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Münchner kunsttechnische Blätter — 2.1905-1906

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Nr. 5
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Buchner, Georg: Einiges aus der Chemie der "Metallischen Farben" [5]
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Berger, Ernst: Ueber Grundierung von Malleinwand
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https://doi.org/10.11588/diglit.36596#0023

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Nr. 5.

Münchner kunsttechnische Blätter.

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Aenderung seiner chemischen Zusammensetzung, auch
keine molekularen Umlagerungen. In schwefelstoff-
haltiger Luft dagegen wird es bekanntlich durch
Bildung von Schwefelblei braun und schwarz; dieses
schwarze Schwefelblei wird jedoch unter dem Ein-
flüsse des Lichtes vom Luftsauerstoff wieder zu
schwefelsaurem Bleioxyd, von weisser Farbe, oxy-
diert. Man hat zur Vermeidung dieses Uebelstandes
vorgeschlagen, das Bleiweiss mit Zinkoxyd, d. i. Zink-
weiss, zu mischen; das voluminösere, leichtere Zink-
weiss soll dann das spezifisch schwerere Bleiweiss
umhüllen und dadurch gewissermassen vor der Ein-
wirkung der atmosphärischen Einflüsse schützen. Auch
gibt man zuerst einen Bleiweissanstrich, dann da-
rüber einen Zinkweissanstrich.
Das Bleiweiss trocknet äusserst schnell mit Oel
oder Firnis und verdankt dasselbe diese Eigenschaft
dem Gehalt an Bleihydroxyd, welches mit dem Oel
eine Verbindung eingeht. Wie bei den meisten Far-
ben ist auch bei dem Bleiweiss der Unfug einge-
rissen, dass dasselbe mit den verschiedensten anderen
weissen Farben gemischt und unter den verschieden-
sten Namen in den Handel kommt, wie z. B. Kremser-
weiss, Silberweiss, Schieferweiss, Malerweiss, Vene-
tianerweiss, Genueserweiss, Perlweiss, Hamburger-
weiss, Holländerweiss, Tirolerweiss u. s. f., so dass
der Konsument unter verschiedenem Namen das
gleiche Produkt und unter gleicher Bezeichnung ver-
schiedene Produkte erhält. Im allgemeinen erhält
man unter dem Namen Kremserweiss ein reines, mit.
Gummiwasser zu Täfelchen geformtes Bleiweiss, unter
Perlweiss ein mit etwas Berlinerblau oder Indigo
zur Abtönung des gelblichen Stiches versetztes Blei-
weiss; unter Hamburgerweiss geht ein mit 200 Proz.
als Holländerweiss, ein mit 300—500 Proz. Schwer-
spat versetztes Bleiweiss, wodurch das Bleiweiss spez.
schwerer, aber wertloser und geringer deckend wird.
Ausserdem können aber dem Bleiweiss, je nach Art
der Fabrikation, z. B. aus Bleisulfat, noch geringere
Mengen anderer Bleisalze anhängen, welche aber,
wenn gewisse Prozentsätze nicht überschritten wer-
den, nicht als eine Verfälschung anzusehen sind.
Eine der Zusammensetzung des Bleiweisses ent-
sprechende Verbindung kommt in der Natur nicht vor.
Das Blei liefert noch andere weisse unlösliche
Verbindungen, z. B. das Chlorblei, das schwefel-
saure Blei, welche auch versuchsweise als weisse
Farben angewandt wurden, jedoch ohne besonderen
Erfolg. Wichtiger sind die gelben Farben, welche
uns das Blei liefert, besonders das Chromgelb, wel-
ches die früher angewendeten Bleifarben, das Mas-
sicot, ein Bleioxyd und das Casslergelb, ein basi-
sches Chlorblei, ziemlich verdrängt hat. Das Blei
bildet mit der Chromsäure zwei Verbindungen, welche
sich durch ein verschiedenes Verhältnis, d. h. Mengen-
verhältnis zwischen Blei und Chromsäure unterschei-
den, die eine dieser Verbindungen, das sogen, neu-
trale Bleichromat oder neutrale, chromsaure Blei
enthält auf 1 Molekül Chromsäure 1 Molekül Blei-

oxyd Pb Cr 0^, das ist das eigentliche Chromgelb,
die andere dieser Verbindungen, das basische Blei-
chromat, enthält auf 1 Molekül Chromsäure 2 Mole-
küle Bleihydroxyd
/Pb OH
CrO,(
\Pb OH
Dieses ist das Chromrot, eine Mischung beider
das Chromorange. Das Material für die Herstellung
dieser chromsauren Bleiverbindungen sind teils die
löslichen, teils die unlöslichen Bleisalze, z. B. essig-
saures, salpetersaures, schwefelsaures Blei, Bleiweiss
einerseits, die löslichen chromsauren Salze anderseits.
Das Chrom ist ein elementarer Körper, ein
Metall, welches sich in der Natur hauptsächlich im
sogen. Chromeisenstein (Cr^ Og Fe O) in Nordamerika,
Schweden, Ungarn und am Ural in grösseren Massen
vorfindet. Fällt man eine Lösung eines neutralen
Bleisalzes mit chromsaurem Kali z. B., so erhält man
das reinste hellzitronengelbe, chromsaure Blei; wen-
det man statt neutraler löslicher Bleisalze basische
Bleisalze, also solche die bleireicher sind, in Lö-
sung an, so erhält man auch basische Verbindungen
der Chromsäure mit dem Blei, in denen das Blei
vorherrscht, Chromorange und Chromrot.
(Fortsetzung folgt.)

Ueber Grundierung von Mal-
leinwand.
(Gleichzeitig als Beantwortung einer Anfrage.)
Der Fragesteller schreibt: „Es wäre mir sehr
wertvoll, ein genaues Rezept zur Präparierung des
Malgrundes zu haben. Ich weiss, dass es darauf
nicht eine Antwort gibt, da es ganz auf das per-
sönliche Bedürfnis ankommt. — Ich habe mich bis-
her meistens an das von Hauser in seiner kleinen
Schrift gegebene Rezept gehalten, oder direkt an
Cennini. Das gibt aber, wenn zwar das Endresultat
meistens befriedigend ist, eine gräuliche Material-
vergeudung, da jede gute Angabe der Quantitäten
fehlt. Es scheint mir sehr wünschenswert, wenn ein-
mal eine feste Tabelle als Norm aufgestellt werden
könnte, etwa so:
Auf 1 qm Leinwand:
1. Grundierung: so und so viel g Leim,
„ „ „ „ „ Wasser;
„ „ ,, Leim,
„ „ „ Wasser,
„ „ „ Kreide oder Gips
oder Caolin,
„ „ „ „ „ Wasser.
Zu überlegen ist wohl, dass dies Schwankungen
ausgesetzt ist, denn Holz, dünne oder starke Lein-
wand saugen verschieden stark, denn ein Firnis-
zusatz, den die Oelmaler geben, verändert das Ver-
hältnis u. s. w. Aber es wäre doch ein schöner
Anhalt geboten." — Wir stimmen dem bei, dass

2. Grundierung: a) „
b) I
 
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