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Mannheimer Abendzeitung — 1847

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No. 1 – No. 30 (1. Januar – 31. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44009#0014

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Eigenihümer v. h. Daumpfmühle zur Anlegung eines Magazius von veroctroir-
tem Mehle in der Stadt zu zwingen, vuui deſſen Beeinträchtigung bes hiesigen
Mehlhandels (der auch von uns hoch verſteuert wird) aufzuheben. Er wird

es auch wohl ſchwerlich dahin bringen können, venn Hr. v. Caypellen fteht als

Fabrikant unter vbem Schutze der Regierung und wir nur unter bem unſerer
Mitbürger. Ein kleines Beiſpiel wird dem Leſer klar machen, wie beveutend die
ret ſind, welche die Dampfwühle gegen uns und die Mehlhänvler vor-

Alles Mehl, was in bie rheinbaieriſchén, heſſiſchen und bahiſchen Nachhar- '

urte geht, wirv in der Dampfmühle geholt, weil der in der Stadt wohnende
(Beſchäftsniann, so lange das Octrot nicht aufhört over unbediugt zurückvergütet
wird, immer wird 36 kr. mehr forvern müſſen pr. Mltr., alſo durchaus nicht
nach Außen konkurriren kann mit ber genanaten Mühle, vie noch vazu inner-
halb der Stadtquabrate liegt und darum auch den Schmuggel von Tragslaſten
in bie Stadt nur allzu möglich macht. Wir dürfen keinen Sack Mehl aus ber
Mehlwage thun, ohne zuvor das Octroi zu entrichten, oder allerlei léſtige Förm-



lichkeiten zu erfüllen uno müſſen im Gegensatze hiezu sehen, wie der Dampfmül-
ler ſogar in der Mehlwage beim Einkauf als Coneurrent gegen uns auftritt, ,
vas angekaufie Mehl ohne Unſlände auf ſein Fuhrwerk und in ſein Magazin
verbringen läßt, um es von dort aus zu verkaufen, wohin es ihm beliebt. Wir
äber haben vas Zuſehen. : j
Und wie verträgt ſich schließlich die Absperrung unſeres Geſchäfts gegen
den Auſssenverkehr mit dem Gemeindegesetze, das jeder Inkänder mit den geſeglichen

Eligenſchaften als Bürger aufzunehmen befiehlt? Gibt es kein Gewiſſen für die
ſchuldlos Birarmten? denen man das Einkaufsgeld abgenommen, auf der an-
dern Seite abir das Fortbringen mittelſt ihres Geschäftes abgeſchnitten hat? –~

Alle dieſe Mißſtänte wären sicher längst gehoben, wären ſie ausſchlicßlich Sache
ver Regierung. So aber die Bürger darein zu reden haben, bildet ſich Jeder
ft cisener sft uf läßt den Mitbürger gerne ſeine Macht empfinden. Gott
Mannheim den 30. Dez. 1846. .
-i w Die Väcker.



4 Deutschland. ,
Marlsruhe, 27. Dezbr. Von Dr. Otto Eisen lohr, den wir bereits

für das Jahr 1846 als einen ziemlich glücklichen Wetierpropheten kennen gelernt

haben, ift ſo eben wieder erſchienent „Vermut hl iche Witterung des Jah-

res 1847. Berechnet im November 1846.“ Karlsruhe, Druck und Verlag
der G. Braun'ſchen Hofbuchhandlung. Der Berfaſſer bieſer Blätter gründet
ſeine Berechnungen auf eine mehr denn A0jährige Beobachtung, und ſeine oft
üderraſchenb eingeiroffene Vorherſagung ber Witterung für das eben ablaufente
Jahr 1846 ift eine flarke Gewähr ſeiner wahrſcheinlichen Witterungsberechnung
für 1847. Jedenfalls iſt es nicht unwichtig, ſeinen Vorausbcſtimmungen ge-
nau zu folgen, und finven wir bei der fortbauernden Theuerung aller Lebens-
mittel zugleich in den Ergeüniſſen seiner Beobachtungen eine große Beruhigung,
da Herr Ciſsenlohr uns in Bezug auf vie Fruchtbarkeit ves kommen-
den Jahres besonders g ünſtig e Ausſichten eröffnet. Beiſpi.lsweiſe wol-
len wir hier nur die Angabe der Witterung für den Monat Dezember miithci-
len. Dezember. Wayhrscheinlichkeit gering. Anfänglich Froſt imit NO. und

tiefem aber etwas ſteigendem Baroweter, viel Schueez dann SW. unb nach

Mitte des Monats eher Neigung zum Regen. In den letzten zehn Tagen sehr
tiefer Barometerſtand, dabei jevoch mehr kalte als gelinde Witterung. Im
Durchſchnitt: Bei ſehr tiefen Barometerſtand kälter als geroöhnlich, ziemlich
häufig NO - Windz großentheils Froſt mit Schnee, nur 1heilweiſe burch Thau-
wetter unterbrochen, die Kälte mehrmals bedeutend. Nicht viel helle Tage. -
Die Regentaenge größer als gewöhnlinze.

_ +* Vom Nheia, Ende Dezemb. Die von den Herren Abler und
Wagner im April d. J. begrünvete, bei H. Hoff in Maunheim erxſchienene
Wochenschrift „bie Reform des Jubenth ums. wird, nach einer UAnküadi-
gung bes Verlegers in No. 39 erw. Zeitſchrift nicht weiter fortgeſetztt werden. So
ganerkennungswerth der Auſſchwung war, welchen dieſelbe gleich bei ihrem Be-

ginne genommen, ſo ſehr ſie ſich besonders durch werthvolle Auſſäte und Kri- |

tiken, durch eine würvige, von aller Persönlichkeit freie populär -wiſſenſchaftliche
Haltung vortheilhaft ausgezeichnet hat, - hat fie dennoch, ber gedachten Aukün-
digung us‘. ! diejenige Unierſtütung gefunden, welche zu ihrem FForibe-
anve nöthig: ſchien. . ; ;
ſ his. der wahre und Hauptgrund sein soll, der das Enter eines so
kräftig aufblühenden Lebens beſchleunigen konnte, dürfte sehr bezweifelt werben.
Sollten Herausgeber und Verleger ſo bald ihren Muth, ihr Vertrauen zu ei-
ner guten Sache verloten haben ? Sollten ſie nicht im Voraus gewußt haben,
daß ein derartiges Unternehmen eine längere Zeit als dreiviertel Jahre zu ſeti-
nem Geveihen nöthig habe und darum allerdings Opfer in Anspruch nehme ?
Muß nicht ein jedes Tendenz-Journal von beſtimmter Farbe ſich erſt seinen
îHLeſerkreis schaffen und heranziehen ? –~ Wir glauben darum den Grund ſür
das Erlöſchen der beregten Zeiiſchrift in einwas ganz! Anderem ſuchen zu müſ-

ſen, und finden ihn wirklich ganz nahe liegend in bem Uniſtanbe, vaß die Be-

dingung der Erxiſtenz derselben, deren Bedürfniß, nimmer vorhanven iſt. --Die
Reform des Jubdenthums“’ verdankt. nämlich ihre Entſiehung dem ungeheueren
Kriegslärm, ber nicht lange nach dem Schluſſe der zweiten Rabbiner- Versamm-
lung aus. den verschiedenen Lagern ihrer Feinde hervorbrach, nachdem eine Coa-
lition der Paxteien zu Stande gekommen war, um gegen den gemeinſchaftlichen

Feind, die R. V., wit deſio beſſerem Nachdrucke operiren zu können. Die Pa-

role war geſchickt ausgetheilt, die ſtarr- orthodoxe Zeloien- Schaar mußte ihre
Schmähungen und Flüche durch das Horn des r treuen Zionswätchiers- ausſtoſ-
ſen ~ und man muß 1hr bezeugen, sie hat ihren Poſten behauptet und ihren
Auftrag treulichſt erfüllt, ~ die unſicher ſchwankende mit Allen kokettirende
Fraukel'ſche Partei übernahm bie doppelte Rolle, nach zwei Stiten hin zu operi-
ren, die Mitglieder der Rab. Verſ. wurden tüchtig angeſchwärzt und verdäch-
tigt, die eigenen Freunve und Parteigänger erhoben und lobgeprieſen. ~ Ei-
nem ſolchen wohlangelegten allgemeinen Angriffsplane gegenüber ſchien es aller-
dings nothwendig, auch einen umſichtigen Vertheidigungsplan zu entwerfen, die

-k. Herſ. bedurfte eines eigenen Organs und ſo entſtand die Reform des
Judenthums..

Jin Verlaufe bieſes Jahres aber haben sich die Uniſtände bedeutend geän-
vert, die unnatürlich verbundenen heterogenen Elemente haben ſich inzwiſchen wie-
derum aufgelöſte Der mit ſcharfen Geruchönerven versehene Zionswätchter--
halte bald bie verſteckte Häreſie der poſitiv-hiſloriſchen Schule (ſFrankel) heraus-
gerwiitert und er begann dieselbe ebenfalls anzubellen. Seitdem nun der Bunb
geſprengt, wird das Kricegsgeſchrei immer ſchwächer und ſchwächer und iſt dem
gänzlichen Verftummen nahe gekommen. „Der Zionswächter-, der wie gewisse
Thiere nur im Schmutze gedeiht, wühlt zwar for1 im Kothe, womit er aber
Y nur ſich ſelbſt beſuveliz keine reine Hand mag ihn mehr berühren. Der Orient-e
hat ſeine giſtigen Pfeile verſchoſſen und haben ſie ſein eigenes Herz töbilich ver-
wundet. Die Frankel’ſche Zeitſchriſt hat, um fich nicht noch mehr zu verrathen,
. das religiöſe Gebiet ganz und gar verlaſſen unb ſich auf das neutrale Feld der
Literärgeſchichte zurückgezogen, wo sie nur magere, kraft- und ſafiloſe Aehren
auflieſt und vamit vie hungerigen Abonnenten abſpeiſt. „Werden bieſe dürren Kno-
chen je wieder Leben bekomuien ? - möchte man mit dem Propheten fragenz wir

lauben nimmerme hr: Der religiöse Fortſchritt iſt erſtarkt und erkräftigt,
reitet ſih immmer mehr unter dim Volke aus, bie Rabbiner - Versammlung be-
darf keiner anberen Stütze mehr, ſie hat kein eigenes Organ weiter vöthig, es
genügen die beſtehenden jüd. Zeitſchrifien dem gegenwärtigen Bedürfniße hinlängtich
Fe v: ditelter. nur dabei gewinnen, wenn die bisher zerſpliiterten Kräfte
' § eoncentriren wollen. "1.4 /



noch That zu verfolgen. |



Aus Kurbeſſen. Der in Koblenz verhaftete Dronke iſt ein kurheffiſ<her
Unterthan. Sein Vater nämlich, tin preußiſcher Beamter, trat aus königlichem
in den kurfürſtlichen Dienſt. Als der Sohn bei ſeiner Ausweiſung aus Berlin

ſich auf sein preußiſches Heimaihsrecht berief, ſagle ihm das Miniſterium, er ſéa
ein Kurheſſe, und schickte ihn fort. Jetzt, woo der Gefangene ſein decretirees.

Kurheſſenhhum in Anspruch nimmt, sagt ihm baſſelbe Vtiniſterium, er ſei noch
ein Preuße, und hält ihn feſt. Das iſt eine alte Schwabengeſchichte, daß der,
welcher ven Hut aufhebt, eine Ohrfeige bekömmt, hingegen jener, welcher ihn
liegen läßt, eine Maulſchelle. CSeeblätter))

Ans dem Osnabrück'fcßen, 25. Dec. Als ein nicht unintereſſanter
Beitrag zu den hannoverschen Cenjurzuftänden mag folgendes Faktum Erwäh-
nung verdienen. Die Advokaten der Stadt Osnabrück hatten ſich mit
einer Petition um Oeffentlichkeit und Mündlichkeit des Gerichtsverfahrens. an die
allgemeine Ständeverſammlung gewendet und beabſichtigten, dieſe ihre Petition
in ben osnabrück'ſchen „Erholungsſtunden-, drucken zu laſſen. Der mit der Cen-
ſur beauftragte A mts a s eſſor Risch verweigerte das. Imprimatur, man
wendet ſich an den Regierungsrath v. d. Kneſe beck, allein vergeblich, an. die

L andvroſtei ſelbſt, evenfalls ohne Erfolz. Nun über übergibt man. die Schrift

der Juſtizkanzlei zur Censur, die das Imprimatur ertheilt und läßt dieſelbe

nun als Juridikum drucken.

Berlin, 23. Dez. (Nürnb. Kurier.) Der ang:bliche K om muniſten,pr.,o-
zel iſt berciis zu der Kleinheit zuſammengeſchrumpft, bie wir ihm ſchon von
vorneherrin prophezeit haben. Seit heute früh befinden sich auch. die
lep ten vier Handwerker auf freiem Fuße und es hat ſich ein Grund zur
Anklage nicht ergeben. Für das Polizeipräſivium von Berlin dürfie in bieſem

Verlauf ein kleiner Triumph liegen, da es. ſich anfänglih geweigert hat

einzuſchreiten. ~ So können wir diese Begebenheit ruhig ad acta legen und
die Geſchichiſchreiber können ſie einregiſtriren. ) ;
Möln, 28. Dec. Am 24. d. Mts. hat der königl. General-Procurator
Berghaus dem Advoeat-Unwalt Vorchardt einen Cafſsations-Recurs gegen ein
Urtheil des Unklage-Senats. zustellen laſſen, wodurch eine vom öffentlichen
Miniſterium eingelegte Opposition gegen den Beſchluß der hieſigen Raths-

| kammer verworfen worden, der den !c. Borchardt wegen.eines hieſigen Artikels im

„Frankfurter Journal- über die kölner Auguſt-Ereigniſſe außer Verfolgung
ſetzt. Die Beſchuldigung beſteht darin, daß der 1c. Borchardt die am 3. und
4. Auguſt d. J. commandirt geweſenen Wacht mannſſch aften, die man; wie .
M uss als eine moralische Perſon betrachtet, rh h; Yrütch beleidigt
abe. öln. Ztg. |

Griechenland..

* Ein Privatſchrriben aus Athen vom 13. Dec. meldet: Die heute erfolgte
Ankunft des baieriſchen Prinzen Luitpold, Bruders des. Königs Otto, wird in
unsern politischen Zuſtänden nichts ändern. Luitpold hat auf die griechiſche
Thronfolge feierlich verzichtet, gegen den Willen seines Vaters, welcher der
Baarſummen wegen, bie er dem griechiſchen Staate vorgeliehen, einige Garan-

tie durch die Nachfolge ſcines dritten Sohnes wünſchte. Aber auch der vierte

Sohn Adelbert hat, wie wir hören, geſtütt auf den Rath. der baieriſchen Ag-

naten, ſeine Unluſt ausgeſprochen, nach Griechenland zu gehen, und die her-

zoglich baieriſche Linie, deren Chef der erleuchtete Herzog Maximilian, dürfte
ohnehin wenig Luft verspüren, die Heimath ber Väter gegen eine andere zu ver.
tauſchen. Unter ſolchen Umftänden treten hier die Parteien ſchroffer als je her-
vor, und während die Ruſſen vom dereinſtigen Griechenkönig Guftav CPrinz
Wasa) sprechen, verkündigen die Engländer eine helleniſche Republik. Die
Franzosen oder Collettiſen wollen den Statusquo erhalten, werden aber, wie
alles juste milieu dereinst zur einen oder andern Seite übergehen müſfen.



um zu |

*4% [m, 19. Dec. Ja No. 280. der Mannheimer Abendzeitung, sowie in einer
früheren No. dieses Blattes, befinden fich zwei Artikel gegen den Unterzeichneten, welche
den Herrn Fenner von Fenneberg zum Verfasser haben. ;

Außer diesen beiden Aufsätzen erlaubte ſich dieser Herr in mehreren Briefen an den
Verleger der „Ulmer Ktonik“, Hr. Seit, mich erniedrigen zu wollenz da ich aber nicht
der Mann bin, der in Ehrensachen mit ſich spielen läßt; so ließ ich besagten Htzu er
von Fenneb r r g von Hrn. Hofrath Dr. G. Sch...... in Stuttgart auf die ernſthafteſte Weise zur
Rede ſtellen, worauf er erftens mündlich erklärte: „Er hätte die Unkenntniß ves Herrn
Seitz in Redaktionsgeschäften 1c. zu seinem Vortheile ausbeuten wollen, um mich aus mei-

ner Stellung zu verdrängen und that Abbitte" und zweitens folgende Erklärung von ihm

selbſt geschrieben und unterzeichnet an mich abgſabx ,
„Der Unterzeichnete erklärt, daß er in Folge von Mifverſtändniſssen und daraus her-
vorgegangenem persönlichem Haße ſich verleiten ließ, über Dr. Seupel an seinen Verleger
J. C. Seitz nachtheilig zu schreiben und bedauert zugleich, daß dies ohne Veranlaſung
von Seiten Seupels geschehen. Ich verpflichte mich !! Zukunft Hr. Seupel weder in Wort
Stuttgart, am 15. Okt. 1888. . , Fr. Fenneb erg.
Herr Buchhändler Seit, welcher sich zu meinem Nachtheile, von Hr. v. Fenner gegen
mich einnehmen ließ, giebt nun in No. 337. ver „Ulmer Kronik“’ folgende Erklärung von
ſich: „Jn Beziehung auf die Erklärung vom 30. Nov. in der Ulmer Kronik, füge ich der-
„selben, um Mißdeutungen vorzubeugen hinzu, daß ich Hr. Dr. Seuyel in jeder Bezie-
„hung als einen sehr achtungs werthen Mann habe kennen gelernt, und daß unfere
„Zerwürfniße einzig aus der Verschiedenheit politischer Ansichten entsprungen, welche Erfter n
„sich aber jet zu beiderseitiger Zufriedenheit aufzelöst haben. Seine.
Indem ich obige Dokumente den verehrlichen Leſern der Mannh. Abendzeitung wor t-
eireu übergebe, überlaſſe ich es denselben mit gutem Gewissen zwischen meiner und Hry.
fuer von Fenneberg's Ehrenhaftigkeit zu richten. br. Seupel..
 
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