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Münchner kunsttechnische Blätter — 2.1905-1906

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Nr. 12
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Buchner, Georg: Einiges aus der Chemie der "Metallischen Farben" [10]
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Nachtrag zur Leinwandgrundierung
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https://doi.org/10.11588/diglit.36596#0052

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48

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. i2.

Im Kampfe mit der Teerfarbenindustrie haben
sich dann auch die Mineraifarbenfabrikanten deren
Errungenschaften zunutze gemacht und durch Kom-
bination von Teerfarben mit den Mineralfarben und
die bezweckte Briiianzerhöhung der Farbe, deren
Wert wieder zu erhöhen gesucht. So wenig günstig
diese Kombination nun für die Malerfarben war
wegen der Lichtunbeständigkeit der Teerfarben, so
nutzbar ist diese Vereinigung von Teerfarben und
Mineralfarben für die Fabrikanten geworden bei
der Erzeugung von sogen. Teerfarbstofflacken, welche
ja in der Spielwaren-, Buntpapier- und Tapeten-
fabrikation, sowie für Stein- und Buchdruck eine
ausgedehnte Verwendung finden. Was die wissen-
schaftliche Seite der metallischen Farben betrifft,
so ist heute weniger das Streben, neue Mineral-
farben zu erfinden und herzustellen, welches als die
herrschende Richtung anzusehen ist, als vielmehr
ein früher vielfach übersehenes zielbewusstes Ar-
beiten, die bisher bekannten Metallfarben in Be-
ziehung auf deren Herstellung und Eigenschaften,
auf deren Verschiedenheiten je nach der Darstel-
lungsweise, deren Reinheit und Strukturverhältnisse
genau kennen zu lernen. Wie sich die Wissenschaft
von den Teerfarben ausgebildet hat, so muss sich
auch hier noch eine Wissenschaft von den „metal-
lischen Farben" erst ausbilden, die alles in Bezug
auf die Farben Wissenswerte zusammenfasst. Der
Chemiker befasst sich im wesentlichen ja nur mit
der Untersuchung der chemischen Zusammensetzung
und chemischen Veränderung der Körper und be-
trachtet die Farbe der Körper nur als nebensäch-
liche Eigenschaft. Die künftige Wissenschaft von
den metallischen Farben, welche die Körper vor
allem in Bezug auf die Farbe, ihre Farbenbestän-
digkeit, Färbevermögens, Deckkraft, Verhalten zu
anderen Farben und Bindemitteln betrachten wird,
muss vor allem auch die Farben eingehend auf
deren Struktur und molekularen Aufbau je nach
Art der Herstellung einem eingehenden Studium
unterwerfen. Diese Arbeiten sind mühevoll und die
Fortschritte in dieser Beziehung nicht so in die
Augen fallend als die mehr schöpferische Tätigkeit
der Teerfarbenherstellung. Deshalb wird auch die
Wissenschaft von den metallischen Farben immer
schwerer beweglich, langsamer fortschreitend und
schwerfälliger erscheinen, als die leichter beweg-
liche Schwesterwissenschaft der Teerfarben. Ein
wesentlicher Fortschritt bekundet sich aber auch
schon darin, dass man in neuerer Zeit das Material
der Farben, die metallischen Farben kritischer be-
trachtet und kontrolliert, kurz, dass sich allmählich
eine bessere Wissenschaft von den Farben der Me-
talle herausbildet.
Nachtrag zur Leinwandgrundierung.
Auf Anregung des Artikels „Ueber Grundie-
rung von Malleinwand" in Nr. 5 dieser Blätter hat

uns Herr Kollege E. R. (München) folgende No-
tizen zur Verfügung gestellt:
1. Beim ersten Versuch wurde mittelstarke, un-
gebleichte, rohe Malerleinwand genommen und
zwar in Grösse von 1 : r,2o m (t2 000 qcm);
die Grundierungsmasse bestand aus '/HWasser,
60 gr weisser (sog. russischer) Leim, 4 Tuben
Elfenbeinschwarz (Horadams Aquarellfarben).
Die Grundierung wurde dreimal vorge-
nommmen.
2. Beim zweiten Versuch wurde gebleichte Lein-
wand genommen und zwar in Grösse von
6g : 53 cm (3445 qcm); die Grundierungsmasse
bestand aus */sl Wasser, rgg weisser Leim,
1/4 Tube Horadams Aquarellfarbe.
Die Grundierung wurde zweimal vorge-
nommen.
Die Farbe des Grundes war, wie beabsichtigt,
ein sehr dunkles, kaltes Grau, das sich zum Dar-
überlasieren von schweren, tiefhängenden Wolken
vorzüglich eignete. Ein eigentlicher Leinwandgrund
ist nicht dabei beabsichtigt gewesen, sondern nur
die Tönung der Leinwand, ein Stadium des Ar-
beitens, das jeder durchmacht, der sich auf Selbst-
bereitung der Malfläche einlässt.
Zur Ergänzung des Grundierungsrezeptes
nach Prof. Weishaupt in Nr. 7 dieser Blätter
sind uns folgende Einzelheiten zur Verfügung ge-
stellt worden: Der Grund wird bereitet, indem man
1 Tafel Kölner Leim in 2 1 Wasser kocht und da-
mit die Leinwand heiss überstreicht. Nach dem
Trocknen (und eventuell Abschleifen der hervor-
stehenden Fasern mit Bimstein oder Glaspapier) folgt
der Grund. 8—10 Blatt Gelatine werden in 1 1
warmen Wasser gelöst, */2 Pfd. Schlämm- oder Neu-
burger Kreide, langsam eingerührt, dazu die Mi-
schung von einer Walnuss gross Wachs, ebensoviel
(weiche oder weisse Seife) und etwa die doppelte
Menge Terpentinöl, im Wasserbad gelöst und in
den warmen Grund eingerührt. Der Auftrag der
Masse geschieht mit einem breiten Borstpinsel, wo-
bei der zu dicke Auftrag durch Abstreichen mit
einer flachen Spachtel vermieden werden kann.
Wenn der Grund glatt sein soll, Abschleifen mit
Bimstein oder Glaspapier. Er eignet sich besonders
für Oelmalerei.

Literatur.
Neu erschienen:
Sammlung maltechnischer Schriften, Band I:
Böcklins Technik. Von Ernst Berger. Mit dem
Porträt des Meisters nach einem Relief von S.
Landsinger. (Verlag von Georg D. W. Callwey),
München 1906.
 
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