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Münchner kunsttechnische Blätter — 2.1905-1906

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Nr. 2
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Abwaschbares Zeichenpapier
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Anfragen und Beantwortungen / Zur gefl. Notiznahme
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https://doi.org/10.11588/diglit.36596#0012

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Münchner kunsttechnische Blätter.

Abwaschbares Zeichenpapier.
Eine beliebige Sorte Papier wird mit Leim oder
einem anderen hiefür geeignetem Bindemittel, dem
ein fein pulverisierter unorganischer Körper, wie
Zinkweiss, Kreide Kalk, Schwerspat, sowie die für
das Papier gewünschte Farbe beigegeben wird, leicht
grundiert. Sodann wird das so behandelte Papier
mit Wasserglas — kieselsaurem Kali oder Natron —,
dem kleine Mengen Magnesia beigemengt sind, über-
zogen oder in die Mischung getaucht und durch
etwa zehn Tage bei einer Temperatur von 25° C.
getrocknet.
Auf derart hergestelltem Papier kann mit Blei-
stift, Kreide, Farbstift, Kohle, Tusche und litho-
graphischer Kreide geschrieben oder gezeichnet
und das Geschriebene oder Gezeichnete zwanzig-
oder mehr Male ganz oder teilweise wieder abge-
waschen werden, ohne dass das Papier sich wesent-
lich ändert. Beim Komponieren von Dessins und
beim Entwerfen von Plänen etc. hat es den Vor-
teil, dass Unrichtiges mit einem feuchten Schwamm
ganz leicht und rasch weggenommen und durch
Richtiges ersetzt werden kann, da sich auf den ge-
waschenen Stellen unmittelbar von neuem arbeiten
lässt. Für bestimmte Zwecke, als Ersatz der schweren
Schultafeln beim Schreib- und Zeichenunterricht, ist
es schon deshalb zu empfehlen, weil demselben jede
beliebige Färbung, die das Auge nicht ermüdet,
gegeben werden kann.
(Leipz. Malerzeitung nach N. Erf. u. Erf.)

Anfragen und Beantwortungen.
An L. M. in Dresden. Sie tragen Bedenken,
in Oelmaltechnik Zinkweiss anzuwenden, weil das-
selbe nach dem Trocknen an Deckkraft verliert,
da es durch den Kohlensäuregehalt der Luft in
„basisch kohlensaures Zink" übergeht. Sie fragen
deshalb, ob es nun ratsam wäre, anstatt mit Zink-
weiss mit „lasierendem" Zinkweiss (basisch kohlen-
saurem Zink) zu arbeiten, um während des Malens
die Wirkung des ausgetrockneten Bildes vorauszu-
wissen, und Sie fragen ferner, ob dies „an Deck-
kraft-Verlieren" so gering ist, dass das Zinkweiss
nach dem Austrocknen dem „lasierenden" Zink-
weiss an Deckkraft nicht gleichkommt, also ersteres
unbedenklich verwendet werden kann? Als Antwort
möge folgendes dienen: Das Zinkweiss (Zinkoxyd)
nimmt, an der Luft auf bewahrt, allmählich Kohlen-
säure und Wasser auf und geht in ein mehr kristal-
linisches Material über, das sich nicht mehr so fein
verreiben lässt und auch weniger deckt. Dies be-
trifft aber vor allem das rohe Produkt. Munkert
(Normalfarben S. 43) empfiehlt deshalb, Zinkweiss
sorgfältig verschlossen oder mit Oel angerieben
aufzubewahren. Unter dem Einfluss der Witterungg-
verhältnisse erleidet ein Zinkweissanstrich zwar all-

Nr. 2.

mählich eine Lockerung seines Gefüges, aber bei
Staffeleibildern ist dies kaum zu befürchten; keines-
falls tritt die Umbildung des Oxydes in das Kar-
bonat so schnell ein, dass das Zinkweiss schon
nach dem Austrocknen dem „lasierenden" Zink-
weiss gleichkommt, wie Sie annehmen oder befürch-
ten. Lassen Sie sich durch den „chemischen Schrek-
ken", der Ihnen, es scheint so, etwas in die Glieder
gefahren ist, nicht zu sehr beirren. Es ist längst
bekannt, dass die Oelfarben im Laufe der Zeit an
Deckkraft verlieren; darauf beruht auch das soge-
nannte Durchwachsen der Unterschichten, wenn die
Uebermalungen nur dünn aufgetragen sind. Manche
Maler verwenden gerade deshalb Zinkweiss zur
Lasur, z. B. von Lüften oder Hintergründen, und
rechnen auf das nachherige Hervortreten der Unter-
schichten.
Ihre zweite Frage: „Gibt es eine Fabrik, die
ganz lichtechte Pastellfarben herstellt, deren
Bindemittel derartige sind, dass ein Fixieren mit
den in den > Münchner kunsttechnischen Blättern« an-
gegebenen Fixativ für Pastellmalerei kein Dunkler-
werden der Farben bewirkt?" ist nicht so leicht zu
beantworten. Das Kapitel „Pastellfarben" ist ohne-
dies ein recht heikles und die Erfahrungen, die Sie
selbst mit den französischen Pastellstiften ge-
macht haben — gerade einige der leuchtenden Far-
ben, die Sie dem Lichte ausgesetzt haben, sind so
verblasst und derart verändert, dass sie sich als ganz
unbrauchbar erwiesen —, stimmen mit den Beobach-
tungen anderer überein. So hat Prof. G. Schultz bei
der chemischen Untersuchung ähnlicher Stifte ge-
funden, dass die schönsten Töne mit Anilinfarben
hergestellt waren. Eine Farbenfabrik zu nennen, die
ganz lichtechte Pastellfarben herstellt, getrauen
wir uns nicht; vielleicht meldet sich auf Grund Ihres
gewiss berechtigten Wunsches eine solche. Das
Dunklerwerden der Pastellmalerei beim Fixieren ist
eine optische Folge des Vorganges. Wollen Sie
sich darüber informieren, so empfehlen wir Ihnen,
W. Ostwalds Malerbriefe (Leipzig 1904) zu lesen.
Sie werden darin auch eine genügende Anzahl von
lichtechten Farben benannt ünden, die für Pastell
geeignet sind, so dass es unnötig ist, „die Farben
in fein gemahlenem Zustande vor der Verarbeitung
zu Stiften dem Lichte resp. Sonnenstrahlen auszu-
setzen", wie Sie es Vorhaben.
Die von Ihnen beigefügte Liste der von den
französischen Pastellfarben beobachteten Tonver-
änderungen ist uns sehr willkommen, wir werden
gelegentlich darauf zurückkommen.

Zur gefl. Notiznahme.
Die Fortsetzung des Artikels „Martin Knollers An-
leitung zur Freskomalerei" foigt in der nächsten Nummer.

Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
 
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