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Mannheimer Abendzeitung — 1847

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No. 117 - No. 145 (1. Mai - 31. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44009#0561

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er Abendzeitung.

! Sonutag , den 23, Mai.



_ gJuaſsſerate die geſpaltene Zeile iu



is | Deutſchland.

* Mannheim, 21. Mai. Eine Verordnung des gr. badischen Mini-

teriums des Innern verbietet den Bäckern den Verkauf frischen Brodes bei
H bis 23 fl. Strafe. Das Brod darf vor 24 Stunden, nachdem es gebacken
iſt, nicht ausgegeben werden. Die Verordnung gewinnt aber erſt in 7 Ta-
gen ihre Geltung, in welcher Friſt die Bäcker den vollen Bedarf altgebackenen
rodes für den täglichen Verkauf bequem erlangen sollen. Jn Stuttgart
dringt man auf ein Verbot des Verkaufs von allem Lurusbro d für die

geit bis Ende Auguſt; von dem Gaumen kitelnden Backwerk werbe mehr ver-

zehrt als zur Stillung des Hungers erforderlich sei; auch werde das dazu ver-
wendete feine Mehl durch Vermischung mit den geringen Mehlsorten sicher die
Menge und Nahrhaftigkeit des gewöhnlichen Brods vermehren. Nur der
ywWecken“ ſei noch unentbehrlich, das Backen der Bregeln, Gewickelten, ,„Gu-
gelhopfen“’ 1c. sei zu verbieten. H uu:

_ ++ Stuttgart, 22. Mai. Bei meiner Zurückkunft zeigt man mir das
dortige „Journal‘’ vom 20. d., welches eine Entgegnung meines Artikels vom
12. Mai enthält. Der Korrespondent aus Darmstadt ſcheint mich mißverſtanden

zu haben und da ja meine Mittheilungen Aufklärung zum Zwecke haben, so bin
ich mit Vergnügen bereit, mit meinen Gründen gegen die seinen zu Felde zu
ziehen; denn nur auf diese Art iſt es möglich, daß diese Besprechungen über
| L'UrzeeÑentur?e zum Ziele führen. Ich will nun Punkt für Punkt jenen

Artikel beſprechen. n |..
L....Der ülrtikel beginnt damit, daß ich die Offiziere nach Heidelberg gesandt
_ wissen wolle, während ich ganz einfach einen Fall erzähle, wo man es einem
Offiziere verweigerte, dahin zu gehen und daran die Betrachtung reihe, daß es

für den gebildeten Offizier wünschenswerth und ſogar nöthig sei, auf einer

Universität gewesen zu ſein. Es iſt natürlich, daß dieſe auf der Universität ge-

sammelten Kenntniſſe nicht zum Exerzieren nöthig ſind; denn meiner Ansicht

nach iſt es doch des Offiziers einziger Lebexszweck nicht, zu exerzieren, oder
j ubt das vielleicht jener Korrespondent ? Er läßt sich dann sehr wigig über



| ler, L
ſich gewiß gut „amusiren“, während seine Kameraden den Dienſt thun. Nun
fällt aber hier noch Etwas hinzu : Wie viele Offiziere gehen denn nach Paris,
î Ylzier, bereiſen Spanien, Frankreich, Italien ? Wer thut denn den Dienst dieſer
Offiziere? Man müßte alsſo, um Gerechtigkeit zu üben, keinen in Urlaub lassen.
Da ferner auch meines Wiſſens bei dem badischen Militär beſtimmt iſt, wie
viel Urlaub ein Offizier anzusprechen hat, so fällt jener Einwurf ganz weg und
î namentlich die Frage des Verfaſſers: Für was bezahlt der Staat ſeine Offi-
gziere ? Was jene Frage betrifft, was denn der Besuch der Universität erziele,
o weiß ich mit der Beantwortung nicht anzufangen, besonders nach dem Aus-
ſpruche des Verfassers, daß man solche nicht zum Exerzieren brauche; denn ich
meinestheils halte das für einen hohen Vortheil, daß der Offizier geiſtig her-
angebildet iſt, um dem Staate im Frieden wie im Kriege auch mit seiner Ein-
icht dienen zu können. , 1;

_ Was nun ſchließlich die Behauptung betrifft, als ob man zum Besuche
einer Universität ſo ungeheuer vieler Vorkenntnisse bedürfe, ſo bin ich ganz an-

derer Meinung und auch viele erfahrene Männer mit mir; denn dazu bedarf
es hauptſächlich eines klaren Verſtandes, um das zu begreifen, was vorge-
tragen wird. Es wird z. B. nicht nöthig sein, die römiſchen und griechiſchen
Klaſſiker im Original geleſen zu haben. Wenn dem aber auch nicht so wäre,
ſo ſprach ich nur für jene Leute, welche Fähigkeit und Auffaſſung besitzen oder
vielmehr fühlen, daß ſie daraus Nuten ziehen; für die andern iſt es wahrlich
nicht der Mühe werth, sich zu besprechen, da ihnen allerdings der Beſuch einer

Universität nicht viel nügen würde. Das Allerbeſte wäre freilich, wenn der

deutsche Bund eine Militärakademie errichtete, was jedoch sehr ferne liegt.

Wiesbaden, 19. Mai. In der Sigung unserer Landesdeputirten vom |

, 1. Mai ward einſtimmig folgender Antrag des Abgeorvneten Zais zu weiterer
Erörterung gewünscht: „Die Versammlung möge bei der Regierung darauf
| (!!); 1.3! ;:2 URL â. 6.10 voc tf EU
' tt. Moss tts Hue! 1819 und 26. Auguſt 1824 in Betreff einer
yroviſoriſch eingeführten Censur aufgehoben und die im 18. Artikel der Bun-
hbesacte vorbehaltenen Verfügungen über Preßfreiheit durch ein allgemeines
v §4 002%, 0 % tts! he sts! 17





_ werde. - Der Abgeordnete sagt in der Rechtfertigung seines Antrags unter
Anderem: „Es sei mir nur noch zum Schluſſe erlaubt, einige Worte über da s

Verhältniß der Preſſe zu unserem Herzogthum zu sagen. Seit der.

Suspension unseres Preßgeſeßges beſiten wir im Nassauischen keine Zeitung
over politiſche Zeitschrift. Weitz el's rheiuiſche Blätter hörten mit Einführung
der enſur auf. Dieſes Verſtummen fifrt zu ziefet ütciaras. . -

. Vom Haardtgebirge, 12. Mai. (Fr. J.) In vorigem Jahre hat-
en die Diöcesansynoden der Pfalz ſich proteſtirend über einige wichtige







ines neuen Katechismus und über die Suspension des Pfarrers Frantz
genheim, weil man in der Einführung des erſteren und in der angedrohten
jung des letzteren einen Umſturz der in der vereinigten Kirche herr-
den und gesetzlich gültigen Grundsätze erblickte. Zwar hatten die Decane
ie Weiſung erhalten, in den Synoden keine Beſprechung dieser Gegenstände
u geſtatten; jedoch waren diese nicht im Stande, es zu verhindern. Alle Diö-
esansynoden, etwa mit Ausnahme einer einzigen, nämlich der von Homburg,
Mprachen ſich mehr oder weniger ſtark über die genannten Punkte aus. Die

Ab o un e m e u t in Mauuheim halbj#hrlich 2 >. 48 kr., vur< die Poſt bezogen im ganzen Großherzogthum Vaden *
halbjährlich 8 [C., im UAuslaud erhöht ſich vas Abonnement um den Poſtaufſchlag. <4
Petitſchrift vuver deren Raum vier Kreuzer. Briefe unv Gelder : frei einzuſenden.

er, Wein und Gegend bei Heidelberg aus und glaubt, der Öffizier würde |

ngelegenheiten ausgesprochen, namentlich über die beabsichtigte Einführung



No. 1888



V§ VI TW~



Synode vou Neuſtadt wurde aufgelöst. In verſchiedenen Synoden, namen.

lich in denen von Cusel und Pirmasens , ſprachen ſich sogar die Orthodo-
xen sehr entschieden dagegen aus, daß die Kirchenbehörde ſich berechtigt glaube,
!!; Lyn die Besprechung irgend einer für die Kirche wichtigen Angelegen-
eit zu untersagen. ' .....
. Vor Kurzem hat nun das Oberconsiſtorium ein Rescript erlaſſen, worn
wiederholt darauf beſtanden wird, daß die Diöcesanſynoden keineswegs befugt
seien, sich über die genannten Angelegenheiten auszuſprechen. Da man nun
längſt in der ganzen Pfalz darüber einverstanden war, daß auch auf den dies-

jährigen Synoden, die am 20. Juli ſtattfinden, diese Angelegenheiten nochmals .

zur Sprache gebracht werden müſſen, und da wohl sämmtliche geiſtlice un

weltliche Mitglieder der Synoden die Ueberzeugung haben, daß es dem Oben.

confiſtorium keineswegs zuſtehe, solche Discusſionen zu verbieten, ~ was wird

nun daraus entſtehen ? Werden ſich die Synoden, mit Aufgebung der innen.

nach ihrer Meinung zustehenden Rechte, dem Willen des Oberconſsiſtoriums
fügen und schweigen, oder werden sie , ungeachtet dieser wiederholten Willens-

.| äußerungen der Kirchenbehörde reden, und sohin dieſes Jahr wahrscheinliche

alle aufgelöſt werden? Wir meinen, das Richtige sei Dieß, daß die Spne
den das neue Inſtitut des Oberkirchenrathes benützten und bei dieſem Rec urs
gegen das Oberconsiſtorium ergriffen. .. . Lur=S

Leipzig, 16. Mai. Es sind hier Abſchriften von dem vielgenannten.

| Bundespreßg ese g in Umlauf. Sollten ſie echt sein, so wäre allerdings Pre.
freiheit zu erwarten, aber vei Preßvergehen so harte Strafen, daß politischen

Schriftſtellern die Preßfreiheit leicht sehr theuer zu stehen kommen möchte.

Darnach würde au.ch eine preußiiche Commisſſion zur Ueberwachung der Litera-

tur in Leipzig, als dem Centralpuncte des Buchhandels, permanenten Sitz
nehmen: mit den ausgedehnteſten Vollmachten, zu verbieten, zu confisciren,

Druckereien und Buchhandlungen zu durchsuchen 2c. Wenn die sächsische Re.

gierung hierzu ihre Zuſtimmung geben oder gegeben haben sollte, dann wäre
allerdings sehr wahrscheinlich, daß der früher ſchon hingeworfene Plan, den

Mittelpunet des Buchhandels von Leipzig weg und nach Süddeutschland, neh
Stuttgart etwa, zu verlegen, von Neuem auftauchen und mit aller Entſchien.

denheit betrieben werden würde. ~ Ein Censurcurioſum iſt es, daß die hieſige Kreis-

direktion den Abdruck der Verordnung, durch welche sie dem Stadtrath ein
polizeiliches Strafverfahren gegen die Anſtifter der Bürgerverſammlung vom

14. Februar anbefohlen, resp. die legtere unter die Volksverſammlungen im

Sinne der Bundesbesſchlüſſe vom Juli 1832 einrangirt hat, in der „Staats.
bürgerzeitung“" nicht geſtatte t hat. Da indeß im „Dresdener Correſpon-
dent“ dieſe Verordnung abgedruckt zu lesen iſt, ſo hat die Kreisdirektion dm

Redacteur der Staatsbürgerzeitung neuerdings durch den Cenſsor notificiren

laſſen, daß sie den Abdruck jener Verordnung ihrerseits nun auch nicht mehr

hindern wolle, gegen den Dresdner Censor aber ſich beschweren müſſe und be-
schweren werde. Nicht minder intereſſant in anderer Beziehung iſt, was in
Crimmigſchau vorgekommen. Fn einem geheimen Orte des Bahnhofs findet

der Gensd‘arm eine Schrift von Heinzen, „Kriegsartikel- betitelt, und macht

bei der Amtshauptmannſchaft in Zwickau davon pflichtſchuldigſt Anzeige, denun-

cirt zugleich den Fabrikbeſizer Schwedler als Verbreiter der Schrift.

Aber wie ? Obgleich er nicht mit Beſtimmtheit angeben könne, von wem jene

Schrift an jenen Ort gelegt worden sei, so glaube er doch nicht zu irren
wenn er vermuthe, daß dies Schw. gethan habe, weil dieſer an jenem Tage.

auf dem Bahnhof gesehen worden sei. Und der Umtshauptmannſchaft leuchtet
diese Schlußfolgerung ein und der Kreisregierung ebenfalls und Schw. läßt
man in Untersuchung nehmen. Wenn auf solche Verdachtsgründe hin Unter-
fuchungen verhängt werden können, dann iſt der neulich für die Angeber von
Verbreitern aufrühreriſcher Schriften ausgesegte Preis bis zu 100 Thalem
vollends eine gefährliche Waffe gegen ‘die Sicherheit der. Bürger, und noch
dazu in den Händen der Gensd’armen! L edbteh3)..

Trier, 14. Mai. In der hieſigen Zeitung liet man: „Dürfen wir an
den Landtag die ergebenſte Frage stellen, warum ver wackere Abgeordnete un- -

serer Stadt, Hr. Mohr, faſt jedesmal mit Gelächter empfangen wird, ſo oft.

er seine Stimme laut werden läßt? Bereits dreimal verzeichneten die Steno-

graphen dies ſeltſame Schauſpiel. Iſ es der Dialect, oder die Manier, oder

was ſonſt, das den Herren aus der Mark ſo auffällt? Jn Dem, was Hr.
Mohr vorbrachte, lag, so weit unſer Verſtand reicht, durchaus

liches." . ih er... Fr. I)
»" Von der Elbe, im Mai. Die meiſten Militär-Bildungs-Anstalten
haben Offiziere als Lehrer angeſtellt, die ohne alle und jede pädagogiſche

Kenntnisse ſind; es iſt daher sehr erklärlich, daß der Unterricht eben auch nicht

von der Art iſt, daß die erlangten Reſultate dauernd haften bleiben. ~ Es
wäre endlich an der Zeit, daß die Stände sich hier ins Mittel legten und da-
rauf drängen, daß diese Lehrer sich auch gründliche pädagogische Kenntniſſe.
erwerben müßten. ~ Die Nachtheile liegen zu sehr auf der Hand, als daß
nicht jeder denkende Mensch davon überzeugt ſein sollte. Wenigstens würden
dann doch endlich einige Offiziere gezwungen, ehe ſie überhaupt dem Soldaten-
Stande ſich widmeten, Universitäten zu besuchen, und das wäre immer en
ehr großer Vortheil! - i vt h. Uu 1.1

! , g;ef der zr wird es doch dahin kommen, daß alle jene unpraktischen Mi-
litär-Bildungs-Anſtalten wie Cadetten-Häuſer tc. verschwinden und die jungen Leute
in Real-Gymnaſien und auf Universitäten gebildet werden! – s

Von der Elbe, Mitte Mai. (Bremer Z.) Aus beſter Quelle kann
ich Ihnen mittheilen, daß demnächſt, vielleicht noch in dieſem Monate, jeden-
falls im Juni, die Frage wegen Erlaß eines allgemeinen deutschen
Preßgesetzes zur Berathung und zur Entscheidung kommen wird. Wir
zweifeln nicht, daß dieſe hauptsächlich von Baden und Preußen betriebene, von

nichts Lächer- .
 
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