Nr. 9.
Münchner kunsttechnische Blätter.
35
Stoffverbindung, der Chromsäure, in dem Chromgelb
und Zinkgelb sehr wertvolle Farben uns bietet, liefert
in einer seiner Sauerstoffverbindungen für sich allein
eine sehr schöne grüne Farbe, das Chromoxyd,
welches sich durch grosse Beständigkeit auszeichnet
und im Handel verschiedene Namen führt, wie z. B.
Permanentgrün, Guignetsgrün, Viktoriagrün, Sma-
ragdgrün, Mittlersgrün u. s. w. Es wäre sehr zeit-
gemäss, wenn diese Namenverwirrung einmal einer
einfachen, der Zusammensetzung entsprechenden Be-
zeichnung Platz machen würde. Hier kann nur ein
verständnisvolles Vorgehen der Fabrikanten und ein
kritisches und kontrollierendes Verhalten der Kon-
sumenten Wandlung schaffen. Das Chromgrün des
Handels ist nicht das wasserfreie Cr^Og, sondern
das Hydrat des Chromoxydes von der Zusammen-
setzung CrgO (OH)^ oder CrgOg -j- 2 HO. Es wird
hergestellt durch Schmelzen eines Gemisches von
Kaliumbichromat, Borsäure in schwacher Rotglut in
Muffelöfen, wobei die Temperatur von 700" C. nicht
überschritten werden darf, da sonst minderwertige
Produkte entstehen. Es entsteht dabei ein borsaures
Chromoxyd und Kaliumborat Ka. Cr. O- 16 Bo
(OH)g = Cr, (Bo, 0?), + Ka, Bo,0, + 24 H,0 + 30.
Das borsaure Chromoxyd zerfällt mit Wasser in
Chromhydroxyd — Chromgrün und Borsäure.
Crg(Bo,0,)g + 20 HgO = CrgO(OH),12 Bo(OH),.
Mit Pikrinsäure gemischt liefert das Chrom-
grün das sogen. Naturgrün des Handels. Infolge
seiner Beständigkeit, also der chemischen und mole-
kularen Stabilität ist es für alle Malarten geeignet
und findet Verwendung in der Oelmalerei, zu An-
strichen in der Wasserglasmalerei, als Schmelzfarbe
für Ton und Porzellan, in der Glasmalerei, zum
Banknotendruck, in der Chromolithographie, im
Tapeten-, Kattundruck u. s. w. Das Chrom ist im-
stande, noch verschiedene Farben zu liefern, die
aber bis jetzt eine grössere Anwendung nicht ge-
funden haben, z. B. das Arnaudons- und Schnitzer-
grün, welches Chromphosphate der Hauptsache nach
sind. Das Chrom, welches ja seinen Namen (von
chroma die Farbe) wegen seiner vielen gefärbten
Verbindungen erhalten hat, kann gewiss noch manche
Farbe liefern, wie die Untersuchungen von Weber
andeuten.
Das Eisen liefert uns in seiner Verbindung mit
Sauerstoff als Eisenoxyd entweder wasserfrei Feg Og
oder als Hydrat Feg (OH)g braungelbe, braune, rot-
braune bis violettrote Farben. Das je nach den
Modifikationen, der Dichtigkeit und molekularen
Lagerung, welche wieder von der Herstellungsweise
bedingt wird, verschiedengefärbte Eisenoxyd ist eine
der beständigsten, stabilsten Farben, findet sich als
Roteisenstein in der Natur und wird zumeist bei der
Fabrikation der rauchenden Schwefelsäure, durch
starkes Erhitzen von Eisenvitriol als Nebenprodukt,
als sogen, caput mortuum oder Calcothar oder eng-
lisch Rot erhalten. Es findet in allen Malarten Ver-
wendung.
Das wasserhaltige Eisenoxyd, also das Hydrat
des Eisenoxydes, findet für sich weniger Verwendung,
bildet aber zumeist den färbenden Bestandteil der
unter dem Namen Ocker bekannten gefärbten Tone,
einen Teil der sogen. Erdfarben. Die Ocker sind
eine der wichtigsten und am meisten in jeder Mal-
technik angewendeten, zugleich eine der beständig-
sten Farben. Dieselben sind gelbe, rote bis braune,
glanzlose, erdige, feine Pulver. Es sind das mehr
oder weniger reine, teils kalk- und magnesiahaltige
Tone, deren Farbe wir dem in grösserer oder ge-
ringerer Menge vorhandenen Eisenoxydhydrat (gelbe
Ocker) oder Eisenoxyd (rote Ocker) nebst auch ge-
ringeren Mengen anderer Metalloxyde, am häufigsten
Manganoxyd verdanken.
In der Natur finden sich alle Ocker fertig ge-
bildet, doch werden zumeist die roten Ocker durch
mehr oder weniger starkes Erhitzen der gelben Ocker,
durch sogen. Calcinieren hergestellt, wobei das Eisen-
oxydhydrat ganz oder teilweise sein Hydratwasser
abgibt und in rotes wasserfreies Eisenoxyd übergeht.
Je nach der Art und Stärke der Calcination mit oder
ohne Luftzutritt, Zusatz einiger Prozente Kochsalz
beim Glühen, Mischen mit Ton u. s. w. werden die
verschiedenen Farbennüancen des Ocker hergestellt.
Die Ocker sind sekundäre Produkte, gebildet durch
die Verwitterung eisenhaltiger Tongesteine. Sie fin-
den sich oft so rein und in so feinem Zustande, dass
sie gleich direkt zu Malerfarben verwendet werden
können. In diesem Falle hat die Natur selbst den
Mahl- und Schlemmprozess ausgeführt, welcher bei
den meisten dieser Erdfarben erst von den Fabri-
kanten nachgeholt werden muss. Es werden die
Ocker durch Schlemmen von den vorhandenen grö-
beren Gesteinsteilen befreit und dann durch Mahlen
in RoHfässern in feinste Pulver verwandelt. Die Farbe
und Färbekraft hängt von der Menge und dem mole-
kularen Zustand der Eisenoxyde im Ocker ab. Da
hier nicht nur die Eisenoxydmenge, sondern die
molekulare Struktur dieses Eisenoxydes eine grosse
Rolle spielt, so können zwei Ocker mit demselben
Gehalt an Eisenoxyd doch verschieden gefärbt sein.
Ausserdem kommt auch noch das oft vorhandene
Manganoxyd in Betracht, welches die Farbe dunkler,
in das Braune zieht. Das ist der Fall bei der sogen,
ächten Umbra, welche besonders von der Insel Cypern
kommt, aber auch in Bayern gefunden wird, in der
sich der Muschelkalkformation anschliessenden Let-
tenkohlensandsteingruppe in Unterfranken südlich
von Würzburg sich über Rothenburg nordöstlich bis
Königshofen im Grabfelde hinziehend. Diese Umbra,
ein ca. 40—go"/o Eisenoxydhydrat enthaltender,
manganoxydhaltiger Ton ist nicht zu verwechseln
mit der sogen. Kölnischen Umbra oder Kasslerbraun,
welches eine erdige Braunkohle ist. Von Unter-
franken gelangen jährlich ca. 2000 Ztr. Umbra in
den Handel für Anstreicherfarben und finden sich
daselbst bei Neustadt a. S. bei Rödelmaier, Klein-
menkheim, Rothhausen, Aubstadt, Grosseneibstadt,
Münchner kunsttechnische Blätter.
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Stoffverbindung, der Chromsäure, in dem Chromgelb
und Zinkgelb sehr wertvolle Farben uns bietet, liefert
in einer seiner Sauerstoffverbindungen für sich allein
eine sehr schöne grüne Farbe, das Chromoxyd,
welches sich durch grosse Beständigkeit auszeichnet
und im Handel verschiedene Namen führt, wie z. B.
Permanentgrün, Guignetsgrün, Viktoriagrün, Sma-
ragdgrün, Mittlersgrün u. s. w. Es wäre sehr zeit-
gemäss, wenn diese Namenverwirrung einmal einer
einfachen, der Zusammensetzung entsprechenden Be-
zeichnung Platz machen würde. Hier kann nur ein
verständnisvolles Vorgehen der Fabrikanten und ein
kritisches und kontrollierendes Verhalten der Kon-
sumenten Wandlung schaffen. Das Chromgrün des
Handels ist nicht das wasserfreie Cr^Og, sondern
das Hydrat des Chromoxydes von der Zusammen-
setzung CrgO (OH)^ oder CrgOg -j- 2 HO. Es wird
hergestellt durch Schmelzen eines Gemisches von
Kaliumbichromat, Borsäure in schwacher Rotglut in
Muffelöfen, wobei die Temperatur von 700" C. nicht
überschritten werden darf, da sonst minderwertige
Produkte entstehen. Es entsteht dabei ein borsaures
Chromoxyd und Kaliumborat Ka. Cr. O- 16 Bo
(OH)g = Cr, (Bo, 0?), + Ka, Bo,0, + 24 H,0 + 30.
Das borsaure Chromoxyd zerfällt mit Wasser in
Chromhydroxyd — Chromgrün und Borsäure.
Crg(Bo,0,)g + 20 HgO = CrgO(OH),12 Bo(OH),.
Mit Pikrinsäure gemischt liefert das Chrom-
grün das sogen. Naturgrün des Handels. Infolge
seiner Beständigkeit, also der chemischen und mole-
kularen Stabilität ist es für alle Malarten geeignet
und findet Verwendung in der Oelmalerei, zu An-
strichen in der Wasserglasmalerei, als Schmelzfarbe
für Ton und Porzellan, in der Glasmalerei, zum
Banknotendruck, in der Chromolithographie, im
Tapeten-, Kattundruck u. s. w. Das Chrom ist im-
stande, noch verschiedene Farben zu liefern, die
aber bis jetzt eine grössere Anwendung nicht ge-
funden haben, z. B. das Arnaudons- und Schnitzer-
grün, welches Chromphosphate der Hauptsache nach
sind. Das Chrom, welches ja seinen Namen (von
chroma die Farbe) wegen seiner vielen gefärbten
Verbindungen erhalten hat, kann gewiss noch manche
Farbe liefern, wie die Untersuchungen von Weber
andeuten.
Das Eisen liefert uns in seiner Verbindung mit
Sauerstoff als Eisenoxyd entweder wasserfrei Feg Og
oder als Hydrat Feg (OH)g braungelbe, braune, rot-
braune bis violettrote Farben. Das je nach den
Modifikationen, der Dichtigkeit und molekularen
Lagerung, welche wieder von der Herstellungsweise
bedingt wird, verschiedengefärbte Eisenoxyd ist eine
der beständigsten, stabilsten Farben, findet sich als
Roteisenstein in der Natur und wird zumeist bei der
Fabrikation der rauchenden Schwefelsäure, durch
starkes Erhitzen von Eisenvitriol als Nebenprodukt,
als sogen, caput mortuum oder Calcothar oder eng-
lisch Rot erhalten. Es findet in allen Malarten Ver-
wendung.
Das wasserhaltige Eisenoxyd, also das Hydrat
des Eisenoxydes, findet für sich weniger Verwendung,
bildet aber zumeist den färbenden Bestandteil der
unter dem Namen Ocker bekannten gefärbten Tone,
einen Teil der sogen. Erdfarben. Die Ocker sind
eine der wichtigsten und am meisten in jeder Mal-
technik angewendeten, zugleich eine der beständig-
sten Farben. Dieselben sind gelbe, rote bis braune,
glanzlose, erdige, feine Pulver. Es sind das mehr
oder weniger reine, teils kalk- und magnesiahaltige
Tone, deren Farbe wir dem in grösserer oder ge-
ringerer Menge vorhandenen Eisenoxydhydrat (gelbe
Ocker) oder Eisenoxyd (rote Ocker) nebst auch ge-
ringeren Mengen anderer Metalloxyde, am häufigsten
Manganoxyd verdanken.
In der Natur finden sich alle Ocker fertig ge-
bildet, doch werden zumeist die roten Ocker durch
mehr oder weniger starkes Erhitzen der gelben Ocker,
durch sogen. Calcinieren hergestellt, wobei das Eisen-
oxydhydrat ganz oder teilweise sein Hydratwasser
abgibt und in rotes wasserfreies Eisenoxyd übergeht.
Je nach der Art und Stärke der Calcination mit oder
ohne Luftzutritt, Zusatz einiger Prozente Kochsalz
beim Glühen, Mischen mit Ton u. s. w. werden die
verschiedenen Farbennüancen des Ocker hergestellt.
Die Ocker sind sekundäre Produkte, gebildet durch
die Verwitterung eisenhaltiger Tongesteine. Sie fin-
den sich oft so rein und in so feinem Zustande, dass
sie gleich direkt zu Malerfarben verwendet werden
können. In diesem Falle hat die Natur selbst den
Mahl- und Schlemmprozess ausgeführt, welcher bei
den meisten dieser Erdfarben erst von den Fabri-
kanten nachgeholt werden muss. Es werden die
Ocker durch Schlemmen von den vorhandenen grö-
beren Gesteinsteilen befreit und dann durch Mahlen
in RoHfässern in feinste Pulver verwandelt. Die Farbe
und Färbekraft hängt von der Menge und dem mole-
kularen Zustand der Eisenoxyde im Ocker ab. Da
hier nicht nur die Eisenoxydmenge, sondern die
molekulare Struktur dieses Eisenoxydes eine grosse
Rolle spielt, so können zwei Ocker mit demselben
Gehalt an Eisenoxyd doch verschieden gefärbt sein.
Ausserdem kommt auch noch das oft vorhandene
Manganoxyd in Betracht, welches die Farbe dunkler,
in das Braune zieht. Das ist der Fall bei der sogen,
ächten Umbra, welche besonders von der Insel Cypern
kommt, aber auch in Bayern gefunden wird, in der
sich der Muschelkalkformation anschliessenden Let-
tenkohlensandsteingruppe in Unterfranken südlich
von Würzburg sich über Rothenburg nordöstlich bis
Königshofen im Grabfelde hinziehend. Diese Umbra,
ein ca. 40—go"/o Eisenoxydhydrat enthaltender,
manganoxydhaltiger Ton ist nicht zu verwechseln
mit der sogen. Kölnischen Umbra oder Kasslerbraun,
welches eine erdige Braunkohle ist. Von Unter-
franken gelangen jährlich ca. 2000 Ztr. Umbra in
den Handel für Anstreicherfarben und finden sich
daselbst bei Neustadt a. S. bei Rödelmaier, Klein-
menkheim, Rothhausen, Aubstadt, Grosseneibstadt,