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Münchner kunsttechnische Blätter — 2.1905-1906

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Nr. 12
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Berger, Ernst: Martin Knollers Freskogemälde im Bürgersaale zu München
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Buchner, Georg: Einiges aus der Chemie der "Metallischen Farben" [10]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36596#0051

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Nr. 12.

Münchner kunsttechnische Blätter.

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in der feuchten Jahreszeit wieder zu erblühen,
hat auch die erste Restaurierung nötig gemacht.
Aber da die Ursache bestehen blieb, welche
die erste Ueberwucherung des Bildes ver-
anlasste, so war es ganz unausbleiblich,
dass in kurzer Zeit das restaurierte Bild
von dem gleichen Uebel befallen werden
musste. Wir erachten es als besonderes Verdienst,
auf diese Tatsachen und äusseren Umstände auf-
merksam gemacht zu haben. Jeder wird gewiss den
Vorschlägen zustimmen, die in der erwähnten Zeit-
schrift gemacht werden und darauf hinzielen, dass
vor der neuerlichen Restaurierung wenigstens an-
nähernd die Verhältnisse wieder hergestellt werden,
wie sie vor den obgenannten baulichen Verände-
rungen bestanden. Es müsste vor allem dafür ge-
sorgt werden, dass die Bedachung undurchlässig für
Wind und Wetter wird, dann müsste wiederum in
der erforderlichen Höhe reiner trockener Bauschutt
auf das Gewölbe gebracht werden, damit die für
das stete Trockensein des Bildes nötigen Bedin-
gungen wieder eintreten können. Erforderlich vor
allem wäre aber eine gute Ventilation und eine
gleichmässig temperierte Luft, eventuell durch eine
richtig funktionierende Luftheizung.
Welche Mittel noch anzuwenden wären, um
die jetzt fast das ganze Bild überwuchernden Moose
und Pilze zu vernichten, und die Möglichkeit, sich
wieder unangenehm bemerkbar zu machen, völlig
auszuschliessen, das wird unsere Gelehrten jeden-
falls in kurzer Zeit zu beschäftigen haben. Man
müsste auch gleichzeitig festzustellen suchen, ob die
Kryptogamen mit dem Sickerwasser von dem Balken-
und Lattenwerk resp. dem Schilfrohrbelag in den
Freskoputz gelangt sein konnten, oder auf eine
andere Weise; aber lange darf mit diesen Arbeiten
nicht mehr gezögert werden, damit das Kunstwerk
der Nachwelt erhalten bleiben kann. E. B.
Einiges aus der Chemie der
„Metallischen Farben".
Von Chemiker Georg Büchner, München.
(Schluss.)
Die Zubereitung der Mineralfarben gehört wohl
zu den ältesten chemischen Gewerben. Wenn auch
die erste Kunst vor allem die in der Natur fertig
gebildeten Farben, welche nur einer geringen Zu-
bereitung bedürfen, benützte, so lernte man doch
bald, bei den Aegyptern, Römern, Griechen u. s. w.
schöne Farben herstellen. Bei den unzähligen Ver-
suchen der Alchymisten „Gold" zu machen, erhielt
man viele gefärbte Metallverbindungen. Später
haben sich die Maler teilweise selbst die Farben
zubereitet. In unserem Jahrhundert aber hat sich die
Zubereitung dermetallischen und mineralischen Farben
zu einem bedeutenden Industriezweig entwickelt.
Bis zum Jahre 1856 war man ausschliesslich

auf die mineralischen bezw. metallischen Farben
und die von der Natur dargebotenen Pflanzen- und
Tierfarbstoffe angewiesen. Als sich dann Ende der
g oger Jahre die Teer- und Anilinfarbenfabrikation
in ungeheuerem Masstabe entwickelte, und ein ver-
schwenderischer Reichtum vieler Hunderte der schön-
sten und feurigsten Farben dargeboten wurde, denen
sich teils produzierend, teils konsumierend das Inter-
esse aller zuwandte, da war entschieden eine Hem-
mung in der Entwicklung der Mineralfarbenindustrie
eingetreten. Einerseits verloren viele z. B. beim Zeug-
druck u. s. w. angewandte Mineralfarben ihre Be-
deutung, indem an ihre Stelle die Teerfarben traten
und indem sich auch das Interesse der Fabrikanten
und Chemiker fast ausschliesslich dem neuen dank-
baren Gebiete der farbigen Kohlenstoffverbindungen
zuwandte Es ist auch nicht zu verdenken, dass eine
Tätigkeit, bei der es mit Leichtigkeit gelingt, mittels
einer neuen Reaktion oft gleich eine ganze Reihe
neuer Farbstoffe zu erhalten, verlockender ist als
das mühevolle Arbeiten in dem Reiche der metal-
lischen Farben; denn die metallischen Farben bieten
keine so grossen, ich möchte sagen unabsehbar
grossen Kombinationsmöglichkeiten und keine solche
Mannigfaltigkeit dar, wie die Teerfarben und sind
in den letzten Dezennien neue metallische Farben
von nur einiger Bedeutung nicht dargestellt wor-
den. Es ist daher nicht zu verwundern, wenn sich
im allgemeinen die Ansicht verbreitet hat, als wäre
mit dem Vorhandenen die wissenschaftliche und tech-
nische Entwicklung der metallischen oder Mineral-
farben zu einem gewissen Abschlüsse gekommen.
Das ist nicht der Fall. Es ist ja gewiss, dass die
Mineralfarbenfabrikation durch die so rasch empor-
blühende Teerfarbenfabrikation eine grosse Schä-
digung und eine verlangsamte Bewegung erlitten
hat. Denn in dem Masse als die Teerfarben sich
verallgemeinerten, verloren die Mineralfarben an
Gebiet. Dies hat dann zu einer Entwertung der
Mineralfarben geführt und diese Entwertung war
die Hauptschuld, dass mitunter sehr zweifelhafte
Produkte auf den Markt kamen, weil es gar nicht
mehr möglich war, für den erzielten Preis reine
und gute Produkte herzustellen. Auch hat der Um-
stand schädigend auf die Mineralfarbenfabrikation
eingewirkt, dass Amerika, welches ja auch ein Haupt-
absatzgebiet für Mineralfarben war und bis nach
Anfang unseres Jahrhunderts sozusagen keine eigene
Mineralfarbenindustrie hatte, in Beziehung auf Farben-
herstellung einen ungeheueren Aufschwung nahm,
wozu es der Reichtum seiner mineralischen Hilfs-
quellen in hohem Masse befähigte. Die ersten Blei-
weissfabriken sind z. B. erst vor hundert Jahren
in Philadelphia gegründet worden. Jetzt wird der
Bedarf von amerikanischen Fabriken gedeckt, wo-
von 32 bestehen mit einer jährlichen Fabrikation
von 6g 000 Tonen. Auch Zinkweiss, Schwerspat,
Mennige, Bleiglätte, Ocker, Ultramarin werden in
grossen Mengen dortselbst hergestellt, bzw. gefördert.
 
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