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Northcote, James Spencer; Brownlow, William R.; De Rossi, Giovanni Battista [Hrsg.]; Kraus, Franz Xaver [Bearb.]
Roma sotterranea: die römischen Katakomben ; eine Darstellung der neuesten Forschungen, mit Zugrundelegung des Werkes von J. Spencer Northcote u. W. R. Brownlow — Freiburg i.Br., 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12556#0420

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386

Sechstes Buch.

Sammlun
gen.

Stellung angezogenen Beispiele zur Genüge gezeigt und bedarf
darum keiner weitern Auseinandersetzung.

Die altchristlichen Inschriften kommen in der theologischen
und historischen Litteratur theils aus unmittelbarer Anschauung",
theils aus schriftlicher Ueberlieferung zur Sprache. An Beispielen
der Benutzung von noch vorhandenen wie nur schriftlich über-
lieferten Inschriften fehlt es in den ersten acht Jahrhunderten
der Kirchengeschichte keineswegs. Aber eine Sammlung derselben
Aeiteste g-ibt es vor den Zeiten Karls des Grossen nicht. Erst zur Zeit
dieses Fürsten entwickelten sich in der Schule Alcuins die ersten
derartigen Versuche. Indessen kümmerten sich diese ersten Samm-
ler wenig um die historische Bedeutung einer Inschrift; es kam
ihnen vor Allem darauf an, aus metrischen Inschriften im Ge-
schmacke des Damasus Anthologien und Mustersammlungen zu-
sammenzusetzen. Yon derartigen Sammlungen sind nur drei ganz
oder stückweise auf uns gekommen, die von Gruter edirte Collectio
Palatina', jetzt im Yatican, die erst durch de Rossi genau be-
schriebene von Klosterneuburg und die vonYerdun, welche
der letztgenannte Gelehrte in der dortigen Bibliothek entdeckt hat.

Die folgenden Jahrhunderte bis zur Renaissance bezeichnen
eine Lücke in diesen Studien. Seit dem 14. und 15. Jahrhundert
erscheinen christliche Inschriften in den Sammlungen mit profanen
Arbeiten durcheinander gemischt. Petrus Sabinus, Professor am Archi-
derRenais- gymnasium zu Rom, veranstaltete zuerst ein Corpus Inscr. chri-
sance. stianarum, welches sich kürzlich in der Bibliothek von S. Marco
in Venedig wiederfand. Erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts
zeigte sich ein lebhafteres Interesse für unsern Gegenstand. Aldus
Manutius der Jüngere hinterliess zwanzig Bände, in denen er
eine Menge von christlichen Inschriften verzeichnete. Schon Cit-
tadini und Doni, in neuerer Zeit Marini haben diesen Schatz,
den die Vaticana besitzt, zu benutzen gewusst: in gründlicher
Weise geschah diess indessen durch de Rossi. Neben der Hand-
schrift des Aldus ist ein Manuscript der Bibliothek Chigi zu nennen,
welches einen unbekannten Spanier zum Verfasser hat, jedoch
meist spätere Inschriften enthält.

In den hier aufgezählten Arbeiten, die bis zum Jahre 1578
herabgehen, also in etwa acht Jahrhunderten, hatte man nicht mehr
als 1000 christliche Inschriften zusammengebracht: gewiss ein un-
bedeutendes Ergebniss, wenn man bedenkt, dass alle Gegenden
Europa's dazu beigesteuert hatten. Jetzt eröffnete der Einsturz
in der neuen Via Salaria zu Rom der christlichen Epigraphik un-
geahnte Bahnen: das unterirdische Rom und mit ihm eine uner-
schöpfliche Fundgrube von Epitaphien trat wieder aus der Verges-
senheit heraus. Ciacconio, l'Heureux, de Winghe wandten
 
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