die Henkel's
überreichte der Abgeord-
nete Reiſchauer von Rinteln ~ Wippermann's Verzichtleitunn.
Sie können sich denken, welchen Eindruck dieser Schritt mache. Man

fragt sich verwundert, was Wippermann dazu bewegen konnte, und weiß keine .

befriedigende Antwort. Daß Er, der ſo oft in der Kammer faſt allein ſtand
und fortwährend Anfeindungen aller Art erfahren mußte, das Hin- und Here
laviren der Stände, das kleinliche Getreibe seiner Gegner, das Dreschen von
leerem Stroh müde wird, kann ihm Niemand verargen; aber man findet doch
darin keinen genügenden Grund für seinen freiwilligen Rücktritt. Hat er doch
auch auf der andern Seite wieder viele Beweise von aufrichtiger, treuer Aner-
kennung erhalten, namentlich von seinen Wählern, die ihn nie im Stiche lieſ-
ſen. Noch bei der legten Wahl ehrten ſie ihn auf eine unzweideutige Weise.
Bekanntlich erließ das Miniſterium an alle Wahl- Commisſſionen ein Schrei-
ben, das einem Befehle sehr ähnlich ſah, des Inhalts: daß nur Standesge-
noſſen gewählt werden dürften. Auch bearbeiteten die Verwaltungsbeamten
die Wahlmänner ſeibis in diesem Sinn. Wippermann's Wähler besonders
wurden mit Vorstellungen in dieser Richtung behelligt, und die Werkzeuge dex «
Regierung glaubten die Bauern wirklich eines Andern überzeugt zu haben, da
dieſe ihnen nur ſchwachen Widerspruch oder scheinbar beifälliges Schweigen
entgegen seyten. Man ſtelle sich aber den Schrecken der Getäuſchten vor , als

bei der Abſtimmung der Regierungscandidat auch nicht eine Stimme, Wipper-

mann hie u Stimmen erhielt. Um so weniger begreift man, daß er
löglich verzichtet. f U
? sg rug jedoch nicht richten, beyor er seine Beweggründe dargelegt
hat, was er sicherem Vernehmen nach thun wird. Schwerlich dürfte er aber
im Stande sein, dem Vaterlande gegenüber ſich vollkommen zu rechtfertigenn
Henkel denkt anders. Ihm wurde die Zumuthung gemacht, zu verzichten, und
er wies sie feſt und beharrlich zurück. Leider war es der Präſident von
Trott, der ſich alle Mühe gab, ihn kurz vor der geſtrigen Sigung zu einem
ſolchen Entschluß zu bewegen. Herr von Trott hat ſich damit in der öffent-
lichen Meinung vollends vernichtet. Uh f.
(:) Aus Kurhessen, 29. Juni. Heute iſt unſere St ändeversamm-
lung auf unbeſtimmte Zeit vertagt worden. Man vermuthete es schon,
als den Ständen eine Vorlage wegen weiterer Steuerbewilligun g auf
ein halbes Jahr gemacht wurde, noch mehr aber, als am Sonntag der Kur-
prinz-Mitregent ſich auf sechs Wochen in's Bad Nenndorf begab.
Dazu kam dann noch der Vorfall mit dem Landtagscommiſsſar Sch eff er, der
wahrscheinlich auch nicht ohne Einfluß aut dieſe Entſchließung geblieben it;

Der Weſserzeitung wird die Nachricht beſtätigt :

auf Folgeleiſtung in Unzufriedenheit E

in wie weit dies unter
 
Annotationen