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Münchner kunsttechnische Blätter.
Nr. 9.
bei Königshofen, zu Oberessfeld, Krönungen, Alt-
bessingen, Arnstein, Deutschhof bei Schweinfurt,
ferner auf den Höhen am Main bei Dettelbach,
Kitzingen und Ochsenfurt, sowie an den an der
Tauber bei Röttingen und Rothenburg gelagerten
Schichten der Ausbeutung noch harrende Umbra-
lagerstätten. Auch bei Sailauf in der Zechstein-
formation zu Unterfranken findet man unter einer
r,4—2 m starken Lehmdecke ein mächtiges Lager
von Umbra, die 18—2o°/o Mangan und io bis
i2°/o Eisen enthält. Es werden davon ca. 2000 Ztr.
pro Jahr gewonnen. Seit Alters geniessen die ita-
lienischen Ocker, z. B. Neapelrot, Pompejanischrot,
Terra Pozzuli, Terra di Siena, italienische lichte,
Gold- und Dunkelocker den Ruf grösster Schönheit.
Es rührt dies wohl daher her, dass dies die ältest
bekannten Ocker sind, denn auch an anderen Orten
sind Fundstätten schöner Ocker und sind die Na-
men Terra di Siena u. s. w. mehr typische Bezeich-
nungen geworden, womit gesagt sein soll, dass diese
Ocker den typischen Ockern an Farbe und Schön-
heit gleichkommen. Es finden sich Ockerfundstätten,
z. B. auch in England, Frankreich und auch in
Deutschland, gerade auch in Bayern.
(Fortsetzung fo]gt.)
Literatur-Anzeige.
Im Verlage von Georg D. W. Callwey,
München, erscheint demnächst als I. Band*) der
Sammlung maltechnischer Schritten:
Böcklins Technik.
Von Maler Ernst Berger.
Mit dem Bildnis des Meisters nach einem Relief
von S. Landsinger.
Bekanntlich hat Böcklin auf dem Gebiete
der Maltechnik ganz selbständige Wege betreten.
Sein technisches Verfahren galt lange Zeit als
ein Brief mit sieben Siegeln und Einzelnheiten
darüber wurden erst wenige Jahre vor seinem
Tode bekannt. In dem Bande hat der Verfasser
alles gesammelt, was für die Erkenntnis von
Böcklins Technik wichtig ist. Durch die vor ei-
niger Zeit erschienenen, ungemein wertvollen
Quellen und vielfache aus der näheren Um-
gebung des Meisters stammenden Angaben unter-
stützt, gibt er, in zeitlicher Aufeinanderfolge ge-
ordnet, ein Bild seiner Technik, wie es in solcher
Vollständigkeit kaum von einem Künstler der
Jetztzeit oder der Vergangenheit zu entwerfen
möglich war.
Die grosse Bedeutung des Meisters lässt
es berechtigt erscheinen, mit diesem Werke über
Böcklins Maltechnik die „Sammlung maltech-
nischer Schriften" einzuleiten, deren weitere
Bände das gesamte einschlägige Gebiet in Ein-
zeldarstellungen, sowohl in technisch-chemischer,
als auch in physikalisch-optischer Hinsicht um-
fassen soll. Wir erachten es für nicht unan-
gebracht, die Leser dieser Blätter auf diese, die
Malerkreise gewiss interessierende neue Publi-
kation aufmerksam zu machen.
Anfragen und Beantwortungen.
An O. H. in Florenz. — Um beim Einkauf
von Malerleinwand sich zu vergewissern, ob sie aus
reiner Leinenfaser besteht oder event. mit Baum-
wolle gemischt hergestellt wurde, kann man folgende
Prüfungen vornehmen:
1. Man kocht eine Probe des zu prüfenden Ge-
webes in einer dicken Lösung von einem Teiie
ätzender Pottasche und einem Teile Wasser.
Nachdem man die Probe gewaschen, zwischen
Löschblättern getrocknet und die Fäden sepa-
riert hat, ist es leicht, die Quantitäten der ver-
schiedenen Fäden zu unterscheiden; die Leinen-
fäden werden sehr tief gelb, die Baumwolle
weisslich oder strohfarbig.
2. Die Probe wird zunächst vom Leim gereinigt,
um die Appretur- oder bei Kreidegrund die
Grundierung zu entfernen, indem man sie kurze
Zeit in Wasser kocht. Ist sie dann gespült und
getrocknet, so legt man sie eine oder zwei
Minuten in konzentrierte Schwefelsäure, worauf
sich die Baumwollefäden auflösen, die Leinen-
fäden aber weiss und undurchsichtig bleiben.
Hat man dann die Probe schnell in einer
schwachen Lösung von ätzender Pottasche ge-
schwenkt, mehreremal in Wasser gespült und
getrocknet, dann wird dte Probe durch das Auf-
lösen der Baumwollfäden, gegen das Original
gehalten, ein schwächeres dünneres Aussehen
haben.
3. Die gut gereinigte Probe wird in eine Alkohol-
lösung von Fuchsin getaucht, in weichem Wasser
gewaschen und dann drei Minuten in Ammoniak-
spiritus gebadet. Die Baumwollenfäden werden
farblos bleiben, die Leinenfäden eine rosa
Färbung annehmen.
4. Man halte den Stoff vor eine brennende Kerze
und man wird finden, dass die Baumwollen-
fäden eine durchaus gleichmässigeForm haben,
die Leinenfäden hingegen zeigen Unregelmässig-
keiten, nach welcher Art sie auch gesponnen
sein mögen.
5. Man nehme einige Fäden und zerreisse sie mit
einem Ruck; die Baumwollenfäden werden sich
kräuseln und zersplittern, die Leinenfäden aber
bleiben steif und glatt.
*) S° ]2 Bogen. Preis geh. Mk.
geb. Mk. 4.—.
Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
Münchner kunsttechnische Blätter.
Nr. 9.
bei Königshofen, zu Oberessfeld, Krönungen, Alt-
bessingen, Arnstein, Deutschhof bei Schweinfurt,
ferner auf den Höhen am Main bei Dettelbach,
Kitzingen und Ochsenfurt, sowie an den an der
Tauber bei Röttingen und Rothenburg gelagerten
Schichten der Ausbeutung noch harrende Umbra-
lagerstätten. Auch bei Sailauf in der Zechstein-
formation zu Unterfranken findet man unter einer
r,4—2 m starken Lehmdecke ein mächtiges Lager
von Umbra, die 18—2o°/o Mangan und io bis
i2°/o Eisen enthält. Es werden davon ca. 2000 Ztr.
pro Jahr gewonnen. Seit Alters geniessen die ita-
lienischen Ocker, z. B. Neapelrot, Pompejanischrot,
Terra Pozzuli, Terra di Siena, italienische lichte,
Gold- und Dunkelocker den Ruf grösster Schönheit.
Es rührt dies wohl daher her, dass dies die ältest
bekannten Ocker sind, denn auch an anderen Orten
sind Fundstätten schöner Ocker und sind die Na-
men Terra di Siena u. s. w. mehr typische Bezeich-
nungen geworden, womit gesagt sein soll, dass diese
Ocker den typischen Ockern an Farbe und Schön-
heit gleichkommen. Es finden sich Ockerfundstätten,
z. B. auch in England, Frankreich und auch in
Deutschland, gerade auch in Bayern.
(Fortsetzung fo]gt.)
Literatur-Anzeige.
Im Verlage von Georg D. W. Callwey,
München, erscheint demnächst als I. Band*) der
Sammlung maltechnischer Schritten:
Böcklins Technik.
Von Maler Ernst Berger.
Mit dem Bildnis des Meisters nach einem Relief
von S. Landsinger.
Bekanntlich hat Böcklin auf dem Gebiete
der Maltechnik ganz selbständige Wege betreten.
Sein technisches Verfahren galt lange Zeit als
ein Brief mit sieben Siegeln und Einzelnheiten
darüber wurden erst wenige Jahre vor seinem
Tode bekannt. In dem Bande hat der Verfasser
alles gesammelt, was für die Erkenntnis von
Böcklins Technik wichtig ist. Durch die vor ei-
niger Zeit erschienenen, ungemein wertvollen
Quellen und vielfache aus der näheren Um-
gebung des Meisters stammenden Angaben unter-
stützt, gibt er, in zeitlicher Aufeinanderfolge ge-
ordnet, ein Bild seiner Technik, wie es in solcher
Vollständigkeit kaum von einem Künstler der
Jetztzeit oder der Vergangenheit zu entwerfen
möglich war.
Die grosse Bedeutung des Meisters lässt
es berechtigt erscheinen, mit diesem Werke über
Böcklins Maltechnik die „Sammlung maltech-
nischer Schriften" einzuleiten, deren weitere
Bände das gesamte einschlägige Gebiet in Ein-
zeldarstellungen, sowohl in technisch-chemischer,
als auch in physikalisch-optischer Hinsicht um-
fassen soll. Wir erachten es für nicht unan-
gebracht, die Leser dieser Blätter auf diese, die
Malerkreise gewiss interessierende neue Publi-
kation aufmerksam zu machen.
Anfragen und Beantwortungen.
An O. H. in Florenz. — Um beim Einkauf
von Malerleinwand sich zu vergewissern, ob sie aus
reiner Leinenfaser besteht oder event. mit Baum-
wolle gemischt hergestellt wurde, kann man folgende
Prüfungen vornehmen:
1. Man kocht eine Probe des zu prüfenden Ge-
webes in einer dicken Lösung von einem Teiie
ätzender Pottasche und einem Teile Wasser.
Nachdem man die Probe gewaschen, zwischen
Löschblättern getrocknet und die Fäden sepa-
riert hat, ist es leicht, die Quantitäten der ver-
schiedenen Fäden zu unterscheiden; die Leinen-
fäden werden sehr tief gelb, die Baumwolle
weisslich oder strohfarbig.
2. Die Probe wird zunächst vom Leim gereinigt,
um die Appretur- oder bei Kreidegrund die
Grundierung zu entfernen, indem man sie kurze
Zeit in Wasser kocht. Ist sie dann gespült und
getrocknet, so legt man sie eine oder zwei
Minuten in konzentrierte Schwefelsäure, worauf
sich die Baumwollefäden auflösen, die Leinen-
fäden aber weiss und undurchsichtig bleiben.
Hat man dann die Probe schnell in einer
schwachen Lösung von ätzender Pottasche ge-
schwenkt, mehreremal in Wasser gespült und
getrocknet, dann wird dte Probe durch das Auf-
lösen der Baumwollfäden, gegen das Original
gehalten, ein schwächeres dünneres Aussehen
haben.
3. Die gut gereinigte Probe wird in eine Alkohol-
lösung von Fuchsin getaucht, in weichem Wasser
gewaschen und dann drei Minuten in Ammoniak-
spiritus gebadet. Die Baumwollenfäden werden
farblos bleiben, die Leinenfäden eine rosa
Färbung annehmen.
4. Man halte den Stoff vor eine brennende Kerze
und man wird finden, dass die Baumwollen-
fäden eine durchaus gleichmässigeForm haben,
die Leinenfäden hingegen zeigen Unregelmässig-
keiten, nach welcher Art sie auch gesponnen
sein mögen.
5. Man nehme einige Fäden und zerreisse sie mit
einem Ruck; die Baumwollenfäden werden sich
kräuseln und zersplittern, die Leinenfäden aber
bleiben steif und glatt.
*) S° ]2 Bogen. Preis geh. Mk.
geb. Mk. 4.—.
Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).