Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 2.1905-1906

DOI Heft:
Nr.11
DOI Artikel:
Buchner, Georg: Einiges aus der Chemie der "Metallischen Farben", [9]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.36596#0047

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. li.

Münchner kunsttechnische Biätter.

43

für diese Verhältnisse interessieren, auf die Abhand-
lung vom kgl. Bergrat Laubmann, „Ueber die natür-
lichen Erdfarben in Bayern" im „Bayer. Ind.- &
Gewerbeblatt r88o, 2. Heft. Ocker werden auch teils
als Nebenprodukte der chemischen Industrie, teils
eigens hergestellt. Es verdiente diese Fabrikation
etwas mehr Beachtung, wenn man bedenkt, dass
doch der grösste Teil der Ocker vom Auslande
bezogen wird.
Bei der Verwertung und Ausbeutung von Ocker-
fundstätten ist immer eine chemische Untersuchung
des Materials zuerst vorzunehmen. Denn starke
kreide- oder gipshaltige Ocker sind, besonders
wenn sie gebrannt werden, wegen der Umwandlung
des Calciumkarbonats in Aetzkalk, welcher dann
bei der Mischung mit anderen Farben letztere ver-
ändert u. s. w., gemieden. Es ist also auch bei
diesen Erden eine chemische Beurteilung nötig.

Die Zusammensetzung einiger Ocker ist z. B.
wie folgt:

Ocker von
Ocker von
Ocker von
Savoyen
Vierzon
St. Georges
Eisenoxyd .
- 19
23.5
25
Kalk . .
. 2


Tonerde .
20)
Magnesia .
. 1 >
69.5
70
Kieselerde
. 441
Wasser.
7
7
5
Die Ocker
werden
manchmal mit
Schwefel-
säure versetzt,
um ihnen
ein schöneres
Aussehen

zu verleihen. Ein solcher Zusatz ist natürlich ebenso
verwerflich aus klarliegenden Gründen wie die neuere
Gepflogenheit, wenig wertvolle Ocker durch Auf-
färben mit Anilinfarben in der Farbe gleich den
typischen Ockern zu machen. Solche Ocker ver-
lieren ihre schöne Farbe sehr schnell am Lichte.
Derartige Ocker geben auch ihren Farbstoff an
Weingeist ab, was die echten, reinen Ocker nicht
tun. Ocker werden auch gleichsam als Körper
benützt und mit anderen grünen oder blauen
Farben gemischt und geschönt. Auf diese Weise
werden zahlreiche Farben mit den verschiedensten
Bezeichnungen in den Handel gebracht. Der Ton,
von dem jetzt immer, gleichsam als Grundlage der
Ocker, gesprochen wurde, ist eine Verbindung von
den Elementen Silizium und Sauerstoff, d. i. Kiesel-
erde mit dem metallischen Elemente Aluminium
nebst Wasser. Die Zusammensetzung ist (Si Og) 3
A lg, Alg Og H^. Der reine Ton kommt vor als
Kaolin oderPorzellanton, der unreine als Lehmu.s.w.
Lehm ist ja auch ein minderwertiger Ocker. Diesen
Erdfarben können wir gut das Ultramarin an-
schliessen. Denn auch bei dem Ultramarin ist der
Hauptbestandteil „Ton", hier ein natriumhaltiger
Ton, der seine blaue Farbe (ähnlich wie die Ocker
ihre Farbe dem Eisenoxyd) einer bis jetzt nicht
näher gekannten Schwefelverbindung verdankt; teils
wird angenommen, es habe das Schwefelnatrium
den Hauptanteil an der blauen Farbe, teils glaubt

man, dass eine Modifikation des Schwefels, der
sog. schwarze Schwefel die Ursache der Blaufärbung
sei. Im allgemeinen fasst man heute das Ultra-
marin auf als eine Verbindung von Aluminium-
natriumsilikat mit Polysulfiden des Natriums. Das
Ultramarin, welches früher nur aus dem seltenen
Lapis Lazuli hergestellt und seiner Schönheit wegen
mit Gold aufgewogen wurde, wird seit etwa 50 Jahren
in ungeheuren Massen künstlich dargestellt und zwar
nach verschiedenen Verfahren, die in ihren Details
noch Geheimnisse der Fabrikanten sind. Bei der all-
gemeinen Darstellung des Ultramarins durch Glühen
eines Gemenges von Ton, Soda, Schwefel und
Holzkohle bei Luftabschluss bildet sich zuerst eine
grüne Verbindung (der grüne Ultramarin), welche
nach dem Waschen mit Wasser und Trocknen, mit
Schwefel und zwar jetzt unter Luftzutritt noch-
mals geglüht wird. Es bildet sich hierbei der blaue
Ultramarin. Je nach der öfteren Wiederholung
dieses Prozesses, des Erhitzens mit Schwefel, erhält
man verschiedene blaue Nüancen. Durch verschie-
dene Behandlungsarten werden auch violette und
auch rote Ultramarine hergestellt. Das Violette
wird erhalten durch Einwirkung von Chlor-Schwefel-
säureanhydrid, von Chlor und Wasserdämpfen, von
feuchten Salz- oder Salpetersäuredämpfen bei höherer
Temperatur auf blaues oder grünes Ultramarin, das
rote Ultramarin entsteht bei Behandlung von kiesel-
reichem Blauultramarin mit Salzsäure und Luft.
Das im Handel befindliche Ultramarin wird
eingeteilt:
1. Nach seinen Farbenschattierungen, in rein-
blau, rötliches, grünliches; 2. nach seinem Kiesel-
erdegehalt, a) in kieselarmes, von reinblauem Far-
benton, durch Alaunlösung leicht zersetzlich; b)in
kieselreiches von rötlichem Farbenton, durch Alaun
nicht zersetzbares. Als Beimengungen sind haupt-
sächlich in Gebrauch Schwerspat, Gips, Sirup und
Glyzerin. Es ist eine sehr beständige Farbe, un-
veränderlich an Luft und Licht, giftfrei und fast
mit allen Farben mischbar, auch unveränderlich
durch amoniakalische, schwachsaure und schwefel-
haltige Gase. Dagegen wird Ultramarin von stär-
keren Mineral- oder organischen Säuren in Weiss
umgewandelt. Eigentümlich ist, dass in der Fresko-
malerei an abwechslungsweise dem Lichte, der Kälte
und Wärme ausgesetzten Wänden das Ultramarin-
blau öfters in Grün übergeht. Das Ultramarin
muss frei von Salzen, freiem ungebundenen Schwefel
sein und sich gegen Alaunlösung beständig ver-
halten. Das spez. Gewicht ist sehr verschieden
bei den einzelnen Sorten. Die spez. leichteren
Sorten sind die besser ergiebigeren. Es wird in
allen Maltechniken mit Bindemitteln angewendet,
nur nicht zu Glasflüssen, da die Einbrennhitze in
der Glas- oder Porzellanmalerei eine höhere Tem-
peratur erfordert, als das Ultrumarin aushält.
Bei der Beurteilung des Ultramarins kommen
hauptsächlich in Betracht:
 
Annotationen