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Northcote, James Spencer; Brownlow, William R.; De Rossi, Giovanni Battista [Hrsg.]; Kraus, Franz Xaver [Bearb.]
Roma sotterranea: die römischen Katakomben ; eine Darstellung der neuesten Forschungen, mit Zugrundelegung des Werkes von J. Spencer Northcote u. W. R. Brownlow — Freiburg i.Br., 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12556#0073

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Politische und sociale Lage der ersten römischen Christen. 39

läge gewinnen; wir werden zu dem Zwecke auf die Zeit der Ein-
führung des Christenthums in Rom zurückgehen und eine Aus-
einandersetzung der politischen und socialen Lage geben, in welcher
sich die Anhänger des neuen Glaubens befanden.

Zweites Kapitel.

Die politische und sociale Lage der ersten römischen Christen.

Die Anfänge des Christenthums in der Hauptstadt der alten Die alte
Welt sind in Dunkel gehüllt; so viel steht fest, dass kurz nach 0hri8ten"
ihrem Auftreten die neue Religion daselbst Eingang fand. Das zu Rom
Wunder des ersten Pfingstfestes fand .in Gegenwart von ,Pilgern
aus Rom, gebornen Juden und Proselyten' 1 statt, die bei ihrer
Heimkehr die Kunde von dem wunderbaren Vorfall jedenfalls ver-
breiteten: die merkwürdige Zeitung musste sich bald von Mund zu
Mund durch die ganze jüdische Gemeinde der Hauptstadt fortge-
pflanzt haben. Die bekehrten Pleiden aus ,der italienischen Truppe'2,
zu welcher der Hauptmann Cornelius zählte, sind vermuthlich bald
nach der Erhebung des Herodes Agrippa auf den jüdischen Thron,
unter Caligula, nach ihrer Heimat zurückgekehrt und haben jeden-
falls der Ausbreitung des Christenthums neuen Vorschub geleistet;
die Annahme, dass der hl. Petrus, der um die .nämliche Zeit aus
seinem Kerker befreit wurde, sie von. Cäsarea aus begleitete,
stimmt allerdings mit der Tradition uberein, nach welcher der
Apostelfürst im Jahre 42 n. Chr. nach Rom kam, ist aber doch
zu wenig beglaubigt, um mehr als den Werth einer blossen Ver-
muthung beanspruchen zu können. Wie dem immer sei, um das
Jahr 57 oder 58 .,sprach man in der ganzen (römischen) Welt
von dem Glauben der römischen Christen'3; und diese junge Ge-
meinde bestand, wie wir jetzt aus guten Gründen annehmen dürfen, bestand
nicht bloss, wie man früher vielfach vorgab, nur aus der Hefe, zum Tnei1
sondern zum Theil auch aus den edelsten und höchsten Schichten , v r

nehmen

der Bevölkerung. ,Seit den Zeiten Casars', sagt Merivale, ,hatte Eingebor-
das Judenthum in allen Kreisen der römischen Gesellschaft und nen> wie
namentlich auch in den vornehmsten Eingang gefunden . . . ^
Bürger jeglichen Ranges hatten in Menge sich mehr oder weniger Juden,
öffentlich zu den Ceremonien und Satzungen des Mosaismus be-
kannt; und sobald ein Theil der Juden das Gesetz Mosis mit dem
Evangelium Jesu Christi vertauschte, mussten die Anhänger der
neuen Secte in der Hauptstadt der kaiserlichen Welt sich unge-
fähr gleichmässig auf Juden, Griechen und Römer vertheilen.'4

1 Apostelgesch, 2, 10—iL 2 Ebend. 10, 1. 3 Köm. 1, 8.
4 Merivale History of the Romans nnder the Empire VII. p. 380 . VI.
p. 436 ff.
 
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