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Münchner kunsttechnische Blätter — 2.1905-1906

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Nr. 5
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Die Aufgaben eines Vereins der Temperamaler [3]
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München, 27. Nov. 1905.

Beitage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint 14tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

H. Jahrg. Nr. 5.

Inhalt: Die Aufgaben eines Vereins der Temperamaler. Von O. H., Florenz. — Einiges aus der Chemie der „Metallischen
Farben". Von Chemiker Georg Büchner, München (Fortsetzung). — Ueber Grundierung von Malleinwand. —
Anfragen und Beantwortungen.

Die Aufgaben eines Vereins der Temperamaler.*)
Von O. H., Florenz.

Der Vorschlag, einen Verein der Tempera-
maler zu gründen, ist gewiss vielversprechend.
Da diese Frage in der Nummer 2 des zweiten
Jahrgangs zur Diskussion gestellt ist, so er-
laube ich mir, zu den Ausführungen des „Freun-
des der Tempera-Malerei" die folgenden Bemer-
kungen und schliesse daran einige Vorschläge an.
Der „Freund der Tempera-Malerei" betrach-
tet als erste Aufgabe des zu gründenden Ver-
eines die Organisierung einer Ausstellung von
Tempera-Bildern. Er erinnert, dass „gesonderte
Ausstellungen von Aquarellmalerei, Miniatur-,
Pastell-, oder Mosaik- und Glasmalereien" ge-
macht werden. „Warum sollte nicht auch ein-
mal eine Ausstellung von Tempera-Malereien ver-
anstaltet werden?"
Ich erinnere, dass diese Ausstellungen aus
ganz anderen Gründen entstanden sind, als die
sind, die eine Tempera-Ausstellung veranlassen
könnte. In den anderen Fällen entstanden diese
Ausstellungen, weil sich keine dieser Techniken
in den Rahmen einer Oel-Gemälde-Ausstellung
gut einfügt. Aquarelle, Miniaturen etc. werden
auch in den grossen Ausstellungen gesondert
gehängt, aus dem Grunde, weil sie selten die
Nachbarschaft der gefirnissten Bilder vertragen.

*) Wir geben der obigen Zuschrift mit grösster Bereit-
willigkeit Kaum, weil es nur vorteilhaft sein kann, über die
angeregte Frage verschiedene Meinungen zu hören. Einige
Punkte decken sich übrigens mit den in der vorigen Nummer
ausgesprochenen Vorschiägen. Aus KoHegenkreisen wurde uns
nahegeiegt, andere als Temperamaler von der Aufnahme nicht
auszuschliessen, sondern vielmehr den Rahmen des Vereins
oder Klubs in technischer Hinsicht zu erweitern. Ueber alle
diese Dinge wird sich durch persönliches Nähertreten und
gegenseitige Aussprache das Weitere von selbst ergeben. D. R.

Also, um diese Arbeiten überhaupt ausstellbar
zu machen, hat man diese unter dem Titel einer
Technick stehenden Ausstellungen abgesondert
oder ganz selbständig organisiert. Dazu handelte
es sich meistens um Techniken, die mehr oder
weniger von allen Malern gehandhabt werden,
nicht vereinigt, um Propaganda für diese oder
jene Mal-Technik zu machen, sondern unter
künstlerischen Gesichtspunkten, mit in künstle-
rischem Sinne beurteilender Jury.
Dieser Grund der Absonderung von den
Oel-Bildern fällt aber bei der Tempera-Malerei
ganz fort. Im Gegenteil, oft sticht das Tempera-
bild vorteilhaft von dem daneben hängenden Oel-
bild ab — und macht so die beste Propaganda
für diese Technik, andere Male, wenn das Oel-
bild in älterer, sog. reinlicher Art, ausgeführt
ist, ist der Unterschied in der äusseren Wirkung
nicht wahrnehmbar. Wäre diese Unterscheidung
immer gar so einfach, hätte man wohl nicht so
lange Zeit van Eyk für den Erfinder der Oel-
malerei heutigen Sinnes gehalten.
Eine Tempera-Ausstellung mit künstlerischen
Grundsätzen, von künstlerischer Jury geleitet,
erscheint mir deshalb zwecklos. Dann müsste
vielleicht das technisch tüchtigste Bild zurück-
gewiesen, anderseits einem vielleicht technisch
ganz interesselosem Bilde wegen seiner künst-
lerischen Qualität der Ehrenplatz erteilt werden.
Also eine technische Ausstellung. Gut.
Und auf wessen Interesse soll diese Anspruch
machen?
Auf das des Publikums?
Ich möchte nicht in der Haut dessen stecken,
der sich in Erwartung eines einheitlich künst-
 
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