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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0079
TITHON UND AURORA. 45
Grase-Hitsche. Tithon durfte hernach nur die alte Haut ablegen , so konte er im-
mer wieder jung und srisch werden.
ERKLÄRUNG DER FABEL.
Da haben wir einmahl wieder eine Fabel, in deren Erklärung man sich mit lau-
ter Muthmafungen behelsen muß. Wenn man die von der Aurora gefchehene
Entsührung des Tithon fo ausleget, dass diefer Prinz Phrygien verladen habe, und
in ein ander Land gegen Morgen gezogen fey, fo ift es am allerwahrfcheinlichften,
zumahl da man Beweis davon bey den 4 Alten findet. Nur darüber ift man noch
nicht einig, in welchem Lande er fich eigentlich niedergelaifen: Einige meinen, zu
Sufa * in Persien, andere , in Egypten , die meiften aber glauben , dafs er in E-
thiopien seine bleibende State gefunden. Was feine Verwandlung betrisft, fo
wird geglaubet, dafs diefer Fiirst, als er zu hohen Jahren gekommen , eine Kunft
zu willen gekrieget, nach welcher er feine Gefundheit durch gewifle Arzney-Mit-
tel erhalten können, woher dann die Rede entftanden , dass er wieder jung wur-
de, wie eine folche Heuschrecke. Vielleicht hat man ihn auch nur um deswillen
mit diefem fliegenden Ungeziefer verglichen , weil er den gemeinen Fehler alter
Leute gehabt, nemlich viel zu reden. Es kan auch feyn, dafs seine erdichtete Lie-
be mit der Aurora zu dieser Erdichtung Gelegenheit gegeben ; denn man halt ins-
gemein dasür, dass diefe Art Heuschrecken von dem Thau lebet, welcher früh
vor Sonnen-Ausgang sallt, und es ift ja auch bekant, dafs die Poeten den Thau vor
Thranen der Aurora ausgeben.
ARME R RUNGEN.
4. Bey den Alten.] Lies unter andern nach den Diodorus von welchen in dem nechstsolgenden Discurfe wird gehandelt
aus Sicilien. Lib. IV. werden und den Emathion , von dem die Macedonische Provinz
5. Zu Susa.] Man giebt vor, daß er der Erbauer diefer Stadt Emathia den Nahmen empsangen hat.
gewesen. Er hatte zwey Sohne mit der Aurora : den Memnon,
M
XIX. DIE
Grase-Hitsche. Tithon durfte hernach nur die alte Haut ablegen , so konte er im-
mer wieder jung und srisch werden.
ERKLÄRUNG DER FABEL.
Da haben wir einmahl wieder eine Fabel, in deren Erklärung man sich mit lau-
ter Muthmafungen behelsen muß. Wenn man die von der Aurora gefchehene
Entsührung des Tithon fo ausleget, dass diefer Prinz Phrygien verladen habe, und
in ein ander Land gegen Morgen gezogen fey, fo ift es am allerwahrfcheinlichften,
zumahl da man Beweis davon bey den 4 Alten findet. Nur darüber ift man noch
nicht einig, in welchem Lande er fich eigentlich niedergelaifen: Einige meinen, zu
Sufa * in Persien, andere , in Egypten , die meiften aber glauben , dafs er in E-
thiopien seine bleibende State gefunden. Was feine Verwandlung betrisft, fo
wird geglaubet, dafs diefer Fiirst, als er zu hohen Jahren gekommen , eine Kunft
zu willen gekrieget, nach welcher er feine Gefundheit durch gewifle Arzney-Mit-
tel erhalten können, woher dann die Rede entftanden , dass er wieder jung wur-
de, wie eine folche Heuschrecke. Vielleicht hat man ihn auch nur um deswillen
mit diefem fliegenden Ungeziefer verglichen , weil er den gemeinen Fehler alter
Leute gehabt, nemlich viel zu reden. Es kan auch feyn, dafs seine erdichtete Lie-
be mit der Aurora zu dieser Erdichtung Gelegenheit gegeben ; denn man halt ins-
gemein dasür, dass diefe Art Heuschrecken von dem Thau lebet, welcher früh
vor Sonnen-Ausgang sallt, und es ift ja auch bekant, dafs die Poeten den Thau vor
Thranen der Aurora ausgeben.
ARME R RUNGEN.
4. Bey den Alten.] Lies unter andern nach den Diodorus von welchen in dem nechstsolgenden Discurfe wird gehandelt
aus Sicilien. Lib. IV. werden und den Emathion , von dem die Macedonische Provinz
5. Zu Susa.] Man giebt vor, daß er der Erbauer diefer Stadt Emathia den Nahmen empsangen hat.
gewesen. Er hatte zwey Sohne mit der Aurora : den Memnon,
M
XIX. DIE