Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Abendzeitung — 1847

DOI Kapitel:
No. 146 - No. 174 (1. Juni - 30. Juni)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44009#0655

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext





halbjährlich 5 fl., im Ausland erhöht
eſpaltene Zeile in Petitschrift oder



;1 Inserate die .








491 Aus dent Großherzogtintrr Mr # 11. Juni. Bei dem höheren
îBeamten-Perſonale in einigen Verwaltungszweigen ſtehen demnächſt wieder
mehrere Beförderungen zu erwarten, namentlich im Finanzminisſterium, so wie
bei der Poſt- und Eiſenbahn-Adminiſtraieam. '(öly. 3) ! nu U

_ #€ Vom Schwarzwald, 12. Juni. Obwohl die Noth auf dem |.
_ Ulyren machenden Schwarzwald, dieser: einſt ſo wohlhabenden Landesgegend, bis-
her immer noch nicht ſo groß war, als auf dem Bußiſchgeſinnten, so war die-

elbe doch groß genug, um zum Nachdenken zu veranlassen, woher es komme,

daß der Wohlstand nicht nur ſeit dieser theueren Zeit, sondern ſchon seit an-
derthalb Jahrzehnten immer mehr abgenommen hat, und durch welche Mittel
. ztſr. Uebeln möchte {rureifen l 2% kités fſcteuterhe z mit
i t o urs V ft uu i fee e o ' Arts ' toes ie qee put "i0
Jahren dafür erlöst wurde und daß der einst so einträgliche Uhrenhandel ſeit
den legten Jahrzehnten nach und nach größten Theils ‘in die Hände fremder
Kaufleute übergegangen iſt. Manche haben auch ſchon jeit Jahren namentlich |
bei der im Februar 1843 zu Furtwangen wegen Hebung des Uhrengeschäftes
î H3gehaltenen Verſammlung darauf hingewiesen, wie nothwendig ein Gewerbs.
Verein für den Uhren machenden Schwarzwald sei, wie zweckmäßig ein Uhren-
î gewerbsblatt und wie förderlich die Errichtung einer Uhrengewerbsſchule sammt
HMuſſterwerkſtatt für die Einführung der feineren Stock-Uhrenmacherei neben der
bisherigen Fabrikation bloß hölzerner Uhren. Allein im Jahr 1843 war die
Noth noch nicht groß genug, um bei dem gänzlichen Mangel alles Aſſociations-
î geiſtes bei den nur für ihr Einzelintereſſe besorgten Bewohnern des Uhren ma-

chenden Schwarzwaldes jenen Vorschlägen Eingang zu verschaffen. Endlich

î nachdem die Noth von Jahr zu Jahr größer geworden iſt und nachdem die
Noth dieses Jahres manche vorher noch verhüllte üble Vermögensverhältniſse
î aufgedeckt hat, fanden jene Gedanken besseren Eingang. So kam es denn,
daß eine kurze Einladung in den zu Villingen herauskommenden „Schwarze |
wiälder“ zu einer. Zuſammenkunft in Schönenbach für den dießjährigen Him-
î Mmelfahrtstag den Erfolg hatte, daß sogleich ein Gewerbsverein errichtet und
die Herausgabe eines Uhrengewerbsblattes beschloſſen wurde. Während dieß
Vlatt das Intereſſe für die Sache allwärts zu wecken ſucht, iſt bereits für
den 28. dieses Monats nach Vöhrenbach von dem provisorischen Verwaltungs-
rath eine Einladung erlasſſen zu einer möglichſt großen Verſammlung aller bei

dem Uhyrengeschäft Betheiligten oder ſich sonst dafür interesſirenden Schwarz-

wiälder. Möchte die Versammlung möglichst ſtark werden! Denn welcher Be-
wohner des Uhren machenden Schwarzwaldes , selbſt wenn er bei dem Uhren-

_ geſchäft nicht direct betheiligt iſt, sollte sich nicht interesſiren für die Wieder-

emporhebung deſſelben? © Wodurch iſt der unfruchtbarſte Theil Badens tber §

; ein halbes Jahrhundert lang faſt der wohlhabendſte gewesen? Einzig und allein.
durch das Uhrengeschäft. Zerfällt dieß, so wird jener Landestheil der ärmſte

_ werden und ſich der Bußiſchen Bettelei nimmer schämen. Nur durch festes An-
î einanderſchließen seiner Bewohner wird es möglich sein, die bei dem. Uhren-

geschäft eingeriſſenen Mißbräuche zu entfernen, die Einführung ver Fabrika-
tion feinerer Uhren durchzuſezen, und bei der großherzoglichen Staatsregierung
mit Erfolg sich für die Errichtung der hiezu erforderlichen Anstalten zu ver-
wenden. Bittiſchriften von Hunderten, von Tausenden unterzeichnet, werden
nicht ohne Erfolg bleiben. Wie viel schon hat der Staat anderwärts für
Handel und JInduſtrie gethan durch Anlegung von Straßen, Eisenbahnen,

_ Rhein- und See-Häfen !c? Weßhalb ſollte er nicht auch endlich einmal etwas
thun wollen für die weltbekannte Induſtrie des Schwarzwaldes, wodurch seit

| rh. alljährlich 1 bis 2 Millionen fremdes Geld in das Land
am?

î Es wäre höchſt intereſſant, wenn die Mannheimer Abendzeitung noch vor
dem 28. dieses Monats Artikel brächte über die Errichtung der Gewerbshallen
zu Mainz, Wiesbaden te., da der Gewerbsverein für den Uhren machenden
Schwarzwald auch an die Errichtung solcher denkt. j.: ..
_ *g* Vühlerthal, 11. Juni. Geſtern fand hier ein schönes Bürgerfest
Statt. Unser früherer Volksabgeordneter Herr Richter von Achern, dem die
îleyten Wahleinwirkungen die Liebe seiner früheren Committenten doch nicht
rauben konnten, kam nämlich in Berufsgesſchäften hierher. . |

. Kaum hatte ſich der Volksvertreter kund gethan in unserem stillen Thale,
als sogleich eine Anzahl Bürger beschloß, denselben zu einem Mathle einzuladen.
Mit Triumph und von Herzen gehender Heiter?eit und Frohſinn verfloſſen die

Stunden und es trennte ſich die Gesellſchaft mit dem allgemein und laut aus-





| geſprochenen Wunſche, es möchte der wackere Volksvertreter, bevor er zum
î Hnächſten Laudtage abreiſe, wieder erſcheinen, um die Wünſche und Angelezen-
heit eſigen Bürgerſchaftventgegen zu neme.

em Badiſchen, 12. Juni. Die Unterhandlungen zwischen un-
und der baſeler Regierung wegen des Endpunctes der badischen Eisen-
î bahn und wegen der neuen Actien-CEiſenbahn durch das obere Rheinthal über
Waldshut nach Zürich ſind jezt wieder in vollem Gange, nachdem sie durch

die politiſhen Veränderungen zu Baſel einige Zeit hindurch ausgeseßt worden

waren. Man vernimmt hierüber weiter nichts, als daß die baseler Herren

etwas zäher Natur ſind und auf Bedingungen zu beharren scheinen welche

unsere Regierung nicht eingehen kann. Es iſt daher möglich, daß die Bahn
mit Umgehung des Cantons Baſel durch das Wiesenthal geführt wird, um bei
Deyerfelden in die züricher Bahn einzumünden.

_ . (t] Ludwigsburg, 14. Juni. Die No. 156. Ihres (ts. ins Blat-

tes enthält einen Correſpondenz- Artikel aus Orleans, worin ein Vergleich

yqywiſchen deutschen und französischen Militär-Verhältniſsſen angeſtellt wird. Wenn

nun gleich manche der darin hervorgeyobenen Schattenseiten des deutschen Mi-

litärweſens völlig wahr ſind und nicht in Abrede geſtellt werden können, so
heat doch Ihr Correspondent dabei die deutschen Truppen sehr ſtiefmütterlich be-
1 |zeie! urs | ig bfentar go!! den Htaryaitte tines «urtrteiſhts Beobachters



_ Dounerstag, deu 17. Juni.
". M in Mannheim halbjährlich 2 l. 1 kt. durt vis Poft bezogen im ganzen Großherzog Z: Tc. :

deren Raum vier Kreuzer. Briefe und Gelver: fret zus

I ~~ s Ur sm" }®t C W umu

[nen

muß das erſt die Erfahrung lehren. Meiner Ansicht nach
von der Natur eher zum Tragen geſchaffen als der Unterleibe.

ſtreitig vorangeeilt, indem
[ herſtammenden Exercier-Reglement, deſſen Mängel bei Sachkundigen aner-
kannt sind, noch nicht losſagen konnten. i . n MM . -





das Abonnement um den Pofitaufſchlag.



O



_ Einsender dieses hatte früher Gelegenheit, die franzöſiſchen Truppen ken.

zu lernen und kann aus eigener Anschauung versichern, taß die Truppen
des Sten deutſchen Armee-Corps in Bezug auf Bewaffnung, Ausrüſtung, Ele-
mentar-Taktik u. s. w. den franzöſiſchen nicht nachſtehen, ja dieselben vielleicht
in mancher Bezieyung sogar übertreffen. . u i.. M , 2.8
_ Die Bewaffnung, wenigstens die der Infanterie, iſt dieselbe; denn die

Gewehre im Sten Armee-Corps ſind genau nach dem Muſter der franzöſiſchen

angefertigt und es iſt durchaus kein Grund vorhanden, anzunehmen, daß die
selben im Kriege weniger gute Dienſte leiſten follten. j S u
Was die Ausrüſtung des Mannes betrifft, sſo haben die Franzoſa in
neuerer Zeit allerdings mehrere Aenderungen vorgenommen ; z. B. haben die-
selben die bisher übliche Art die Patrontaſche zu tragen, aufgegeben und hän-
gen dieselbe jetzt an einen um den Leib gehendei Gürtel... &Z ff.

Ob nun dieses praktisch it ~ muß sehr dahin geſtellt bleiben, jedenfalls
ſind die Schultern

In Bezug auf Elementar-Taktik ſind die Deutſchen den Franzoſen uuen
ſich die legteren von ihrem, noch aus der Zopfzeiin

Daß die franzöſiſche Armee im Allgemeinen die deutsche übertrifft unn
für den Fall eines Krieges glänzendere Reſäültate als letztere verspricht, daran ſind

einzig und allein die verſchiedenen politiſchen Verhältniſſe Schuld, die den

Franzoſen den Deutſchen gegenüber ein entſchiedenes Uebergewicht verſchaffen,.

nicht aber der Umſtand, daß unsere Nachbarn in rein militärischer Hinsicht viel
praktischer ſind, als wir. u u. E

Ich möchte Ihrem Correspondenten aus Orleans anrathen, die franzöſiſchen.

Erercierplätze fleißig zu besuchen, er wird bald übereinſtimmend mit mir ſagen : ,

tout comme ehez nous.

Crailsheim, Anfangs Juni. Mit Freude begrüßte man überall die

[Vähricht von ver bevorſtehenden auf Oeffentlichkeit und Mündlichteit baſirten Ge- '
ſetzgebung. zug i | ! ;

, Wie wir uns jegt über die Prozeſſe der alten Reichsgerichte wundern
und es kaum für möglich halten, wie man damals habe leben können, so wird man
einſt, wenn die Oeffentlichkeit und Mündlichkeit des Gerichts-Verfahrens in das
Leben getreten iſt, ſich wundern, daß wir Ehre und Vermögen Jahre lang
durch das Labyrinth der. Acten schleppen. ._.. "a.'ue

Ulm, 11. Juni. Die heutige Schlußverhandlung war ein neuer Beweis von
der in den unteren Volksklaſsen herrſchenden furchtbaren Rohheit. Der 61 Jahre
alte Webergeselle Johann Baptiſt Kreittler aus Engelitz, Oberamts Tett-
nang, hatte am 21. October 1846 einen Verwandten, bei dem er wohnte, den Zim-
mermann Anton Feiner zu Reitsſtock in Folge eines Wortwechſeis im Raujche
mit dem Stilet erſtochen. Der Angeschuldigte wurde zu 8 Jahren Zuchthaus

verurtheilt, nachdem er während der Verhandlung ganz den Eindruck einen

Schnappssſäufers gemacht und auch sſelbſt erklärt hatte, „er ſei ganz dumm ge-
worden und wiſsſe sich nicht zu vertheidigen." ... ...
_> SHersfeld, 10. Juni. Vor längerer Zeit wurde dem Director des

hiesigen Gymnasiums, Herrn Dx. W. Münſcher, aufgegeben, ein BVerzeitnte.

der Bücher einzureichen, die seit mehreren Jahren für die Gymnaſiums-Bib-

liothek angeschafft worden seien. Wie man hört, so wollte das Miniſterum

daraus ersehen, ob sich verbotene darunter befänden. Man kann ſich dieß Be-
gehren nur aus einer Denunciation erklären, die weſentlich gegen Dr. Volks-

mar gerichtet zu sein scheint, der während seiner Anstellung am hieſigen G..
nasium Bibliothekar war und ~ wir müſſen es mit Schmerz sagen – leide.

die Vermessenheit hatte, ohne Gefahr seiner armen Seele manch confiscirliches
Buch zu goutiren. Auf eine andere Denunciation hin gegen denselben Dr.
Volckmar iſt nun neuerdings Dx. Münſcher zu einem Bericht darüber: ob es
wahr sei, daß Dr. Volckmar bei seinem Religionsunterricht ſich herausgenome
men habe, die Schüler in ihre Lutherische Bibelüberſezung einzelne Verbesse-
rungen eintragen zu lassen, ~ und zur Einsendung von etlichen dergeſtalt ver-
besserten Exemplaren aufgefordert worden. Diesem Verlangen konnte entſpro-
chen werden, und wir werden wohl jene Corpora delieti demnächst in der ge-

| gen Dr. Volckmar eingeleiteten Diſciplinar-Unterſuchung als Zeugen auftreten

schen. Es iſt ein Glück für Dr. De Wette, daß er feine Bibel-Ueberſegung
als schweizerischer Profeſſor und nicht als [kurhesſsiſcher Gymnasiallehrer hat
drucken laſſen, er würde ſich sonſt vor Denuncianten, deren wir besonders in
Hersfeld ein wohl asſortirtes Lager zu haben scheinen, nicht mehr retten könuen.
_ ~ Einer Correſponden; aus Darmſtadt im , Frank. Journ." zufolge
iſt daselbſt am Abend des 13. Juni die Frau Gräfin von Görlitz auf eine
ſchreckliche Weise in ihrem Schlafzimmer verbrannt. Wahrscheinlich kam sie
beim Lesen oder Schreiben dem Licht zu nahe. Als man von außen die Flamme,
welche raſch die Vorhänge und das Bett ergriff, bemerkte und in das Zimmer
drang, lag die Unglückliche bereits todt am Boden, furchtbar verbrannt und
bis zur Unkenntlichkeit entſtellt. "uetu Uns
î Berlin, 11. Juni. Wie versichert wird, hat der König eine abermalige
Verlängerungsfriſt von acht Tagen für die Verhandlungen des Vereinige
ten Landtags bewilligt, so daß der Schluß der Sigungen erſt B y dieſes
onats eintreten dürfte. j : Fl. J.) ..
1 Berlin, 11. Juni. (Polizeiztg.) Bei den vielfachen Untersuchungen,

| welche in neuerer Zeit wegen Wuch ers anhängig geworden find, hat ſih das

Criminalgericht veranlaßt gesehen, den Wucher für ein Verbrechen zu
erklären, welches einen Mangel an ehrliebender Gesinnung an den Tag lege,
und deßhalb außer auf die gewöhnliche Gelbſtrafe auch noch auf den Verluſt
der National-Kokarde zu erkennen. Da die meiſten Wucherer Geschäftsleute .
ſind, welche durch den Verluſt der Kokarde in ihren bürgerlichen Verhältniſsen
bedeutenden Schaden erleiden, so bildet diese Anſicht des Criminalgerichts al-
lerdings ein wohlthätiges Schreckmittel gegen den überhandnehmenden Wucher.
Andererseits iſt aber auch nicht zu verkennen, daß der Wucher ein Vergehen
 
Annotationen