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Picart, Bernard
Neueröffneter Musen-Tempel: welcher das allermerkwürdigste, aus den Fabeln der Alten in 60 auserlesenen und schönen Kupfern von Bernard Picart und andern kunstreichen Männern vorstellet ; mit deutlichen Erklärungen und Anmerkungen — Amsterdam u. Leipzig, 1754

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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0156

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LEANDER UND H E R O. 103
„ von einander trenner. LaiTet mich Tie doch nur noch einmahl sehen. Gebietet
„ den Wellen, dass sie meiner schonen Tollen,wenn ich hinüber schwimme;wenn
„ ich aber wieder zunicke will, mögen sie mich immer verschlingenDiese Got-
ter wurden durch sein Bitten zum Mitleiden bewogen, und hätten ihm gerne das
Leben getristet: alleine das Geschicke hatte es anders beschlosien , und der arme
Leander, muste nachdem er eine Zeit lang (ich gegen den Sturm brav gewehrec
hatte, endlich doch untersinken. Als nun die Sonne die Finsterniss der Nachc
vertrieben hatte, slieg Hero auf den Thum, um zu sehen , ob es nicht bald bes-
ser Wetter werden wolte. Sie war aber kaum etliche Augenblicke darauf gewe~
sen, als die Fluth den toden Corper ihres werthesten Leander herbey trieb. Ei st-
lich beseufzete sie den Zufall dieses Unglückseeligen, welcher ihr von ferne ganz
unbekant schien. Als sie ihn aber etwas genauer betrachtete, sahe sie,das ers war
und gerieth in eine solche Verzweifelung, dass sie sich von dem Thurne herunter
sturzte und ihr Leben bey der Leiche ihres Liebsten beschlosse.
E R K LEERUNG DER FABEL.
Die Begebenheit des Leander und der Hero braucht eigentlich gar keiner Er-
klärung. Wenn man den See-Sturm ausnimmt, als welcher die Unternehmung
des Leander etwas unwahrscheinlich machet, so sind die übrigen Umstände alle
ziemlich naturlich und ich sehe keine Ursache , worum man diese Geschichte nicht:
vor wahrhaftig halten solte.


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XXXVIII. DIE
 
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