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Picart, Bernard
Neueröffneter Musen-Tempel: welcher das allermerkwürdigste, aus den Fabeln der Alten in 60 auserlesenen und schönen Kupfern von Bernard Picart und andern kunstreichen Männern vorstellet ; mit deutlichen Erklärungen und Anmerkungen — Amsterdam u. Leipzig, 1754

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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0238

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D A N A U S.

163

und ohne alle weitere Unter fach ung dem Danaüs das Königreich 211.
Einige Zeit hernach kamen die Sohne des Egyptus nach Argos und begehrten
ihre Muhmen zur Ehe, und Danaüs, der eben 10 gar feste noen nicht auf seinem
Thront sas , unterstunde sich auch nicht, sie ihnen zu versagen: er befahl aber
seinen Töchtern, ihre neuen Männer in der ersten Hochzeit-Nacht aus dem Wege
zu räumen. Hypermnestra war die einige , weiche einem so barbarischen Befehl
nicht in Acht nahm : und wolte sich viel lieber ihres Vaters Zorn auf den Hals
ziehen , als ihre Hände mit dem Blute ihres Bräutigams des Lynceus beflecken.
Danaüs aber, der sein Heyl in dem Tode'seines Eydams fachte , erboste sich gar
sehr über die Hypermnestra, als deren Ungehorlam seine und seiner übrigen Toch-
ter begangene Laster-That gleichsam vergrößerte, und lies sie vors Gerichte 7 kom-
men : alleine sie wurde von dem Volke frey gesprochen und regierte nach dem
Tode des Danaüs nebst ihrem Lynceus über die Argier. Was nun ihre Schwestern,
das ist alle die übrigen Tochter des Danaüs betritt, so wurden selbige von den
Richtern , die in der Unterwelt das bose bestrafen , dazu verdammet, dass sie ein
durchlöchertes Fass mit "Wasfer anfüllen solten.

ERKLÄRUNG DER FABEL.
In Egypten nicht weit von dem Begräbniss-Platze, davon wir gedacht haben 6,
war eine Stadt, nahmens Achantus7, woselbst die Priester che Gewohnheit
hatten , alle Tage Walter aus dem Nilus in ein durchlöchertes Fass zu schüt-
ten, sonder Zweifel, um solches Wasfer damit zu reinigen. Daher wollen ei-
nige , dass Orpheus die Einbildung gefatTet, den Danaüsischen Töchtern der-
gleichen Verrichtung zuzuschreiben. Alleine diese Muthmasung hat gar wenig
Wahrscheinlichkeit.
Es ist aber aus dem Zeugniss des Plinius8 zu ersehen, dass Danaüs der erste
gewesen, welcher zu Argos den Gebrauch der gegrabenen Brunnen eingeführet.
Eusebius 9 bestärket solches; und setzet hinzu , dass seine Tochter hätten Sorge
tragen mü(Ten , dass die Felder mit WaiTer versehen worden wären ; wozu sie
sich gar wohl schickten, da sie aus Egypten her waren, allwo man die Kunst,
WatTer-Graben durch die Felder zu führen , gar hoch getrieben hatte. Die-
weil es aber eine gar saure Arbeit war, so mögen wohi diejenigen , so man
dazu gebrauchet hat, daher Gelegenheit genommen haben zu erdichten , dass
die Gotter diese Prinzesslnnen zur Strafe verdammet hätten, unaufhörlich Was«
ser zu schopfen und solches in ein locherichtes Fass zu giesfen.
Sonst erzehlet auch Pausäniis IO dass „Danaüs, als er nach der abseheulichen
„ Ermordung seine Tochter nicht habe los werden können, ausrufen lassen ,
„ er verlange von niemand kein Heyraths-Geschenke, und erlaube seinen Toch-
„ tern, zu Männern zu nehmen, wer ihnen nur anstünde. Allein er mochte
„ es so leichte machen, als er wolte, so wolte doch niemand anheilten : da
„ denn inzwischen Danaüs um die Schonste davon Wettläufe anstellen lies.
„ Durch dieses Mittel kamen einige an den Mann , die andern aber musten
„ erwarten, biß sich Liebhaber einfanden, welche sich auf gleiche Weise um
„ sie bemühen wolten". Wenn diese Geschichte wahr ist , so muss Danaus
die Weissagung des Orakels gänzlich in Vergesfenheit gestellet haben.

A N M E R K U N G E^N.

K. Vors Gerichte.] V. Pauranias, ib'iL ^ 8. Plinius.] Lib. VII. c. ^6,
6. Gedacht haben.] In Erklärung deirFabel von der Hol- $>. Eusebius.] Chron. L. I.
le, pag. 15V io. Pausanias.] Üb. III.
7. Achantus.] V. Diodorus Siculus, L. I.

Ss z LX. PER
 
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