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Northcote, James Spencer; Brownlow, William R.; De Rossi, Giovanni Battista [Hrsg.]; Kraus, Franz Xaver [Bearb.]
Roma sotterranea: die römischen Katakomben ; eine Darstellung der neuesten Forschungen, mit Zugrundelegung des Werkes von J. Spencer Northcote u. W. R. Brownlow — Freiburg i.Br., 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12556#0120

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Die Katakomben im dritten Jahrhundert.

87

Zweites Kapitel.

Geschichte der Katakomben vom Anfang des dritten Jahrhunderts bis zum
Friedensedict Constantins im Jahre 312.

Wir sind mit unserer Geschichte der Katakomben bis zu der Oeffent-
Zeit gekommen, wo das römische Gesetz zuerst ihrer ausdrücklich llcheCo™e"

° ' < terien der

erwähnt. Die Gewalttätigkeiten des Volkes gegen die christ- Christen,
liehen Begräbnissplätze in Africa bei Beginn des dritten Jahr-
hunderts zeigen uns, dass die dortigen Christen eine gemeinschaft-
liche Beerdigungsstätte besassen 1, und es ist demnach als gewiss
anzunehmen, dass diess bei einer so grossen Gemeinde, wie die
römische, gleicherweise der Fall war. Die Memoria von St. Peter
muss als der gemeinsame Beisetzungsort der Nachfolger des Apo-
stels bekannt gewesen sein; und in der That: Caius, ein Geist-
licher jener Zeit, sagt in einer Disputation mit einem Häretiker,
Namens Proclus: ,ich kann die Trophäen der Apostel vorzeigen.
Denn, wenn du an den Vatican gehest, oder an die Strasse nach
Ostia, wirst du die Trophäen Derer finden, welche diese Kirche
gegründet haben' 2. Es ist ein beachtenswerther Umstand , dass
das Datum, bei welchem Tertullian des Ausbruchs der Volkswuth
gegen die africanischen Christengräber gedenkt, das Jahr 202,
genau auch das ^Todesjahr des hl. Victor ist, des letzten Papstes,
welcher in der bekannten Memoria des Yaticans bestattet wurde.
Yictors Nachfolger, Zephyrinus, hat, wie wir durch den Verfasser
der ,Philosophumena' belehrt werden, ,den Callistus mit der Lei- Cömete-

tung des Klerus betraut und ihn über das Cömeterium gesetzt.' 3 "u™. fes
° ö Callistus

Diese merkwürdige Aeusserung bedarf einer Erklärung. Was war (20ö).
in Rom unter dem Ausdruck ,das Cömeterium' zu verstehen?
Rom hatte doch schon viele Cömeterien auf allen Seiten der Stadt:
das von St. Priscilla an der Via Salaria, das von St. Lucina an
der Via Appia, das von St. Domitilla an der Via Ardeatina und
verschiedene andere. Worin unterschieden sie sich und was hatte
eines derselben vor dem andern Besonderes voraus, dass es unter
die Obhut eines der höchsten Würdenträger nach dem Papste ge-
stellt wurde, unter die Obhut desselben, dem auch ,die Leitung
des Klerus' oblag? Die Frage löst sich leicht, wenn wir uns in
das Gedächtniss zurückrufen, was in einem früheren Kapitel über
die Begräbnissbruderschaften zu Rom gesagt wurde 4, deren Rechte
und Privilegien gerade zu dieser Zeit durch Septimius Severus
feierlich neu bestätigt oder wenigstens aufs Neue öffentlich be-

1 Vgl. S. 59. 2 Euseb. Hist. eccl. II. 25. 3 Philosoph. IX. 11.
* Vgl. S. 53.

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