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Münchner kunsttechnische Blätter — 2.1905-1906

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Nr. 10
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Ziegler, Walter: Lichtpausen und Lichtpausradierung
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Berger, Ernst: Zur Verständigung in Sachen des sogen. Punischen Wachses[4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36596#0042

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38

Münchner kunsttechnische Biätter.

Nr. 10.

Schwamme oder breitem Pinsei möglichst gleich-
mässig, aber nicht zu dick, die ganze obere Fläche
des Papiers, vermeidet aber, auf der Rückseite des
Blattes Flecken zu machen. Hierauf hängt man
das Papier in der Dunkelkammer zum Trocknen
auf, oder stellt das Reissbrett in die Nähe des
Ofens, wodurch der Trockenprozess beschleunigt
und noch vor Tagesanbruch beendet sein wird.
Das trockene Papier wird in einer Schub-
lade oder geschlossenen Rolle, gegen Lichtein-
wirkung geschützt, aufbewahrt.
Um eine spiegelrichtige und positive Kopie
zu erhalten, muss man vorerst vom Original
ein spiegelverkehrtes Negativ schaffen. Hierzu
verwendet man dünnes Papier, etwa Schreib-
maschinenpapier, welches nach oben angegebener
Art lichtempfindlich gemacht wurde. In einem
Kopierrahmen von entsprechender Grösse wird
das Original, Rücken gegen das Glas gelegt, auf
dieses, Schichtseite gegen die Zeichnung gewen-
det, das lichtempfindliche Papier, dann eine An-
zahl Blätter weiches Makulaturpapier oder auch
eine Filzdecke, worauf der Rahmen möglichst
stramm geschlossen wird und nun erfolgt die
Belichtung. Die Kopierzeit hängt von den Licht-
verhältnissen ab. Man kann von Zeit zu Zeit
nachsehen, wie weit der Prozess fortgeschritten
ist. Das unbelichtete Papier zeigt eine grün-
gelbe Farbe, welche sich durch die Belichtung
in blaugrün, blau und zuletzt hellsilbergrau ver-
ändert. Diese letzte Färbung soll voll erreicht
sein. Man kopiere daher lieber etwas länger,
als zu kurz. Nach Beendigung des Kopierens
wird das Blatt aus dem Rahmen genommen und
in einer Schale mit öfterem Wasserwechsel gut
ausgewaschen. Hierbei verfärben sich die silber-
grauen Töne in dunkles Blau, während die un-
belichteten Stellen sich rein weiss auswaschen
lassen. Durch diese Behandlung ist die Kopie
lichtecht und fixiert.
Das spiegelverkehrte Negativ wird getrock-
net und tritt nun an Stelle des Originals. Die
Rückseite wird mit Paraffinum liquidum ein-
gerieben und dient nun in gleicher Weise, wie
oben beschrieben wurde, zur Erzielung von Positiv-
kopien. Zu diesen verwendet man irgendwelches
gutgeleimtes und nicht zu grobkörniges Zeichen-
papier, das man lichtempfindlich macht. Das
Kopieren und Auswaschen wiederholt sich in
derselben Reihenfolge, wie bei der Herstellung
des Negatives. Man bekommt so ein original-
getreues Positiv, allerdings in Blau und Weiss,
statt Schwarz und Weiss. Es ist aber sehr ein-
fach, die blaue Farbe in Braunschwarz umzu-
färben, wenn man die gutgewaschenen Blätter
in eine Tanninlösung 1 : 32 Wasser legt und
hierauf noch eine Minute in eine Sodalösung
1 : 40 Wasser eintaucht. Diese Manipulation
kann gegebenenfalls auch wiederholt werden.

Von dem Negativ können natürlich so viel
positive Kopien als nötig hergestellt werden.
Statt ein Original auf Papier zu zeichnen,
kann man aber auch eine durchsichtige Radie-
rung auf Glas herstellen und diese zum Kopieren
verwenden.
Der Vorgang ist hierbei, wie folgt:
Eine entsprechend grosse Glasplatte wird
mit deckkräftiger Farbe z. B. Terra de Sienna
gebrannt, mit mässig dünnem Kleister und etwas
Glyzerin fein abgerieben) mittels eines breiten
Pinsels gleichmässig dünn überstrichen und mit
dem Vertreiber egalisiert. Nach dem Trocknen
der Farbe nimmt man feinst pulverisiertes Krem-
serweiss und bepudert mittels Wattebäuschchens
die ganze Fläche, wodurch dieselbe nahezu wie
weisses Papier aussieht. Man vermeide zuviel
Puder zu nehmen. Die so vorbereitete Glas-
platte wird auf ein schwarzes Tuch gelegt und
nun wird mit einer Nadel, Schieferstift u. a.
eine bildliche Erscheinung in den Grund geritzt.
Die Erscheinung kann während der Arbeit gegen
die dunkle Unterlage positiv beurteilt werden.
Ist man mit der Radierung fertig, so wird die
Platte in der Durchsicht ein glasklares Negativ
zeigen, welches Kopien auf lichtempfindliches
Papier in tadelloser Form erlaubt. Solche Glas-
radierungen haben beinahe den Charakter von
Kupferstich mit allen Feinheiten des Striches,
aber natürlich ist die Kopie spiegelverkehrt zum
Original. Walter Ziegler.
Zur Verständigung in Sachen des
sogen. Punischen Wachses.
Von E. Berger.
(Fortsetzung und Schluss.)
3. „Was die Verwendung des punischen Wachses
bei den Alten betrifft, so haben wir zu unterscheiden
zwischen den sicher überlieferten Nachrichten und
den hypothetischen Annahmen." Dieser Satz steht
ausdrücklich in meinem Buche S. roo, und als „sicher
überlieferte Anwendung" habe ich das mit dem
griechischen Ausdruck Ganosis bezeichnete Ver-
fahren angeführt. Beschrieben wird es von Vitruv
(VII 9, 3) und ebenso, nur etwas kürzer, von Pli-
nius (XXXIII, 122) beim Wandanstrich mit Zinn-
ober, der sich an der freien Luft erfahrungsgemäss
schlecht erhalte. Diese Stellen sind abgedruckt in
meinem Artikel in Nr. 24, S. 106, I. Jahrg. dieser
Blätter; ich habe dabei auch auf Plinius XXI, 8g
verwiesen, wo vom Gebrauch des Wachses im all-
gemeinen die Rede ist und dabei seiner Verwen-
dung „sogar zum Schutze der Wände und
Waffen" (parietum etiam et armorum tutelam)
Erwähnung getan wird. Dass es sich bei der Ga-
nosis um den Schutz des Zinnobers allein han-
dele, wie mir immer entgegengehalten wird, darf
nach dieser Stelle über das gleichmässig auf ver-
 
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