Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Abendzeitung — 1847

DOI Kapitel:
No. 1 – No. 30 (1. Januar – 31. Januar)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44009#0075

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


Mannheimer Abe

Dinstag, den 19. Jauuaer.



1dzeitun;



Inserate die get



Deutschland.

auf Maunheim, 17. Jan. Für Liſt's Familie ſollen unter dem hieſigen
Handelsſtande ſchon nahezu taujend Gulden beigetragen sein.
_ — Die Schrift von He >er und Lommel über Schl-swig-Holſtein ſagt

unter vielem andern Vortrefflichen auch folgende Worte, welche gewiß in ganz

| kennt das Auge nicht, ob er aus Papiermaché oder Erz beſteht.

ps
|

is, wir mehr bemerkt, nicht mehr ihre eigene, ſondern die der gesammten deutschen

Deuliſchland freudig wiederklingen : qu
„Der Würfel iſt dem Topf entsprungen und niedergefallen; noch aber er-
uns für beide Fälle gefaßt! Die Sache unserer nordiſchen t! Ul. Z:

. Nation. Wäre auch der gesunde Arm, müde der Mißhandlung, willfährig und
| bereit, fich vom Rumpf abſchneiden zu laſſen: nimmer könnte das der Körper,

der lebensgefährdete und lebensberechtigte Körper dulden. Wir kennen unſern

î Erzfeind und er uns. Der Panſla vis mus findet das einzige Hemmniß sei-

.. ne

' ner Zukunſt in einem ſtarken Deutschland. Daher der bsld unmittelbare,
cHald mittelbare Schwächung s v ers u <. – Was haben in dieſer Lage wir
| Deutſchezu thun? Antwort: Unsere Schuldigkeit!

(Seebl.)

[? und ſkeine Schulden mehr hat, so gut wie gar nichts um dem Elend die-
ses Nothjahres zu ſteuern. U m
_ gjZwar isſt eine Arbeit für die Armen angeordnet worden; aber statt sogleich

und zu rechter Zeit zu beginnen, ließ fich die Gemeinde-Verwaltung erſt durch

das hieſige Bezirks-Amt, welches hierin mit humanem Eifer einſchreitet, zum

Angriff dieser Arbeiten nöthigen, und schob die Sache nach alter Gewohnheit so

hinaus, daß erſt mit dem legten Tage des alten Jahres begonnen wurde. Und

î nun,. da die Arbeit im Gange iſt, erhalten die Arbeiter nicht einmal wöchent-

1$;; t ver täglich ihr Geld; können also , da fie keinen Kredit haben,
Geld

Lebensmittel nicht einmal anſchaffen. Die Stadikaſſe habe kein
. NYber ſie hat viel Grundvermögen , und kann also Geld er-

hc !! gs es auch Arges, wenn eine ſo reiche Gemeinde einige tau-

zahlt wird, ſo iſt dami
wohl, bei den jegigen Pr

vers! enn aber auch



nd Gulden Schulden machen würde, um ihre armen Bürger in der größten
q ietieut ? sss 3 4! kt: der Armen den
"wörhentlich, ta täglich richtig be-
geſchehen. Denn mit 32 kr. kann
)es und der Kartoffeln der Vater einer
leben. Es wäre also nöthig noch eine
Suppen-Ansſtalt zu errichten, nach dem Muſter anderer Orte. Wenn die Ge-
[meinde-Verwaltung einen feſten Beitrag gäbe, so bin ich überzeugt, daß auch











reiſen !
Yrüte ven qe 4- 5:P-rſo



î viele Wochenbeiträge von den bemittelten Einwohnern in eine zu dieſem Zwecke

zirkulirende Lifte eingetragen und bezahlt würden. Eine solche Anſtalt wäre
leicht ausführbar und würde gewiß die wohlthätigſten Folgen haben.

_ Wenn es aber ſo fort geht wie bisher, wenn nicht mehr für die Armen
. "$< eſchie t und wenn die Sache nicht beſſer organiſirt wird, ſo ift für die nächſte
Hulunft viel zu fürchten. Die Noth wird immer ärger, so wie die Kartoffeln




abnehmen und theurer werden; und ſchon jetzt hört man von Diebſtählen an
, kebevspitteln. Wenn der Hunger einmal den Armen zwingt, ſich ſelbſt zu hel-

. Mö

sen auf jede Art, dann kommt offizielle Hülfe zu spät.

ge eine Gemeinde-Verwaliung, deren Pflicht es ja ift, für ihre armen
orge zu tragen, die Sache überlegen, und aber auch energiſch han-

deln. Mögen aber auch die einzelnen bemiitelten Einwohner der Gemeinde-

Verwaltung bei ihren zu hoffenden Beſtrebungen für Abwendung der Noth red-

U die Hand bieten, und ihr Möglichſtes zu Förderung dieses Zweckes bei-

t!

hs 4% armſtadt, 13. Jan. Die Eingaben von Privaten bei unſeren land-

ftändiſchen Kammern find regelmäßig höchſt gleichgüliiger Natur, weil der Art.
î H31 der Verfaſſungs-Urkunde Petitionen hinſichlich allgemeiner politischer Inter-

. be Vorſiellung annahmen

W-

, §

' eſſen an die Stände verboten hat. Indesſen machte doch geſtern in unserer

zweiten Ständekammer eine Eingabe eine Ausnahme davon. Sie betraf die
ſtimmung jener Kammer, wonach Ehen zwiſchen, Chriſten und Nicht-Chrifſten,



/ a ſ ) namentlich Juden erlaubt ſein sollten, und sprach den Dank einer Anzahl
SEELE

Commiſsar, Minifſterialrath D. Breidenbach wollte sörmlich Tadel
1.1 lautjthrechen und der Abg. Weyland ſie gar an die friedberger Bürger zurück-



Regierungs
darüber

n haben. Vergebens daß die Abgeordneten Glaubrech und Wernher ſich






und insbesondere nachwieſen, daß der Art 81, der
ſondern buchſtäblich zu nehmen sei, darauf nicht paſſe, daß es



en Dank abzuweiſen, u. dgl. Ihr Antrag, die Vorſtellung
den Acten zu nehmen, fand Wiversacher in dem Abg. Weyland,



1uil r undltd
UL
.. h "

/ wenn man hier den Dank annehme, müſſe man ſich in einem anderen Falle

Tadel gefallen laſſen , und in dem Abg. Lotheiſſen , der darauf auf-
nachte, dajj die Vorſt.llung nicht bloß Hank und Anerkennung wegen
<hluſſes, sondern auch die Aufforderung enthalte, auf dem betretenen
ugehen. Abg. Krug (derjenige der hieſizen Beamten-Deputirten der
g. Grafen Lehrbach manchmal zu freiſinnigeren Anſichten neigt), war

/ “ur auth der Meinung des Präſidenten, die friedberger Vorſtellung für unbe-

| hiho erklären, wollte jedoch dabei keine Bezugnahme auf Art. St, weil dieſer
Wiatls, Vüſec"Müte) "vie tcuhesgtr Varhchuns. jk ?cnsctcqt "ü

_ HJezugnzme auf ein Ge ez. Als nun aber die Kammer ihren Beſchluß gefaßt



. / Fe, Un der erſte Secretär, Abg. Lotheiſſen, aufſtand und fragte, was er
NH Bug-

anzen Wintex

vonn ement in Mannheim halbjährlich 2 fl. 48 kr., durch die Poſt
Ibjährlich 5 fl., im Ausland erhöht ſich das Abonnement um den Poftaufschaenn. Mo
Zeile in Petitschrift oder deren Raum vier Kreuzer. Briefe und Welver: frei einzufenen. . *

| lich fühlte, indem er ſagte, er werde ibu; den Secretär , darüber nachher unter-





|

bezogen im ganzen Großherzogthunm Baden



n s

weisen. - Sodann wurde die Berathung über den Familienrath fortgeſctzt, kam
aber noch nicht zum Schluſse. J z (Köln: Zu)
_ Vom Nein, 12. Jan. (Köln. Z.) Während öffentliche Blätter bie
Nachricht bringen, daß in diesem Augenblicke Unterhandiungen zwischen dere
niederländiſchen Negierung und dem Zollvereine Statt finden, um ein gegenſei-
tiges Handelsbündniß abzuſchließen, das den Interessen Deutschlands und Hol-

lands zu entsprechen im Stande wäre , vernehmen wir aus ſicherer Quelle, vaûs ;

auch Frankreich in der letzten Zeit Versuche gemacht hat, mit dem haager Ca-
binette ein Uebereinkommen zu treffen, dem zufolge ver unterm 25. Juli 1840
abgesſchloſſene Handels- und Schifffahrts- Vertrag eine gänzliche zeitgemäße Re-
viſion erleide, da eine sechsjährige Erfahrung gezeigt hat, daß die Vortheile,
die man ſich sowohl in Frankreich als in den Niederlanden von j.nem Bünde
niſſe versprochen hatte, bis ſetzt unerfüllt geblieben ſind. (Köln. Z. )

«2 Aus Kurheſſen, 15. Januar. Noch waltet ein Dunkel darüber, in.

welcher Weise der von der kaſſeler Zeitung gemeldeie „plötzliche Tod.. tes
Directors Sch eff er ſlattgefunden hat. Sch. war in Koch's Abwesenheit Mi-

| : | niſterverweſcr und verfügte als ſolcher die Beerdigungsart der De ut sch k ath o-
: +: Philippsburg, 15. Jan. Während in Speyer, in Schwetzingen,
î in Heidelberg und vor allen andern in Mannheim außergewöhnliche Anftrengun- |
gen gemachi werden, um die Noth und den Hunger der Armen zu lindern und |
gzu ſtllen, geſchieht in hieſiger Gemeinde, welche ein bedeutendes Vermögen be-

lik en in der Friedhofs-Ecke, wie man ehevor Selbfimörder zu beerdigen
pflegte. Ein ſeliſames Schickſalsſpiel ! 4 M.
_ *+ München, 14. Januar. So eben trifft hier die Nachricht vom Alz
leben des Erzherzogs Palatinus ein, welches am 9. dſs. Mis. zu Peſth erfolgte.

Der Verblichene genoß in Ungarn viel persönliches Vertrauenz sein To ven.

mehrt die Schwierigkeiten, welche ſich der
gyarenlande entgegenſtemmen.

gegenwärtigen wiener Politik im Ma-
Köln, 14. Jan. Die Bürgerſchaft wird von der herrschenden Noth ganz

außerordentlich in Anspruch genommen; von drei Seiten wird collectirt und es

sind auf diesem Wege ſchon namhafte Summen aufgebracht worden, wodurch

aber. bei der jegigen Organisation unserer Armenverſorgungsanfſtalten meiſt nur
augenblicklich geholfen wird. Man nimmt hier über 30,000 Köpfe an,

welche von der Gemeinde Unterſtütz ung verlangen, was auch ganz natürlich

iſt, da hier Jeder freien Zuzug hat und der Niederlassung gar keine Schwie-

rigkeiten gemacht werden, wodurch in den letzten Jahren die Zahl dcr Prole-
tarier rk eine eben nicht erfreuliche Weiſe so sehr zugenommen hat. I| auch
schon im vorigen Sommer wegen des Sinkens in den Bauunternehmen die Ar-

| beit sehr beschränkt, so gehört es doch zu den ſeltenſten Fällen, daß Arbeiter,
die. ſich hier niederlaſſen f

; laſſen, wieder fortziehen, und so fallen s nothwendig
der Gemeinde zur Laſt, welche diesen Winter bis jetzt schon 15,000 Thaler an

außergewöhnlichen Unterſtütungen aufbringen mußte, wozu noch ein Ueberſchuß“

von 9000 Thalern des vorigen Winters kam. Außer dieſen Unterſtütungn

bringen die einzelnen Pfarren monatlich bedeutende Summen auf, wie denn auch
die Meiſterſchaft schon über 8000 Thaler gesammelt hat. Man ſieht daraus,
daß es hier nicht an gutem Willen zu helfen fehlt; möchte die Art und Weise
der Hülfe nur ein Mittel finden das weitere Umfichfreſſen dieſes Krebsſchadens
unserer socialen Verhältniſſe so viel möglich zu verhüten. In der bisher be-
folgten Weise des Unterftütens können wir dieß nicht finden, sondern nur das
Gegentheil, da selbſt jegt ſchon mit jeder Woche die Zahl der Hülfeheiſchenden
größer wird. –~ ; (Fr. O.-P.-A-3Z )
Bielefeld, 13. Jan. Das Decemberheſt des „Weſtphäliſchen Dampfboo-
tes'" bringt Mittheilungen über die Caſſation des Diviſions-Auditeurs Nicolai
in Berlin. Diese Enthüllungen haben hier ein ungemeines Aufſehen erregt und
die ſchmerzlichſften Betrachtungen hervorgerufen. Man ſieht einer Erkiärun
von betreffender Stelle entgegen; die Veröffentlichung des „Dampfbootes“’ i
der Art, daß sie unmöglich mit Stillſchweigen übergangen werden kann.
Die Noth auf dem flachen Lande nimmt mit jedem Tage in bedenklicher Weiſe
zu. Die Diebſtähle häufen sich und werden mit einer Ruhe und Kaltblütigkeit
ausgeführt, die nur dem Bewußtsein des Verbrechers entjpringt, daß fich, ſelbſt

nach erfolgter Entdeckung des Verbrechens ſeine Lage nur verbeſſern kan

Und in der That - die Sträflinge der Zucht- und Gefangenenhäuſer find vor
Kälte und Hunger vollſtändig geschüßt, während der reoliche, fleißige Arbeiter
trotz aller Anstrengungen und Entbehrungen nicht dahin gelangen kann, das
Nothdürftigfie zu beschaffen, und mit blutendem Herzen den Hungerſchrei seiner
Kinder anhören muß , ohne helfen zu können. Das find Verhältniſse, die
ſo unnatürlich ſind, so unſelige Wirkungen auf die ſiitlichen Zuſtände der arbei-
tenden Claſſen äußern, daß dem aufmerkſamen Beobachter vor der Zukunft“
grauen und er immer mehr den Glauben an eine friedliche Löjung der ſsecialen



Probleme verlieren müßte, wenn er nicht noch immer die Hoffnung feſthielle,,
daß die geſteigerten Uebel endlich auch gefleigerte Anstrengungen zur Abhülfe.

und den Muth zu entſchiedenen Maßnahmen bringen werde. Bloße Almoſen
thun es nicht! H _ (Wöln. 39

** Keipzig , 14. Januar. Deutſchland, freue Dir, Dein Unglück iſt zu
Ende. Die Leipziger Academie, oder Geſellſchaft der Wiſſcnſchaften, welche es

bei ihrem Eniſtehen so ſehr übel nahm, daß die ſchändliche Tagespreſſe fie ale.

eine antiquirte Zopfgeburt aus der Rumpelkammer vergangener Zeilen begrüßte,
hat fich nicht allein glänzend gerechtfertizt, sondern auch edel gerächt, indem sie

ihre zeitherigen Verhandlungen veröffenilicht. Höre es, Welt, welche wichtigen.

innigſt in das Leben eingreifenden Gegenſtände diejeibe verhandelte: Prof. Mö-

bius ſprach über die — die Leſer wollen ſich gefälligst in Acht nehmen, daß ſle

nicht über den Titel ftolpern - phoronomiſche Deutung des Taylor'ſchen

Theorems ; Prof. Erdmann über Saamenaſche und deren Analyse; die beiden

Weber üher bie Wirkungen der elekiro.magnetiſchen Reizung der Blutgefäße
bei Thieren; Prof. Lehmann über den Gehalt des Blutes an Alkali; Prof.
Drobiſch über ein Geſez zur Beſtimmung des ſcheinbaren Menſchenalters ; y!Òt
Herrmanu über einige Trilogien des Aeſchylus; Prof. Seidler über ein Epi-
gramm des Philovemusz Prof. Haupt über einen franzöſiſchen und lateiniſchen
S.. <3 und Prof. Oöttling über die 4 lykurgiſchen Rhetren! Welche For-
schungen! Welche Reſultate! Welche völkerbeglückende Stoffe! O, deutsche
 
Annotationen