Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Northcote, James Spencer; Brownlow, William R.; De Rossi, Giovanni Battista [Hrsg.]; Kraus, Franz Xaver [Bearb.]
Roma sotterranea: die römischen Katakomben ; eine Darstellung der neuesten Forschungen, mit Zugrundelegung des Werkes von J. Spencer Northcote u. W. R. Brownlow — Freiburg i.Br., 1873

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12556#0322

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Goldgläser der Katakomben.

289

ist das Geheimniss nur durch die beiden Apostel angedeutet,
welche vor der wunderbaren Brodvermehrung dem Herrn Brod
und Fische bringen. Der Maler hat also eigentlich nicht sowol
ein Symbol, als eine geschichtliche Thatsache hingestellt, wenn
wir auch nicht bezweifeln dürfen, dass ein mystischer Gedanke
seinen Pinsel geleitet, dass er unter der Darstellung eines histori-
schen Vorganges ein stets sich unter uns erneuerndes Geheimniss
vorstellen wollte.

Siebentes Kapitel.

Die Goldgläser der Katakomben.

Unter den Gegenständen, welche in den Katakomben gefun- Die Goid-
den werden, sind die s. g. Goldgläser (fondi d'oro) weitaus £laser-
die werthvollsten und interessantesten. Es sind diess mit Figuren
und Schriftzügen in Gold verzierte Gläser, von denen uns leider
nur Bruchstücke, dazu meist ohne genauere Angabe der Localität,
in welcher sie gefunden wurden, erhalten sind. Die reichste
Sammlung derselben besitzt die vaticanische Bibliothek; kleinere
Collectionen bergen das Kircher'sche Museum im römischen Colleg
und das Museum der Propaganda. Auch das British Museum und
die Museen zu Paris, Florenz und Neapel sind im Besitze ein-
zelner Stücke; dessgleichen einige Privatsammlungenwie die
Fould'sche zu Paris, die C. W. Wilshere'sche, die des Baron
A. Recupero.

Zum grössten Theile bildeten diese Gläser offenbar den Boden Beschrei-
von Trinkgefässen. Ihre Eiaenthümlichkeit besteht darin, dass bunsderm

den Kata-

auf dem flachen Boden des Gefässes eine Zeichnung in Goldblatt komben

gläser.

ausgeführt ist, so dass die Figuren und Buchstaben von der In- gefunde-
nenseite sichtbar sind. Das Goldblatt war durch eine Lage Glas neni Gold"
beschützt, welche mit dem Boden des Gefässes zn einer Masse
zusammengeschweisst war. Die anscheinend sehr einfache Fabri-
cation dieser Gläser veranschaulicht ein trefflicher Kenner, der
Cardinal Wiseman in folgender Weise: ,wenn das Glas einen
Fuss erhalten sollte, so legte der Künstler entweder auf die obere
Fläche des Fusses oder auf die untere äussere Fläche der Coupe
ein Blatt Gold, welches vielleicht mit einer Art von Gummi be-
festigt wurde, und brachte dann- die Verzierungen in der Weise
hervor, dass er mit dem Grabstichel von dem Goldblatte Alles
wegschaffte, was nicht zu dem Dessin gehörte. Wollte er z. B.
einen Kopf in die Mitte oder um denselben herum eine Inschrift
anbringen, so wurde von dem Goldblättchen Alles entfernt, was
nicht zur Darstellung des Kopfes und der Inschrift nöthig war,

Kraus Roma. ^9
 
Annotationen