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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0241
DER PALAST DES SCHLAFES. 16?
Bild-Seule, welche den Schlaf-Gott vorftellet, den man an seiner Jugend, an den
grosen Flugein an seinen Mahnen-Strauss und Schlas erweckenden Stabe gar bald
erkennen kan.
ERKLÄRUNG DER FABEL.
Man hat (Ich viel Muhe gegeben, zu errathen , was doch Homcrus' durch die
zwey Pforten , wovon er in dieser Beschreibung gedenket, habe andeuten wol-
len. Einige haben gesaget, das Thor oder die Psorte von Horn bedeute das Au-
ge , welches bey nahe Horn-Farbe hat und mit einer Haut umgeben ist , welche
man die hornene (tunka cornea) nennet: und wolten also die Poeten sagen, daß
die wahrhaften Traume aus selbigem kommen, dieweii die Augen niemahls betru-
gen. Dahingegen ist der Mund, welcher in Betrachtung der Zahne durch das el-
fenbeinerne Thor vorgestellet wird, die Oesnung , wodurch Lugen und Betrug
hervor kommen.
Andere glauben, dass Homerus durch das Horn, welches etwas durchseheinen-
des ist, die durchsichtige Luft oder den Himmel verftanden, durch das Elsenbein
aber, welches dichte und undurchseheinend ist, die Erde gemeynet habe. Die-
sem nach wären die Traume , die von der Erde, das ist von irrdischen Dünften
entstehen , falsche und nichtige Traume; die aber fo aus der Luft oder vom Him-
mel kommen , bedeuteten etwas, dieweii sie von den Gottern eingegeben wur-
den.
Es scheinet aber viel natürlicher zu seyn, wenn man, ohne so grofe Geheym-
nisTe in diesem Gedichte zu suchen , saget, dass das Horn die wahrhasten , das
Elfenbein aber die eitelen Traume anzeige; dieweii jenes durchsichtig ift und die
Wahrheit einem einiger Mafen sehen lalTet, dahingegen diefes seile ist und sie ver-
decket hält.
JÜMERKUNGEtt.
i. Homerus] OdysT Lib. XIX. Und von ihm haben Vir- hat sie in seinem Beachte vom Palaste des Schlafes {a) nicht g*<
gilius und andere mehr diefe Erfindung erborget. Ovidius aber brauchet.
(a) Mctara. 1. it.
Tt
AL
Bild-Seule, welche den Schlaf-Gott vorftellet, den man an seiner Jugend, an den
grosen Flugein an seinen Mahnen-Strauss und Schlas erweckenden Stabe gar bald
erkennen kan.
ERKLÄRUNG DER FABEL.
Man hat (Ich viel Muhe gegeben, zu errathen , was doch Homcrus' durch die
zwey Pforten , wovon er in dieser Beschreibung gedenket, habe andeuten wol-
len. Einige haben gesaget, das Thor oder die Psorte von Horn bedeute das Au-
ge , welches bey nahe Horn-Farbe hat und mit einer Haut umgeben ist , welche
man die hornene (tunka cornea) nennet: und wolten also die Poeten sagen, daß
die wahrhaften Traume aus selbigem kommen, dieweii die Augen niemahls betru-
gen. Dahingegen ist der Mund, welcher in Betrachtung der Zahne durch das el-
fenbeinerne Thor vorgestellet wird, die Oesnung , wodurch Lugen und Betrug
hervor kommen.
Andere glauben, dass Homerus durch das Horn, welches etwas durchseheinen-
des ist, die durchsichtige Luft oder den Himmel verftanden, durch das Elsenbein
aber, welches dichte und undurchseheinend ist, die Erde gemeynet habe. Die-
sem nach wären die Traume , die von der Erde, das ist von irrdischen Dünften
entstehen , falsche und nichtige Traume; die aber fo aus der Luft oder vom Him-
mel kommen , bedeuteten etwas, dieweii sie von den Gottern eingegeben wur-
den.
Es scheinet aber viel natürlicher zu seyn, wenn man, ohne so grofe Geheym-
nisTe in diesem Gedichte zu suchen , saget, dass das Horn die wahrhasten , das
Elfenbein aber die eitelen Traume anzeige; dieweii jenes durchsichtig ift und die
Wahrheit einem einiger Mafen sehen lalTet, dahingegen diefes seile ist und sie ver-
decket hält.
JÜMERKUNGEtt.
i. Homerus] OdysT Lib. XIX. Und von ihm haben Vir- hat sie in seinem Beachte vom Palaste des Schlafes {a) nicht g*<
gilius und andere mehr diefe Erfindung erborget. Ovidius aber brauchet.
(a) Mctara. 1. it.
Tt
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