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Picart, Bernard
Neueröffneter Musen-Tempel: welcher das allermerkwürdigste, aus den Fabeln der Alten in 60 auserlesenen und schönen Kupfern von Bernard Picart und andern kunstreichen Männern vorstellet ; mit deutlichen Erklärungen und Anmerkungen — Amsterdam u. Leipzig, 1754

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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0008

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Seiten alle ©elehrtheit war/ aus ber anbern Sstrt/ bie ich ernffhaft Getutete / gletchsam eine S3t6cl
unb £heoiogie ber 4^«ocn gemalt unb seiere vor heilige SSBahrheiten ausgegeben / woran wenig*
Isens ber gemeine $?ann nicht jweisem ourfte. 2>enn bass es ans bie tcjtc anbers gewefen unb ben
5imehmenben 2£isfenschaften unb auch unter bie hc»bnischen Saßen ftch ausbreitenber QBisfenschaft /
so wohl bie ©riechen als Horner anbere ©ebanfen bavon bekommen/ fesches Idsf sleh befonbers aus
ben Schristen ttjrcr Poeten unb SSettweisen gar beutlich fehen. SDahcw unter anbern ber Sateint*
s<he <£emoebiant Plautus sein SScbcnfrn getragen / ben salfchen (Sott Jupiter in feiner £omeebie/
Stmphitrue ermannt/ so lächerlich versusMen unb ben ©otter;25ethcn SReratrius in eben berselben
sass gar gum ^arieauin 51t magern gugeschweigen was Cicero in feinem SSttcbe de Natura Deo
rum, begleichen Juvenaiis, Lucanus unb Lucianus biessalts vor 3wcisel4mb Spottreben vor ben
2ag gebracht. 23er allen aber gesaßt mir bas aufnötige S3eMntni$ bes ton folgen gabel-Sachen
sens? so wahrscheinlicb schreibenben Ovidius wohl/ ba er gang fren schreibet (d;,
*Prodigiosa loquor veterum mendacia -vatum,
Nec tulit hac > nec fert, nec feret ulla dies.
fcas iff: idj fäwfr ben alten Richtern ihre von ganj unmöglichen singen hanblcnbe gabeln nach*
£>ass aber bein ungeachtet biese $rt gabeln nicht in Verachtung gekommen / sonbern vielmehr
auch von ben gelehrteren unb weifetfen Bannern hochgeachtet unb burefj bie smnretchssen Schriften
auf bie Fachwelt sortgepflanzt werben/ sote^eö mag wohl vornehmlich bret) unterschiebenen Urfa*
t^cn $U3usc(jrei6en fe«n. £)enn erfslieb recommenbirten ftch biese (£r$chlungen buref) ben recht arte
gen unb fünsfachen Vortrag ber alten Scribenten unb gaben ben neuern ©elegenheit / burejj eine
geschiefte SBieberhohlung in freper ober gebunbencr Schreibart ihre guten Stopfe unb wohlreben*
heit gleichfalls gu üben. ©ahero halte ich auch basür/ man renne ste ganj füglich mit ben un*
natürlichen unb mensfrbsen giguren ber SKahicr unb 2$abhauer vergleichen / womit fte ihre
übrigen natürlichen ©emählbe unb Silber äusseren unb tinfafsm I (wie folches auch an ben
SKänbcn ber in biefem Stiche beftnbltchen ^upferfsiche Z>u erfc^cn /) unb welche / ob fte weht
öfters bie lächeru'chfsen «Phantaften unb gra&engeftchtersmb/ bennoch bie Sinnen ber SRenfchm
Musfigen unb von ber ungemeinen (£rftnbungs^raft ihrer 3Kcisfcr ein ftchcres SeugnifS ab*
legen fonnen. £ienäa)sf nahmen auch viele begleichen Jabein gu £üife / wenn fte grefen Herren
ober anberen/ benen man bie Wahrheit nicht fo gerabe yx fagen barf/ ihre Sehier mit ©atnrifcher
Seber aeigen Woltem ©a feite ftch ein unmdftger Siebhaber ber 3agb an bent Aa^on, ein stthner
QBagehafö an bem Phaeton, ein Verächter ber Religion an bem Lycaon fpiegeln / welchem auch
gemeiniglich mehr Sticht fchafete / als wenn ein attju ernffhafter Seneca wieber bie Salier eine^
Sssero noch so beutiieh unb grunbUch phiiesephirte. ©enn ber ^oratianifche Spruch (e) hat 1ÜM
Dichtigkeit:
.-.-.....I. Ridentem dicere verum
*
Quid vetat ?
M tss: bie Wahrheit mit lachenben S^unbc su sagen / sss unverbothem ©ritten* mögen auch
vieic
(d) Amor. III. 1. 17,
(t) L. C, VS. 2^,
 
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