Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Northcote, James Spencer; Brownlow, William R.; De Rossi, Giovanni Battista [Hrsg.]; Kraus, Franz Xaver [Bearb.]
Roma sotterranea: die römischen Katakomben ; eine Darstellung der neuesten Forschungen, mit Zugrundelegung des Werkes von J. Spencer Northcote u. W. R. Brownlow — Freiburg i.Br., 1873

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12556#0164

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Papstgruft.

131

fand er nichts, was seine Mühe belohnt hätte. Erst kürzlich ver-
ursachten aussergewöhnlich starke Regengüsse eine Erdöffnung^
"welche den Einblick in eine neue, höchst umfangreiche Katakombe
gewährte. Leider gestatteten die Verhältnisse bis jetzt nicht, diese
Entdeckung zu verfolgen. So viel steht aber fest, dass dieselbe und
die Ausdehnung der zwischen der Yia Appia und Ardeatina liegen-
den Nekropolis viel bedeutender, ja doppelt so gross ist, als man
hisher glaubte. Die neuentdeckte Katakombe enthält verschiedene
Stockwerke, geräumige Krypten, ihre Lichtgaden sind grösser und
architektonisch vollendeter, als in irgend einem andern Cömete-
rium. Insbesondere constatirte de Rossi ein Luminare, das nicht
quadratisch, sondern sechseckig construirt ist und nach dem Hypo-
geum zu in nicht weniger als acht Oeffnungen ausläuft, von denen
wei zur Beleuchtung mehrerer rechtwinklig angelegter, in kreis-
förmigen Apsiden ausladender Kammern dienten; zwei andere
lassen das Licht durch die sich hier unter einem rechten Winkel
kreuzenden Gallerieen fallen; die vier übrigen, langen und engen
Ausgänge sind noch nicht blossgelegt, laufen aber vermuthlich
über vier andern Cubicula aus. Das Ganze bildet die grösste und
regelmässigste Gruppe von unterirdischen Krypten, die bis jetzt
in den römischen Katakomben überhaupt nachgewiesen ist. Ueber
die Entstehungszeit des Cömeteriums der hl. Balbina lässt sich
gegenwärtig noch nichts Bestimmtes feststellen; nach dem Ponti-
ficalbuch hat Papst Marcus (336) dasselbe erweitert und eine Ba-
silika daselbst erbaut, in welcher er selbst seine Ruhestätte fand.
Das Grundstück, welches zu diesem Bau und der Erweiterung des
Eriedhofs diente, hatte ihm Kaiser Constantin geschenkt — es
wrar ehedem ein funclus rosarius gewesen. 1

Drittes Kapitel.

Die Papstkrypia,

Beim Eintritt in die Yigne, über deren Eingang wir die Eingang
Worte Coemeterium S. Callisti lesen, gelangen wir zuerst zu zur raPs
den Krypten der hl. Lucina. Doch halten wir uns hier einst- kr-vpta-
weilen nicht auf und gehen auf das bescheidene Gebäude zu.

1 Lib. Pontif. in Marc. § 3: Constantinus Augustus obtulit basilicae, quam
•coemeterium constituit via Ardeatina, fundum rosarium cum omni agro cam-
pestri praestantem solidos XL. Das Grundstück hiess so, weil es früher die
Hosen für die an den dies rosaäonis (man hatte auch dies violalionis, Veilchen-
tage) stattfindende Bestreuung des Grabes mit Rosen (rosaliö) — eine der be-
liebtesten heidnischen Ceremonien (vgl. OreJH-Henzen n. 7321; de Rossi Bull.
1868, 14) — geliefert hatte. Bullett. 1867, 4—5.

9*
 
Annotationen