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Mannheimer Abendzeitung — 1847

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No. 237 - No. 266 (1. September - 30. September)
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durch Eintragung in das Geſellenhuch,

_ CTagesordnu

Ü ziger und

974

er vadurch die Erlernung des Gewerbes nicht versäumt. Um nach beendigter
ehre als Gesell aufgenommen zu werden, muß der Lehrling nach zu erlaſſens
den nähern Vorschriften gevrüſt . werden. Die Aufnahme als Geſsell geschieht
urch Ein! und dabei ſind alle weitern Förmlich-
keiten, als daß der angehende Geselle mittels Handſchlags gewissenhafte Beob-
achtung seiner Pflichten als Gesell und der diesfallſigen Beſtimmungen des Ge-
setzes, die ihm vorzuleſen sind, anzugeloben hat, unzuläsſig. Die Gesellen dür-
fen keine Brüderſchaft, Geſellſchaft oder ähnliche Verbindung bilden. Die so-
genannten Geſcllenladen mit allen sieh darauf beziehenden Einrichtungen blei-
ben aufgehoben. Sie dürfen sich auch kein Strafrecht über Gesellen anmaßen.
Gesellen dürfen nicht zur Verheirathung zugelaſſen werden; doch kann von der
Obrigkeit eine Ausnahme geſtattet werden, insbesondere für Gejiellen der Bau-
handwerke und solcher ſonstigen Gewerbe, welche eine im Verhältnisse zur Zahl
der Meiſter große Zahl von Gesellen erfordern. Um demnächſt das Meiſter-

recht erwerben zu können, muß jeder Handwerksgeſell wenigstens zwei Jahre |
auch wenigſtens in zwei größern Städten) ge.rbeitct haben. (Schluß folgt.)

_ dFamburg. A. Sept. Hieſigeun Blättern berichtet man aus Schleswig :
Eine große Menschenmenge verſammelte ſich am verwichenen Sonnabend Abend

. bei dem Hauſe des Herrn Ober- und Landgerichtsadvocaten Beseler in der

Hoffnung , daß dem Freigeſprochenen ein donnerndes Hoch dargebracht werden
sollte. Die Polizei hatte die gehörige Anzahl Jäger requirirt; die Dragoner

waren in Bereitschaft. Am jenseitigen Ufer der Schlei loderten die Feuer | ,
i wenn derselbe fortwährend auf einer gesetzwidrigen Wahl und Handlungsweiſe.

und donnerten die Kanonen. Der „Hamb. Corresp.“ begleitet diese Nach-
richt mit der in der That seltſamen Bemerkung: „So lange das Oberaypel-
lationsgericht nicht geſprochen, geziemt es wenigstens formell juriſtiſc
nicht, seine Freude laut zu demonſtriren." Hört, hört den Philiſtern.

_ Kaſſel, 3. Sept. Noch iſt nicht amtlich veröffentlicht daß Koch aus

dem Staatsdienſte ausgeschieden sei. Die deßhalbige Bekanntmachung ist ver-

schoben. Der Kurprinz Mitregent scheint sich von Koch nicht trennen zu kön-

înenz es ſind neue Unterhandlungen mit demselben angeknüpft. (Deutſche Z.)
Keoblenz, A. Sept. Mit dem heutigen Tage endigten die Sigungen
des hieſigen Aſſſenhofes für das dritte Quartal, und zwar mit der Fäl-

lung von zwei Todesurtheilen. In der letzten Sache, in welcher ein

Taglöhner Joha un Birk enheuer und deſſen Stiefschwester B arbara N a-

gel, Wittwe von Peter Dötſch, beide in dem zwei Stunden von hier gelege-

nen Orte Saffig wohnhaft, vor Gericht erschienen, lautete die Anklage gegen
î erſteren, daß er am 17. März l. J. den Ehemann der letztern am Baibache

. bei Liefersheim im Kreise Simmern freiwillig und mit Vorbevacht so geschla-
hen und verwundet habe, daß derselbe in Folge davon am 23. März geſtor- |
_ hen sei, und gegen die zweite, daß ſie ihren Stiefbruder, den angeklagten

Birkenheuer, durch Geldanerbieten ( 50 Rthlr.) zur Tödtung ihres Mannes

. angereizt habe. Der Raum erlaubt es nicht, hier in die Details dieses in
psychologischer , moralischer und juridischer Hinsicht so höchſt wichtigen Falles

näher einzugehen. Die Geschwornen erklärten mit absoluter Stimmenmehrheit

heide Angeklagte für sch uldig und zwar mit allen in der Aurklage enthaltenen

Unmnſständen, worauf der Gerichtshof die Todesſtrafe gegen beide Angeklagte
aussprach und die Vollziehung derselben mittelſt Kopfabſchlages auf einem der

hiesigen öffentlichen Pläye verordnete. ~ Beide Angeklagten hörten sofort mit
ſtcheinbarer Ruhe ihre Verurtheilung anz und in dieſem bedeutungsvollen

. Augenblicke wurden im Sitzungsſaale einem Soldaten 5 Rthlr. aus der Taſch: |
; § | Beschluß erhoben. Die Reden der Stände für und gegen den Antrag bolen

cus [ (Fr. O.-P-UA- Z). .
ng für die Haup tv erſammlung der ‘?. ZN)ilni.
Stiftung in Darmſtadt. Einer gütigen Mittheilung danken wir. die
vom Centralvorſtande der G.-A.- Stiftung an sämmtliche Hauptvereine über-
mittelie, von ihm nach Maßgabe des Beſchluſſes der Berliner Hauptversamm-

E

haben.



lung aufzuſtellende Tagesordnung für die ſechſte Hauptverſammlung in D ar m- |

Erledigung der eigentlichen Geschäfte, Vortrag des Jahresberichts, verschie-
denen Mittheilungen über die ökonomischen und andere Angelegenheiten des

“ Vereins gewidmet sein. Für den zweiten Tag ſind zunächſt Beſchlußfaſsungen

specielle Gesuche und die neuern Wahlen (u. a. Wahl eines Leip-
zweier auswärtiger Centralvorſtandsmitglieder) angesegt. Dann
aber folgt zulegt der wichtigſte Theil der diesjährigen Versammlung, die Be-
rathung und Beſschlußfaſſung über die angemeldeten (19) Anträge, deren
größter Theil sich auf die Rupp'ſche Angelegenheit bezieht. Diese Anträge, ob-,

üter einige

gleich ſie von verſchiedenen Parteiſtelungen ausgehen, haben wenigstens das
mit einander gemein, daß ſie die formell noch
That durch die Abſtimmung sämmtlicher Vereine ſchon entschiedene Frage

ſchwebende, wenn auch in der

über das Verhältniß der G.- A.- Stiftung zu den Landeskirchen auf der dies-

. jährigen Hauptversammlung zur Abstimmung und in die geseyliche Ordnung

gebracht sehen wollen. Der Angriff wird, wie es nach der Tagesordnung
den Anschein hat, von der Seite Derer ausgehen, die, wie man denken sollte,
mit der Vertheidigung der Berliner Beſchlüſſe vollauf zu thun haben werden.
Der Antrag des Hauptvereins M ü nter, welchem die erſte Stelle eingeräumt
iſt, will an alle Hauptvereine das dringende Gesuch stellen, „nur solche De-
putirte zu wählen, über deren Zugehörigkeit zur evangeliſchen Kirche
kein Zweifel obwalte." Damit iſt der Kampf denn allerdings sofort in seinen
Mittelpuukt geführt, und es kann nicht fehlen, daß von diesem Punkte aus

die Discuſſion gleich über die ganze Reihe der mit dieser Angelegenheit zu-
amnmenhängenden Anträge sich erſtrecke. Die Hauptvereine Br esl au, Darm-
ſtadt, Detmold, Heidelberg wollen von keiuer anderen Prüfung der Le-

gitimation der Abgeordneten wiſſen, als von der, die ſich auf die formelle
Richtigkeit der Vollmachten beſchränkt. Darin liegen die beiden Gegensäye
ausgeſprochen, und es iſt ein heißer Principienkampf vorauszusehen, dessen
Reſultat indeß, wenn die Vertreter der Guſtav- Adolf - Vereine in Wahrheit
die Anſichten ihrer Committenten vertreten, keinen Augenblick zweifelhaft
sein kann, mögen nun die reactionären Machinationen, von denen hie, und
da verlautet, versucht werden oder nicht. Jedenfalls wird es gut sein, den

Voraus eine wachſame Aufmerksamkeit zu schenken und das Gleichniß von
den klugen Jungfrauen nicht zu vergessen.
Die auf die Rupp’ſche Angelegenheit

folge der Tagesordnung) lauten: :

; 1) Antrag des H.-V. Münſter, alle Hauptvereine dringend zu ersuchen,

nur solche Deputirte zu wählen, über deren Zugehörigkeit zur evangelischen

Kirche kein Zweifel obwalte. /

. 2) Antrag des H.-V. Münſter, zu §. 1, 2 und 25 der allgem. Say-

ungen eine authentische Interpretation in dem Sinne zu geben, daß stimmbe-
rechtigte Mitglieder und Abgeordnete des Vereins nur die Mitglieder solcher

Gemeinden ſein können, welche ihre Uebereinſtimmung mit den Grundlehren

der Vekenutnißſchriften der evangeliſchen Kirche vor dem Vorſtand des betreff.

bezüglichen Anträge. ( M

' ſtadt am 21. und 22. Sept. d. J. Der erfte Tag, 21. Sept., wird der |

. Anträgen und den Äbſichten der Parteien, wie ſie ſich darin aussprechen, im

aufzuheben, ſich



Hauptvereins, und beziehungsweise vor dein Centralvorſtande nachgewiefen
3) Antrag des H.-V. Breslau, die Rupp'ſche Angelegenheit von den .
Berathungen der Hauptversammlung auszuschließen und §. 25 der allgemeinen
Satzungen dahin zu deklariren, daß die Prüfung der Legitimation der Abgeorns
neten ſich auf die formelle Richtung der Vollmachten zu beſchränken habe.
(Derselbe Antrag bezüglich der Legitimationsprüfung ist noch angemel-

det worden von dem H.-V. D arm stadt, Detmold und Heidel-

!: 4) ut Propinzialuereigs Uu ri th, daß den Mennoniten und Herne
hutern das volle Recht der activen Mitgliedſchaft im Verein gesichert werde. Ö

5) Antrag des H.- V. Heidelberg, daß die Rupp’ſche Angelegenheit.
um den nachtheiligen Charakter heimlicher Verhandlung zu verhüten, in öff ente

licher Verſammlung berathen werden mggen. ..
6) Antrag des H.-V. Heidelberg, daß der in Berlin bezüglich des
Herrn Dr. Rupp gefaßte Beſchluß als mit dem Geiſte und urſprünglichen

Sinne der allgem. Satzungen unv er einbar bezeichnet, und der Centralvor- j

stand angewieſen werde, für die Zukunft nach dieser Erklärung zu verfahren.

7) Antrag des H.-V. Detm old, daß die Theilnahme an dem Verein

nicht auf die Mitglieder der einzelnenLandeskir ch en zu beſchränken.
fi L) Antrag des H.-V. Kiel-Schle swig, daß der H.»V. Königsberg,

beharren ſollte, die den Gesammtverein in die ſeinen Hauptzweck ſtörenne Neh
endloſer Spaltungen gebracht habe, nicht länger als ein integrirender Thel
des Gesammtvereins angesehen werden möge.

9) Antrag des H.-V. Münſter, daß Unterftützungen dürftiger Gemein- '

den in solchen Gegenden, wo sich Vereine der G.- A - St. conſtituirt haben,

von Seiten auswärtiger Vereine, nur nach geſchehener Einziehung eines.
Gutachtens und durch Vermittlung des betreffenden Landestheils verabreientte.
werden mögen. : Anu: .
E heben wir noch folgende Anträge hervor : . ; .
12) Antrag des H.-V. Heidelberg auf eine Bitte des G..A.-V. a
alle Fürſten des deutschen Bundes , der Unterdrückung der Protestanten in Ruß- l
land durch Verwendung bei Sr. Maj. dem Kaiser Grenzen setzen zu wollen.
13) Antrag der H.-V. Berlin und Heidelberg, daß S. Maj. der M

König von Baiern erſucht werde, die Conſtituirung von Vereinen und die Wirk- .

samkeit des Geſammivereins im Königreich Baiern zu gestatten. :
14) Antrag des H. V. Berlin auf Oeffentlichkeit der beschließenden Sz.
zungen bei den jedesmaligen Hauptversammlungen. . z '
15) Antrag des H.-V. Darmstadt und Heidelberg auf Abänderung

von §. 13 der allgem. Satzungen (die Wahl des C.-V. betr.), in dem Sinne,
daß die Wahl der C.-V.-Mitgliéder künſtighin nicht durch die Hauptverſamm.

lungen, ſondern durch die Hauptvereine zu erfolgen habe. (Weſ.-Ztg.)

Schweiz.

Gern. Die Verhandlungen der Tagsagung über Zürichs Antrag auf ,
Entfernung der Jesuiten gediehen in der Sitzung vom 3. Sept. zu ihrn

Ende. Der Antrag von Zürich, wonath die Jeſuitenſache als Bundesſache
erflärt und die Kantone Luzern, Schwyz, Freiburg und Wallis eingeladen
werden, die Jesuiten zu entfernen, wurde von den bekannten 12, St. zum

nichts Neues und Bemerkenswerthes , soweit man sie aus den Mittheilungen

der Berner Z. beurtheilen kann. Der Stanv Bern führt einige Stelen

an aus dem in Freiburg von Pater Simmen dozirten sogenannten Natun
recht wodurch alle Grundsſäge der Rechtsgleichheit, wie sie in der Schweiz

gelten, zerſtört werden. Am Schluß erinnert Bern an den Bundeseid, wor- ;

nach die Kantone sich verpflichten, wie Brüder mit einander zu leben: wie
dieſes möglich ſei, ſo lange die J suiten mit ihren Verkegerungen und Anfein-
dungen das friedliche Einvernehmen stören ? Nicht trunkene Profeſſoren, wie
Luzern bemerkt habe, seien dieser Meinung, ſondern das ganze nüchterne Ber-
nervolk, und im Nothfall werde es Mann für Mann einſtehen. Uri gibt
die Versicherung daß, wenn es dem Papſt belieben sollte, den Jesuitenorden
dann auch die katholischen Stände fügen würden, aber nicht

Nom, 27. Auguſt. Der Stzlues. Spion Cavaliere Minardi it

eher..

, heute Nacht nach 2 Uhr von Florenz unter sicherer Bedeckung hier eingebraht
und in die Engelsburg abgeliefert worden. Der Hof von Toscana hat die.
sen gefährlichen Menſchen ausgeliefert. ~ Die in R imini ſtationirenden

Grenadiere ſind von da nach Bologna aufgebrochen. Eine Menge Bewohner

begleiteten ſie unter fortwährendem Evviva Pio IX.! Viva la patria nostra!

eine Strecke weit. Daſſelbe fand statt, als das von Bologna aus nach
Malalbergo und Caſtel franco beorderte Militär dahin abging. Die Stim-
ung des Pollcé'iſ fehr fuscrest , doch bewegt es sich in gemeſſenen Schran-
t rt VCC Es Ver Fer Bz I? s
h T rr gur. "tr S SU Et :
ſich deßbalb auf die schon vom Cardinal Conſalvi het § wat
Proteſtationen und die alten Rechte des päpſtlichen Stuhles bezogen. ~ Der
Marcheſe Aze glio iſt im Auftrag der Regierung auf einer Reiſe durch die

Provinzen begriffen, um, wie man sagt, das Volk in Sehranken zu halten.

Aus der fortwährenden Bewegung neapolitaniſcher Truppen nach Kalabrien
ergibt sich, daß der Aufruhr daſelbſt noch nicht gedämpft iſe Wir sind aber

auf beſonderem Wege unterrichtet, daß mehrere dahin geſandte Abtheilungen

Schlappen erhalten haben, so wie, daß die Kalabreſen im Besitze von 17 (!)
Stück ſchweren Geschützes ſind,
im Gebirge geſchafft werden. . :
Rom, 28. Aug. Wie es ſcheint, iſt die Antwort auf Card. Ciacchi's
erſten Proteſt von Wien angelangt, und man sagt, daß das kaiserl. Cabinet
die Sache selbſt zwar lebhaft bedaure, von seinem tractatmäßig begründeten
Recht jedoch, welches auf die Beſegung der ganzen Stadt Ferrara laute, nicht
abſtehen wolle. Uebrigens soll die Antwort mit der Versicherung schließen
daß man dem Papſt jede thunliche Unterſtügung gewähren wreen.
Das von uns dem Contemporaneo und anderen hieſigen Blättern ent-

welche mit Maulthieren an die nöthigen Punkie

nommene Finanzresultat wird als entschieden trügeriſch verdächtigt. Die ein-

zelnen Ziffern mögen richtig sein, der Rechnungsabſchluß beruht aber sicher
auf falſchen Prämiſſen. Das Defieit wird leicht auf 1%, Millionen Scudi
auzelzlager. : an den Papſt eine der Bologneser ganz ähnliche Adreſſe pe-
langen laſſen. Die dort in Garnison liegenden Grenadiere haben den 21. d.


 
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