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Münchner kunsttechnische Blätter — 2.1905-1906

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Nr. 6
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Buchner, Georg: Einiges aus der Chemie der "Metallischen Farben" [6]
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Itschner, Karl: Ein Beitrag zur Perspektive
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Oelmalerei in der Polargegend
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Anfragen und Beantwortungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36596#0028

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24

Münchner kunsttechnische Biätter.

Nr. 6.

Alkalis das gelbe neutrale Bleichromat in rotes oder
oranges, basisches Bleichromat umwandelt. Man
sieht hier, welche Rolle auch die Bindemittel in der
Malerei spielen und dass sich die Farben je nach
Anwendung des einen oder anderen Bindemittels
anders verhalten können, wie wir ja bereits beim
Cadmium gesehen haben. Das Chromrot kommt in
der Natur als Rotbleierz vor. Als Malerfarben dienen
aber nur die Kunstprodukte.
(Fortsetzung folgt.)
Ein Beitrag zur Perspektive.
Wir erhalten folgenden „Beitrag zur Per-
spektive" :
Unsere Perspektivenlehre bedarf einer kleinen
Vervollständigung. Genau genommen, erscheinen
dem Auge alle Flächen als Wölbungen. Man könnte
zwar einer solchen Behauptung den Vorwurf machen,
sie sei spitzfindig, denn diese Wölbungen sind so
schwach, dass es unmöglich wäre, sie mit unseren
Werkzeugen überhaupt darzustellen. Sobald es sich
aber darum handelt, grosses Terrain, Himmel, Ge-
wölke oder Meer darzustellen, wird uns diese Er-
kenntnis nützen. Die Erde, obwohl sie eine Kugel,
erscheint uns von einem hohen Berge aus betrachtet
nicht so:



Wenn nun in der Höhe von gooo Meter ein
Tuch von igo Kilometer Länge und 7g Kilometer
Breite Hach ausgespannt werden könnte, würde uns
dieses Tuch als Gewölbe erscheinen und lange ge-
rade Linien darauf als gebogen.


Es gibt oft Wolkenlagen von grosser Ausdeh-
nung, die in ganz gleichmässiger Höhe schweben,
diese erscheinen uns als ein mächtiges Gewölbe,
viel höher und runder als die Rundung der Erde,
und wenn sie im Bilde perspektivisch richtig dar-
gestellt werden, lässt sich dem Bilde selbstver-
ständlich ein viel grösseres Gefühl von Raum geben.

Ich bin leider nicht gebildet genug, um diese
Theorie in ein korrektes System zu verarbeiten. Ich
hoffe deshalb, dass Sie ihr in Ihrem geschätzten
Blatte Raum geben, vielleicht kommt sie dann in
die Hände eines Gelehrten, dem es Spass macht,
etwas daraus zu machen.
K. Itschner.
Oelmalerei in der Polargegend.
Der russische Maler Alexander Alexeewitsch
Borissoff, dessen Studien und Bilder aus den ark-
tischen Regionen durch ihr nicht geringes malerische
Können Bewunderung verdienen,*) hatte naturgemäss
mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen, seine Oel-
farben bei grosser Kälte verwendbar zu erhalten.
Während der schweren Winterszeit konnte er nur
Pastellzeichnungen und Kohlenskizzen machen; im
Frühling allerdings schon mit Oelfarben, doch unter
erschwerten Bedingungen: er musste den Pinsel
stutzen, und die Farben zu zerreiben, war fast un-
möglich. Der Künstler schildert dies in seinen Auf-
zeichnungen folgendermassen:
„Hier bei beissender Kälte muss der Maler
ganz anders arbeiten; der Frost verwandelt die
Farben in eine dichte Masse, die der Pinsel nicht
aufnimmt. Es kam während meiner Polarreisen vor,
dass sogar Terpentin — das einzige Mittel, welches
die Farben in brauchbarem Zustande erhalten
konnte — versagte, weil es sich bei dieser fürch-
terlichen Kälte kristallisierte. Ich habe Skizzen,
die bei 23 ° Kälte gezeichnet sind, 3—4 Skizzen
bei 30 ° Reaumur. Dabei musste ich den Pinsel
in der vom Pelz bedeckten Faust halten und mit
aller Gewalt führen. Der Pinsel kracht, zerbricht,
die erstarrten Hände versagen den Dienst; aber
ich malte in heissem Drange, um all diese phan-
tastischen, düsteren Erscheinungen des hohen Nor-
dens voll eigenartigen Reizes auf der Leinwand
festzuhalten."
(Aus dem Katalog der ßorissofF-Ausstellung.)

Anfragen und Beantwortungen.
Herrn Th. H. in Karlsruhe. — Eine Schrift
über Bilderkonservierung, Rezepten etc. aus der
Feder des Berliner Konservators Professor Hauser
ist uns unbekannt. Vielleicht meinen Sie die „An-
leitung zur Technik der Oelmalerei" von unserem
ausgezeichneten Bilderrestaurator Prof. Hausersen.?
Sie ist in zweiter AuHage erschienen bei G. Hirths
Kunstverlag, München u. Leipzig 188g. Ueber Lack-
schmelzen und Bereitung handelt ausführlich das
Buch von L. E. Andes, die Fabrikation der Kopal-
Terpentinöl- und Spiritus-Lacke, II. AuHage. A. Hart-
lebens Verlag, Leipzig i8gs.
*) Jetzt im Münchener Kunstverein ausgestellt.
 
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