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Münchner kunsttechnische Blätter.
Nr. 17.
Die Schmälte muss am ersten gemahlt wer-
den, nach ein paar Stunden wieder, weil sie sonst
nicht bleiben würde. Feinen Kienruss kann man
nicht zum Freskomalen gebrauchen, wohl aber
Kohlenschwärze. (ScMuss Mgt.)
Ein Beitrag zur Perspektive.
In der Zuschrift in Nr. 15 der „Münch, kunst-
techn. Bl.", welche über einen Beitrag zur Perspek-
tive ergänzend ausführt, dass das Auge des be-
trachtenden Menschen die geraden Linien der Dinge
notwendig gekrümmt sehen müsse, werden aus die-
sem an sich richtigen und längst erkannten Satze
unrichtige Schlussfolgerungen gezogen.
Es wird behauptet, dass dem Auge eine Ge-
rade leicht gekrümmt erscheinen müsse, deshalb,
weil die Enden der Geraden, welche vor uns liegt,
weiter entfernt vom Auge sind. Das ist richtig und
es wird kein Fachmann der Perspektive etwas gegen
diese Behauptung einwenden. Es wird aber weiter
behauptet, dass infolgedessen auf dem Bilde diese
Krümmung eigentlich berücksichtigt werden müsse
und unter anderem auf die naive richtige Sehweise
Whistlers hingewiesen — Canaletto aber mit seinen ge-
raden Gesimslinien wird als unkünstlerisch bezeichnet.
Genau so, wie dem Auge die gerade Linie in
den beschauten Dingen gekrümmt erscheint, in dem-
selben Masse erscheint auch demselben Auge die
nach dem Dinge richtig auf der Zeichnung kon-
struierte perspektivische Gerade als leicht gekrümmte
Linie, da das Auge aus dem Bilde gegenüber ebenso
die Distanzen beobachtet. Genau so, wie die Linie
a c b des Dinges im Auge als gekrümmte Linie
erscheint, sobald sie sich ausserhalb des Horizontes
befindet, so erscheint in demselben Masse — nur
verkleinert — die Gerade ot y ß des Bildes, welche
nach a c b konstruiert ist, als gekrümmte Linie
dem Auge A.
Das braucht ja dem Einsender nicht bewiesen
zu werden. Er braucht ja nur seine Sehlehre auf
das Bild einmal anzuwenden. Wie in diesem ein-
fachen Falle der horizontalen Geraden, so ist es
mit jeder Linie der Fall.
Es ist also nur ein Trugschluss, dem der Ein-
sender zum Opfer gefallen ist. Es ist absolut richtig
und notwendig, die geraden Linien der Wirklich-
keit im Bilde ebenso gerade zu zeichnen als sie
perspektivisch sich ergeben und als das Auge sie
auf die Bildfläche projiziert. Wie das Auge diese
Linien sieht, das ist Sache des Auges, nicht die
der Zeichnung! Ist bereits die Eigentümlichkeit der
Sehweise des Auges — von einem Punkte aus — in
dem Bilde zu berücksichtigen versucht, so erscheint
dann dem Auge diese Zeichnung durchaus falsch, weil
das Auge die Krümmung dann noch einmal besorgt.
Es kann bei Malern, die auf Genauigkeit der
Natur gegenüber nicht viel geben — wie bei
Whistler — Vorkommen, dass eine gerade Linie
auf das Bild krumm gekommen ist; das kann unter
Umständen künstlerisch sogar notwendig werden,
wenn die Gerade zu hart erscheint, aber es muss
festgehalten werden daran, dass das Richtige nur
eintreten kann durch eine möglichste Genauigkeit
der perspektivischen Konstruktion von demjenigen
Punkte aus, von wo das Bild gesehen werden soll.
Was bei Stimmungsbildern, Landschaften und In-
terieurs von Bauernstuben nebensächlich sein kann
— das wird unter Umständen beim monumentalen
Bild zur unumgänglichen Notwendigkeit —, soll
nicht durch Verzicht auf die Perspektive eine teppich-
artige Flächenhaftigkeit dem Bilde den Charakter als
Wandgemälde besonders verleihen.
Wilhelm Kreis, Dresden.
Anfragen und Beantwortungen.
Herrn G. H. in München. — Ueber die „Zeuxis-
Palette" und andere Neuheiten für Maler, welche W. Bertels-
manns Verlag in Bielefeld-Gadderbaum in den Handel ge-
bracht hat, Anden Sie näheres in Nr. 7 S. 27 des I. Jahrgs.
dieser Blätter. Die Vorteile der Zeuxis-Palette bestehen in den
leicht auswechselbaren billigen Ueberzügen von ölfestem Papier,
mit welchem die Palette während der Arbeit bedekt wird; da-
durch ist das lästige Putzen der Palette erspart. Für Aquarell
und Tempera dient ein Ueberzug von Celluloid (weiss). Die
Preise sind nicht wesentlich höher als die der üblichen Pa-
letten des Handels. Von grossem Vorteil sind nach unserer
Erfahrung die Celluloid-Näpfchen und Schalen mit Ansteck-
vorrichtung besonders für Tempera. Jede Farbe ist so für sich,
man kann die Palette leicht reinigen, ohne dass die Farben
ineinanderAiessen, wie bei den mit Vertiefungen versehenen
Paletten, und nach Beendigung der Arbeit ist durch Aufgiessen
von etwas Wasser das Feuchthalten der Farben über die Mittags-
pause oder bis zum nächsten Tag leicht möglich. Eine solche
Palette ist, wenn auch ein Dutzend Näpfchen ansgesteckt sind,
ungleich leichter als eine Blech-Palette. In München ist uns
keine Verkaufsstelle für genannte Artikel bekannt; wenden
Sie sich ged. direkt an die obige Firma und lassen Sie sich
die Broschüre „Wie erleichtere ich mir die Malarbeit" senden.
Herrn F. Cr. in Weimar. — Um Wasserflecken
(Stockflecken) auf Kupferdruckpapier zu entfernen
dient (nach „Neuest. Erfind, u. Erfahr.") Wasserstoff-Super-
oxyd. Nachdem der Bogen oberflächlich mit Wasser gereinigt
ist, überpinselt man die Stellen mit Wasserstoff-Superoxyd,
das bleichend wirkt, ohne die Papierfaser anzugreifen. Ein
weiteres Verfahren Anden Sie in Nr. 4, S. 16, I. Jahrg. dieser
Blätter verzeichnet.
Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann Leipzig).
Münchner kunsttechnische Blätter.
Nr. 17.
Die Schmälte muss am ersten gemahlt wer-
den, nach ein paar Stunden wieder, weil sie sonst
nicht bleiben würde. Feinen Kienruss kann man
nicht zum Freskomalen gebrauchen, wohl aber
Kohlenschwärze. (ScMuss Mgt.)
Ein Beitrag zur Perspektive.
In der Zuschrift in Nr. 15 der „Münch, kunst-
techn. Bl.", welche über einen Beitrag zur Perspek-
tive ergänzend ausführt, dass das Auge des be-
trachtenden Menschen die geraden Linien der Dinge
notwendig gekrümmt sehen müsse, werden aus die-
sem an sich richtigen und längst erkannten Satze
unrichtige Schlussfolgerungen gezogen.
Es wird behauptet, dass dem Auge eine Ge-
rade leicht gekrümmt erscheinen müsse, deshalb,
weil die Enden der Geraden, welche vor uns liegt,
weiter entfernt vom Auge sind. Das ist richtig und
es wird kein Fachmann der Perspektive etwas gegen
diese Behauptung einwenden. Es wird aber weiter
behauptet, dass infolgedessen auf dem Bilde diese
Krümmung eigentlich berücksichtigt werden müsse
und unter anderem auf die naive richtige Sehweise
Whistlers hingewiesen — Canaletto aber mit seinen ge-
raden Gesimslinien wird als unkünstlerisch bezeichnet.
Genau so, wie dem Auge die gerade Linie in
den beschauten Dingen gekrümmt erscheint, in dem-
selben Masse erscheint auch demselben Auge die
nach dem Dinge richtig auf der Zeichnung kon-
struierte perspektivische Gerade als leicht gekrümmte
Linie, da das Auge aus dem Bilde gegenüber ebenso
die Distanzen beobachtet. Genau so, wie die Linie
a c b des Dinges im Auge als gekrümmte Linie
erscheint, sobald sie sich ausserhalb des Horizontes
befindet, so erscheint in demselben Masse — nur
verkleinert — die Gerade ot y ß des Bildes, welche
nach a c b konstruiert ist, als gekrümmte Linie
dem Auge A.
Das braucht ja dem Einsender nicht bewiesen
zu werden. Er braucht ja nur seine Sehlehre auf
das Bild einmal anzuwenden. Wie in diesem ein-
fachen Falle der horizontalen Geraden, so ist es
mit jeder Linie der Fall.
Es ist also nur ein Trugschluss, dem der Ein-
sender zum Opfer gefallen ist. Es ist absolut richtig
und notwendig, die geraden Linien der Wirklich-
keit im Bilde ebenso gerade zu zeichnen als sie
perspektivisch sich ergeben und als das Auge sie
auf die Bildfläche projiziert. Wie das Auge diese
Linien sieht, das ist Sache des Auges, nicht die
der Zeichnung! Ist bereits die Eigentümlichkeit der
Sehweise des Auges — von einem Punkte aus — in
dem Bilde zu berücksichtigen versucht, so erscheint
dann dem Auge diese Zeichnung durchaus falsch, weil
das Auge die Krümmung dann noch einmal besorgt.
Es kann bei Malern, die auf Genauigkeit der
Natur gegenüber nicht viel geben — wie bei
Whistler — Vorkommen, dass eine gerade Linie
auf das Bild krumm gekommen ist; das kann unter
Umständen künstlerisch sogar notwendig werden,
wenn die Gerade zu hart erscheint, aber es muss
festgehalten werden daran, dass das Richtige nur
eintreten kann durch eine möglichste Genauigkeit
der perspektivischen Konstruktion von demjenigen
Punkte aus, von wo das Bild gesehen werden soll.
Was bei Stimmungsbildern, Landschaften und In-
terieurs von Bauernstuben nebensächlich sein kann
— das wird unter Umständen beim monumentalen
Bild zur unumgänglichen Notwendigkeit —, soll
nicht durch Verzicht auf die Perspektive eine teppich-
artige Flächenhaftigkeit dem Bilde den Charakter als
Wandgemälde besonders verleihen.
Wilhelm Kreis, Dresden.
Anfragen und Beantwortungen.
Herrn G. H. in München. — Ueber die „Zeuxis-
Palette" und andere Neuheiten für Maler, welche W. Bertels-
manns Verlag in Bielefeld-Gadderbaum in den Handel ge-
bracht hat, Anden Sie näheres in Nr. 7 S. 27 des I. Jahrgs.
dieser Blätter. Die Vorteile der Zeuxis-Palette bestehen in den
leicht auswechselbaren billigen Ueberzügen von ölfestem Papier,
mit welchem die Palette während der Arbeit bedekt wird; da-
durch ist das lästige Putzen der Palette erspart. Für Aquarell
und Tempera dient ein Ueberzug von Celluloid (weiss). Die
Preise sind nicht wesentlich höher als die der üblichen Pa-
letten des Handels. Von grossem Vorteil sind nach unserer
Erfahrung die Celluloid-Näpfchen und Schalen mit Ansteck-
vorrichtung besonders für Tempera. Jede Farbe ist so für sich,
man kann die Palette leicht reinigen, ohne dass die Farben
ineinanderAiessen, wie bei den mit Vertiefungen versehenen
Paletten, und nach Beendigung der Arbeit ist durch Aufgiessen
von etwas Wasser das Feuchthalten der Farben über die Mittags-
pause oder bis zum nächsten Tag leicht möglich. Eine solche
Palette ist, wenn auch ein Dutzend Näpfchen ansgesteckt sind,
ungleich leichter als eine Blech-Palette. In München ist uns
keine Verkaufsstelle für genannte Artikel bekannt; wenden
Sie sich ged. direkt an die obige Firma und lassen Sie sich
die Broschüre „Wie erleichtere ich mir die Malarbeit" senden.
Herrn F. Cr. in Weimar. — Um Wasserflecken
(Stockflecken) auf Kupferdruckpapier zu entfernen
dient (nach „Neuest. Erfind, u. Erfahr.") Wasserstoff-Super-
oxyd. Nachdem der Bogen oberflächlich mit Wasser gereinigt
ist, überpinselt man die Stellen mit Wasserstoff-Superoxyd,
das bleichend wirkt, ohne die Papierfaser anzugreifen. Ein
weiteres Verfahren Anden Sie in Nr. 4, S. 16, I. Jahrg. dieser
Blätter verzeichnet.
Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann Leipzig).