Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Abendzeitung — 1847

DOI Kapitel:
No. 1 – No. 30 (1. Januar – 31. Januar)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44009#0107

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


Mittwoch, den 27. Jeaa .. ......



i qe

fl.'48 fr., durch die Pofl bezogen im ganzen Großherzogthum Baven
nd erhöht fich das Abonnement um den Poftaufſchlez..

Abonnement in Mannheim halbjährlich 2
; M. halbjährlich 5 fl., im Ausla
_ Inſerate die geſp



" 1847. ; . altene Zeile in Peiitſchrift oder deren Raum vier Kreu i i j senden. ih, I . 26. '
m L' Zeile crit | ert êreuzer. Briefe und Gelder; frei einuſene... . “.

FF: RBMC p v wu Ur ü LIttzit ez: re sd gts üts: Lz é tt zu 1:15 Uturte ss - |

N , std énunts
Unser Frauenverein wirkt jezt recht wohl-
tyatig ſur c aa ts regierung faßt
für den Augenblick die Armuth v om ganzen Lande ernſter in's Auge, um
ſie möglichſt zu mindern. Der Kauf von Geireide auf Koſten des Siaates
war ein erſter Schritt, jetzt verſucht man, die Unterſtügung des Proletariats
[in allen Theilen des Staates zu organiſiren, namentlich aber die Arbeit-
loſigkeit zu verdrängen, und dabei die Gemeinde- wie die Staatsmittei
| beiheiligen. Die deßjallſige gro ß h erz o g liche Verorv nung iſt zu wich-
„ als daß ich ſie nicht ſofort ihrem gan
ctheilen sollte. Sie lautet wörtlich wie folgt:
JZur Abwendung der Nachtheile, welche die gegenwärtige Theurung der Le-
bensmiitel insbeſondere für die ärmere Klafſe Unſerer Unterthanen im Gefolge
hat, schen Wir Uns vercnlaßt zu verorbnen, wie folgt: §. 1. In jedem Amts-
bezirke iſt eine Unterſtütungscommiſsion nieverzuſczen. Dieselbe befteht: a. aus
dem Vorſtande des Brzirksamts,, der in der Kommi
qus dem Physikus, dem erxſten Pfarrer (in gemiſchte
den Konfeſſionen) und dem Bürgermeifler des Ortes, worin das Brzirksamt
einen Sitz hat; c. aus zwei oder mehreren weiteren Bürgern dieſcs Ortes,
welche der Gemeinderath ernennt; d. avs zwei oder mehreren, aus anberen zum
Amtsbezirke gehörigen Gemeinden beizuziephenden Einwohnern, deren Verhältnisse
deine thätige Mitwirkung erwarten laſſn. Die l&tzieten werden auf geeignete
Erkundigung vom Awmtsvorſtende zur Theilnahme an den Geichäften der Un-
terſtütungskommiſsion eingeladen. g§. 2. Die Unterfüützungskommiſſion erforſcht
die Mittel, wie der Noth der Armen in den verſchiedenen Gemeinden des Be-
dhirks zu fteuern sei. Sie prüft zugleich die diesfallſigen Vorſchläge, welche vas |.
[Bezirksamt von den eirz.lnen Gemeinderäthen zu erheben hat. g. 3. Die im
1:8. ähnten Mittel ſind theils a. solche, wodurch den Dürftigen Gelegen-

heit zur Arbeit und zum Verdiente verſchafft wird. (Es gebören hier-
er den Staatsbauten, namentlich auch rie Herſtellung von Wegen oder
anderen Gemeindebaulichkeiten, so wie Kulturen oder gemeinnützige Unternehmun- |-
chen jeder Art, worüber die Bezirksämter insbesondere mit den Waſſer- und
Straßenbauinipcktionen und Bezirksforſteien sich zu benehmen haten.) F-.rner
ind die im g. 2. erwähnten Mittel b. theils ſolche, wodurch den Bedürftigen,
welche arbeitsunfähig sind, oder sonst keinen Verdienſt finden
können, der nöthigfte Unterhalt gewährt wird. g. 4. Zu den Mitieln, deren
der g. 3 b erwähnt, gehört unter Anderen: a, die Anſchaffung von Karteffeln
und Getreide auf Koſten der Gemeinde, uur fle an Dürfiige um mäßige Preiſe,
en, bcziehungsweriſe an ganz Arme auch unentgeltlich abzuge-

ut Kariseube, 23. Jan.
thätig für einen Theil unserer St ad t-Armenz unsere St

zen Inhalte nach Ihnen hier mit-

ſſion den Vorfig führt; b.
n Orten von jeder der bei-



enz h. Vertheilung von Mehl und Getreide kann wit noch mehr Bor- |
auf Rechnung der Gemeinde Brod daraus gebacken [und dieſes auf

Weise an die Dürftigen abgegeben werdenz e. ganz beſonders zu empfeh-

“ d auch die Suppenanſtalten, wie sie in vielen Gemeinden bereits beftehen,

| und über deren Einrichtung den Unterſtützung

des Imety Belebpbrgen mitgeiheilt werdon.

..:. s. D!

skommissionen vom Ministerium

s Bezirksamt erläßt an die einzelnen Gemeinden die von der
ungskommijſion berathenen Anordnungen und wacht über deren Vollzug.
gugleich, baß die zur Anſchaffung ber Lebensmittel erforderlichen
weit ſie die zu EU Ezzriltzen, Priträge überfteigen,
s U 3 t tu r . ( §16
kommiſſion begutachtet, : y§<r Etveisten des sustezirth sie :
Ul. l gr eorreaturs rr Art oöuia. ouſe
in der Art bedürfen, daß ihnen ein Quantum von den durch den Staat aufe |
[gekauften Früchten in einem ermäßigten Preiſe oder gegen Borgfriſten abgegeben
[werden ſollen. §. 7. Dieſe Gutachten der Bezirksunterſtüt ungskommisfionen ;
werden der Kreisregierung vorgelegt, welche dieselben periodiſch zuſammenſtellt
und von acht zu acht Tagen gutachilich an das Miniſterium des Innern zur
rtr § lter t: Yrtcie zur. In dringenden Fällen kann die Be-
zirksunterſtützungskommiſſion sich auch u

Pforzheim, 21. Januar. Unsere Stadt verliert fich zur Durlacher
HVersöhnungspolitik, wie aus dem Erfolg der ftädtiſchen Wahlen hervorgeht. Die
ſRückſichtsvollen haben den Sieg gegen die Entsſchiedenen davon getragen. Hoch
[ UU! r torqpfe:.ts v dteral s Uh zr dub .: sz:it ur uu
erden, ſobald ſie durch eigene Erfahrungen die Berwerflichkeit einer fleis lavi-
é rtlurgseit U! N Tüuks auf die unſ ſ ;
n Mitbürger Buck im vorigen Spätjahr widerfahrene Unbill. Wie
Buck in einer Correſpondenz der Grenzſtein-

nmiitelbar an das Minifterium des

erem geſinuungs-

e ſich erinnern werden, wurd
errückung gezeiht, und zwar iſt dieſes in einem jo falſchen Gesichtspunkt dar-
cgeſtellt worden, baß Buck, welcher kurz zuvor zum Gemeinderath gewählt wor-
den, eine Ehrenkränkungsklage beim Hoſgericht anhängig gemacht hat. - Die
Orenjzſteinverrückung b-ſteht nämlich blos darin, doß Buck, mit der neuvorge-
ſchlagenen Feldeintheilung unzufrieben, weil ihn dadurch mehrere ſehr gut ge-
ha er zu ſeinem - von seinen Gegnern amtllich eingeſtandenen ~ Nach-
aßert wurden, einen der beſten Aecker nicht ahlxrat und daſelbſt vorge-
é neue Feldſteine herausnehmen lich, nach de m er den Bürgermeifter ge-
aite, \ob er (der Bürgermeifter) ihm jene Steine habe

Letzterer seine Paſſivität hierbei kundgegeben hatie.
j „i) nicht die beglaubigte Abſchriſt der amtlichen Protokolle, :
ſeitige Angab. » ſelbſt geleſen, ich würde es für ein Mährchen halten, baß
ihm hierfür eine \wevwigige Gefängnißſtrafe zuerkannt wurde. Natürlich hat er
| . u an eine „ öh f thete §ttztuns eingelegt, und obgleich ſolches eine

, v läßt ſich do

mit ett gelinden Verweis beſt







setzen laſſen und



erwarten, daß er frei geſprochen oder
Ine ite



zii:

î Hin auffallenves Srüienſtück zu vieſer Beſtrafuug bildete ein anderes ober-
amtliches Urtheil, wonach ein Mitglier des Gemeinderathes des Landoxtes N.
zu etwa acht Tagen Gefängniß verfällt werden ſollie, weil es: vem Bürgermein.
ſter in der Sigung wegen einer viel ärgeren Ordnungswidrigkeit als obiger
Helofrevel den Rath ertheilt hatte abzurganken. Doch auch dieſes Gemeinde-
raihsmitglied appellirte und irat mit jolchen Bereijen der Räthlichkeit des Ra-
ihrs hervor, vaß der Herr Beamte bem Bürgerweiſter . ſelvſt rieth, die Klage
zurückzunehmen und die Foſten zu zahlen. Mit dieſer Zurücknahme ber Klage
[war jedoch die durch rauhe Pcb sglcat herlrtte Ehre des Gemeinderqihs-Mit-
üliedts nicht hinlänglich gerettet. Daher drang daſſclb- auf nähere Untexrſuchung
gegen den Bürgermeiſtrr, und so traf es ſich, daß derſelve Beamte nun eine
langweilige Untersuchung gegen Letzieren pflegen und burch ein halbes Hitete

Cide beweiſen laſſen mußte, daß jenes Oeieinverathsmitglied mit volleſtem R

ct.

den lieben Bürgermeiſter vom Amt entfernt wiſſen woll'e, D.nn bie beridgeeen.

Zeugen erklärten, daß nicht nur Sieigerungen von Gemeinde-Angelegenheiten
t: Bürgermeiſter mißleitet, sondern noch ſchligumere Dinge verübt worden
4.4; das Urtheit gefällt iſt, sollen Sie die interessanten Einzelheiten die-

ſes Prozeſſes vernhmen. Deny blos Veröſf-n!lichung der gerichtlichen Folgen .

ut; lader bävfis verſchlcierten Mißbräuche wirkt! warnend auf gleichgefinnte
orſtände. : § . | a. ar 4 143:.
_ Ob wohl fener Hoſzſxevel in Königsbach, von welchem Ihr Correſpondent
im Februar v. J. berichtete, daß ber Thäter fich hinausreden möchte, eine eben
ſo lange Unterſuchuug durch dir Durlacher Behörde zur Folge hatte und ob
wohl guch jener lieve Thäter zur Warnung Andverer beſtraft wros .
î Gegen die Noty der Zeit wirb hei uns allzemein kräftig geſteuert und so-
wohl Frucht und Kartoffeln zu einem billigen Mittelpreis als auch nahrhafte

Suppe an die Bedürftigen unentgeltlich oécabreicht. Z1 letzterem Zweck enwien.

k'It dex Frauenverein eine. erfreuliche Thätigkeit. Auch in den Landorten der
Umgebung werden Suppenanfialten eirngerichten.

Unm nicht blos augezblickliche . oth gu lindern, sondern auch für die Folge K
hem Paupyrismus zu steuern, wurde jüngſt hier auch rine Waiſen- und Kleinn

Kinderbewahranſtalt in's Leben gecuſen. Ihren Grundſtock bilden die früher für
kine Leichenhalle gesammelten Gelder. Da nämlich deren Betrag für legt
durchaus nicht zureichte, ſo wurden ſte für die aufſich'loſen Kleinen gewi"

welche Widmung allseitigen Anklang fand und weitere Beiträge we von.
„ten ſo von Vereinen hervorrief. Unter anderen gaben ,,dié LiedertafelÊnn.

Eiſenlohr's g:deihlich.r Leitung und die jüngere Turngemeinde rTeuten. .

„ Gunsten der Waiſen wohlgelungene Konzerte.. y: ) z 11/% gl] . .
. Es könnte ührigens für die Armen zweckmäßiger gesorgt werken.

ſtändige Suypenanſtalten errichlel waruen. Sac Man

oder betteln, b is dicse in's Leben traten und treten. Nöt ijcaſalld igären vie uus
Koſten durch Umlagen auf Mittel- und Hoihbeſteuerte zu decken. Der Vorveaean

als ob dadurch mancher Reiche, welcher zufällig unter den Niederbeſteuerten ftehe,
frei ausginge, verſchwindet, sobald man ihn beim Licht betrachtet. Denn durch-
ſ< nititli ch ſind auch die Hochbeſteuerten die Reichſten. Und die kleine Anzahl
Ausnahmen wird noch durch die ärgerliche Wahrnehmung dezimirt, daß ſolche
niederbeſteuerte Reiche in freiwilligen Gaben meiſt unter den Unfreigebigſten
ſtehen, während der Mittelbeſteuerte in der Regel turchſchnittlich doppelte Gaben

leiſliet und Das zahlt, was eigentlich die Schuldigkeit der Hochbeſteuerten wäre..

Und wenn man die gar leicht einzuführende Maßregel ergreifen würde, blos
auf jene Kapitalien umzulegen, welche nach Abzug der Pfandſchulven übrig blei-
ben, ſo zweifle ich, ob man einen richtigeren Vertheilungsfuß ſinden könnte, zue.
mal Einkommenſteuern nicht in's Leben gebracht werden wollen. !

Nächst dieſen Beſtrebungen, bie materielle Noth zu lindern, erwähne ich
noch des schr zeitgemäßen Unternehmens, den bürgerlichen Sinn der hiefigen Ein-
wohnerſchaft durch Vorträge über unſere Verfaſſung und über das Gen
meindegesetz zu erweden. Dadurch wird der armſeligen Unkenntniß, in der
ſich nicht nur Gemeinderathsmitglieder, ſondern auch gar häufig Bürgermeiſter

bei Erörterung von Gemeindeangelegenheiten ertappen laſſen, in der Folge früher.

oder ſpäter vorgebeugt. In der Natur ver Sache läge es ohnehin, alle jun-
gen Leute, ehe ſie der Sonntag-Sthul Pflicht, d. h. im 18. Jahr entlaſſen wer-
den, wenigstens durch einmaliges Durchlesen mit jenen beiden Grundpfeileen umn
ſerer Geſcgebung vertraut zu mahſeenn. | y
_ * Vowr preuß. RHÿein, im Januar. Dem Militär iſ es faſt unmög-
lich, seine Gedanken weiteren Kreiſen durch vie. Preſſe mitzutheilen, den Auf
schwung der aus langer Verpuppung mühsam ſich hervorwindenden Zukunft be-
fördern zu helfen. Eine Cabinetsordre beſtimmt die Vorcenſur durch das
Generalcoinmando, Die Tagespreſſe wird durch diese Maßregel dem Militär
ſchon ganz verſchloſſen, denn wie bekannt , gelangt jedes Geſuch eines solchen
ts: Ulti tutti V'§t "tuts vajet js U66fſE e
Intereſſe, abgeſeh:n (!. vaß dieſe Cenſur im Superlg!iv Alles ſtreichen
würde, was ſich nicht zur Aufnahme in den Rheiniſchen Beobachter paßte. Wie
kann man von einem ganzen Stand verlangen, daß er ſtumm sei k Sind solche
Ausnahme- Gesetze, wie die herühete Cabinetsordre wohl zeitgemäß? Iſt der
Soldat nicht auch Staatsbürger ? [Wird er, indem er durch ſeine ganze Per-
ſon eine Abgabe an den Staat entrichtet, aus seinem früheren Verhältniß her-
ausgeriſſcen? Wird er viell-icht burch seinen Eintritt in das Heer anſtatt zum
Vaterlandsvertheidiger, zu einem perſönlichen Dienſtmann ? — Nein, gewiß
nicht! Er lebt unter dem Schutze der Geſche, ſo gut wie jeder andere Bürger
q. 4.1; ſie auch prunken und Lärm machen mit jedem Fund auf dem Ge-
biete der S-lbſthülfe; mag sir tieſen Fund. nach all.n Seiten beſt möglichſt auss
beuten, ſie feuert dadurch nur zu größerem Reiz: an.
*{* Aacher, 20. Januar. Der hieſige erſie Grmeinderath nach Einfüh-
rung der neuen Gemeindeordnung iſt sit einigen Wochen ins Leben getreten.

N.

[ Von ſeinem Wirken wax bis jegt nur sehr wenig bekannt gewoxden, als uns
 
Annotationen