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Münchner kunsttechnische Blätter — 2.1905-1906

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Nr. 10
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Ziegler, Walter: Lichtpausen und Lichtpausradierung
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https://doi.org/10.11588/diglit.36596#0041

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München, 5. Februar 1906.
Beilage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint 14tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.
H. Jahrg. Nr. 10.
Inhalt: Lichtpausen und Lichtpausradierung. Von Walter Ziegler. — Zur Verständigung in Sachen
Wachses. Von E. Berger (Fortsetzung und Schluss). — Anfragen und Beantwortungen.
des sogen. Panischen
Lichtpausen und Lichtpausradierung.

Gar häufig tritt beim bifdenden Künstfer der
Wunsch auf, eine Arbeit in selbst zu bewerk-
stelligender, vervielfachungsmöglicher Technik
herzustellen; doch will er nicht die Zeit und
Mühe aufwenden und eine druckbare Platte ar-
beiten. Die Reproduktion durch den photogra-
phischen Apparat gäbe wohl ein verhältnismässig
bequemes Mittel, doch muss berücksichtigt wer-
den, dass eine Aufnahme, zumal in Original-
grösse, mit Umständlichkeiten verbunden ist,
und der Künstler würde meist genötigt sein, die
Reproduktion nicht selbst zu machen, sondern
dieselbe durch einen Fachphotographen besorgen
zu lassen.
Es gibt nun sehr einfache Mittel, um eine
Schwarz-Weiss-Zeichnung direkt ohne Apparat
zu vervielfachen und zwar durch die Lichtpaus-
verfahren. Hält man ein mit deckkräftiger Farbe
auf nicht zu dickem Papier gezeichnetes Blatt
gegen eine Lichtquelle, so wird man von der
Rückseite des Papiers aus die bildliche Erschei-
nung deutlich sehen können. Es liegt daher sehr
nahe, dass man eine derartige Zeichnung auch
auf lichtempfindlichem Papier, genau wie ein
photographisches Negativ, kopieren kann. Ge-
gebenenfalls wird man natürlich schon bei der
Herstellung des Originals auf die Kopierung
Rücksicht nehmen. Die Herren Ingenieure, Archi-
tekten u. s. w. bedienen sich vielfach solcher ein-
facher Praktiken zur Vervielfachung ihrer Pläne
und Zeichnungen.
Es gibt eine grosse Anzahl Lichtpausver-
fahren, für welche fertig präparierte Papiere
käuflich erhältlich sind; man erzielt mit ihnen
negative Pausen und auch direkte positive Pausen.
Bei manchen Verfahren verlangt die Entwicklung
und Fixierung mehr oder weniger komplizierte
Manipulationen.

Es sei nun hier mit Beachtung der künst-
lerischen Eignung und mit Rücksicht auf den
Künstler, der sich meist ungern mit umständ-
lichen Techniken befasst, ein bequemes und
sicheres Verfahren geschildert, das gleichzeitig
die Möglichkeit gibt, die Präparation des Papieres
selbst vorzunehmen, wodurch die Wahl eines
günstigen Papieres für die Kopien dem Künstler
überlassen bleibt und auch die Kosten auf ein
Minimum sich beschränken.
Als Zeichenpapier für das Original verwen-
det man Pauspapier oder gleichmässig durch-
scheinendes nicht zu dickes Schreib- und Zeichen-
papier. Pinsel- und Federzeichnungen werden
mit deckkräftiger Tusche hergestellt, in welcher
man etwas doppelchromsaures Kali auflöst. —
Graue Töne sind beim Zeichnen streng zu ver-
meiden.
Für Stiftzeichnungen eignet sich sehr gut
lithographische Kreide. Im Falle das Original
nicht auf Pauspapier gearbeitet wurde, kann das
Papier zum Zwecke der rascheren Kopierbarkeit
durchscheinend gemacht werden, indem man auf
der Rückteite etwas Paraffinum liquidum mit
einem Wattebäuschchen aufträgt und gut verreibt.
Man stellt sich nun folgende Mischung her
(Rezept nach Valenta): 4,5 g rotes Blutlaugen-
salz in 50 ccm dest. Wasser und 12,5 g grünes
zitronsaures Eisenoxydammoniak in 50 ccm dest.
Wasser. Jede Lösung wird für sich filtriert,
dann mischt man beide in einer dunkelgelben
Flasche zusammen. Dieses Präparat kann, vor
Licht geschützt, längere Zeit aufbewahrt werden.
Das Sensibilisieren (Lichtempfindlichmachen) der
Papiere wird am Abend bei Lampenlicht vor-
genommen. Man legt auf ein Reissbrett das
betreffende Papier, schüttet die obige Eisensalz-
lösung in eine Schale und überstreicht mit einem
 
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