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Münchner kunsttechnische Blätter.
Nr. 18.
Knoller selbst den Schlüssel dafür, dass zwischen
der Technik des „Arkadiers" und seiner späteren
Unterschiede bestanden. Und nach einem kurzen
Hinweis auf die Freskomalerei der Alten und die
Werke des Raphael und Michelangelo ergeht er
sich in wehmütigen Erinnerungen an die Leidens-
und Lebensschicksale seines künstlerischen Vorbil-
des, des „Anibale Caraze", der mit einem kaum
nennenswerten Gehalt von 10 Gulden monatlich
acht Jahre für den Kardinal Farnese tätig war und
von diesem kläglich ausgenutzt worden sei.
Ueberblicken wir die Freskoanweisung des alten
Knoller, so werden wir von dem Inhalt ziemlich
enttäuscht sein. Nichts gibt uns darüber Aufschluss,
worin eigentlich die verbesserte Manier bestanden
haben könnte. Wir vermissen jeden Hinweis auf
die Zusammensetzung der Mörtelschichten und ihrer
Dicke. Nur alter Kalk und gewaschener Flussand
sollten dazu dienen und der Mörtelbewurf sollte
nachher „mit nassem Kalk vermischt befeuchtet"
werden. Auf zu frischem Mörtel soll nicht gemalt
werden. Das ist alles, und das übrige unterscheidet
sich in nichts von den bekannten Angaben des
Vasari, Armenini oder Pozzo.
Aus diesem Grund ist eine weitere auf Knoller
zurückzuführende Angabe zur Herstellung des Fres-
koputzes von Interesse, die aus der gleichen Quelle
wie die vorige stammend, hier wohl zum ersten
Male abgedruckt wird:
II. Freskoverputz
aus dem Nachlasse des Malers Johann Georg Schil-
ling aus Unter-Eschingen, soll mit Martin Knoller
zusammen gearbeitet haben. Nach den Originalen
niedergeschrieben von seinem Schüler Andreas Meyer.
„r. Erstlich wird der Kalk durchgesiebt, dass
er von griesigen Teilen gereinigt ist.
2. Das gleiche Sieb wird für den Sand gebraucht.
3. Kalk und Sand werden bis zum Gebrauch in
reinem Geschirr aufbewahrt.
4. Es sind zwei Gattungen Mörtel nötig, die
erste Gattung 8 Teile Kalk, 16 Teile Sand. Die
zweite 8 Teile Kalk, 20 Teile Sand.
Auftrag des Grundes.
1. Die Stelle, welche mit frischem Mörtel zum
Malen angetragen werden soll, wird tags zuvor mit
einem roten Strich bezeichnet.
2. Dasselbe Stück wird am Abend vorher ein-
genetzt, damit die Feuchtigkeit in die Mauer dringt.
3. Am Morgen früh wird die Stelle noch ein-
mal mittelmässig angefeuchtet.
4. Dann trägt man den Mörtel in der Stärke
eines Drittels der Gesamtstärke des Verputzes auf.
5. Dann folgt Mörtel 2. Beide Aufträge zu-
sammen müssen ungefähr 1/4 Zoll Dicke haben.
6. Während des Zureibens wird ab und zu an-
gefeuchtet, damit der Bewurf die richtige mittlere
Feuchtigkeit behält.
7. Ist das Zureiben beendigt, kehrt man den
Grund mit einem trockenen Pinsel ab, um den
losen Sand zu beseitigen.
8. Bei der Malerei unfertig gebliebene Teile
müssen über Nacht feucht gehalten werden.
9. Beim Anfeuchten ist nur das sauberste
Wasser zu verwenden, um Flecke zu vermeiden.
10. Beim Zu- und Anbessern der Naht darf
nicht über den scharfen Ansatz gerieben werden.
NB. Zweierlei Mörtel wird gebraucht: 1. um
ihm Halt auf dem Grundverputz zu geben, 2. um
Sprünge und Risse zu vermeiden."
Die Erzdenkmäler in München.
Von Georg Büchner.
Ich glaube es ist ein Verdienst, darauf hin-
zuweisen, in welch unvorteilhaftem Zustande sich
die Erzdenkmäler Münchens befinden. Anstatt der
Schönheit alter Bronzen besitzen dieselben fast durch-
gehends ein schmutziges, dunkelbraunschwarzes Aus-
sehen, so dass sie mehr dem Gusseisen, als der
Bronze ähnlich scheinen. Es ist ja klar, dass man
von diesen Erzdenkmälern nicht die schöne Patina
verlangen kann, wie solche an anderen Erzguss-
werken, die sich unter günstigeren Umständen be-
finden, zu bewundern ist. Aber durch eine sorg-
same öftere Reinigung und Nachbehandlung würde
auch an diesen Bronzestatuen, welche durch die
schwefelhaltigen Bestandteile, durch den Russ und
Staubgehalt der Münchener Stadtluft stark mitge-
nommen werden, eine schönere, dem Material ent-
sprechende Färbung erzielt werden.
Literatur.
Bei der Redaktion eingetroffen:
Johannes Schilling, Künstlerische Sehstudien. (Mit einem
Vorwort von Dr. Erwin Papperitz.) R. Voigtländers Ver-
lag in Leipzig 1906.
Anfragen und Beantwortungen.
Frl. U. W\ in Berlin. — Um ein grösseres Wand-
gemälde auszuführen, sind die matten Mussinifarben sehr
geeignet. Sie lassen sich sowohl auf Mauerputz als auch auf
geleimter Leinwand anwenden und ist es ratsam, eine schwache
Grundierung von Weiss mit Ocker mit dem verdünnten Mal-
mittel I matt vorzunehmen. Bevor Sie das grosse Bild be-
ginnen, wäre zu empfehlen, einen kleineren Versuch zu machen,
damit Sie beurteilen können, ob die Farbenwirkung Ihren Inten-
tionen entspricht. Wenden Sie sich um Zusendung eines Pro-
spektes an die Farbenfabrik von II. Schmincke & Co. in
Düsseldorf-Grafenberg. Ausser den matten Mussinifarben kämen
noch Wachsfarben in Betracht oder Oelfarben mit in Terpentin
gelösten Wachs als Malmittel.
Herrn C. D. itl Posen. — Mit der Farben handlung,
deren Namen Ihnen nicht mehr erinnerlich ist, wird vermut-
lich J. Schirmer, Faulstichs Nachfolger, Theatiner-
strasse to, gemeint sein. Für Ihre Zwecke eigneten sich auch
die englischen Powder colours von Winsor & Newton, weil
sie schon äusserst fein gerieben sind. Die Malutensilienhand-
lung von Adrian Brugger, hier, Theatinerstr. i, hält diese
auf Lager.
Münchner kunsttechnische Blätter.
Nr. 18.
Knoller selbst den Schlüssel dafür, dass zwischen
der Technik des „Arkadiers" und seiner späteren
Unterschiede bestanden. Und nach einem kurzen
Hinweis auf die Freskomalerei der Alten und die
Werke des Raphael und Michelangelo ergeht er
sich in wehmütigen Erinnerungen an die Leidens-
und Lebensschicksale seines künstlerischen Vorbil-
des, des „Anibale Caraze", der mit einem kaum
nennenswerten Gehalt von 10 Gulden monatlich
acht Jahre für den Kardinal Farnese tätig war und
von diesem kläglich ausgenutzt worden sei.
Ueberblicken wir die Freskoanweisung des alten
Knoller, so werden wir von dem Inhalt ziemlich
enttäuscht sein. Nichts gibt uns darüber Aufschluss,
worin eigentlich die verbesserte Manier bestanden
haben könnte. Wir vermissen jeden Hinweis auf
die Zusammensetzung der Mörtelschichten und ihrer
Dicke. Nur alter Kalk und gewaschener Flussand
sollten dazu dienen und der Mörtelbewurf sollte
nachher „mit nassem Kalk vermischt befeuchtet"
werden. Auf zu frischem Mörtel soll nicht gemalt
werden. Das ist alles, und das übrige unterscheidet
sich in nichts von den bekannten Angaben des
Vasari, Armenini oder Pozzo.
Aus diesem Grund ist eine weitere auf Knoller
zurückzuführende Angabe zur Herstellung des Fres-
koputzes von Interesse, die aus der gleichen Quelle
wie die vorige stammend, hier wohl zum ersten
Male abgedruckt wird:
II. Freskoverputz
aus dem Nachlasse des Malers Johann Georg Schil-
ling aus Unter-Eschingen, soll mit Martin Knoller
zusammen gearbeitet haben. Nach den Originalen
niedergeschrieben von seinem Schüler Andreas Meyer.
„r. Erstlich wird der Kalk durchgesiebt, dass
er von griesigen Teilen gereinigt ist.
2. Das gleiche Sieb wird für den Sand gebraucht.
3. Kalk und Sand werden bis zum Gebrauch in
reinem Geschirr aufbewahrt.
4. Es sind zwei Gattungen Mörtel nötig, die
erste Gattung 8 Teile Kalk, 16 Teile Sand. Die
zweite 8 Teile Kalk, 20 Teile Sand.
Auftrag des Grundes.
1. Die Stelle, welche mit frischem Mörtel zum
Malen angetragen werden soll, wird tags zuvor mit
einem roten Strich bezeichnet.
2. Dasselbe Stück wird am Abend vorher ein-
genetzt, damit die Feuchtigkeit in die Mauer dringt.
3. Am Morgen früh wird die Stelle noch ein-
mal mittelmässig angefeuchtet.
4. Dann trägt man den Mörtel in der Stärke
eines Drittels der Gesamtstärke des Verputzes auf.
5. Dann folgt Mörtel 2. Beide Aufträge zu-
sammen müssen ungefähr 1/4 Zoll Dicke haben.
6. Während des Zureibens wird ab und zu an-
gefeuchtet, damit der Bewurf die richtige mittlere
Feuchtigkeit behält.
7. Ist das Zureiben beendigt, kehrt man den
Grund mit einem trockenen Pinsel ab, um den
losen Sand zu beseitigen.
8. Bei der Malerei unfertig gebliebene Teile
müssen über Nacht feucht gehalten werden.
9. Beim Anfeuchten ist nur das sauberste
Wasser zu verwenden, um Flecke zu vermeiden.
10. Beim Zu- und Anbessern der Naht darf
nicht über den scharfen Ansatz gerieben werden.
NB. Zweierlei Mörtel wird gebraucht: 1. um
ihm Halt auf dem Grundverputz zu geben, 2. um
Sprünge und Risse zu vermeiden."
Die Erzdenkmäler in München.
Von Georg Büchner.
Ich glaube es ist ein Verdienst, darauf hin-
zuweisen, in welch unvorteilhaftem Zustande sich
die Erzdenkmäler Münchens befinden. Anstatt der
Schönheit alter Bronzen besitzen dieselben fast durch-
gehends ein schmutziges, dunkelbraunschwarzes Aus-
sehen, so dass sie mehr dem Gusseisen, als der
Bronze ähnlich scheinen. Es ist ja klar, dass man
von diesen Erzdenkmälern nicht die schöne Patina
verlangen kann, wie solche an anderen Erzguss-
werken, die sich unter günstigeren Umständen be-
finden, zu bewundern ist. Aber durch eine sorg-
same öftere Reinigung und Nachbehandlung würde
auch an diesen Bronzestatuen, welche durch die
schwefelhaltigen Bestandteile, durch den Russ und
Staubgehalt der Münchener Stadtluft stark mitge-
nommen werden, eine schönere, dem Material ent-
sprechende Färbung erzielt werden.
Literatur.
Bei der Redaktion eingetroffen:
Johannes Schilling, Künstlerische Sehstudien. (Mit einem
Vorwort von Dr. Erwin Papperitz.) R. Voigtländers Ver-
lag in Leipzig 1906.
Anfragen und Beantwortungen.
Frl. U. W\ in Berlin. — Um ein grösseres Wand-
gemälde auszuführen, sind die matten Mussinifarben sehr
geeignet. Sie lassen sich sowohl auf Mauerputz als auch auf
geleimter Leinwand anwenden und ist es ratsam, eine schwache
Grundierung von Weiss mit Ocker mit dem verdünnten Mal-
mittel I matt vorzunehmen. Bevor Sie das grosse Bild be-
ginnen, wäre zu empfehlen, einen kleineren Versuch zu machen,
damit Sie beurteilen können, ob die Farbenwirkung Ihren Inten-
tionen entspricht. Wenden Sie sich um Zusendung eines Pro-
spektes an die Farbenfabrik von II. Schmincke & Co. in
Düsseldorf-Grafenberg. Ausser den matten Mussinifarben kämen
noch Wachsfarben in Betracht oder Oelfarben mit in Terpentin
gelösten Wachs als Malmittel.
Herrn C. D. itl Posen. — Mit der Farben handlung,
deren Namen Ihnen nicht mehr erinnerlich ist, wird vermut-
lich J. Schirmer, Faulstichs Nachfolger, Theatiner-
strasse to, gemeint sein. Für Ihre Zwecke eigneten sich auch
die englischen Powder colours von Winsor & Newton, weil
sie schon äusserst fein gerieben sind. Die Malutensilienhand-
lung von Adrian Brugger, hier, Theatinerstr. i, hält diese
auf Lager.