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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0070
C L Y T I A. 39
men Beweiss wahr gemachet werden, so wurde dadurch die Eyferiucht 2 der Cly-
tia und der klägliche Tod der Leucothoe herrlich vorgebildet und erkläret werden.
Die Liebe, welche sie gegen den Apollo soll getragen haben, will man daher
leiten, dass die Blume Heliotropium sich allemahl nach der Sonne drehet. Allein
man muss dergleichen Sachen nicht so gar scharf untersuchen wollen: es ist schon
sehr viel, 2u sagen, dass da diese Blume ihrer schwehre halber sich abwärts neigen
muss, sie sich auch nothwendig nach der Seite kehren musse, da die Sonnen-Hitze
die Fäsergen in ihren stengel austrocknet und zugleich hinziehet.
Endlich giebts auch Gelehrte, welche nur bey der Moralischen Erklärung blei-
ben , und diese halten die ganze Fabel von der Leucothoe und Clytia vor nichts
anders als eine Vorsteliung der Unordnungen , welche die Eysersucht anrichtet,
als eine Leydenschastt, die so wohl diejenigen , so sich davon einnehmen lassen ,
als auch die andern, wieder welche sie entliehet, unglücklich machet.
ANMERKUNGEN.
2. Die Eysersucht der Clytia.] Andere meynen, Ovi-
diushabe dadurch nichts anders bezeichnen wollen , als diejenige
eleichsamneidischeNachahmung, welche fie der Sonnenwendezu-
ichreiben, dass selbige nemlich nach Art des Weyrauch-Baumes
auch so etwas hervor bringen wolle. Wenn man, fagen sie, den
Stengel diefer Blume von einander spältet, so komt wurklich ei-
ne klebrige Feuchtigkeit heraus, welche wie geschmolzen Gum-
K 2, XVI. DIA-
mi ausliehet und säll wie Weyrauch riechet. Allein es ist wohl
nie was talscheres und elenders gehöret worden , als diese Er-
klärung : sintemahl alle Pflanzen einen schleimigen safft von
sich geben , wenn man ihren ftengel von einander reißet, der
Geruch aber, so aus dem Mark der Sonnen-Blume kommt,
nichts weniger als dem Weyrauche gleichet.
men Beweiss wahr gemachet werden, so wurde dadurch die Eyferiucht 2 der Cly-
tia und der klägliche Tod der Leucothoe herrlich vorgebildet und erkläret werden.
Die Liebe, welche sie gegen den Apollo soll getragen haben, will man daher
leiten, dass die Blume Heliotropium sich allemahl nach der Sonne drehet. Allein
man muss dergleichen Sachen nicht so gar scharf untersuchen wollen: es ist schon
sehr viel, 2u sagen, dass da diese Blume ihrer schwehre halber sich abwärts neigen
muss, sie sich auch nothwendig nach der Seite kehren musse, da die Sonnen-Hitze
die Fäsergen in ihren stengel austrocknet und zugleich hinziehet.
Endlich giebts auch Gelehrte, welche nur bey der Moralischen Erklärung blei-
ben , und diese halten die ganze Fabel von der Leucothoe und Clytia vor nichts
anders als eine Vorsteliung der Unordnungen , welche die Eysersucht anrichtet,
als eine Leydenschastt, die so wohl diejenigen , so sich davon einnehmen lassen ,
als auch die andern, wieder welche sie entliehet, unglücklich machet.
ANMERKUNGEN.
2. Die Eysersucht der Clytia.] Andere meynen, Ovi-
diushabe dadurch nichts anders bezeichnen wollen , als diejenige
eleichsamneidischeNachahmung, welche fie der Sonnenwendezu-
ichreiben, dass selbige nemlich nach Art des Weyrauch-Baumes
auch so etwas hervor bringen wolle. Wenn man, fagen sie, den
Stengel diefer Blume von einander spältet, so komt wurklich ei-
ne klebrige Feuchtigkeit heraus, welche wie geschmolzen Gum-
K 2, XVI. DIA-
mi ausliehet und säll wie Weyrauch riechet. Allein es ist wohl
nie was talscheres und elenders gehöret worden , als diese Er-
klärung : sintemahl alle Pflanzen einen schleimigen safft von
sich geben , wenn man ihren ftengel von einander reißet, der
Geruch aber, so aus dem Mark der Sonnen-Blume kommt,
nichts weniger als dem Weyrauche gleichet.