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Mannheimer Abendzeitung — 1847

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No. 237 - No. 266 (1. September - 30. September)
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tung seien.

962

daß er die Univerſität in Flor gebracht habe. Recht so! In meinem Näch-
fien werde ich zeigen, was Herr von Linde in dieſer Hiuſicht gethan hat. Sie
jerben ſich daran erbauen. ;



wird der Wahlbezirk Vilbel den Georgi erſegen? Durch Prof. Credner oder
Hofgerichtsrath Krafft ? Die Oppoſition in unserem Gewerbverein hat

neuerdings dadurch einen mächtigen Zuwachs erhalten, daß ſich über 20 wak-

kere Architekten und Bauaufseher in denselben haben aufnehmen lassen. ~ Die

Atktienbäckerei, welche unter Leitung des H. G. R's Krafft seit dem erſten

Sept. in's Leben getreten iſt, erregt natürlich den Zorn unserer Bäcker, na-
mentlich eines sehr frommen. Ein Versuch dieser edlen Zunft, den Gemeinde-
rath mittelſt eines Traktaments mit Zwiebel-Kuchen gegen das neue Inſtitut
einzunehmen, hat nur die Folge gehabt, die Thorheit dieſer Menschen noch
mehr bloß zu legen und zu zeigen, daß die Habſucht wie der Ehrgeiz die Men-

chen auf die Legt blind und dumm macht.

*) Liebig möchte nämlich seinen Bewunderer und Regenſchirmnachträger, den

Prof. juris Sell, den ehemaligen Burſchenschäftler aus Bonn , wo derselbe,

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wt r gew Katholiken beseßen t prryÄ.
%* Der „Bote von Kaiserslautern’ schreibt: Die geistlichen Exer ci-
tien, welche das biſchöfliche Ordinariat in Speyer unter der Leitung ei-
nes Redemtoriſten-Paters angeorvnet hat, werden vielfach beſprochen.

gZuerſt bezweifelt man, daß diese Exercitien, wclche die Geiſtlichen zu außerge-
wöhnlichen Ausgaben veranlassen, zeit- und zweckmäßig ſeien. Sodann wirft

man die Frage auf, ob es in der Pfalz keinen W eltgeiſtlichen gäbe, der

fähig sei, ſolche Uebungen zu leiten. Die „Speyerer Zeitung“ macht aufe

merksam, daß diese Exercitien eine von den Jesuiten gegründete Einrich-

veulich . Lc zelotiſcher Geiſtlicher in Bamberg von der Kanzel herab
verküudete, Niemand könne den kirchlichen Jubiläums-Ablaß erlangen, der den
„Fränkischen Merkur - lese.

î dDöüſſeldorf,. 1. September. In einem längeren Artikel unserer heu-

tigen Zeitung über die Zuſtände der arbeitenden Claſſe heißt es: „Wir über-

treiben keinesweges, wenn wir die Behauptung aussprechen, daß die Aus-
ſichten auf den nächſten Winter für die arbeitende Claſse so
trübe sind wie jemals. Fehlt es auch gar nicht an den nothwendigen Lebens-
mitteln, ſo ruhen oder gehen dieſelben doch in feſte Hände, welche jedenfalls

die Marktpreiſe möglichft hoch erhalten werden, wenn dagegen nicht mit als
ler Energie bei Zeiten eingeschritten wird. Selbst jegt, zur günſtigſten

Jahreszeit, ißt der Arbeiter weder wohlfeiles Brod noch wohlfeiles Gemüſe
u. dgl. Die Klagen über zu leichtes (weißes) Brod, das keiner Policei-
Taxe unterworfen iſt, ſind allgemein und unzweifelhaft begründet, und den-
noch bleiben ſie Tag für Tag unberücksichtigt. J.
Werliw, 28,. Auguſt.

, (Nürnberg. C.) Mit Ende dieſes Ti ctuts ſind

. höchſtens mit 40 der angeklagten Polen die Verhandlungen erledigt; es schwe-

ben dann immer noch mehr als 200 Specialproceſſe in dieser großen Untersuchung,
und es läßt ſich varaus entnehmen, daß die Verhandlungen bis gegen Neujahr
fortgeſegt werden müſſen. In der heutigen Sigung standen die Angeklagten
Kaſimir Bortliszewski, Dr. Palicki, Hipp. v. Szczawinski vor den Schranken.
Der Ersſte iſt ein katholiſcher Geiſtlicher. Die Zeugen sagten gegen ihn aus,

er habe sein. Geſinde aufgefordert, ſich nicht bloß gegen die Russen, sondern

auch. gegen die Deutschen zu ſchlagenz eben so sollte er gesagt haben, er werde

zu Yferde ſteig en und das Kreuz in die Hand nehmen. Der Angeklagte läug- |

nete, daß er in dieſer Weiſe geſprochen haben. sj ;
.. ~ 31. Auguſt. Hieſige Diplomaten wollen wissen, daß der Fürſt Met-
ternich jüngſt an das franzöſiſche und engliſche Cabinet eine Note wegen des
gegenwärtig in Jialien aufgeregten Zuſtandes gesendet und darin dieſe Groß-

| miächte aufgefordert habe, ſich zur Beseitigung dieser bedenklichen Lage mit

Oesterreich zu verſtändigen. Von beiden Höfen soll aber wegen der in Italien

vorherrſchenden gereizten Stimmung bis jetzt noch nichts für die Ruhe Euro-

pa's befürchtet werden und in dieser Beziehung auch eine ausweichende Ants
wort auf die metternich'ſche Note erfolgt fein. J um Jc(Düùſſeldv. Ztg.)

. Templin, 27. Aug. (Berl. 3.) Der hieſigen Wiedertäufergeſell-
ſ\<haft iſt vom Kirchenminiſterium der hiesigen k. Patronatskirche der fernere
Gertrtauy d t Kirch h ofes zur Beerdigung ihrer Todten dieser Tage un-
f Posen - 25. Aug. (Schleſ. 3.) Fräulein J., welche seit etwa 14 Ta-
gen ſich im Jnquiſitoriatsgefängniß befindet, weil sie einen verlangten Zeugen-

„ eid nicht leiſten will, soll gesonnen sein, ihre Weigerung ſtandhaft fortzusegen
und ihre Gefangenschaft auszuhalten, bis man es müde werde, sie noch ferner
einzuſperren. Die Untersuchung über das Arrangement und Theilnehmen

an den Seele nmeſſen und der Todtenfeier, die nach Babinski's Hin-
richtung von den Polen gehalten wurden, zum Behuf welcher auch der Zeu-

geneid von J. verlangt wird, dauert immer noch fort und wird auf das

Speziellſte geführt; in Folge derſelben wurden fünf oder sechs der jungen Da-
men, die ſich bei dem Geſange betheiligten, von der königl. Louiſenschule ent-
fernt, und zwei derſelben aus Poſen verwieſen, doch mußten Legtere Behufs
der Fortſegung der Untersuchung wieder hierher zurückberufen werden.

Schleswig, 28. Auguſt. (Das Glückstädter Erk enntniß.) Die
Urtheile in den Staatsprozeſſen gegen Lor enz en und Beſseler ſind geſtern
vom heolſteiniſchen Obergerichte publicirt; Beseler iſt freigesprochen, Lorer.zen
aber leider! zu einjähriger Feſtungsſtrafe zweiten Grades verurtheil. Man
begreift die Consequenz dieser Urtheile nicht. Die Anklage war gegen Beide

î uuf daſſelbe Fundament zu begründen geſucht, nämlich Inhalt und Form der

Neumünſterſchen Adréſſe; daß Beide diese gewollt haben, daß Beide dafür thä-
lig geweſen ſind, ergeben die Vertheidigungsſchriften. Freilich ſind Beide in
verſchiedener Weise thätig geweſenz aber Beſeler iſt ebensowohl als Miturhe-

ber anzusehen wie Lorengen. Die Mitwirkung Jenes beſteht darin, daß er

die Verbandlungen zum Behuf der Annahme der Abdreſſe geleitet, daß er dieſe
in Uebereinftimmung mit ber nicht in Untersuchung und Anklage gezogenen
Committee gebilligt und empfohlen hat. Er hat in der Vertheidigung den
Irrthum des Staatsanwaltes, als wenn er die Adresſſe nicht unterzeichnet
för; berichtigt und sich zu der Unterschrift freiwillig und unumwunden be-

er hat es verſchmäht, die ihm vom Ankläger suppeditirten und zu sei-

kannt;
nen Öunften hervorgehobenen Milderungsgründe geltend zu machen. Wir

können von unserem rechtlichen wie politischen Standpunete aus in der Neu-
münſterſchen Adresse, die der kräftige Ausdruck der wirklichen Volksüberzeugun-

( l' Einwohner der Herzogthümer iſt, überall kein majeſtätsſchänderiſches

erhalten erkennen, und wie ſehr wir die Freisprechung Beſeler's billigen, eben

Die Watl Carriere's in Bugbach scheint geſichert zu ſein. Durch wen

s

Franken, 23. Auguſt, wird der „Weser-Ztg.“ geſchrieben , vaß |

neues Miniſterium der Juſtiz und der Gnaden errichtet, und an deſſen Spite.



ſo ſehr müſſen wir mit allen redlichen Männern , mit allen unbefangenen Juri« -
ſten die Verurtheilung Lorenygen’'s beklagen. Indeß ſehen wir der Mittheilung
der Urtheile, welche im Concepte publicirt sind, mit Verlangen entgegen, und
wollen uns gerne eines Beſſeren belehren laſſen, wenn die Gründe wirklich
probehaltig ſein sollten. In der Stadt herrſcht große Aufregung, man gedenkt
dieſen Abend dem freigeſprochenen Beſeler zum Zeichen der freudigen Theil-
nahme ein Hoch zu bringen, die Polizei iſt thätig bemüht, dies Unterneh-
men zu verhindern und hat zu dem Ende die militärische Macht requirirt; die
Wachen ſind doppel. – Für manche unserer Landsleute iſt die Bemerkung
nicht überflüſſig, daß die Freiſprechung Beseler's auf seinen Eintritt in die



Ständeverſammlung ohne allen Einfluß - iſt, dieſe vielmehr erſt möglich ſien.

wird, wenn er in den Stand gesetzt worden, auf ſeine Beſtallung als Ober-

und Landgerichtsadvocat und Notar Verzicht zu leiſten. Uebrigens wirv ee
keinen Zweifel leiden, daß sowohl Lorenzen gegen das verurtheilende; als de
Staatsanwalt gegen das freiſprechende Erkenntniß in Beziehung auf Beſeleeen.

an das Oberappellationsgericht zu Kiel appelliren werden.

Von der Schlei und vom jenseitigen Ufer derſelben, welches nicht unter _
Jurisdiction der Stadt steht, ertönen zahlreiche Salutſchüſſe zur Feier der Freien.
ſprechung Beſelers; was in der Stadt geſchehen wird, iſt noch zweifelhaft, .

da die Reaction dies Mal Miene macht, kräftig aufzutreten. (Weſ.-Z.)

Kiel, 30. Auguſt. (Börſenh.) Heute Vormittag starb an einem gaſtri-
schen Fieber der Präſident des Oberappellations-Gerichts, Geh. Conferenraht.
Hö pp, ein Mann, welcher unter König Friedrich VI., als Mitglied der Kanz- U

lei, einen faſt unbegränzten Einfluß besaß und lange Zeit die Angelegenheiten

der Herzogthümer leitete. Unsere ſtändiſche Gesetzgebung iſt vornämlich vureh
ihn redigirt. Gleich nach der Thronbeſteigung des jegigen Königs ward e
aus Kopenhagen entfernt und an die Spitze des höchſten Gerichtshofes de
Herzogthümer geſtelt. Das Land verliert in ihm einen unter den jesizſen.
Verhältniſsen ſchwer zu ersetzenden Mann, in dessen Redlichkeit d c U
egten.

liche Unabhängigkeit man von allen Seiten unbedingtes Vertrauen

Italien. .

Rom, 23. Uug. Während kin Theil des Klerus gegen das bestehende "
Regiment aufhetzt, nimmt ein an derer, und zwar der größere und edlecee.

Theil, an dem allgemeinen Enthuſiasmus für die Volksbewaffnung lebhaften

Untheil und hat erklärt, daß er dem Wirbeln der Trommeln mit dem Stumme
geläute der Glocken antworten werde, wenn es die Vertheidigung der Rechle .

des Vaterlands und des Kirchenhaupts gelte.

Wir erhalteu noch eben (leider wegen veränderter Poſteinrichtungen um .

einige Stunden später als sonſt) die italieniſche Poſt aus Ro m vom 2.

Florenz 27., Turin 28. Auguſt. Der Papſt hat Concessionen ertheilt für
zwei Eisenbahnen nach der neapolitaniſchen Gränze bei Ceprano und nah dee

Gränze von Modena. Während ein Edict gegen die Winkelpresse erging, er-

wartete man ein freieres Cenſurgeſez. Ehr dasselbe erscheint, hat praktiſhe

Preßfreiheit in der römiſchen Journaliſtik. ſich begründet – In

Florenz wurde ein Staatsrath eingeſegt. Zum Präſidenten iſt Vineent.

Giannini, zum Vicepräſidenten Coſimo Buonarotti ernannt. Sodann iſt ein

Baldaſſare Bartolini geſtell. Der Miniſter Cempini ~ gegen den ſich die
Klagen der Liberalen so vielfach gerichtet haben — gibt das Finanzportefeuille

ab, bleibt aber im Cabinet und erhält die Leitung alles Deſſen was auf d'e.
Maremmen Bezug hat. Baldasſſeroni iſt Finanzminiſter. Der geheime Staatss.
rath A. Humbourg resſignirt ebenfalls; an seiner Stelle erhält der Marche.
Neri Corſini das auswärtige Portefeuille und die Leitung des Kriegsdeparte.
ments. Endlich iſt die Errichtung einer Vür g erg ard e (guardia civiea) in

Aussicht geſtellt. - Die Turiner Blätter enthalten nur Schilderungen vo
kleinen Nuheſtörungen iu Livorno Uher DZ jun!

; ; Weiz. .: it41
î HGrſrindelwald. Bei uns hausen die Blattern; ſchonungslos rafft dieſe
gefürchtete Krankheit, besonders in Bußalp und Grund, manches Opfer dahin.
Um Härteſten wird jedoch die ärmere Claſſe heimgeſucht, was aber leicht erklär-
lich iſt, da viele Eltern, trog dem, daß Unvermögliche unentgeltlich geimpft
werden , ihreKinder nie impfen laſſen. Eine solche unverantwortliche Vernach-
läßigung verdient die größte Mißbilligung ~ ja Verachtung. Es wäre zu

| wünjchen, daß die Ortsbehörden hierauf ein wachſames Auge hätten und ſolche

gleichgültige Eltern zur Erfüllung ihrer Pflichten angehalten würden. Wohl

etwas Rührendes iſt es, die Menge mit Narben bedeckten und gänzlich entſtell-

ten Kinder zu sehen. ‘ L nu! .
w. Frankreich. j e..
Haris, 31. Aug. Der ,,Constitutionnel“ , das Organ des Hrn. Thien.

kritiſirt heute den Artikel des „Journal des Debats“/ in Bezug auf die Ocen.
pation von Ferrara und spricht sich entschieden, jedoch in etwas gemäßigen.

Ausdrücken, für die Sache des Papſtes an. .. uss
„Galignani’'s Messenger“ schenkt dem von der „Union Monarchique“ auf-

gebrachten Gerüchte, daß England Ancona zu occupiren beabſichtige, keinn.

Glauben. Der,,Conſtitutionnel“ zieht dieses Gerücht gieichfalls ſtark in Zweifel.
~ 1. Sept. Auf Befehl des Pairshofes ſind die sämmtlichen Aktenſtücke
des Praslin’ſchen Prozesses veröffentlicht, aus denen ſich indeſſen keine neuen

Thatsachen ergeben. Einer Nachricht zufolge, die wir bezweifeln möchten, die V

abcr leider als beglaubigt erscheint, hat die Tragödie des Praslin'ſchen Hau-
ses noch ein blutiges Nachspiel gehabt. Der älteſte Sohn dveſſelben, ein

junger Menſch von 17 Jahren, hat ſich geſtern, wenige Stunden nachdem er
von seinem Großvater, Marschall Sebaſtiani, dem Könige vorgeſtellt und von .

diesem sehr wohlwollend empfangen war, auf seinem Zimmer erſcho ssen.

“ Der geſtern berichtete Mordanfall des Fürſten von Eckmühl auf seine Ge- ;
liebte beſtätigt sich. Dank seinem Privilegium als Pair von Frankreich komte..
der Fürſt nach Calais und von da nach England entkommen. Der Pairsho.
hat übrigens während seiner Verhandlungen. über den Praslin’ſchen ,
durch förmlichen Beschluß ausgesprochen, daß jenes Privilegium der Ünven.

haftbarkeit für den Fali des Ertapptwerdens auf friſcher That seine Kraft ver- j

lieree.

Paris, 31. Auguſt. Hr. Alfred von Montesquiou é welcher sich ſelbſt _
entleibt hat, war mit der Tochter des Generals Peyron vermählt. Er hinter-

läßt acht Kinder. Er war im Genuſsſe aller Vortheile des Rangs und Ver-

mögens. Es sind die versſchiedenartigſten Gerüchte über die Motive imUmlaufe,
welche ihn zu dem verzweifelten Schritte gebracht haben mochten, Hand an

ſich selbſt zu legen. So heißt es, Hr. von Montesquiou habe dieſen Schrit.

unter dem Einfluſſe eines heftigen Kummers gethan, den ihm die ſchlimme
Lebensweise eines seiner nächſten Anverwandten bereitet habe. Von anderer
Seite wird dagegen versichert, er habe sich in enorme Öetreideſpekulationen

verwickelt und sei durch Verzweiflung getrieben worden, da er ſein Vermögen

durch unvermeidliche Verluſte gefährdet geſehen. Bei dieſem Anlasse wird an






 
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