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Northcote, James Spencer; Brownlow, William R.; De Rossi, Giovanni Battista [Hrsg.]; Kraus, Franz Xaver [Bearb.]
Roma sotterranea: die römischen Katakomben ; eine Darstellung der neuesten Forschungen, mit Zugrundelegung des Werkes von J. Spencer Northcote u. W. R. Brownlow — Freiburg i.Br., 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12556#0301

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268

Viertes Buch.

Gefährdung des Glaubensinhaltes nicht so leicht befürchten, und
gestattete daher Dichtern und Künstlern eine grössere Freiheit.

Sechstes Kapitel.

Liturgische Bilder.

Seltenheit Der undurchdringliche Schleier, welcher in den ältesten Zeiten
liturgischer ^es Christenthums die heiligen Geheimnisse dem Blicke und der

Darstellun- T . . „ ^Tr .

gen Kenntniss der profanen Welt entzog, musste anscnemend jede sinn-
fällige, künstlerische Darstellung derselben auf den Wänden der
Katakomben unmöglich machen. In der That sind derartige Bilder
sehr selten. Die Gemälde, vor deren Beschreibung wir jetzt stehen,
sind ganz exceptioneller Natur: ihre Entstehung fällt in das Ende
des zweiten oder ganz in den Anfang des dritten Jahrhunderts,
in eine Zeit, wo das Eindringen der Heiden in die unterirdischen
Todtengrüfte noch nicht zur äussersten Yorsicht gemahnte. Und
auch so schuf der Künstler durch die behutsame Anwendung der
christlichen Symbolik, durch die Nebeneinanderstellung natürlicher
und übernatürlicher, einfacher und allegorischer Gegenstände ein
Werk, das in seinem völlig liturgischen (die Ausspendung der Taufe
und die Consecration des Abendmahls darstellenden) Charakter für
uns zwar deutlich genug und von höchstem Interesse, für das
Auge des uneingeweihten Fremden dagegen durchaus unverständ-
lich sein musste. So ist z. B. die Spendung der Taufe in einem
Gemälde dargestellt, welches biblische Geschichten und Allego-
rieen verschiedenster Art mit seinem eigentlichen Sujet verbindet,
und die Weihe der hl. Eucharistie erscheint durch das geheim-
nissvolle Zeichen des Fisches und unter mannigfaltigen historischen
Vorgängen aus dem alten wie dem neuen Testamente verhüllt.
Diese Bilder verdienen die allergenaueste Untersuchung. Ihren
Fundort anlangend, so befinden sich alle in jener Reihe von Cu-
Aiter dieser bicula, welche unmittelbar an die Papstgruft stossen — einem Com-
Büdcr. p]ex von Kammern, der, wie wir oben sahen *, um die nämliche
Zeit entstanden ist: das älteste Cubiculum ist nämlich, um es zu
wiederholen, zu Ende des zweiten, das letzte ganz zu Anfang des
dritten Jahrhunderts angelegt worden. In dreien derselben sind
die Fresken leider zu stark beschädigt, um uns alle ihre Details
erkennen zu lassen; doch betrafen sie, nach den noch übrig ge-
bliebenen und erkennbaren Resten zu urtheilen, dieselben Gegen-
stände und zeigten den gleichen Charakter, wie die der beiden
ältesten Kammern, welche wir sofort näher beschreiben werden.

i S. 128.
 
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