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Picart, Bernard
Neueröffneter Musen-Tempel: welcher das allermerkwürdigste, aus den Fabeln der Alten in 60 auserlesenen und schönen Kupfern von Bernard Picart und andern kunstreichen Männern vorstellet ; mit deutlichen Erklärungen und Anmerkungen — Amsterdam u. Leipzig, 1754

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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0037

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DIE ÜBERSCHWEMMUNG. 15
ERKLÄRUNG DER FABEL.
Dabey wollen wir uns nicht aushalten , die Ähnlichkeit dieses Gedichtes mit
der Mosaischen Erzehlung zu zeigen. Diejenigen, welche den Grund dessen,
was die Poeten von dieser Vanerfluth erzehlen , in der Historie zu sinden vermei-
nen, geben an , dass1 im Jahre der Welt 2455 oder 24.70 unter der Regierung
des 3 Deucalion, Königs in ThesTalien, ein Erd-Beben oder eine andere ungewöhn-
liche Ursache den Lauf des Flusfes Peneus zwischen den Bergen Oha und Olym-
pus crchcmmct, um die Gegend , da er sich in das Meer ereiesen will j und dass
der Strom, welcher durch den in selbigen Jahre heutig gefallenen Regen gewaltig
angelaufen, ganz TheiTalien uberfchwemmet habe. Deucalion und einige von fei-
nen Unterthannen Tüchten ihre Sicherheit auf dem Berge ParnalTus und auf andern
fehr hohen Geburgen: das übrige Volk aber mufte erlaufen.
Die Deucalionifche Uberschwemmung ift nicht die einzige , davon bey den Al-
ten Meldung gefchiehet. Man zehlct deren sunfe , welche wir benennen wollen,
damit man lieh nicht damit verirre. Die erfte war zur Zeit eines Alten , nahmen«
Oyges, welche von einer nachfolgenden wohl zu unterscheiden: Sie dauerte drey
Monathe» Die andere foll in die Zeiten des Egyptischen Hercules und des Prome-
theus eintresfen und nur einen Monath gedauret haben 4. Die dritte Uberfchwem-
mung verwüftete die Landfchafft Attica unter der Regierung des Ogyges, s und
daurete fechszig Tage. Die vierte ift nun die, welche zur Zeit des Deucalion TheC-
falien bedeckte ; fie 6 dauerte einen ganzen Winter. Die fünfte beftehet in einem
ungewöhnlichen Austreten des Flusses Nilus, welches unter der Regierung des
Proteus, zur Zeit des Trojanifchen Krieges, fich begab und einen Monath lang an-
hielt : Man nennet fie gemeiniglich die Pharaonifche Walfer-Fluth.

ANMERKUNGEN.

sner unsehlbar ihre Nachrichten genommen. Wenn man nun
noch das dam nimmt, was man im Ovidius davon liefet» ssehet
man da nicht deutlich die Spuren einer mündlich sortgepssanzten
Nachricht von der allgemeinen Sundssuth?
s.. Im Jahre der Welt.] Der P. Petau fchreibt fo da-
von : (a) „ Der alte Chronologus oder Zeit-Ausrechner , von
5, welchem Clemens von Alexandrien in leinen Stromalibus fpricht,
„ fetzet die Zeit der Deucalionischen Wafler-FIuth 330 Jahre
„ vor Eroberung der Stadt Troja. Da nun aber diese leztcre in
„ das Jahr 3530 Julianifcher Vcrthcilung oder in das Jahr der
3, Welt 2800 fallt j wie wir in solgenden beweifen wollen , 1b
3, solget, dafs diefe Sundfluth im Julianifchen Jahre 3200 oder
im 247oftcn Jahre der Welt gekomen , und zwar unter der
Regierung des erlten Athenienlifchen Königs Cecrops, wenn
5, man dem Eufebius glauben will. Wie wohl Apollodorus (b)
„ fetzet sie unter das Regiment des Cranaüs Nachfolgers des Ce-
„ crops, welcher 6 Jahre darnach regierte. Dahingegen der alte
3, Jahr-Theiler der Arundelifchen Marmorfteine , fo zu Smyrna
„ aus der Erde gegraben worden , welcher im erften Jahre des
„ i29ften Olympifchen-Spiel-Feftes, oder im Jahre 4.4.50 Julia-
„ nischer Einthcilung und in eben dem Jahre, da der erfte Puni-
„ fche Krieg angegangen, fein Werk gefchrieben , die Sundssuth
„ des Deucalion in das 31856*: Julianische oder 24jsfte Welt-
3, Jahr bringet. Denn er fpricht, fie sey 1265 Jahre vor der
„ Zeit, in welcher er diese Dinge schrieb (nemlich , wie bereits
3, angezeiget worden, in dem 4450 Julianifchen Jahre) gewefen ,
„ unter der Regierung des Cranaüs, Königs zu Athen: oderfechs-
3, zehen Jahre eher, als der Jahr-Eintheiler des Clemens von A-
3, lexandrien meynet. Und also mufs diese Uberfchwemmung
3, kurz nach dem Auszug aus Egypten vorgegangen feyn". Der
Unterfchied diefer beyden Ausrechnungen iit nur von sunszehen
Jahren: welches in so entfernten Zeiten was weniges ist. Inzwi-

schen haben wir mit Fleifs nichts gewisics setzen und deswegen
beyde Zeit-Rechnungen nur hier beybringen wollen.
3. Des Deucalion Königs in Thessalien.] Wir sehen
aus den Arundelifchen Marmorfteinen , dals diefer "Konig über
Lycorsea (c) nahe bey dem Berge Parnaflus regieret, in den erfte-
ren Jahren der Regierung des Cecrops. Als ihn aber die gro/e
Wafscrssuth aus feinen Sitze vertrieben hatte , begab er fich nach
Athen, wofelbft er dem Gott Jupiter zu Ehren einen prachtigen
Tempel bauete, um leine Dankbarkeit wegen der Errettung von
der Sundssuth zu bezeigen. Dieler Tempel (lande noch zux
Zeit des Piliftratus , welcher ihn wieder in guten Stand letzen
lies. In dem gleich solgenden Dücurfe wollen wir von dem Deu-
calion und der Pyrrha weitleuftiger handeln.
4. Einen Monath.] V. Diodor. Sicul L. t.
5. Des Ogyges.] Er war Konig über Ogygia und Aste, wel-
che beyde Reiche hernachmahls unter dem Nahmen ßxoria und
Attica bekant gewefen. Varro (d) faget, er habe auch den erften
Grund zu der Stadt Thebe geleget. So foll er auch der Erbauer
von Eleulis gewefen feyn. Die von ihm benennte Wasfcrfluth
gefchahe (e) zur Zeit des Patriarchen Jacob , 1795 Jahre vor
Chrifti Gcburth und 531 nach der Noachifchen Sundfluth.
Diodorus (/') und Paulanias (g) thun Meldung davon. Der
leztere erzehlet, dass man zu leiner Zeit in der Unteiftadt Athen
nahe bey dem Tempel des Olympifchen Jupiter ein Loch in dtr
Erde gezeiget, durch welches, der gemeinen Sage nach, fich das
Gewäfter der Sundfluth folte verlaufen haben , und dals man da-
her alle Jahre einen von Mehl und Honig gemachten Kuchen
gleich als ein Opfer dahinein geworsen.
6. Einen ganzen Winter.] Nach der Erzehlung des A-
riftoteles in seinen Buche de Meteoris oder von Naturlichen £r-
scheinungen.

I» Rational. Tempot. (*) Lib. III. sc) Welche Landlihassi den Nahmen»on den vielen Wölfen, fo darinne waren,empsingen, (d) L. 3. de Agticult (et p
v. Rwionat. Tcmpot. U) L. «. (x) ia kioca AitUÜ. ' 1 ' •

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VII. DEU-
 
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