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Münchner kunsttechnische Blätter — 2.1905-1906

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Nr. 22
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Berger, Ernst: Ein Buch über Metallfärbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.36596#0089

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KUHSHECBHISOK

München, 4. August 1906.

Bei!age zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint 14tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

!!. Jahrg. Nr. 22.

Inhalt: Ein Buch über Metailfärbung. — Einiges überOeie undOelfarben. Von Maier C. Bakenhus in Kreyenbrück (Fort-
setzung). — Verfahren zur Bearbeitung von Fehisteiien in Stein und Marmor. Von Bildhauer Friedr. Offermann in
Dresden. — Nachträgliches zur chemischen Reinigung und Konservierung antiker Kunstdenkmäler. Von Dr. Walter
Obst, Altona-Bahrenfeld. — Anfragen und Beantwortungen.

Ein Buch über Metallfärbung.*)

Das kürzlich angekündigte Werk über Me-
tallfärbung dürfte für alle jene Künstler, denen
die äussere Erscheinung ihrer Arbeiten in Bronze
und anderen Metallen keine Nebensache ist, von
Interesse sein. Heute wird für Skulpturen und
kunstgewerbliche Zwecke auf edles Material und
seine sachgemässe Behandlung grosses Gewicht
gelegt und wir bewundern die hohe Stufe der
japanischen Kunstbronzen nicht nur wegen ihrer
glänzenden Gusstechnik, sondern ebensowohl
wegen ihrer „feinen" Färbungen. Auch die fran-
zösischen Bronzen haben den Ruf, dass ihre
Färbungen und Patinierungen unerreicht schön
sind. Freilich darf nicht vergessen werden, dass
die Gussindustrie in Japan und in Frankreich
auf Jahrhunderte langer Tradition basiert ist und
es in keiner Technik mehr auf Uebung sowie
langjährige praktische Erfahrung ankommt als in
der Metalltechnik. Hier gibt die Zusammen-
seztung der Legierungen, die Reinheit des Me-
talles, die Behandlung vor und nach dem Giessen,
die Homogenität der Oberfläche u. s. w. vielfach
Anlass, die Verfahren dem jeweiligen Fall eigens
anzupassen, so dass nicht schematisch vorgegangen
werden darf. Es mag sogar gewiss oft Vorkommen,
dass das nämliche Verfahren einmal gelingt und
ein zweitesmal versagt, weil irgend eine Kleinig-
keit unbeachtet gelassen wurde.
Das Buchner'sche Buch behandelt das Thema,
ohne die Kenntnisse der Chemie in den Vorder-
grund zu stellen. Der Leser findet in einem

*) Die Metallfärbung und deren Ausführung, mit beson-
derer Berücksichtigung der chemischen Metallfärbung. Von
Georg Büchner, selbständiger öffentlicher Chemiker in Mün-
chen. Dritte verbesserte und vermehrte Auflage. Berlin 1906.
Verlag von M. Krayn.

besonderen Abschnitt eine Menge Hinweise und
Rezepte aus früherer Zeit, er findet alle die
Prinzipien, auf welchen die moderne Metallfär-
bung beruht, ausführlich beschrieben: das Vorbe-
reiten der Metalle, ihre Reinigung, das Mattieren,
Granieren, Patinieren jedes einzelnen Metalles
wie Zink, Zinn, Eisen, Stahl, Kupfer, Messing,
Blei, Bronze und deren Legierungen, dann das
Färben von Silber, Gold etc., die galvanische
Metallfärbung oder Galvanochromie, die Inkru-
station, Niello, Email, Tuschierungund die Ver-
bindung der einzelnen Arten der Metallfärbung.
Aus dieser gedrängten Aufzählung kann auf den
reichen Inhalt des Buches wohl ein Schluss ge-
zogen werden.
In einer Zuschrift aus Darmstadt in Nr. 10
dieser Blätter wird schon Klage darüber geführt,
dass in unseren modernen Kunstschulen nicht
genügende Gelegenheit geboten werde, das Fär-
ben und Patinieren von Bildwerken zu lernen
und selbsttätig auszuführen. Vorläufig fehlt es
an unseren Kunstakademien an Werkstätten zur
praktischen Erlernung all dieser Dinge; aber
auf diesem Gebiete sind allenthalben erfreuliche
Fortschritte wahrzunehmen und manche neuere
Gründung oder Ergänzung unserer kunstgewerb-
lichen Schulen, der Lehr- und Versuchswerk-
stätten hat der Metalltechnik ihr besonderes
Augenmerk zugewandt. Die Notwendigkeit einer
gründlichen Ausbildung und die praktische Be-
tätigung auf diesem Gebiete wird allgemein
anerkannt. Für solche Schulen und für den
selbsttätigen Künstler gleich wichtig ist das
vorliegendeWerk des, auch den Lesern dieser
Blätter wohlbekannten, sehr geschätzten Che-
mikers. E. B.
 
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