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Picart, Bernard
Neueröffneter Musen-Tempel: welcher das allermerkwürdigste, aus den Fabeln der Alten in 60 auserlesenen und schönen Kupfern von Bernard Picart und andern kunstreichen Männern vorstellet ; mit deutlichen Erklärungen und Anmerkungen — Amsterdam u. Leipzig, 1754

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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0139

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XXXII.

91

A P HEUS

UND

ARETHUSA.
Motu Dea efl, fparßfque ferens e nuhibus unam
Me fuper injecit. Lußrat caligine te&am
AmniS'i cj? ignarus circum cava nubila qu^rit.


Occupat obseffos fudor mihi srigidus artus>
Cwrukceque cadunt toto de corpore gutta ;
Quaque pedem movi, manat lacus, eque capillis
Ros cadit; & atius, quam nunc tibi sacta renarro ,
In latices mutor,
O VID. Met. 5 . vs. 6 z i. & 6 3 z. scqq.
Rethusa war unter den griechischen Nymphen wegen ihrer Liebe
zur Jagd und der in solcher erlangten Gescnicklichkeit bekant. In-
dem sie sich wenig Vergnügen daraus machte , vor schon gehalten zu
werden, so suchte sie nichts mehr, als ihren Muth und Herzhafrig-
keit gegen die wilden Thiere an den Tag zu legen ; sie wurde
schaamroth , wenn man ihre Annehmlichkeiten heraus ftrich, und das Glück an-
dern Leuten zu gesallen hielt sie vor einen Schimpf. Eines Tages, als sie aus dem
Stymphalischen Geholze nach Hause gieng und fo wohl von der Jagd , als auch
von der Sonnen-Hitze ganz abgemattet war, kam sie bey einem Bach,welcher von
jederzeit grünen Weiden- und Pappel-Baumen beschattet wurde, und desselben Sil-
ber-helles Wasser langsam ssoss und unsere Nymphe gleichsam anlockete , dass sie
sich darinne abkühlen mochte. Erst sezte sie die Fiise hinein ; darnach wadete sie
tieser biss an die Knye ; endlich hengete sie ihren Rock an die /Este einer Weide,
und suhr mit dem ganzen Leibe unter das WaiTer. Indem sie sich nun also bade-
te, vernahm sie im Grunde des Baches ein Gemurmel, welches sie erschreckete,
daher sie eiligft nach dem nachsten Rande zulies. Es kam aber solches von dem
Alpheus, welcher fich unter dem Walter verdecket hatte. „ Wohin , fchonsle
„ Arethusa, fchrye er, wohin ssieh est du?" Sie hatte ihre Kleider an der andern
Seite des Baches abgeleget, daher hatte fie das Herze nicht, hinüber zu laufen,
um felbige zu hohlen , fondern lief nur gleich fo nackend fort. Alpheus freuete
sich, fie so entblofet zu fehen, in Hofnung , fie folcher geftalt defto leichter zu
willen zu kriegen. Arethufa war inzwifchen, wie eine fchuchterne Taube, wel-
che der Geyer versolget und schonete ihrer Fiife gar nicht. Sie kam auf diefer
Flucht bey den Städten Orchomenum und Pfophis desgleichen bey den Berken
Cyllene, Menalus und Erymanthus in Arcadien vorbey bifs in die Landschaft Elis.
Sie war zwar eben fo leichte aus den Beinen als Alpheus, aber nicht fo ftark, da-
Z z her
 
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