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Münchner kunsttechnische Blätter — 2.1905-1906

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Nr. 21
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Schönberg, ...: Technische Verwertung und Behandlung des Tongrundes
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König, R.: Ein Beitrag zur Perspektive
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Nachschrift der Redaktion
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Anfragen und Beantwortungen / Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.36596#0088

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84

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 2!.

mit dem Finger und dem Malmittel an und man
kann ruhig weiter malen, als ob es nass in nass
geschehe, ohne dass man befürchten müsste, wie
dies auf Kremserweiss-Grund manchmal passieren
sol), dass sich die Farbe verschiebt und ein Loch
entsteht. Diesen kindlich trüben Augenblick wird
wohl jeder schon einmal erlebt haben. Auch ist
es ein Irrtum, wenn gesagt wird, dass man auf
diesem Grunde nicht lasieren könne. Ganz gewiss
kann man das, wenn man es nötig hat, indessen
halte ich es schon für besser, wenn man die Farben
schon so einmischt, wie man sie zur Wirkung braucht,
und da werden mir die meisten wohl recht geben.
Ob man Mussinifarben oder nur Leinölfarben nimmt,
bleibt sich bei Verwendung des Malmittels ganz
gleich, nur muss man zusehen, dass man keine
Farben erhält, in denen ein Wachszusatz sich be-
findet, vor dem ich nur warnen kann. Wenn ge-
sagt wird, dass die Alten mit runden Pinseln ge-
malt haben, so kann ich nur sagen, dass wir dann
mit unseren breiten Pinseln einen entschiedenen
Fortschritt zu verzeichnen haben, und es ist kein
zwingender Grund vorhanden, alles für schlechter
zu halten, als wie es früher gewesen ist. Das grösste
Hebel ist nur der undurchlässige Grund vom
Kremserweiss. y. Schönberg-Dresden.
Ein Beitrag zur Perspektive.
Zu diesem schon mehrfach berührten Thema
erhalten wir folgende Zuschrift:
„Die an sich richtigen Ausführungen des Herrn
Professor Kreis übersehen ein wichtiges Moment.
Sie gehen von der Voraussetzung aus, dass der
Beschauer den vom Künstler gewählten Augenpunkt
sich auch jedesmal zu eigen mache oder wenigstens
machen solle. In der That wird der Beschauer
dies in sehr vielen Fällen nicht tun und oft auch
nicht tun können.
Ein Fall für viele: Ich will auf einer kleinen
Zeichnung eine enge Gasse wiedergeben. Meinen
Augenpunkt muss ich sehr nahe wählen, um das
Charakteristische der Erscheinung möglichst zu pak-
ken, die Vertikalen werden stark nach oben kon-
vergieren und so muss ich sie auch wiedergeben,
denn wollte der Beschauer den von mir bei der
Darstellung gewählten Augenpunkt einnehmen, stiesse
er eventuell mit der Nase an die Bildfläche. Radie-
rungen, Zeichnungen, Illustrationen betrachten wir
überhaupt ohne Rücksicht auf den Augenpunkt;
bequeme Handhaltung oder Buchlage, Weit- oder
Kurzsichtigkeit bestimmen die Entfernung, von der
aus wir betrachten. Endlich sehen wir auch mit
zwei Augen, wodurch bei ganz nahen Gegen-
ständen die perspektivische Wirkung stark modi-
fiziert wird, alles Gründe für die Berechtigung
des gefühlsmässigen Schaffens auch wider besseres
mathematisches Wissen." R König.

Nachschrift der Redaktion: Zu der glei-
chen Frage ist noch ein weiterer Beitrag einge-
laufen, dessen Abdruck wir unterlassen, weil wir
glauben, dass die beiden Meinungen schwer zu ver-
einigen sind. Nach dem Urteil eines Fachmannes,
dem wir die Frage unterbreitet haben, müsste zwi-
schen subjektiver und objektiver Perspektive, zwi-
schen perspektivischer Konstruktion nach geome-
trischen Grundsätzen und freiem Zeichnen nach
eigenem Empfinden unterschieden werden. Wer
beides gewissermassen zu vereinigen sucht, beginge
einen Fehler. Neben der Konstruktion habe das
Empfinden gewiss sein Recht, aber man müsse beide
klar auseinanderhalten. Wir sagen den Herren Ein-
sendern für ihr Inseresse besten Dank und schliessen
hiermit die Diskussion.

Anfragen und Beantwortungen.
Herrn J. G. in Belfattx (Schweiz). — Sie schrei-
ben, „ob uns eine Farbenfabrik bekannt ist, welche
sehr fein geriebene Künstlerölfarben erzeugt? Man
nannte Ihnen einige Londoner Firmen, Winsor& New-
ton u. a.; mit den deutschen Fabrikaten könnte man
unmöglich Miniaturbilder malen — sie seien nicht
fein genug gerieben. Ferner habe z. B. das Cad-
mium hell eine so grosse Menge Zusatz von Wachs
oder dergl. und die Deckkraft sei sehr beeinträch-
tigt". Ob es eine Farbenfabrik gibt, die beson-
ders feine, für Miniaturtechnik geeignete Oelfarben
erzeugt, ist uns unbekannt. Die englischen Farben
sind wohl sehr fein gerieben. Sollte es nur an dem,
allerdings vielfach gebräuchlichen Wachszusatz un-
serer Oelfarben liegen, dass sie Ihnen nicht ge-
nügen? Ludwigs Petroleumfarben von Dr. Schön-
feld & Co. in Düsseldorf enthalten diese Beigabe
gewiss nicht. Wenn Sie die sehr fein pulverisierten
Powder colours von Winsor & Newton mit den von
Ihnen erprobten Bindemittel selbst verreiben, event.
unter Beigabe von rektifiziertem Terpentinöl, dann
dürften Sie ein geeignetes Material leicht zustande
bringen. Falls Ihnen die feinst geriebenen Oelfarben
für Ihre Miniaturmalerei nicht genügen, warum ver-
suchen Sie es nicht mit Aquarellfarben, wie es bei
Malereien in kleinstem Format auf Elfenbein zu-
meist üblich ist?
Literatur.
Bei der Redaktion ist eingetroffen:
Die Metallfärbung und deren Ausführung, mit be-
sonderer Berücksichtigung der chemischen Metall-
färbung. Von Georg Büchner, selbständiger
öffentlicher Chemiker in München. Dritte, ver-
besserte und vermehrte Auflage. Verlag von M.
Krayn. Berlin 1906.
 
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