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Mannheimer Abendzeitung — 1847

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No. 267 - No. 297 (1. Oktober - 31. Oktober)
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n # mus, Heinzen'sſche Grundsätze und Republiken.

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y [ "ves (auswärts bei den zunächst gelegenen Poſtämtern) b a l d i g einreichen zu wollen.



Domnerstag, den 1.4. Oktober. ©

Abonnement in Mannheim vierteltährlich 1 l. 21 tr., durch dle Pofl bezogen ini gauzen Großherzogthum Baden. . r...: . J ;
L gur; _ vierteljährlich 2 fl. 30 kr., im Ausland. erhöht fich das Abonnement um den Pofiaufſchnen. .... Na. J &() .
L Inſerate die gespaltene Zeile in Petitschrift yrer deres Raum oter Kreuzer. Briefe uud Gelder: frei einzusenden. . jz s . :

. Bestellungen auf diese Blätter für das mit dem ]. October begonnene tierte Jahre





t §§s



sviertel bitten wine.





! i , Mannheim, 9. Okt. c zue l.: Ho ffma iu s i nicht
vollſtändig zurückgenommen , wie ich geſtern irrthümlich meldete. Dem Hrn.
Hoffmann iſt der Aufenthalt bewilligt, insofern er nachweiſt, daß er Gesund-

Yeits halber hier verweilt, und insofern er sich ruhig verhält, d. h. wohl fern
von jeder politischen Thätigkeit bleibt. Der erſte Nachweis hat keine Schwie-

rigkeit; der Vorbehalt aber, jeden Augenblick auf die alte Maßregel zurückkom-
men zu können, muß den Aufenthalt Hoffmanns hier sehr verbitteen.
_ "4# Schwetzigen, am 12. Oktober. Das Mannheimer Morgenblatt
vom s. dieses bringt einen 2ten Artikel als Entgegnung auf eine in der Mann-

_ heimer Abendzeitung gemachte Mittheilung über die Wahlmännerwahlen im

diesseitigen Amtsbezirk.

_ Wir ſind weit entfernt, uns im Voraus darauf einzulaſſen, wer bei der

Deputirtenwahl den Sieg davon trägt, sondern wir beschränken uns lediglich
auf das, was sich auf die hieſigen Wahlmännerwahlen bezieht. .

Der Verfasser des Morgenblatts-Artikels iſt uns leider nur zu ſehr be- |

tkanntz er iſt derſelbe, welcher bei den vorigen Wahlen 6 Handwerker bewegte,
ich als die Verfasser seiner Schmäh-Artikel zu bekennen, und daß ſich ein

dWundarzt aus seinem General- Staab als Einsender jener Artikel hingab.

Dieses Jahr läßt der Hr. Morgenblättler seine Bannſtrahlen von Mannheim
aus über den Radikalismus und ſingt sein gewöhnliches Lied über Kommunis-

_ Den Grund, warum er und ſeine vier

der Bürgerschaft gar nicht gewählt habe, weil es von den Radikalen eingeschüch-
tert war, und Arbeit und Unterſtütung zu verlieren befürchteen.

_ Diese Angabe ift aber so unwahr, wie es die meiſten Behauptungen des

_ Keorresſpondenten überhaupt sind, und der Grund seiner Niederlage liezt einzig

darin, daß die weit größere Anzahl der hieſigen Bürger sein und seiner Ge-
noſſen Treiben erkannt haben. ~~ - . . . j

_ Ess iſt den hieſigen Bürgern noch sehr wohl im Gedächtniß, wie man im

vorigen Jahre bei der Frage: ob der große Ausſchuß fort beſtehen sollte oder
nicht, verfahren iht? Die Bürger wissen recht gut, wer jenen Umfturzplan
leitete; ſie wiſſen ebenfalls, daß jenes Treiben nichts Anderem gelten ſollte, |
als unſere kaum ins Leben gerufene höhere Bürgerſchule wieder zu verdrängen.
_ Diirß ſind die Gründe, warum der Hr. Morgenblatt -Korrcſpondent und



seine Genossen so wenige Stimmen erhalten haben; und wenn diese Herren

u vollends die circa 100 kommandirten Stimmen von ihrer Stimmenzahl abzie-
hen, so werden ſie finden, in welchem Kredit sie hier noch ſtehen. Der Hr.
Alrtikelfabrikant wird daher wohl thun, seine Guten und Getreuen auswärts

zu ſuchen, indem hier kein Heil für ihn zu finden inen.

" DHYus dem Badischen, im Oct. Unter den jüngſt zahlreich stattgefunde-

[nen Gelehrten-Congreſsen hat wohl keiner ſo wenig die öffentliche Aufmerksam-



lichen dieses ſelbſt klar geworden iſ. Wir wenigstens zählen uns nicht unieen.

dieſe Auserwählten und wünſchen, daß wenn die künftigen Verſammlungen
keine erſprießiicheren Ergebniſſe liefern, als ein Schwebeln und Nebeln auf

metaphysſischem Gebiete, sie überhaupt gänzlich unterbleiben mögen. Nimmer .
mehr können wir hoffen, das durch jolche Beſchlüſſe . ein „Vermitteln“ der

Wissenschaft mit dem Leben angebahnt werden kann und wir müſſen uns jetzt

schon dagegen erklären; mag vielleicht auch der Berichterſtatter der „Allgemier. ' Ñ
nen Zeitung‘ aus Gotha Proteſt einlegen, daß irgendwie auf dem dortblen.

folgten Wege eine „volksthümliche'N Philoſophie ſich Durchbruch verſchaffen

könne. Dazu gehört vor Allem Muth und Entschiedenheit, welche wir leedſen.

bei den wenigsten deutschen Gelehrten voraussetzen können. Nur eine auf die

Erkenntniß des Wesens des Menſchen gebaute Philoſophie, welche sich niht |

ſcheut, ihre Reſultate offen dem Volke mitzutheilen, darf daraus zählen, Ein-
fluß auf die Gestaltung unserer politiſch-socialen Z| i
Grund-Probleme der Geſellſchaft hängen davon ab.

Davon aber ſind wir überzeugt, daß, bevor in den Philosophen-1 e

sammlungen diese Fragen entſchieden werden, das Volk ſich derselben bereitihnn.
bemächtigt und ſie in einem Sinne entſchieden hat, welchen die Cathederklſen.
den niemals als den ihrigen adoptirt hätten. Demgemäß mag es fur uen.
ziemlich gleichgültig sein, ob die gelehrten Herren aus ihren nebelhaften Regie.
nen wieder auf das feſte Terrain des Diesseits ſich begeben, oder ob ſie auch
. us ga | in Zukunft, wie Wangenheim sich sehr bezeichnend in Gotha ausdrückte, mit
ilk [ Leidensbrüder bei der hiesigen .. -

Wahlmännerwahl durchgefallen ſind, sucht er dadurch zu beſchönigen, daß ", | Y
ſSSigtzung, in welcher dieselbe zuerſt über die Entſchuldigungen der nicht erſchie-

der Stange im Nebel herumfahren wollen. ' C(Oberrhh 3)]n.
München, 9. Oct. Die Kammer der Reichsräthe hielt heute ihre II.

nenen HH. Reichsräthe entschied, worauf der erſte Hr. Secretär seinen An-

trag auf Beseitigung der Anonymität der Verhandlungen unn.
wickelte; diejer Antrag wurde der vorschriftsmäßig niedergeſezten Commiſſoen.
für Abänderung der Geſchäftsordnung zur Begutachtung zugewiesen, und von
dieser Commission der zweite Hr. Präfident, Fürſt Ludwig v. Oettingen-Wale

lerſtein, zum Berichterſtatter ernannt. . (Würzbe 3)3In.
Weimar, 1. Oct. Der Stadtrath hiersſelbſt hat beſchloſſen, ähnlich den

Einrichtungen Preußens Städten, seine Plenar-Protocolle zu veröffentlichen.

Verlin, 7. Oft. (Der Proceß dts furßbisd s flich en S eere-
tärs Nidegki.) Heute .iſt vor der fünften Abtheilung des hiesigen Criminal-

gerichts der Proceß des ehemals fürſtbiſchöflichen Secretärs Nidegki zur öffenn. !

lichen Verhandlung gekommen. Die Verhandlung war sehr kurz, der Ange-

klagte hatte keinen Vertheidiger zur Seite. Die Anklage gründet ſich auf zvſen.

Briefe an das fürſtbiſchöfliſche Vicariats-Amt zu Breslau und auf den offenen
Brief, welchen der Angeklagte in Nr. 25 des , Deutschen Zuſchauers “ hatte
drucken laſſen. Er beſchuldigt darin das fürſtbisſchöfliche Vicariats- Amt der
„heilloſen Betrügereien und der ,, Niederträchtigkeiten.“ Den Beweis der

keit erregt, ſo geringe Theilnahme erweckt, wie die Philoſophen-Versammlung | Wahrheit hat der Gerichtshof, nicht antreten laſſen; der Präſident bemerkte,
in Gotha. Die deutschen Philosophen stehen freilich auch. der bei weitem größ- | der Angeklagte würde durch die Form der gewählten Ausdrücke doch straf-,

ten Maſſe nach, dem Leben so ferne, haben ſich ſo tief in ihre Bücherſchähe

p eingegraben, daß sie nur selten mit der wahren Wissenschaft des Lebens sich

[ beschäftigen und durch ihre tief gelehrten, durch hiſtorisch-antiquariſche Bemer-
kungen ausgezeichneten, aber für die Entwicklung der Gegenwart höchſt über-

keinen Einfluß gewinnen können. Nur einem auserwählten
Leſerkreiſe ſind die in dunkle Sprache eingehüllten Weisheitslehren unserer Philo-
sophen vom Fache zugänglich, und dieſe würden es für eine Profanation der



_ Wissenschaft halten, wenn sie wider ihre Gewohnheit aus der Terminologie
ver. Schule heraustreten und in einem für alle Gebildeten verständigen Style
„scheiben würden. Die Resultate der speculativen Forschungen könnten aller-
dingsentkleidet ihrer bisweilen sogar barocken Form, Blößen darbieten , welche auf
den erſten Anblick in die Augen fallen müßten, während jetzt häufig in einer
elbſt erfundenen Terminologie die Urheber eines Syſtems die Schwächen ih-
res Erkenntnißgebäudes bergen zu können glauben. Seltsam klingende Worte
wmùſſen oft Real-Begriffe erseßgen, und durch gespreiztes Umſichwerfen mit

j Phrasen soll bei Vielen der Schein einek außergewöhnlichen Gediegenheit er-

reicht werden. Seitdem jedoch die consequenten Schüler Hegels , unter
ihnen wit dem trefflichſten Erfolge L. Feuerbach, den Schleier, welchen die

! î_ Üertheidiger der chriſtlichen Philoſophie über ihre Werke zu verbreiten wußten,

lüfteten und den Kern jener Doctrine als unhaltbar uud ſich selbſr widerspre-
chend nachgewiesen, ſeitdem namentlich der genannte Denker mit ſeiner unbarm-

herzigen, das Weſen der Dinge erfaſsenden Critik den Poſitiven die herbſten

"Wunden verſette, die Mängel und Lücken in den von den „ Vermittfungs-«-

Menſchen, welche ja in allen Gebieten des Lebens, wie der Wiſſenſchaft, zu
treffen ſind, aufgeſtellten Syſtemen in materieller, wie in formeller Hinſicht
gaufdeckend und ihre oft geläugneten Blößen geißelnd; seit dieser Zeit beginnt
denw doch die Macht der Autoritäten zu schwinden und eine neue Periode auch
in der Philosophie heranzubrechen. Von den Vertretern dieser Richtung, ja
nicht einmal von den Hegelianern in Berlin oder Tübingen war Einer in Go-
tha ersſchienen, ſo daß die vorn Fichte, Reinhold, Vorländer unter Andern re-

präſentirte Ansicht dort ausschließlich dominirte. Die Männer des Juſte-Milieu
‘"in der Philosophie hatten ſich vereinigt, um ihre schon längſt bekannten Mei-

: [nungen gleichſam durch einen öffentlichen Beschluß zu ſanctioniren und ihr

"Glaubensbekenntniß hinsichtlich des Absoluten dem Publikum darzulegen. Die

Welt weiß jett, daß das Absolute als ,, selbſtbewußte Geiſtigkeit“ aufgefaßt
werden muß. Ob ſie dadurch an Einsicht in das wahre Weſen der -
. t:! wollen wir nicht entscheiden. Wohl dem, welcher dem Co



§

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. Z Gettheit | noch größeren Verringerung des Abſatzee bestehen zu können glaubt, ſo möchte

fällig sein, wenn er ſeine Behauptungen auch keweiſen können.
_ Nùidetki hat nämlich behauptet, daß das fürſtbiſchöfliche Vicariats-Amt in
Breslau in Betreff der bedeutenden Fonds, welche nach katholiſcher Sitte zu

ewigen Seelenmeſsſen verwendet werdev sollen, ſich große Unregelmäßigketen.
habe zu Schulden kommen lassen, daß diese Gelder, vielfach eine andere Bee.

stimmung erhalten hätten und mannigfach sogar unterschlagen worden wären.

Der Angeklagte wollte zu seiner Vertheidigung die von Müller-Jochmus her- . .
ausgegebene Schrift: „Offener Prozeß gegen das fürſtbiſchöfliche Vicariiien.
Amt in Breslau c.“ überweisen, hiezu bemerkte der Staatsanwalt aber, vaße

auf Grund dieser Schrift schon ein neuer Prezehß von der beleidigten geiſtlichen

Behörde beantragt und inſtruirt worden sei. In seiner kurzen Vertheiiguun. .
hob der Angeklagte namentlich hervor, daß er durchaus aus keinen perſönliizſen.

Gründen, sondern nur in seinem religiösen Gewissen gegen das Vicariatsamt

zu Breslau aufgetreten sei, dagegen wollte der Präſident indeß darin en ple.
sönliches Motiv erkennen, daß er erſt nach seiner Amtsentlaſſung solche ſtarken.

Ausdrücke, wie in den Briefen, gebraucht, während er allerdings auch ſchon

früher über das, was ihm unrichtig geſchienen, ſowohl beim Oberlandesgericht .

in Breslau, als beim Juſiizminiſterium Anzeige gemacht habe. Die Staats-

anwaltſchaft beantragte nur 3 Monat Gefängniß , der Gerichtshof(!) aber zog

ſich zurück und beschloß : „den p. p. Nidegki wegen schwerer wörtlicher Belei-
digung des fürſtbiſchöflichen Vicariats-Umts in Breslau, theils durch Pasquin
veranlaßt, mit 41,, Monat Gefängniß zu beſtrafenn. (Weſ.-Z.) '!
~ Aus dem Miniſterium des Innern iſt ein Reſcript an den Oberpräſsi-
denten Bötticher ergangen, nach welchem er in keiner Stadt unserer Provinz
mehr die Bildung von Bürger-Reſsourcen zu gestatten und die schon beſtehen.-
den auf das Strenaſte zu überwachen habe. . CWeſ. 3) :
Berlin, 7. Oktober. Die Redaktionsverhältniſſe der hieſigen Voſsſsi-

ſc< en Zeitung ziehen seit einiger Zeit die öffentliche Aufmerksamkeit auf sichen.
| Wenn einige Blätter berichten, daß die Behörde das Ausscheiden des einn.

Redakteurs dieſer Zeitung als fernere Eriſtenzbedingung geſtellt habe, so beruht
dies auf einem, vielleicht abſichtlichen, Irrthum. Es handelt ſich dabei durchaus
um feine politische Kolliſion, sondern nur um eine Kündigung , die in dem
Privatverhältniß zwischen dem Besitzer und Redakteur eingetreten. Die Voſſiſche .
Zeitung soll übrigens mit dem 1. Juli 1000 Abonnenten verloren haben, und wenn
auch die Zahl derselben bekanntlich so ungeheuer iſt, daß der Beſitzer (nach
jenem merkwürdigen, aber in der That richtigen Rechenexempel) nur bei einer

Votha zum Danke verpflichtet iſt, daß ihm durch jene Definition des Unend- | doch ein immer weiteres Zurückgehen nicht angenehm befunden werden und eher

uſtände zu erhalten, die .




 
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