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Mannheimer Abendzeitung — 1847

DOI Kapitel:
No. 146 - No. 174 (1. Juni - 30. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44009#0641

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sun

Spanien. . . ) )
behauptet, daß Espartero in die

Madrid, 2. Juni. Der ,, Tiempo «

înächſtens zu erwartende Amnestie einzeſchloſſen sei; man werde ihm jedoch den

Aufenthalt in Madrid für jegt nicht erlauben. - Der päpſtliche Nuntius hat
bereits mehrere Unterredungen mit den Ministern gehabt. – Dem „Clamor

VPublico“ zufolge ſind unter der Armee und in den Provinzen Schmähſchriften |
und aufrühriſche Proclamationen gegen die Königin massenweise verbreitet

worden. — Zu Gijon widersegten sich am 29. Mai die unteren Claſſen der
Keornver»ſchiffung und verübten arge Gewaltthätigkeiten. Sie mißachteten die Vor-
ftellungen der Behörden und griffen die Truppen an, als dieſe aufgeboten

wurden. Die Soldaten erhielten Befehl, ſcharf zu feuern, und viele der

Meuterer wurden getödtet oder verwundet. Dies erbitterte die Menge, wel-

k che ſich auf die Truppen warf und sie gänzlich schlug. Das Korn wurde dar-
auf vem Pöbel, der in mehrere Häuſer einbrach, weggenommen.



. ?> (Freiherr v. Gagern.) Er iſt im ganzen Rheinlande als ein Ehren-

mann, als ein feſter Charakter und freiſinniger Politiker bekannt. Als junger

Mann von siebenzehn Jahren hat er die Schlacht von Waterloo mitgekämpft
und dann auf verschiedenen Hochſchulen die Rechte ſtudirt. Dem talentvoilen

und in jeder Beziehung tüchtigen Sohne des berühmten Diplomaten stand eine

glänzende Laufbahn im Staatsdienste bevor, und Heinrich uv. Gagern war, kaum
dreißig Jahre alt, schon Regirrungsrath in Darmstadt. Im Anfange der 30er

Jahre, als sich auch im Großherzogthum Heſsſen friſcheres Lehen regie, das ſich

in der zweiten Kammer abſspiegelte, ward Herr v. Gagern zum Abgeordneten
gewählt. Da er ſich als Volksvertreter und Staatsbürger verpflichtet und ge-
drungen fühlte, im Stäudesaale freimüthig die Intereſſen des Landes und sei-
ner Wähler zu vertreten, so konnte es nicht ausbleiben, daß er bei den Ministern
anſtieß und bald in die Reihe mißliebiger Personen gerechnet wurde. Gagern
iſt mit seinen Ansichten und Ueberzeugungen st ts offen hervorgetreten, er hat
nie hinter dem Berge gehalten. So trat er ſchon 1826 dem jetzigen Miniſterial-

[ rath Kuder entgegen, der ſechsjährige Finanzperioden ſtatt der verfassungs-

maäßhig bestimmten dreijährigen in Vorschlag brachte, offenbar um die Bedeutung
der Stände zu schwächen. So erklärte er, daß er einer der Stifter der allge-

meinen deutſchen Burſchenſchaft, und auch unter Denen gewesen sei, welche den

Verleumder der deutſchen ſtudirenden Jugend. den bekannten Stourdza, zum
gZweikampfe gefordert haben. Ais Berichterſtatter der Adreſſe auf die Thronrede
1832 und des Redchenſchafisausschuſſes, als Redner in der Kammer zeigte er
ine entsſchieden konstitutionelle Geſinnung. Er wollte nicht blos den Buchstaben,
_ ſondern auch den Geiſt der Verfaſſung zur Geltung gebracht wiſſen, und sprach
Mets in diesem Sinne mit entſchiedenem Nachdrucke. Die Regierung lieferte an
Herrn v. Gagern den Beweis, wie schwer es hält, daß Beamte in den Kam-

_ mern ihre Ueberzeugung aussprechen dürfen, wenn sie nicht dafür gestraft wer-
den wollen, und gab den Wählern den deutlichſten Wink, daß ſie nicht klug
handeln, abhängige Beamte zu Volksvertretern zu wählen. Der erſt 34 Jahre |
alte Regierungsrath wurde nach dem Schluſſe des Landtages pensionirt. Aber




rx v. Gagern mochte keinen Gehalt nehmen für eine aufgedrungene Unthä-
ſich damals noch eine freiſinnige Majorität befand. In einer ſeiner Reden
ach er dabei von „einer Partei, welche das konſtitutionelle Prinzip nicht

Recht sei." Der später so bekannt gewordene Staatsrath Knapp fragte

ſreuſ: V Herr v. Gagern unter dem Ausdrucke: Partei verſtehe ?" wo-
raus

it :



wird." Er fügte hinzu, daß er mit der Benennung Partei nichts Beleidigen-
des verbinde. Der Präſident rief natürlich über einen nichts weniger als be-

eidigenden Ausdruck den Herrn v. Gagern nicht zur Ordnung, und die Kam-
mer entſchied, daß dazu auch keine Veranlassung sei. Die Regierungskommiſssäre

fanden aber in dem Worte ,„Partei“ eine Beleidigung und entfernten ſich

aus dem Sigungsſaale. Am nächſten Tage wurde die Kammer aufgelöſt. Dann

folgte eine meiſt aus Beamten zuſammengesegte Kammer. Die Majorität wurde
hdieſen zu Theil, Gagern erſchien nicht mehr auf dem Landtage und widmete
ich ganz der Bewirthſchaftung seines Gutes Monsheim. Die Rheinhessen hat-
ten gleich nachdem Herr v. Gagern seinen Abschied aus dem Staatsdienſte ge-
onen few lebenslänglithe. Auszaplung seines Gehaltes verbürgt. Er lehnte

. : e Anerbieten ab. t : :
: w t L. macht man ihm Vorwürfe darüber, daß er
nicht wieder in die Ständeverſammlung trete; denn wenn die
Freisinnigen ihren Gegnern die Plätze und die Stimmen über-
laſſen, wie soll da die Sache des Fortſchritts ſieg en? Auf An-

dringen der Provinz Rheinhessen, für deren Inſtitutionen er so manche Lanze

nahm seinen Abſchied und trat 1834 wieder in die Kammer, in wel-

ſtehe und in ihren einzelnen Mitgliedern auch vergeſſen zu haben ſcheine, |

die Entgegnung kam:; „Ich verſtehe darunter vorzugsweise die Partei, |
welche vorzugsweise von dem Herrn Geheimen Staatsrathe Knapp repräſsentirt



:

gebrochen, hatte Gagern sich vor einigen Monaten entſchloſſen, wieder in die
darmſtädter zweite Kammer einzutreten, wo ihm eine Beamtenmajorität gegen-
über ſteht, mit welcher er in den bekannten Konflikt gekommen iſt.

Er hat die Schwäche begangen, das ihm von einem Manne wie Georg i
tz" Ulcr gi.tferen! Bohl“ Wey: & vefm eh trfest doen:
Tod und Leben, und f: lange ſich ſchieße, dig sus. von §;;64 kampfunfähig
geworden; man solle in kurzem Zwischenraum, Piſtolen in beiden Händen,
mit gezogenen und gestochenen Piſtolen ſich schießen. –~ Wir würden es be-
klagen, wenn Hr. u. Gagern ſich in der That überhaupt zu einem Duell
herbeiließe und nicht Muth genug hätte, einem barbarischen Vorurtheile Trop
zu bieten. An Hrn. von O agern verlöre die Welt einen allgemein geachte-

ten Patrioten und Ehrenmann. Hr. Georgi- iſt der bekannte Inquire.

Weidig's, und in Betreff dieſes

} t Herausforderers ſteht die öffentliche Meinun
ſeit Jahren unerſchütterlich feſt. : .

(Brem. 3Z9



+* Mannheim, 12. Juni. Nach bem neueſten großy. Regierungsblatte ;
ſind zwei Prediger der hieſigen evang eliſ < en Gemeinde, Hr. Kirchenrath
Ahles und Hr. Kirchenrath Pfeiffer, legterer auf sein Ansuchen wegen

vorgerückten Alters beide unter Anerkennung der langjährigen treugeleiſtes
ten Dienſte ~ in den Ruheſtand versezt worden. Die Wiederbeſezunng de

hierdurch erledigten Puredigerſtellen hat das höchſte Intereſſe für die Gemeinde-

mitglieder; die von Hrn. Ahles bisher bekleidete erfolgt durch die free Welh .

der Gemeinde selbſt; die Besetzung der andern wird die gr. Regierung in An-
spruch nehmen. Für die erſtere haben b.reits mehrere Gemeindemitglieder auf
den vormaligen Dekan Schlatter, dermalen Pfarrer in Mühlbach als einen

würdigen Candidaten ihren Blick geworfen; er war früher Prediger in dm
| benachbarten Heddesheim, gehört der freiern religiösen Richtung an, iſt ein:

trefflicher Kanzelredner und auch durch einige gute kleine Schriftchen bekannte.
Für beide Stellen werden übrigens, sobald die Probepredigten anberaumt ſind,
nach dem jüngsten Vorgange in Karlsruhe ohne Zweifel mehrere Candidaten sich
melden; mögen es tüchtige, freigeſinnte Männer sein. : ;

Mannheim, 13. Juni. Leider müssen wir berichten, daß ſeit geſtern die.
Frucht hier wieder nahe an vier Gulten aufgeschlagen hat und zwar durhO

ein erbärmliches, verfluchtes Manöver der Ober- und Unterhändler. Der Hafen
wimmelte von letzter Sorte, um ihre markſaugenden Geſchäfte zur Zufriedene
heit der Oberhändler oder der Generale des Fruchthandels auszuführen, welch"

leßtere fich verduckt in der Nähe des Hafens befanden. Glücklicherweise iſt dieſe..

legte Kraftanſtrengung nur Verzweiflung, weil bis ultimo Juni viele Lieferungs-

verträge umlaufen ſind und manchem Hauſe bei niedrigen Preiſen große Veree

luſte bevorſtehen; es iſt aber auch zugleich daraus erſichtlich, daß der Wucher
und Handel mit Früchten kein Mittel ſcheut, um das erſte Nahrungsmittel der
Menſchheit im Preiſe zu erhalten. Ein am Hafen Wobhnender.

î Straßburg, 5. Juni. Der Getreideabſchlag in g anz Elſaß war
dieſe Woche sſo unerwartet ſtark daß die Brodtaxen durchgängig
um fünfundzwanzig Procent herabgeſeyt werden konnten. Auch
in Lothringen, der Champagne, den Vogesen, der Freigrafschaft und dem
südlichen Frankreich wichen die Preiſe ansehnlich. Eine geſtern erſchienene
Mairieverordnung w id err uf t das Ausfuhrverbot des ſtädtiſchen Brodes.



Einlabunzn. .
[2167]1 Sonntag den 13. Juni wird die Jahresrechnung im
jweißct Lamm’ abgebalten, wozu die Mitglieder höflichst rt |



: : Zur Beachtung. .
[2156]1 Die blinde Sängerin Maria Anna Z inggeler welche ſich jüngſt.
im hieſigen Theater producirte und ſich des ungetheilteſten Beifalls des Publi-
kums erfreute, wird dem Vernehmen nach am 15. Juni in einem Concert im
Lyceumssaale ſich hören laſſen. Da ihr die gefällige Mitwirkung vieler Mit
glieder des hiesigen Theaters zugesagt iſt, kann man ſich im Voraus einen
seltenen Genuß versprechen, was für den Besuch um so lohnender sein wird,
als damit dem Gesang und Musik liebenden Publikum zugleich ein Akt der
Pietät zur Ausübung geboten wird. Mehrere Kunſtfreune.



Hof- und National-Theater zu Mannheim.



Sonntag den 13. Juni: Mit den in der Originalpartitur befindlichen ſeci-..
tativen: „Don Juan." Romantische Oper in 2 Akten von Mozart.
Der Text der Gesänge iſt Abends an der Kaſſe für.. 12 kr. zu haben. .:



J . Nur honorig und Jedem das Seine! ; .
. Y)) [2163]1 Durch die lettere Aeußerung des Tit. Badegaſtes, der des Lobes über ganz natürliche Einrichtungen im Geſchäftsleben nicht fertig werden




worden, und konnte tarum auch kein Geh e imn i ß bleiben.

Lu f. sr th t z nauk S;retiter Re zrqUs tl. 50 fhtien cus uU R U Z
iſch anpreiſen zu laſſen. So weit habe ich es in dem Raffinement freilich noch nicht gebracht. Sehr abgeschmackt klingt es aber, daß der Tit. Bade-
ſt mir die unlautere Absicht anzudichten sucht, daß ich durch h eimli che Gewährung von Vortheilen meinem nachbarlichen Konkurrenten zu ſchaden beabſich-
hätte. Es iſt dies erſtens eine baare Unwahrheit und überdieß auch ein Verſtoß gegen den gesunden Menſchenverſtand. Denn einmal habe ich dem Hern
d-Janillon auf seine Anfrage sogleich klaren Wein eingeschenkt, und sodann iſt das vielbemerkte Zugeſtändniß s ämmtl ich en Badenden eingeräumt

Das Publikum wird übrigens auch ohne die so bereitwillige Anleitung des Tit. Badegaſtes zu unterſcheiden wiſſen, unter welch em Banner

es ſich am Bequemſten und Angenehmſten befindet. Ueberdieß wäre es ein Unglück für alle Badeanstalten, wenn die Wünsche aller Freunde derselben ſo ſchlecht
in Erfüllung gingen, als der fromme Wunsch des Tit. Badegaſtes, der dem Herrn R.-J. gutes Wetter gewünscht, aber das Gegentheil nun vor ſich hat.

Sthließlich wäre es doppelt unklug, bei dem jetzigen ſchlechten Wetter, wo die Leute ja doch nicht in's Waſſer gehen, sein Geld an die
hängen. Darum ab und zur Ruhe, und nur immer der Wahrheit gemäß, Hr. Tit. Badegaſt. .

S. Zöller.

































._. HVorzügliches Lagerbier Fr t m a r k t s p r e i f E Err "tmn RU R-
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. [2158’1 In der Nähe des Kapuzinerplates wurde ein | Iryi ? N: : Mster . . § 15 | 18 10 1 Z Z|: s! z |] :-
| Hausschlüſſel nebfſt Schlinke verloren. Man bittet denselben . 2 Karlsruhe .;] 5:4 z54;3t>2l[73 7 j 30 | - i;;
gegen eine Belohnung in Lit. 0 4 No. 11 abzugeben. Mai 29 Durlach 15 ' ~ | 19 | 25 8 | 10 ] 26 | 57
| MM; Just t [ 2;5 )' | 222-014 ; | "| si8|:|:
| [1038]1 In Lit. C 3 No. 18 ist der 2. Stock auf den 1. u ? | Klcſcrt „. | Æ sol f 1| t | êß 231 é 6|-|>-
_ Sepiember zu vermiethen. u l 8 Kaiserslautern ' s 21 | 7 4! 7/49 | 9 33 | 5 38 | ~ | -
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. Hof zu reti U es t ur f Jun Mannheim wurven 16 M. verkauft - M. eingeflelli und aus erfteren 127 fl. -- kr. erlöst.





brecht. .

Darunter find -- M. Korn, - M. Gerſie, 2 M. Spelz, - M.

Walzen, 14 M. Hafer, ~ M. Welſchkorn,

Zeitungsſchreibr zz..
 
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