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Mannheimer Abendzeitung — 1847

DOI Kapitel:
No. 206 - No. 236 (1. August - 31. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44009#0933

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den Weg treten sollten! – :










Dounerstag , dei 26. Auguſte.. :







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Deut9ſchland.
| Conſtanz eg! te Hemmungen, welchen die dortigen Deutſch-Katholiken unter-

liegen, ungünſtig. Wann wird endlich die deutſche Bundesakte, wann unſere
Verfaſſung zu einer lebendigen Wahrheit werden?

G JIſt Hemmung nicht gleich
einem verſagten Rechte und Schutze? Iſt die Stimmung des Volkes, die ſich

bei der Verhandlung in der Ständekammer kund gegeben, ſind die gewichtigen
Weorte der Vertreter dieses erleuchteten Volkes schon vergeſſen? Rom Hat
nichts gelernt, aber auch nichts vergeſſen, sagt Klüber und dies lehrt die alte,
wie die neue Geſchichte. Wer kennt nicht die Proteſtation der römischen Curie

gegen die Beschluüſſe des Wiener Congresses ? wer weiß nicht, daß Pius Vv1.
den um der Ruhe der Völker willen aufgehobenen Jeſuitenorden am 7. Aug.

dl1S814wieder herſtellte, und im Kirchenſtaate, wie in Spanien die Jnquiſition wieder

einführte ? wer kennt nicht das Ausschreiben vom 20. Aug. 1816, worin der-
selbe Papſt die Bibelübers eg ung eine Anftalt boshafter Argliſt nennt und
das Kreisſchreiben Leo's XII., worin die duldſame Behandlung Andersgläubi-
ger als ein Verbrechen bezeichnet wird ? wer kennt nicht die llocution desselben
Papſtes vom 3. November 1824, worin ausgesprochen iſt, daß das Heil der

, HdChriſtenheit in Unwissenheit und blindem Glauben beruhe ? Predigt nicht

DPius VI1. mit größter Wuth gegen die religiöſe Duldung, die in Deutschland

herrſche? hat nicht Gregor KVI. ſeine Vorgänger noch an Unduldſamkeit über-

troffen, der ein Gebot erließ, worin er die unbedingte Unterwerfung der Völ-

fer unter das römiſche Kirchenhaupt verlangt, vie Toleranz und Derkfreiheit
als eine Frucht des Wahnſinns bezeichnet? hat nicht derſelbe Gregor diese Ge-

ſinnung in dem Handel mit den gemiſchten Ehen bethätigt? Mögen darum
die Fürſten und ihre Berather Geschichte ſtudiren und daraus die gefährliche

Macht Roms kennen zu lernen, die überall wächſt, wo ſie keinen Widerſtand

findet. Im Schoose der katholiſchen Kirche iſt in der deutſch-katholiſchen Kirche
ein kühner Gegner der römiſchen Verfinfterungsſucht erſtanden, ein Gegner, den:
Regierungen, die ihre Rechte kennen

_ Freiburg, 18. Auguſt, Die Süddeutsche hält sich darüber quf ; vrß
. zwei Profeſſoren (die nun pensionint ſind: Welcker und Schreiber) Gi].
beziehen und nichts thun; jedoch, liebe Süddeutſche! bedenke, die ſind ja
penſionirt; aber die haſt du vergeſſen, die nicht pensionirt ſind, die ihren
vollen Gehalt beziehen und doch nich ts dafür arbeiten. — “ s.; !!; f
e u eebl.)

ju Aus Baden, im Aug. (Fränk. M.) Schon häufig ift in der Preſſe
die Stellung des Directors unseres proteſtantiſchen Schullehrer - Seminariums

in Karlsruhe, des bekannten ultraorthodoren S tern zur Sprache gebracht.

Die Tages-Organe, wie die zweite Kammer haben die Regierung zu veranlaſ-
sen gesucht, denselben seines hochwichtigen Poſtens zu entheben und die Leitung
dieser Anstalt einem Manne anzuvertrauen, welcher, von geläuterten wissen-

ſchaftlichen Prinzipien ausgehend, die künftigen Erzieher und Bildner des eigent-
lichen Volkes in einem Geiſte unterrichtet, welcher nicht an vergangene Jahr-

hunderte erinnert und die Keime der Intoleranz und des Selbſtdünkels in die
Gemuüther der jungen Männer pflanzt. Allein bisher waren alle Bemühungen
vergebens, das Minifterium des Innern ließ den Nährer und Pfleger des
Obseurantismus nach Belieben in ſeinem Wirkungskreise schalten, so daß wir

kaum erwarten dürfen, Stern werde in nächster Zukunft die Direction der

genannten Anſtalt niederlegen müssen. .. i . ;
Die Pietiſten versuchen alle Mittel, dem Ministerium zu imponiren und

Ddasſelbe zu überreden, daß das „Volk““ ihre Plane und Absichten unterſtüge.
Sie nehmen für ſich das Privilegium in Anspruch, Vie ausschließliche Wahr-

heit erkannt zu haben und den einzigen Schlüssel zur „Seligkeit“ zu beſigen.

Mit allem Pomp entfalten ſie daher an den s. g. Miſſionsfeſten, den Glanz-

punkten ihrer Wirksamkeit, ihre Stärke durch das Aufgebot aller ihrer Anhän-

ger, und glauben dadurch den Bewcris geliefert zu haben, daß ihre Macht von
Jahr zu Jahr sich vergrößert. Sie übersehen jedoch bei dieſem Caleul nur
die Kleinigkeit, daß, je offener die kirchliche Reaction ihre Banner erhebt, und
vielleicht einige ſchuldloſe Seelen in ihr Lager herüberzieht, auf der andern
Seite entweder der Indifferentismus im Volke wächst, weil dasselbe die ihm

| dargebotene Koſt verschmäht, oder eine nicht unbedeutende Anzahl Staatsbür-

ger jener Fahne zueilt, welche von der Orthodoxie am Meiſten gehaßt
wird, der rationaliſtiſchen. So erreichen die extremen Herren troyg ihrer Ver-
; sicherungen von der „Ausbreitung des Reiches Gottes“’ dennoch nicht ihren
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Wir rs c O)ca deßwegen auch dem neulich in Durlach abgehaltenen Miſſions-
feſte, wobei hochſt ſeltſame Dinge gehört wurden, keine nachhaltigen Folgen.
Nur so viel lernen die vorwärts Strebenden daraus, daß sie mit unermüdli-
cher Kraft dahin ſtreben müſsen, geiſtige Aufklärung unter den nievern Schich-
ten der Geſellſchaft zu verbreiten und so zur Emaneipation derſelben von den
Buchstabenmenschen beizutragen. Dann haben wir eine Seite unserer Auf-
gabe erfüllt, wenn wir unablässig diesem Ziele zuſtreben. Wohlan! wirke Jeder
in seiner Sphäre, und die Früchte werden ſich bald zeigen. .

- (Die Auswanderung.) „Auf Erden gibts kein Volk, das eignen
Ruhm erwirbt, als das + um frei zu sein ~ auf eignem Boden ſtirbt."
Die Auswanderungsluſt iſt unter dem deutschen Volke wirklich zu einer unheil-
"vollen Manie geworden. Eine unbestimmte Begeisterung, ein zielloſes Seh-
nen erregt alle Fibern jedes Einzelnen, der sich hier nicht ganz wohl fühlt;
eine namenloſe Gewalt übt das überseeiſche Reich auf ihn aus; die Hoffnung
überbrückt ihm die trennende Weite; es wird ihm, als sei Amerika das ge-
lobte Land, wo die kühnsten Träume verwirklicht werden. Er muß dahin! -
so sagt ihm eine innere Stimme; er kann dahin! — dies verkünden
ihm tausend Auswanderungs- Einladungen; er soll dahin! — räth ihm oft
seine dürftige Eriſtenz, die vielfach verbreiteten, höchſt vortheilhaft klingenden









Nachrichten. Wir wollen nicht darauf eingehen, daß die Meinungen und Da-

Abonnement in Mannheim halbjährlich 2 fl. 48 kr., durch die Poft hezsgen im ganzen OGrokherzogthum Baden
j halbjährlich 5 fl., im Ausland erhiht fich das Abonnement um den Poftaufſchlag. :
JIJnſerate die geſyaltene Zeile in Peiitſchrift over deren Raum vier Kreuzer. Briefe und Gelder: frei einzusenden. qui

“ E qu

jochen läßäs. .











.. .. c : nd Y : ' fürhaltungen von Amerika bei allen Auswanberungsluſtigén viel zu hoch gen
_. *~2* Mannheim, im Auguſt. Noch immer lauten die Nachrichten aus

ſtelt und nur zu oft ganz ungegründet ſind, denn unsere Absicht wird es nie

ſein, gegen die Auswanderung zu eifern ; alſo davon abzuſchrecken, von furhtée.

baren Enttäuſchungen zu reden, überhaupt die Schattenseiten des amerikani-

schen Lebens zeichnen zu wollen. Wir fühlen uns hicezu weder berufen, noch

auch vermöge unserer Ansichten und Grundſätze veranlaßt. Wenn wir aber
dennoch auf die Auswanderung zu sprechen kommen, ſo geſchieht es in der
einzigen Absicht, den Auswanderungsluſtigen zu sagen: daß wir in ihrem Ent-
ſchluſſe nicht Muth, sondern den Mangel desſelben erblicken. Wie ~ der

Noth wegen ſoll der Deutſche seinen heimathlichen Boden für immer verlassen

und sich in unbebauten Gegenden, unter fremden und gemiſchten Völkern eine

neue Heimath erobern? Und das ſoll sein leichter Entschluß sein ? Nein, der

Mann ist dann doppelt Mann, wenn er die Spanne der Erde, wo oft ſeine. .

Kinder Wiege, oder seine eigene ſtand, wo seiner Ahnen Gebeine ruhen, gegen
alle Ereigniſſe der körperlichen, wie der moraliſchen Welt zu vertheidigen be-

reit iſt, wenu er lieber sein Leben, als seine Heimath verliert. Würden die

Deutschen Alle ſo denken und fühlen, Alle ihr persönliches Gewicht bei jeder

Veranlaſſung in die Wagſchale der Berathungen und gesetzlichen Forderungen

legen; es würde nicht lange währen, so würden für Deutſchland ſchöne und
herrliche Tage kommen. Ein Volk, welches seine Freiheit und Selbſtſtändig-

keit ſchäßt uud liebt, braucht keine stehenden Heere mehr, weil jeder Bürger

ein entschlossener Soldat wird; weil jeder Bürger lieber stirbt, Ut ich iter.
: s . : éevl.

© Aus dem Herzogthum Naſſau, Ende Auguft. z
nunmehr eingethane Kornernte im Allgemeinen ebenfalls überreich ausgefallen z

auch unsere s. g. kleinen Bauern athmen wieder freier, und glauben sich fine.
die nächſte Zukunft vor Mangel gesichert. Um so trauriger aber iſt es für
Einzelne und ganze Gemeinden, wenn sie bei demſelben Fleiße und gleich gün-
ſtiger Witterung eine nur sehr mittelmäßige Ernte gemacht haben; wahrhaft
und behaupten wollen, nicht hemmend in . .

empörend aber iſt die Ursache dieses örtlichen Unglücks. ]
_ Das Jagdregal wurde früher in der Art ausgeübt, daß einzelne, kleinere

Jagdvezirke an den Meiſtbietenden auf Lebenszeit öffentlich verpachtet wur-
[den. Die Jadpächter haben dann ſtets, theils weil die Jagdgrenzen nahe
' waren, theils zur Befriedigung ihrer Liebhaberei, den Wilbſtinb bis zu ziem-

licher Unſchädlichkeit reducirt. Seitdem aber die Domänen 1. . vamit auch de-

| Jagdrecht dem Lande entriſſen, und für Privateigenthum dis perzoglichen Häute

ſes erklärt worden sind, hat man die pachtweiſe Ueber ſ y 1 Jagodregus
~1 beſtimmten Diſtrikten viel mehr.ats Mittel zu Gunſstbezeugungen, denn als

Einkommensquelle zu betrachten angefangen. Die General-Domänen-Direction,

welche aus Staatsdienern gebildet wird, aber lediglich mit der Verwaltung

des Privatvermögens des herzoglichen Hauses betraut iſt, hat seitdem große

Jagddiſtricte dem Herzog reservirt und läßt dieselben dur < vom Staat an-
geſtellte, von den Waldeigenthümern bezahlte, zur Waldecultur
und zum Forſtſchutz b eſtimmte Forſtbeamte, welche leider auch ihrer
Uniform nach, (die Knöpfe haben die Inſchrift: H. N. J., herzoglich Naſſaui-
sche Jägerei) zugleich Privat-Jagdbeamte des Herzogs sind, adminiſtrirnn. -

Den Pächtern kleinerer Jagddiſtricte wurden durch allerlei Machinationen
ihre Jagden abgenommen, legtere dann in große Diſtricte vereinigt, und für
einen Spottpreis an Leute vom hohen Adel und an hochgeſtellte Beamte aus
der Hand vergeben. Zwar nicht nach den Gesetzen, wohl aber nach der Pra-
xis, wird in unserem Ländchen blos der Schaden, welcher von Hochwild, nicht

aber der, welcher von Rehen und Hasen angerichtet wird, von dem Jagbben

rechtigten vergütet. Dieſe dulden daher Hochwild nicht, oder doch nur in ein- -
zelnen kleineren Diſtricten in ihren Jagden, Rehe und Haſen werden aber deſto

mehr gehegtz daher kommt es dann, daß diese legteren Wildgattungen an viene
len Orten des Herzogthums auf eine ſchauderhafte Weise überhand genommen

haben. Alle Beschwerden darüber ſind bisher fruchtlos geblieben. Viele Bauem

sind im Begriff, ihre Felder unbebaut liegen zu lassen, weil die Ernte kaum

so viel werth iſt, als die Aussaatkoſten betragen. Dies iſt namentlich in die-

sem Jahre vielfach der Fall. Zur Zeit der Aussaat koſtete das Korn dreimal

ſo viel, als jezt, und auf vielen Feldern iſt nicht das doppelte des Saatkorns

geerntet worden. Ich habe einen braven, glaubwürdigen Bauersmann weh-
müthig sagen gehört:
fleißigz die Witterung war uns sehr günſtig und doch haben wir eine nur
mittelmäßige Ernte gemacht; denn im Frühjahr, als das Korn zu wachsen be-
gann, haben taglich Heerden von Rehen unſere Felder beweidet und zertreten.“
Bei dem letzten Landtag sind aus allen Theilen des Landes Petitionen um
Erwirkung der Verminderung des Wildſtandes eingelaufen. Der Landtag hat

ſie der Regierung zu geneigter Berückſichtigung empfohlen. Nun sind die :

Forſt- (und Jagd-) Behörden beauftragt, in Verbindung mit den ein-
schlagenden Aemtern den Wildſtand zu untersuchen. Die Unterſuchung hat auch
bereits begonnen. Dieselbe wird vielleicht den Wildſtand, ganz gewiß aber die
Veranlaſser der Petitionen ermitteln. Es sollen schon verschiedene Schultheißen
'in !ezterer Beziehung zur Rede gestellt und hart angelaſſen worden sein.
Sollte es sich herausſtellen, daß der Wildſtand in manchen Orten zu bedeu-
tend iſt, so wird der Auftrag ertheilt weroen, denselben zu vermindern und
die Forſt- (und Jagd-) Behörden werden dann berichten, in wie fern dies ge
ſchehen iſt. Eine tröſtliche Ausſicht ! / j
Auf unsere . viele intereſſante Seiten darbietenden Jagdgesetze werde ich
nächſtens ausführlicher zurückkomme. | :!
«. Hamburg, 21. Aug. (Hr. Scholl.) Hr. Scholl, der heute vor
acht Tagen von Helgoland hierher zurückgekehrt iſt, hat endlich vorgestern die
Antwort der Königsberger Deutſchkatholiken erhalten. Sie iſt ablehnend aus-
gefallen; und wir beklagen dieß weniger im Intereſſe des Hrn. Scholl, der

bei ihnen mit seiner freieren Richtung noch weniger Anklang würde gefunden

haben als bei den Mannheimern, als vielmehr im Interesse ihrer ſelbſt, die
ihn gerufen hatten, nachdem sie ihn kurz vorher gegen Ronge als Lichtfreund
(mit dem Lichte wollen sie nicht gar zu viel sich zu thun machen) desavouirt,

Bei uns iſt\ die

„Wir haben recht gutes Feld, wir bauen daſſelbe ſchſen.
 
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