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Münchner kunsttechnische Blätter — 2.1905-1906

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Nr. 8
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Berger, Ernst: Zur Verständigung in Sachen des sogen. Punischen Wachses [2]
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Buchner, Georg: Einiges aus der Chemie der "Metallischen Farben"[7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36596#0035

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Nr. 8.

Münchner kunsttechnische Blätter.

31

3. Kocht man die unter 1 gewonnene Masse mit
Salzlacke (%"/o Salzlösung), so wird dieselbe
nach dem Erkalten etwas weicher, aber nicht
geschmeidig, sondern bleibt bröckelig.
Die Emulgierbarkeit ist aufgehoben.
4. Kocht man die emulgierbare Masse (2) mit
Salzwasser, so verliert sie diese Eigenschaft.
Es entsteht eine krümelige Wachsmasse.
g. Kocht man diese Masse einige Male in ge-
wöhnlichem Wasser, dann bildet sie die frühere
homogene Masse und sie lässt sich wieder emul-
gieren. Das Salz ist demnach ausgewaschen.
6. Wird die durch Kochen von Wachs mit Soda
und Salzwasser gewonnene krümelige Masse
erhitzt, so schmilzt sie nicht wie Wachs
zusammen, sondern bläht sich und wirft Blasen;
aber mit Oel lässt sie sich verbinden und
bleibt dann nach dem Erkalten geschmeidig,
schlüpfrig anzufühlen. Es entsteht die „duktile
Wachspaste" Donners. Mit Wasser auf dem
Reibstein gerieben ist sie nur teilweise emul-
gierbar, wird aber durch erneutes Kochen unter
vermehrtem Zusatz von Soda auch im er-
kalteten Zustand mit Wasser mischbar.
7. Die gleichen Beobachtungen sind zu machen,
wenn statt Soda Pottasche genommen wird, nur
gelingen diese Proben schon bei Anwendung
etwa des fünften Teiles der oben angegebenen
Masse. (Ein Gramm Pottasche emulgiert 40
bis go Teile Wachs.) Die Emulgierbarkeit
wird durch das Kochen in Salzwasser
ebenso aufgehoben. Nach abermaliger
Kochung mit Pottasche stellt sich diese
Eigenschaft wieder ein.
Aus diesen Versuchen kann im Zusammenhänge
mit dem Rezepte des Plinius also geschlossen werden:
Mit Soda oder Pottasche gekochtes Wachs hat (von
der Bleichung abgesehen) andere Eigenschaften als
natürliches; es ist in seinen Teilchen aufgelockert,
schwerer schmelzbar; durch das Kochen mit
Salzwasser entsteht eine krümelige Masse, die
erst bei abermaligem Kochen mit Alkali oder mehr-
fachem Aufkochen in reinem Wasser wieder ge-
schmeidig wird. Plinius sagt: Das nochmalige
Kochen des Wachses nach der Sonnenbleiche
macht es so weiss (candidissimavero fit post in-
solationem etiamnum recocta)! Worin sollte es
aber wieder gekocht werden? In Wasser oder
in Salzwasser oder mit Nitrum? Die Versuche er-
geben, dass durch die mehrfachen Kochungen in
Salzwasser gebleichtes Wachs sogar wieder gelber
wird, dass aber durch das nochmalige Kochen
mit Alkali die Weisse wieder entsteht und
zwar wird das Wachs dabei noch weiss er, als es
war, infolge der Auflockerung der kleinsten
Teile, d. h. infolge der Emulsion. *) (Forts, folgt.)
*) Es ist sehr bedauerlich, dass Herr Dr. Eibner im
II. naturwissenschaftlichen Teil seiner Studie über das punische
Wachs (Beil. z. Allg. Ztg. Nr. 276) auf dieses nochmalige

Einiges aus der Chemie der
„Metallischen Farben".
Von Chemiker Georg Büchner, München.
(Fortsetzung.)
Von wichtigen Bleifarben sind dann noch da
das besonders in der Oelmalerei sehr ausgedehnt
angewandte Neapelgelb, das schon erwähnte Cassler-
gelb und die besonders in der Technik in grossen
Mengen angewandten roten Mennige. Das matt-
gelbe Casslergelb ist ein basisches Chlorblei, eine
Verbindung von i Molekül Pb CE und 7 Molekülen
PbO, also ein Bleioxydchlorblei. Es ist im Handel
unter den verschiedensten Namen, wie Mineralgelb,
Turnersgelb, Montpellier , Parisergelb, Chemisch-
gelb u. s. w. Es wird zumeist erhalten durch Zu-
sammenschmelzen von Bleiglätte mit Salmiak. Es
ist eine sehr rasch trocknende Farbe, welche in der
Oelmalerei, zu Malerfarben, Oel-, Kalk-, Wasser-
farben besonders früher ausgedehnte Verwendung
fand. Das Neapelgelb, fast ausschliesslich in der
Oelmalerei verwendet, ausserdem auch noch in der
Glas-, Porzellan- und Steingutmalerei, ist eine der
beständigsten Farben. Es ist ein antimonsaures Blei-
oxyd, kommt in der Natur nicht vor, wurde aber
anfänglich für ein Mineral gehalten und Neapoli-
tanische Erde genannt. In Neapel und Venedig
wurde es zuerst künstlich dargesteiit. Es wird auf
sogen, trockenem Wege durch Zusammenschmelzen
von Brechweinsteln, d. i. weinsteinsaurem Antimon-
oxyd = Kali, Bleinitrat und Kochsalz hergestellt. Es
ist in der Hitze beständig, hat je nach der Her-
stellungsart verschiedene Nüancen, doch werden auch
verschiedene Nüancen durch Mischen mit Chromrot
hergestellt. Die Mennige, diese bekannte rote Farbe,
wird durch längeres Erhitzen von Bleioxyd, also
Bleiglätte, unter Luftzutritt hergestellt. Es nimmt
da dasselbe Bleioxyd noch Sauerstoff auf und ver-
wandelt sich in ein rotes Pulver von der Zusammen-
setzung PbgO^. Je nach der Darstellung, d. h. je
nach der mehr oder weniger vollkommenen Ueber-
führung des Bleioxydes in die Verbindung PbgO^,
wo also 3 Atome Blei mit 4 Atomen Sauerstoff oder
ungefähr <70 "/o Blei mit 10 °/o Sauerstoff verbunden
sind und zwar in folgender Lagerung haben die. Men-
nige eine mehr gelbrote bis fast zinnoberrote Farbe.

0
!!
PL,
Pb Pb
\o/
Bleioxyd
\o\

Die Mennige führen auch verschiedene Namen,
wie Pariserrot, Mineralrot, Bleirot, Saturnrot, Blei-
zinnober, imitierter Zinnober, Saturnzinnober. Die
Kochen gar keine Rücksicht genommen hat; er hat
auch nicht angegeben, ob das von ihm hergestellte „punische
Wachs" für die Zwecke der Maitechnik brauchbar ist oder
nicht. Erst dadurchhätte dieFrageeineentsprechende
Lösung finden können.
 
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