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Northcote, James Spencer; Brownlow, William R.; De Rossi, Giovanni Battista [Hrsg.]; Kraus, Franz Xaver [Bearb.]
Roma sotterranea: die römischen Katakomben ; eine Darstellung der neuesten Forschungen, mit Zugrundelegung des Werkes von J. Spencer Northcote u. W. R. Brownlow — Freiburg i.Br., 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12556#0341

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30S Viertes Buch.

Achtes Kapitel.

Scidptur. Die Sarkophage der alten Christen.

Der Ge- jm Vorhergehenden geschah öfter der Sarkophage oder
Sarkopha- Steinsärge Erwähnung, in welchen die Leiber vieler hervor-
ge bei den ragender Christen des Alterthums in den Katakomben beigesetzt
Christen waren. Der Gebrauch solcher Sarkophage lässt sich bis in die
älteste Zeit ägyptischer Bildung verfolgen: in Kom hatte er
Geltung, ehe man die Leichen zu verbrennen anfing. Römische
Steinsärge aus der heidnischen Zeit finden sich fast in jedem Museum \
die vollständigste Sammlung christlicher Sarkophage bietet die grosse
Halle des Lateranpalastes. Diese Sammlung wurde von P.
Marchi angelegt und unter der Leitung des Commendatore deRossi
vielfach erweitert und vermehrt. Ehe wir auf eine nähere Prüfung
derselben eingehen, wollen wir einige allgemeine Ideen über das
Alter und die Entstehungszeit dieser merkwürdigen Denkmäler
altchristlicher Sculptur entwickeln,
stammtaus Wir haben schon oben gesehen, dass die allen Anzeichen
denaposto- nac}1 unter den flavischen Kaisern angelegte Katakombe der hl.

lischen Zei- .

ten Domitilla nur tur die Autnahme von Leichen eingerichtet schien,
welche in Särgen beigesetzt wurden. Die in dem Bewurf der
ältesten Wände des Cömeteriums ausgehauenen Loculi sind offen-
bar spätere Zuthat; die tiefen Höhlen dagegen, in welchen die
Sarkophage einst standen, zeigen die ursprüngliche Anlage der
Gräber. So lag z. B. der Leichnam der hl. Petronilla in einem
Steinsarge, mit welchem er unter Paul I. nach St. Peter versetzt
wurde. Im Jahre 1474 liess König Ludwig XL von Frankreich
den Altar dieser Heiligen restauriren. Bei dieser Gelegenheit kam
der Sarkophag ans Licht; an den vier Ecken desselben befanden
sich, wie ein Brief Papst Sixtus IV. an den König meldet, vier
Delphine. Der freilich kritisch nicht zu haltenden Legende nach
wäre die Inschrift

AVRELIAE PETRONILLAE FILIAE DVLCISSIMAE
von der Hand des hl. Petrus selbst, welcher diese Heilige aus dem
Haus der Cäsaren als eine Tochter im Herrn betrachtete, einge-
graben. Der Sarg des hl. Linus, des unmittelbaren Nachfolgers
des hl. Petrus, wurde nach Severano 1 unter Urban YIII. bei der
Restauration der Confession in St. Peter aufgefunden. Scheint
demnach der Gebrauch von Särgen von den ersten Zeiten des
Christenthums an üblich gewesen zu sein, so war er dennoch
keineswegs allgemein befolgt. Es liegt auf der Hand, warum.

1 S. Seite 68.
 
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