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https://doi.org/10.11588/diglit.12556#0214
VIERTES BUCH.
DIE ALTCHRISTLICHE KUNST.
Erstes Kapitel.
Älter und Ursprung der christlichen Kunst. VerhäUniss derselben zur
Antike.
Die altchristliche Kunst ist leider der Gegenstand so heftiger Alter der
religiöser Controversen gewesen, dass eine geschichtliche Darstel- 1Kat^°m"
hing der aus den Katakombenbildern sich abhebenden Kunstent-
wickelung kaum auf einen unparteiischen Leser rechnen kann.
Diese Schwierigkeit ist in den letzten Jahren eher erhöht als ver-
mindert worden; denn die Entdeckung so vieler Gemälde aus den
ältesten Zeiten hat die katholischen Schriftsteller selbstverständ-
lich veranlasst, entschiedener als je zuvor das Zeugniss des Alter-
thums für ihre Theorie und Praxis betreffs der Bilderverehrung
anzurufen.
Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts ging die herrschende Ansichten
Ansicht dahin: es seien die alten Christen wesentlich den Bildern dA?in-
cour ts
feindlich gewesen, weil dieselben in der Hand der Heiden der Raoul.R0.
Gegenstand abgöttischen und unsittlichen Missbrauchs geworden; chette's, de
und als d'Agincourt, der zu Anfang unseres Jahrhunderts Ros^'s
schrieb \ einige wenige der von ihm gesehenen Katakombenbilder
der vorconstantinischen Zeit zuzuweisen wagte, sah man diess nur
als eine Ausnahme von der Regel an. Zwanzig Jahre später trat
Raoul-Rochette schon zuversichtlicher zu Gunsten des Alters
unserer Kunst auf. Er erklärte, die bilderfeindlichen Aeusserun-
gen Tertullians, eines Schriftstellers, den man überhaupt nicht von
Leidenschaftlichkeit und Uebertreibung freisprechen könne, seien
missverstanden worden, und unberechtigter Weise habe man den
Tadel, welchen er gegen den Missbrauch der Kunst ausgesprochen,
auf den Gebrauch derselben im Allgemeinen ausgedehnt. Und er
schliesst mit den Worten: ,die Frage, in wieweit die alte Kirche
i Seroux d'Agincourt (f 1814) Hiat. de l'art par les mowments, Paris
1814—23. 6 Bde. Deutsch von v. Qurst. Berl. 1840. S. S. 14.
DIE ALTCHRISTLICHE KUNST.
Erstes Kapitel.
Älter und Ursprung der christlichen Kunst. VerhäUniss derselben zur
Antike.
Die altchristliche Kunst ist leider der Gegenstand so heftiger Alter der
religiöser Controversen gewesen, dass eine geschichtliche Darstel- 1Kat^°m"
hing der aus den Katakombenbildern sich abhebenden Kunstent-
wickelung kaum auf einen unparteiischen Leser rechnen kann.
Diese Schwierigkeit ist in den letzten Jahren eher erhöht als ver-
mindert worden; denn die Entdeckung so vieler Gemälde aus den
ältesten Zeiten hat die katholischen Schriftsteller selbstverständ-
lich veranlasst, entschiedener als je zuvor das Zeugniss des Alter-
thums für ihre Theorie und Praxis betreffs der Bilderverehrung
anzurufen.
Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts ging die herrschende Ansichten
Ansicht dahin: es seien die alten Christen wesentlich den Bildern dA?in-
cour ts
feindlich gewesen, weil dieselben in der Hand der Heiden der Raoul.R0.
Gegenstand abgöttischen und unsittlichen Missbrauchs geworden; chette's, de
und als d'Agincourt, der zu Anfang unseres Jahrhunderts Ros^'s
schrieb \ einige wenige der von ihm gesehenen Katakombenbilder
der vorconstantinischen Zeit zuzuweisen wagte, sah man diess nur
als eine Ausnahme von der Regel an. Zwanzig Jahre später trat
Raoul-Rochette schon zuversichtlicher zu Gunsten des Alters
unserer Kunst auf. Er erklärte, die bilderfeindlichen Aeusserun-
gen Tertullians, eines Schriftstellers, den man überhaupt nicht von
Leidenschaftlichkeit und Uebertreibung freisprechen könne, seien
missverstanden worden, und unberechtigter Weise habe man den
Tadel, welchen er gegen den Missbrauch der Kunst ausgesprochen,
auf den Gebrauch derselben im Allgemeinen ausgedehnt. Und er
schliesst mit den Worten: ,die Frage, in wieweit die alte Kirche
i Seroux d'Agincourt (f 1814) Hiat. de l'art par les mowments, Paris
1814—23. 6 Bde. Deutsch von v. Qurst. Berl. 1840. S. S. 14.