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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 5.1920/​1921

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Aus der Literatur
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Frimmel, Theodor von: [Rezension von: Karl Woermann, Geschichte der Kunst aller Zeiten und Völker]
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Frimmel, Theodor von: [Rezension von: Ernst Konrad Stahl, Die Legende vom heil. Riesen Christophorus in der Graphik des 15. und 16. Jahrhunderts, ein entwicklungsgeschichtlicher Versuch]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52778#0031

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nenden Worten das Wesentliche einer künstlerischen Erscheinung anzudeuten,
sind aus seiner vorzüglichen Geschichte der Malerei in den weitesten Kreisen
bekannt. Diese Vorzüge kamen auch in der ersten Auflage seiner Geschichte
der Kunst aller Zeiten und Völker zum Ausdruck, von der nun ein Band
nach dem andern in zweiter Auflage erscheint. Diese neue Auflage ist mit
vollem Erfolg der neuen Forschung angepaßt, so daß sogar der Fachmann
das Buch mit Nutzen durchnehmen wird, ganz abgesehen von der Bedeutung
des Werkes für solche, die sich erst einen Überblick über das geschichtliche
Werden der bildenden Künste verschaffen müssen. In dieser Bedeutung als
Einführung in den vielverzweigten Stoff liegt vielleicht der Hauptwert dieser
Kunstgeschichte. Eine reichliche Auswahl aus der Literatur bis etwa zum Ein-
tritt des Weltkrieges ist in einem besonderen Abschnitt zusammengefaßt, und
einzelnes wird auch noch aus der Literatur des jüngsten Jahrfünfts benutzt.
Woermann weiß den massenhaften Stoff in geschmackvoller Weise zu ver-
arbeiten. Wo er z. B. Meinungsverschiedenheiten zu erörtern hat, wie beim
sogenannten Clouet Wickhoffs, der verunglückterweise mit dem „Meister
der weiblichen Halbfiguren“ zusammengeworfen worden ist, tritt er zwar
mit Entschiedenheit, aber in artiger Weise gegen den Irrtum Wickhoffs auf
(S. 537)*). Zumeist ist Woermann in seinen Zuschreibungen vorsichtig, und
nirgends kommt ein gezwungenes Konstruieren zum Ausdruck, was dem
Buch ein wohltätiges Wesen verleiht im Gegensatz zu so vielen „subjektiven“
Arbeiten, die heute schon einen Ballast der Kunstgeschichte bilden.
Welche Zeiten und Schulen im neuen Band dieser Kunstgeschichte
behandelt sind, ist schon durch das Titelblatt gegeben. Man weiß also, daß
die großen Künstler des späten Mittelalters und der Renaissance darin vor-
kommen. Man braucht keine Sehergabe zu besitzen, um dem neuen Band
eine rasche Verbreitung zu prophezeien. Ist er doch auch von der Verlags-
handlung so reich und vorzüglich ausgestattet worden, daß er auf den
Kunstfreund wirken muß. Wer die Schwierigkeiten kennt, mit denen heute
die Herstellung illustrierter Werke zu kämpfen hat, wird die saubere, vor-
nehme Erscheinung des Bandes ganz besonders zu schätzen wissen. F.
Ernst Konrad Stahl: „Die Legende vom heil. Riesen Christophorus
in der Graphik des 15. und 16. Jahrhunderts, ein entwicklungsgeschicht-
licher Versuch.“ (München, J. J. Lentnersche Buchhandlung, 1920.) Fol. Zwei
Bände (I. Textband, 11. Tafelband).
Nach den Christusbildern, Mariendarstellungen und Apostelfiguren ver-
schiedener Art gehören die Christophbilder zu den häufigsten, die uns in
dem ungeheuren Vorrat christlicher Bilder begegnen. Wer hätte nicht die
vielen Reste mittelalterlicher Wandmalereien mit dem riesigen Christusträger
*) Dazu auch die Studie in der Beilage der Münchner Allgemeinen Zeitung vom
7. November 1902 (Beilage Nr. 256). Die Magdalena der Sammlung Pacculy, abgebildet
in „Gazette des beaux arts“, 1902, II, S. 297, und in „Les Arts“, April-Heft 1903. Siehe
auch „Chronique des arts“ vom 13. und 27. September 1902 (Dimier), 13. Jänner 1906
und 24. August 1907, ferner Bodenhausen: Oer. David, S. 201 ff. Die schreibende
Magdalena der Sammlung Cardon in Brüssel ist abgebildet bei Kervyn de Lettenhove:
Chefs d'oeuvres ä lexposition de laToison d'or ä Bruges (1908), Taf. V. — A. v. Wurz-
bachs Lexikon wirft den Meister der weiblichen Halbfiguren mit Lukas de Heere zu-
sammen, eine Meinung, die keinen Anklang gefunden hat. Zum M. d. w. H. siehe auch
Dimier: Critique et Controverse, ferner Rep. f. Kunstwissenschaft XXV, S. 231, und
XXVII, S. 547f., womit nur Andeutungen gegeben werden.
 
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