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Northcote, James Spencer; Brownlow, William R.; De Rossi, Giovanni Battista [Hrsg.]; Kraus, Franz Xaver [Bearb.]
Roma sotterranea: die römischen Katakomben ; eine Darstellung der neuesten Forschungen, mit Zugrundelegung des Werkes von J. Spencer Northcote u. W. R. Brownlow — Freiburg i.Br., 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12556#0204

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Das Grab des hl. Cornelius.

171

Grade gestört, dass Maxentius, der dem Christenthum keineswegs
günstig gesinnt und dessen Toleranzedict rein aus politischen
Motiven hervorgegangen war, den Papst in die Verbannung zu
schicken beschloss. Diese Ereignisse in der Kirche Roms sind in
der Inschrift enthalten, mit der Damasus das Grab des Marcellus
schmückte:

VERLDICVS RECTOR LAPSOS QVIA CRIMINA FLERE
PRAEDIXIT MISERIS F.VIT OMNIBVS HOSTIS AMARVS.
HING FVROR HINC ODIVM SEQVITVR DISCORDIA LITES
SEDITIO CAEDES SOLVVNTVR FOEDERA PACIS.
CRIMEN OB ALTERIVS CHRISTVM QVI IN PACE NEGAVIT
FINIBVS EXPVLSVS PATRIAE EST FERITATE TYRANNI.
HAEC BREVITER DAMASVS VOLANT COMPERTA REFERRE
MARCELLI VT POPVLVS MERITVM COGNOSCERE POSSET. 1

,Der wahrheitliebende Papst war, weil er von den Gefallenen ernstliche
Busse forderte, allen Elenden ein bitterer Feind. Daher Aerger, Hass, Zwie-
tracht, Streit, Aufruhr, Todtschlag, Auflösung der [kirchlichen] Einheit. Um
des Verbrechens [jenes] Andern willen, der in der Zeit des Friedens Christum
verleugnet hatte, ward Marcellus von dem rohen Tyrannen des Landes ver-
wiesen. Das wollte Damasus [hier] in Kürze berichten, damit dem Volk das
Verdienst des Marcellus nicht unbekannt bliebe.'

Vergleichen wir diese Grabschrift des Marcellus mit der kürz- Euseb
lieh entdeckten des Eusebius, so erkennt man leicht, dass beide
einen fortlaufenden Bericht über dieselbe Begebenheit bilden. Viel-
leicht war dieser Heraclius, der in der spätem Inschrift als Haupt
der häretischen Partei genannt wird, gerade Derjenige, von dessen
Abfall während einer Zeit der Ruhe in der erstem Erwähnung
geschieht. Wie dem auch sein mag, welcher Art der Streit ge-
wesen , in den Eusebius verwickelt war, ist jetzt klar. Höchst
interessant ist jedenfalls, dass derartige interne Angelegenheiten
der Gemeinde im Stande waren, die Aufmerksamkeit der bürger-
lichen Macht auf sich zu lenken und die Strafe der Verbannung
auf die Häupter der Parteien herabzuziehen. Maxentius verfolgte
den Bischof nicht, um der Kirche und der christlichen Religion
einen Schlag zu versetzen, sondern weil jegliche Bewegung und
Aufregung der Geister Despoten unbequem zu sein pflegt.

Sechstes Kapitel.

Bas Grab des Jd. Cornelius.

Verlassen wir das Cubiculum des hl. Eusebius, so sehen wir,
dass die zerfallenen Mauern um uns her ehedem jede Gallerie

1 Auch dieses Epitaphium ist uns in den Handschriften der oft angezoge-
nen epigraphischen Anthologie im Vatican , Klosterneuburg und Göttweih er-
halten.
 
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