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Mannheimer Abendzeitung — 1847

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https://doi.org/10.11588/diglit.44009#1461

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r ,

Gerichtsſtandes geſtützten Preß-Gesegentwur

. unternommen w









1847.

Abonnement in Mannheim vierteljährlich 1 fl. 24 kr., durch die Pofi bezogen im ganzen Großherzogthum Baden
vierteljährlich 2 fl. 30 fr., im Ausland erhöht fich das Abonnement um den Pofiauff
Ins s r ai e die geſpaltene Zeile imm Petitſchrift oder deren Raum vier Kreuzer. Briefe und

fz. . einzusenden.



. TÄ § r Ü §~~n



Deutſchland.

*§ * Karlsruhe, 14. Dez. Binnen Kurzem werden die Verhandlungen
über die Antwortsadresſe erfolgen. Es iſt bisher, ſo viel wir uus erin-
nern, üblich gewesen, dieſe Verhandlungen in heimlicher S itzun g vor-
zunehmen. Wir hoffen, daß ! man von dieſem Gebrauche dießmal
abgeht. Welchen Nuten diese Heimlichkeit für ein Miniſterium hat, das ſich
der Offenheit, Verfaſſungsmäßi,keit, des Freiſinnes und der politiſchen Recht-
lichkeit rühmt, können wir nicht abſehen. Wir hoffen daher, daß von der Re-
gierungsbank nicht die Forderung einer heimlichen Berathung geſtellt werde.
Auf der rechten Seite wird zwar vielleicht irgend ein legaler Eiferer die Heim-
lichkeit verlangen. Das aber erwarten wir , daß nicht bloß die Radikalen
denn von diesen verſteht es sich von selbſt ~~ für die O-ffentlichkeit ſtimmen,
sondern, daß auch die Männer der „gere <ten Mitten, welche dem Mini-
ſterium Bekt als einem ,freiſinnigen“ und politisch ,, redlichen“ zugethan ſind,
durch Beharren auf der Forderung einer öffentlichen Sitzung der vielbelobten
Popularität des konſtitutionellen Lebens eine neue Stütze verleihen. Durch
Beharren auf der Forderung einer öffentlichen Situng werden Letztere sogar
dem Miniſterium Bekk ein Vertraueusvotum geben. Wir erwarten somit eine
sehr große Mehrheit zu Gunſten der Oeffentlichkeit.

M Aus Baiern, 12. Decbr. Bei uns kam es wie es kommen mußte.
+ Der unter trivialem Kirchweihjubel aufgepflanzte Freiheitsbaum wurde um-
geſtürzt, und dient nun als Barriere. Das Verwesung s miniſterium - ich
weiß nicht, soll man's M a u r e r, Z e n e t t i, Z u r h e i n oder
am . Ende gar Ho h e n þ a u s e n nennen . & f iſt ge-
ſtürzi oder auseinander gelaufenz darüber iſt man noch nicht recht im Klaren.
Wie konnte das anders kommen — der Freiheitsbaum wächſt weder aus eiuer
Dunggrube, noch unter den nutzloſen Pappeln des Absolutismus. Wenn ich
nun auch nicht zu den flachen Politikern oder vielmehr Kannegießern gehöre.
~~ ~ ~ o gehöre ich doch auch durchaus nicht zu den Hohlköpfen, welche
dieſe liberalisirende Zwitterperiode als das legitime Kind eines fürstlichen Li-
beralismus betrachten. Dieß liberale Miniſterium war das Kind einer abso-
lutiſtiſchen nicht liberalen Laune ~ man ſah ſich durch eine Partei
beherrſcht, und wollie dieß Joch abwerfen ~ doch genug davon, vielleicht ſpä-
ter mehr — natürlich mit hoher obrigkeitlicher Erlaubniß! © Was man von
dem jetzigen Miniſt-rium erwarten kann, iſt nicht mehr zweifelhaft ~ Nitcht's,
wenn nicht Schlimmeres. Wallerſtein iſt kein homo norus, (neuer Name ) er
hat ſich in seinem früheren Miniſterium als starrer Bureaukrat gezeigt, ihm
danken wir jene traurigen Conductliſten, jene Bevormundung der Schullehrer

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sr. vst ~wa.0;

worden. Die Geldausfuhren waren jedoch nicht fo bedeutend und fühlbar,
daß ſie in ähnlicher Weiſe wie in England dazu beigetragen hätten, den Dis-
konto in irgend bedeutendem Maße über das Verhältniß der eingetretenen Ex-
böhung des Zinsfußes hinaus zu ſteigern. Der höchſte Stand. des Diseonto in
den legten Jahren war z. B. in Frankfurt vorübergehend 4°4 und 5 Procent.
Man kann nicht behaupten, daß Deutschland an einer \„Geldnoth“' leide.
Die North, welche in Deutſchland dermalen empfunden wird, iſt eine andere.
Wir leiden an einem relativen Mangel an Capital und zwar an verleihbarem
Capital. Wäre „praktisch ausführbar, das v erleihbare Capital, welches
ſich vor einigen Jahren in Deutschland fand, mit dem gegenwärtigen Beſtande
deſſelben zu vergleichen, so würde ſich wahrſcheinlich eine bedeutende Differenz
zum Nachtheil der Gegenwart herausſtellen, vorausgeſezt, daß bei der Werth-
berechnung die im I. Abſchnitt im 11. Satz angedeuteten Regeln befolgt wür-
en. t
Auch in Deutſchland sind in letter Zeit Fallimente von Handelshäuſern
vorgekommen, aber verhältnißmäßig in weit geringerem Maß wie in England.
~ Es iſt nicht bekannt geworden, daß ſich deutſche Häuſer in ähnlicher Weiſe
wie engliſche, an gewagten Unternehmungen in überseeischen Ländern betheiligt
r und dadurch große Verluſte erlitten hätten. Einzelne deutſche Häuſer mös-
gen in Folge unglücklicher Getreideſpeculationen verloren haben, aber ſicherlich
bei weitem nicht in ähnlichem Grade, wie dieſes in England vorgekommen iſt,
Das Steigen des Zinsfußes hat auch in Deutschland auf den Cours der
Effekten, namentlich der Eiſenbahnactien, nachtheilig gewirkt. Die Beſsiger von
Effekten, namentlich von Eiſenbahnactien, haben auch in Deutſchland in Folge
des Sinkens der Courſe, momentan bedeutend verloren, und in so weit die
Besitzer Handelsleute sind, treffen auch in Deutſchland dieſe Verluſte den Hau-
delsſtand. Doch auch diese Verluſte ſind in Ansehung ihres Betrags nicht mit
den Verluſten aut gleiche Linie zu ſtellen, welche auf dieſem Gebiete den Han-
delsſtand in England betroffen haben. Vergleicht man dieſe Andeutungen mit
den Verhältniſsſen in England, so iſt es einleuchtend, daß in Deutſchland weit
weniger Anlaß zu Fallimenten gegeben war wie in England. ;
Worin beſtehen die Mittel zur Entfernung der Noth, an welcher Deutſch-
land dermalen leidet? Es iſt ſchon die Meinung ausgesprochen worden, daß
in einer künſtlichen Vermehrung des Geldes, mittelſt der Emiſſion von Papiers
geld (Staatspapiergeld oder auch Banknoten), ein geeignetes Heiimittel zu fiu-
den sei. Bei Prüfung dieser Meinung kommt dasjenige in Betracht, was in
dem Abſchnitte I. in den Sätzen 7 — 10 angedeutet iſt. Es dürfte darnach
Folgendes klar sein: Durch die Emiſſion von Papiergeld (Staatspapiergelso



durch den Clerus, kurz das ganze Tabellenſyſtem, welches dem Abel alle Siege

trägt ſich halb.

Man berets mit Gerüchten, sogar
. offieielena OGerüchten über das Progranm des neuen dMiriſte-
riums. In diesem Programm ſoll von Aufhebung der Cen- |

ſur die Rede sein, solche Vorsäße genügten aber ebenſo wenig vom Liberalis- |
mus des Ministeriums Wallerſtein, als der preußiſche Gesetzentwurf vom Li-

Majorität der Kammer der Reichsräthe, welche füglich, als Motto ihren Ti-
raden über Preßfreiheit, das freiherrlich von Tadden'ſche Ultimatum hätte segen
können,. Preßſreiheit, aber den offenen Galgen daneben. Höbe dieses Mini-
ſterium die Censur auf, ſo würde Baiern nur das Laboratorium in dem man
das erſte Experiment mit dem berüchtigten, puf (z! ' !uſer reite
n ergriffen ſehen, welche
chenswerth hinſtellen
ſem Ministerium fehlt
es Gute, was es
zu schwach
Was nun
rns betrifft, ſ o
1ivität, mir der man
Jqeringſte, beſcheidenſte
'iſche Punkte werden
n Ansichten und Ab-
1lten iſt.
ſchland beträgt, nach





wir würden Repr




vornehmen wür











zallerſtein

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war..ſlie bisher.
































VOrn eg ruurt s [t auf Eiſenbahnan-
lagen "verro aler. – Dieſer Auf-
wand bilde dem Abſchnitt 11. in
England fü chnet, ungefähr ?,



' für unsere Verhält-
in ſtehendes Capital
ganz erhebliche Um-
)en. Es iſt mit Be-
mehrung des verleih-
Capital in stehendes
) ein, wenn man be-
Ernte an landwirth-
n ein fühlbarer Aus-
1ugleich verdient, was
en, daß zur Deckung
en Ländern eingeführt
ital gehören, bezahlt
tſchland das Verhält-
n wesentlich geändert,



des legteren.
niſſe ganz bede



















baren Capitals J S
Capital zurückget|] S
rückſichtigt, daß
schaftlichen Erze






































U



“ Das eing eberweiſung von For-





derungen in fr »)ern mit Geld bezahlt











oder Banknoten) können keine Werthe geſchaffen werden. Das Papiergeld ere .
| hält. nur durch die Garantie des Staats beziehungsweiſe durch die dafür de-
| ponirten Werthe, einen Werth. ~ Die Emiſſion von Papiergeld iſt nicht ab-
| solut verwerflich; sie muß aber innerhalb enger Schranken gehalten und auf

beſtimmte Garantien baſirt werden.
Der aus der Emiſſion von Papiergeld reſultirende Zinsengewinn fließt,

' je nachdew Staatspapiergeld oder Banknoten ausgegeben werden, in die Staats-
heralismus des c<hriſtlich germaniſchen Staates , par excelleneez denn wahrlich | ac

dieses Ministerium meint es mit der Preßſreiheit um kein Haar besser als die

kaſſe oder in die Kaſſe der Unternehmer und Actionäre der Bank. Der ein-
zelne Bewohner des Landes, welcher sich mit Papiergeld verſehen will , muß
dafür ganz eben‘ ſo Werthe hingeben, wie dieſes geschehen muß, wenn er Mes
tallmünzen gegen audere Werthe eintauſchen will. ~ Eine Vermehrung der
Geldmenge eines Landes kann eine Steigerung, eine Verminderung der Geld-
menge aber ein Sinken der Waarenpreiſe im Gefolge haben. ~ Eine Ver-
mehrung oder Verm nderung der Geldmenge wird keinen Einfluß auf den Zins-
fuß äußern. Die weit verbreitete Meinung, daß eine Vermehrung der Geld-
menge mit einem Sinken des Zinsfußes begleitet ſein werde, beruht auf einem
ſtarken Irrthum. (Fr. O.-P.-A J)
Wiesbaden. Der Stand der Reallehrer fühlt sich in dieſem Augenblick
in unserem Lande in sehr unbeyaglicher Lage und Stimmung. Man hatte
demselben Hoffnung gemacht, daß er zu den Staatsdienern gezählt werden
würde, und mancher recht tüchtig gebildete junge Mann war aus andern deut-
ſchen Landen in dieser Aussicht zu uns gekommen. Nun wurden aber die Res
allehrer gegen Aller Erwarten zu ſtädtiſchen Dienern erklärt, um die Staats-
kaſſe nicht noch mehr zu belaſten. Darüber iſt großer Jammer unter den Real-
lehrern. Ein Nichtnaſſauer, z. B. ein Preuße, wird dies nicht begreifen kön-
nen, wenn er nicht weiß, daß unsere Städte, durch die bureaukratiſche Bevor-
mundung in ihrer geſammten Lebensentwicklung zurückgehalten, auch den Werth
einer Bürgerschule noch nicht gehörig erkennen und demgemäß auch die Lehrer
derselben nicht nach Gebühr behandeln, ſondern ſie oft den kleinlichſten und
armſeligſten Sinn fühlen laſſen. Die Regierung wird daher mit unendlichen
Bitten und Klagen beſtürmt. Wir kennen nur Ein Heilmittel dieſer Uebel-
ſtände: Hebung des gesammten ſtädtiſchen Lebens durch ſelbſtſtändigere Ver-
faſſung. ~~ Durch Nichts zeigt ſich der Verfall unseres Gemeindelebens ſo
deutlich als durch das Verhalten zur Armenpflege. Unsere Gemeinden haben
für ihre Armen zu jorgen, die Armenpflege iſt aber ganz am Amtssitz zentrali-
ſirt, dieselbe iſt ganz zur trockenen Geſchäftsſache geworden, woraus tauſend
Nachtheile entſtanden ſind. Der R- gieruugskommiſſär hatte beim lezten Land-
tage gegen freie Vereine in den Gemeinden zur Linderung der Noth Nichts
einzuwenden; aber Landſtände selbſt erklärten, daß die Gemeinden meiſt un-
fähig seien, Etwas ſselbſtthätig ins Werk zu setzen - ein furchtbares Geſtänad-
niß. Dahin also hat ſie das Bevormundungsſyſtem gebracht] Das längſt
projektirte Arbeitshaus iſt auch immer noch nicht ins Werk gesetzt. Man
wundert sich vielleicht im übrigen Deutschland, daß man in vielen öffentlichen
Blättern so häufig von Armuth jn diesem von der Natur ſo gesegneten Lande
lieſtz es iſt aber die nothwendige Folge davon, daß man das Volk auf künſts
liche Weiſe von aller Selbſtthätigkeit fern hält. ;
ZE. Vom Rhein, im Dezember. Uns Deutschen muß der Ausgang
des ſchweizeriſchen Kampfes noch ein ganz absonderliches Vergnügen gewähs«
ren, wenn wir die nähern Unſtände betrachten, unter denen derselbe erfolgt
iſte Die Diplomatie hat hier einmal die Rechnung ohne den Wirth gemachte.
 
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