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Münchner kunsttechnische Blätter — 2.1905-1906

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Nr. 9
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Berger, Ernst: Zur Verständigung in Sachen des sogen. Punischen Wachses [3]
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Buchner, Georg: Einiges aus der Chemie der "Metallischen Farben" [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36596#0038

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34

Münchner kunsttechnische Blatter.

Nr. 0.

Olivenöl zu Farbenpasten zusammenzuschmelzen,
zuschreibt, ist meine Meinung die, dass durch das
Kochen mit Alkali die Emulgierung des Wachses
herbeigeführt wird. Um Wachs zu emulgieren,
bedarf es nämlich nur geringer Mengen von Alkali.
Der in Wachsuntersuchungen sehr erfahrene
Chemiker G. Büchner sagt in einem Artikel über
Wachs und Wachsseife (m. Beitr. z. Entwicklungs-
geschichte d. Maltechn. II S. 72, I. Auf!.):
„Die Emulsionierung des Wachses fin-
det äusserst leicht statt bei Gegenwart
von ganz geringen Mengen Alkalien, wie
Soda, Pottasche, Ammoniak u. s. w. Das hat
schon mancher Wachsbleicher zu seinem Schaden
erfahren, der auf den Rat Unkundiger sein Wachs
mit Soda bleichen wollte. Er erhielt an Stelle seines
erhofften Wachskuchens eine Wachsemulsion, aus
welcher er das Wachs kaum mehr in zusammen-
hängendem Zustande erhalten konnte, abgesehen
davon, dass die Soda z. B. einen bleichen-
den Einfluss auf die gelben Farbstoffe
des Wachses nicht ausübt."*)
Daraus ergibt sich, dass die bei Plinius und Dios-
korides angegebenen geringen Mengen des Nitrums
(ßpctyt) vttpov) genügen, dem Wachs die Eigenschaft
der Emulsion mitzuteilen. Wenn zwar diese Eigen-
schaft durch das Kochen in Salzwasser, wie die Ver-
suche lehren, wieder verringert wird, so ist dabei zu
bedenken, dass während des Bleichverfahrens diese
Eigenschaft eher ungünstig wirkt und das Aus-
breiten in dünnen Scheibchen entschieden dem
Zwecke besser entspricht. Nach der Sonnenbleiche
soll aber beiden Rezepten zufolge abermals
die Kochung wiederholt werden, nach Dios-
korides**) sogar „mehrmals", und nichts steht im
Wege, anzunehmen, dass diese „abermalige
Kochung" unter Nitrumzusatz zu geschehen
habe. Dadurch ist aber die Möglichkeit der Emul-
gierung des vorher nicht oder schlecht emulgierbaren
Wachses gegeben.
Auch Donner hat durch Vermehrung des
Sodazusatzes bei den Versuchen mit der Walter-
schen Wachsmasse gefunden, dass sich diese
Masse „auf dem Reibstein mit kaltem Wasser ver-
reiben lässt" und so zu einer „weichen, dick-
flüssigen, sehr weissen Masse" wird, die man
verdünnen und mit Wasser zum Anreiben mit Farben-
pulvern als Malmittel sehr gut verwenden könne. „Mit
Oel lässt sich in der Tat dieser dickflüssige Wachsbrei
zusammenreiben und als Oelwachsfarbe verwenden."
*) Gerlichs Behauptung (Beilage d. Alig. Ztg. Nr. 23 t,
S. 36), Soda diene, „in geringeren Quantitäten zugesetzt, zur
Beförderung der Reinigung und Bteichung des Wachses",
während es, in genügender Menge dem kochenden Wachs zu-
gesetzt, dieses „verseift", ist demnach nicht zutreffend.
**) Die Steiie lautet nach der Uebersetzung von Dr.
Lang (Techn. Mitt. a.a. O.): [nach der Bleichung der
Wachsscheibchen am Sonnen- und Mondeslicht]. Wenn sie
jemand aber recht weiss machen wiii, so macht er das übrige
gerade so, koche es aber mehrmals.

In der eingangs erwähnten Zuschrift Donners
will er freilich die von ihm a. a. O. (s. auch Münch,
kunsttechnische Blätter Jhg. I, S. ror) gebrauchten
Worte „kurz gerade so verfährt, wie Plinius
die Bereitung des antiken Punischen Wach-
ses schildert", nicht auf die ganze Prozedur des
Kochens mit Soda u. s. w., sondern nur auf die
„wenig wichtigen" Operationen des Schaumabschöp-
fens und auf das Trocknen bezogen wissen. Von
dem Standpunkte aus, den er in dieser Frage ein-
nimmt, ist dies leicht zu verstehen. Der Vorwurf,
dass ich den Sinn seiner Worte entstellt hätte, kann
mich jedoch nicht treffen*); ich habe eben nur eine
andere Schlussfolgerung daraus gezogen, und diese
kann er begreiflicherweise nicht gelten lassen, weil
er damit die Möglichkeit zugeben müsste, dass
Wachs, nach Plinius' Anweisung und mit ent-
sprechender Menge eines Alkali gekocht, mit Wasser
oder wässerigen Bindemitteln (Ei, Gummi, Leim),
ebenso auch mit Oel vereinigt, als Farbenanreibe-
mittel dienen kann.
(Fortsetzung folgt.)
Einiges aus der Chemie der
„Metallischen Farben".
Von Chemiker Georg Büchner, München.
(Fortsetzung.)
Von den Verbindungen des Zinks mit derChrom-
säure ist als Zinkggelb weniger das neutrale Chromat
ZnCrO^ und das basische Chromat (CrO^Zn)g ZnO
als das sogen, saure Zinkchromat, ein Doppelsalz von
neutralem Zinkchromat und Kaliumbichromat im Han-
del; dieses besitzt die Zusammensetzung: ZnCrO^Kag
CrgOr. Ausserdem enthält das Zinkgelb noch wech-
selnde Mengen, oft bis zu 50% Zinkoxyd. Dieses
Zinkoxyd ist nicht nötig zur Herstellung einer gewissen
Nüance, noch ist es als betrügerischer Zusatz, als
Verfälschung der Farbe anzusehen. Es ist aus Zweck-
mässigkeitsgründen zugesetzt. Das chromsaure Zink
hat nämlich an und für sich wenig Körper und dient
das Zinkoxyd dazu, demselben mehr Körper und
Deckkraft zu verleihen. Molekulare Erscheinungen
sind hier bis jetzt noch nicht gekannt; eine grosse
Rolle bei der Fabrikation spielt die Natur der Base,
indem es wohl mit Kaliumdichromat, nicht aber mit
Natriumdichromat gelingt, das Handelszinkgelb her-
zustellen. Das Chrom, welches in seiner Sauer-

*) Aber er kann Dr. Lang nicht erspart bteiben, der bei
Besprechung dieser Steile (Techn. Mitt. XXII, S. 142) den
Wortlaut geändert und damit auch den Sinn verschoben hat,
indem er statt „kurz gerade so verfährt" Donner sagen
lässt: „kurz nun etwa so verfährt" und endlich den Satz:
„dann entsteht die Masse, die Walter als punisches Wachs
bezeichnet" (d. i. meine Bemerkung!) als Worte Donners
noch innerhalb der Anführungszeichen einschaltet. Dr. Lang
hat also mit Hilfe einer Aenderung und einer Verschweigung
es fertig gebracht, den Sinn des Ganzen zu meinen Ungunsten
zu entstellen.
 
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