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Münchner kunsttechnische Blätter — 2.1905-1906

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Nr.11
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Dämhardt, H.: Retouchier-Firnis "Karma"
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Buchner, Georg: Einiges aus der Chemie der "Metallischen Farben", [9]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36596#0046

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42

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 11.

gen zu genügen, habe ich den Karmafirnis her-
gesteiit. Ich würde seine Zusammensetzung
gerne bekannt machen, wenn es für die Herren
Künstier einen Wert hätte.*) Die chemischen und
physikalischen Bestandteile des Karma sind die
Künstler nicht in der Lage zu beurteilen, nur
die Verwendung des Firnisses selbst untersteht
ihrem Urteil und zwar ausschliesslich. Die
Herren würden sich den Firnis auch nicht selbst
herstellen wollen und ich würde nur veran-
lassen, dass andere unter demselben Namen oder
unter der Vorspiegelung desselben Fabrikates
eine anders geartete Mischung in den Handel
brächten, eine Gefahr, die sich daraus erklärt,
dass die Bestandteile meines Karma etwas teuer
sind und kein grosser Nutzen mit dem Verkauf
desselben zu erzielen ist. Wenn ein Fläschchen
des französischen Firnisses mit 50 Pfennig ver-
kauft wird, müsste, um einen ähnlichen Nutzen
zu erzielen, das gleiche Quantum Karma 5 Mark
kosten. Also lassen Sie mir allein die Kenntnis
der Zusammensetzung. Der ersten Bedingung
— Verwandtschaft mit der Oelfarbe — genügt
Karma dadurch, dass es nur aus Harz und Oel
besteht. Es kann sich jedermann davon dadurch
überzeugen, dass es als Malmittel verwendet
werden kann und wie ich durch Briefe nach-
weisen kann, sehr viel verwendet wird. Die
zweite Bedingung, nur eine sehr dünne Schicht
zu bilden, erfüllt Karma wie jedermann durch
Ausbreitung eines Tröpfchens sehen kann. Es
liegt das an der Viskosität des verwendeten
Harzes. Und die dritte Bedingung, die Licht-
durchlässigkeit, ist als hervorragendste physika-
lische Eigenschaft eben dieses Harzes wissen-
schaftlich festgestellt. Nun kommt aber noch
eine vierte Eigenschaft hinzu, die keine der
andern bekannten Retouchierürnisse hat. Das im
Karma I verwendete Oel hat die merkwürdige
Eigenschaft, begierig in die oxydierte d. h. an-
getrocknete Farbe einzudringen, sehr rasch zu
verdunsten und weiter nichts zu bewirken, als
eine unlösliche Verbindung des feinen Harz-
häutchens mit der Oelfarbe. Die Elastizität
dieses Harzes passt sich absolut dem Trocken-
prozess der Oelfarbe an und ein Reissen der
Bildfläche ist auf die Art ausgeschlossen.
Freilich, diese innige Verbindung hat für
Maler, die es sehr eilig haben, ihr missliches.
Nehmen wir an, ein „ziemlich" trockener schwar-
zer Rock (ein gemalter natürlich!) wird mit
Karma I überrieben, weil er stark eingeschlagen
ist. Was geschieht da? Auf dem undurchläs-
sigen Oelgrund sitzt die schwarze absolut noch
feuchte Farbe, von der Aussenwelt durch eine
*) Darüber bann man verschiedener Meinung sein. Wir
:. B. sind, was die in der Maitechnik gebrauchten Bindemittel,
Farben oder Firnisse etc. betrifft, prinzipieli Gegner aber
und jeder Geheimniskrämerei. D. Red.

dünne oxydierte Schicht abgeschlossen. Karma I
kommt, durchbricht diese Schicht oder vielleicht
bloss eine Borste ritzt sie, und der Verkehr mit
der Aussenwelt ist der frischen, schwarzen Farbe
wieder eröffnet, sie setzt sich an den Pinsel und
fährt mit ihm über das ganze Bild hin zum
Schrecken des Malers. Die Unterlage muss also
wirklich trocken sein; wie nun jeder einen
schwarzen Rock malt, ob mit Trockenmitteln oder
nicht, das ist seine Sache, aber nur das trockene
Schwarz darf mit Karma I überzogen werden.
Ich habe deshalb auf viele Aufforderungen hin
einen Firnis Karma 11 hergestellt, der die Eigen-
schaft, in den Grund zu dringen, nicht in so
hohem Masse hat und bei eiligem Arbeiten wohl
vorzuziehen ist. Ich möchte noch schliesslich
erwähnen, dass mir einige Künstler mitgeteilt
haben, dass sie Karma mit sehr angenehmem
Erfolge bei Temperabildern angewendet haben.
Das leuchtet mir sehr ein, weil die Lichtdurch-
lässigkeit, die schwache Schicht, der sehr geringe
und rasch verdunstende Fettgehalt, die Vorbe-
dingungen für eine Verwendung in der Tempera-
malerei, hier erfüllt sind.
H. Dämhardt, Chemiker.
Einiges aus der Chemie der
„Metallischen Farben".
Von Chemiker Georg Büchner, München.
(Fortsetzung.)
Die in Bayern vorkommenden Ocker sind wohl
noch zu wenig ausgebeutet. Es finden sich solche
bei Oberebersbach in Unterfranken und sind dies
sehr schöne und geschätzte Ocker, die als „Gold-
ocker" nach Holland und Oesterreich kamen. Wei-
ters finden sich Ocker an anderen Plätzen der Mar-
kung Oberebersbach, auf den Fluren von Zahlbach,
Unter- und Oberweissenbrunn, Neustadt, Mühl-
bach u. s. w. Geringwertige Ocker finden sich in
der Rheinpfalz. Die Imprägnierung des Buntsand-
steins mit Ocker lässt sich längs des Randes des
Tertiärgebietes an der Haardt bis Dürckheim ver-
folgen. In der Oberpfalz erscheinen Ocker neben
tertiärem und vortertiärem Brauneisenstein im Jura
auf Klüften und Gängen. Verschiedene Grubenbaue
fördern auch Ocker, z. B. bei Grossenschönbrunn
unweit Hirschau, Obermeissenbach westlich von
Vilseck, Niederarndt, Vögelas, Namsreuth, Funken-
reuth und überhaupt in der Gegend von König-
stein, ferner bei Hunesreuth, Nassnitz, Hammerberg,
Pappenberg, Schwarzenberg, Langenbruck u. s. w.,
auch bei Neuburg sind im Jurakalkstein Ocker be-
kannt. Die Oberpfälzer Jahresproduktion beträgt
ca. 40 000 Zentner und könnte gewiss noch be-
deutend gesteigert werden. Auch in Oberfranken
kommen genugsam Ocker vor. Auch kommt roter
Ocker reichlich in Bayern vor, ebenso andere Erd-
farben und verweise ich diejenigen, welche sich
 
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