Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Picart, Bernard
Neueröffneter Musen-Tempel: welcher das allermerkwürdigste, aus den Fabeln der Alten in 60 auserlesenen und schönen Kupfern von Bernard Picart und andern kunstreichen Männern vorstellet ; mit deutlichen Erklärungen und Anmerkungen — Amsterdam u. Leipzig, 1754

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0141

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
UND ARETHUSA. 93
scs Flusses gegen die Nymphe Arethusa getragen haben solle. Hieraus' hat man
den unbegreissichen Umschweis erdichtet, welchen dieser Fluss-Gott durch unter-
irrdische Gänge soll genommen haben , um fein Wafler mit dem Brunn zu ver-
mischen, in welchen seine Geliebte verwandelt worden. Eben daraus hat man fa-
buliret, dass das Walter im Brunn Arethusa zu der Zeit, wenn die Olympifchen
Spiele in Elis gehalten wurden, nach Milte röche; desgleichen, dass man einmahl
in diesem Brunn ein Trink-Geschirr gefunden habe , welches iemand in den Fluß
Alpheus fallen laifen.
Paufanias 4, da er von dem Tempel der Diana Alphea, der zu Letrinae in
der Landschast Elis ftand, redet, erzehlet solgende Begebenheit. Alpheus hat-
te fich in die Diana verliebet und da er sie nicht zur Heyrath bereden konte,
nahm er fich vor, fie zu entführen. Diana aber roch den Braten, und lockte
ihn nach Letrinse, wohin er , der Göttin aufzuwarten fchon mehrmahls ge-
kommen war und den Luftbarkeiten, welche fie den Nymphen von ihrer Ge-
fellfchaft alle Abende anrichtete, beygewohnet hatte. Damit sie aber ihres Lieb-
habers Anfchlage zu nichte machen mochte, fo befchmierte fie fich und allen ihren
Gefpilinnen das Gefichte mit Koth oder fchwarzer Farbe, da denn Alpheus,
als er in das Zimmer kam , wo sie waren , und die Gottin nicht erkennen
konte, unverrichteter Sachen wieder abziehen mufte. Von der Zeit an wurde
Diana von den Letrinaeern Alphea beygenahmet. An einem andern Orte f fchreibt
er, Alpheus fey ein gewaltiger Jäger , und in die Arethufa bifs in den Tod ver-
liebet gewefen : es habe aber diefe Nymphe nichts als die Jagd geliebet und
ihn auch durchaus nicht haben wollen, weswegen fie, um seinen beftändigen
Anfpruchen zu entgehen , fich nach der Infei Ortygia , die unweit Syracusa
lieget, begeben, wofelbft sie in einen Brunn, Alpheus aber in einen Flufs%
verwandelt worden.

ANMERKUNGEN.
3. Hieraus hat man.I Nicht nur die Poeten , sondern auch es dem Corinthier Archias befohlen habe, neue Einwohner nach
die Geographi oder Erd-Kugel-Befchreiber, als Pomponius Me- Syracufa zu fuhren, auch zu ihm gesaget : ,, Du wirst über Si-
la, Plinius , Sotinus , Paufanias ja die Welt-Weifen felbft haben „ cilien hinauf eine Infel weit ins Meer hinein finden: diefe heift
dergleichen Mahrlein zu Markte gebracht : man le/e nur ein- „ Ortygia, und dafelbft vereiniget fich Alpheus mit der fchonen
mahl, was Seneca davon fchreibet in seinen gu^ß- Hat. L. VI. ,, Arethusa". Nach eben diefes Scribcnten Anfuhren hatte die-
c 8. icr Fluß eine ganz befondere Eigenfchaft. Alle Jahre , lägt er ,
4. PattsaNIAS.] Lib VI. (a) am 19. Merz bringen die Wahrlager Afche aus dem Pry-
5. Andern Orte ] Lib. V. taneumj fie feuchten folche mit Wasser aus dem Flufle Alpheus
6. In einen Fluss.] Wiewohl Paufanias diefes als eine Fa- an und machen eine Art Mörtel daraus, womit fie den Altar des
bei erzehlet, fo nimmt er fich doch kein Bedenken vor wahr Olympifchen Jupiter bewerfen. Sie dürfen diefen Mörtel mit
anzunehmen, dafs der Flus Alpheus durch das ganze Meer durch keinem andern Waffer^einmachen: dahero glaubet man, dafs der
und endlich in den Brunn Arethufa laufe; er sliehet diefen Wahn Alpheus unter allen Flussen dem Jupiter am angenehmften fey.
vornehmlich daraus zu gründen, dafs das Delphifche Orakel, als
(a) Pirnftn. 1. J-.


Aa

XXXIII. SAL-
 
Annotationen