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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 5.1920/​1921

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Zwei signierte Bilder von Costa da Milano
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Malen, Gemälde und Gemäldekunde, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52778#0186

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177

Die zwei Bilder, die ich oben kurz erwähnt habe, befanden sich vor
kurzem in der Kunsthandlung: Verlag Wolfrum zu Wien. Es sind zwei
große Breitbilder mit Neapolitaner Ansichten, aber beide in Mailand gemalt.
Beide von sorgsamer Ausführung, guter Zeichnung und feiner Luftperspektive.
Das eine ist eine Ansicht Neapels mit dem Blick auf den Castello Sant’
Elmo und das Kloster San Martino (mitten im Mittelgrund). Rechts in der
Ferne der alte und der neue Krater des Vesuvs. Links unten in heller
Schrift: „In Milano 1721 Angelo Maria Costa Fe.“
Die Kenner der Baugeschichte Neapels seien auf das fesselnde Bild
mit seinen ungezählten Einzelheiten besonders aufmerksam gemacht, aber
auch der Vergnügungsreisende, der Neapel besucht hat, wird an dem früheren
Aussehen des berühmten, von der Natur und der Geschichte so reich be-
dachten Ortes Anteil nehmen.
Für die Ortskunde ist auch die zweite neapolitanische Vedute be-
deutungsvoll, obwohl sie viel weniger Bauten darstellt als die eben er-
wähnte Ansicht. Ich vermute, daß sie einen Blick von einem Schiffe aus
oder von einer Insel auf die Küste wiedergibt, die der Insel Nisida gegen-
über liegt, also die Gegend unfern vom Capo Coroglio. Die Signatur rechts
unten, wieder in heller Schrift, ist dieselbe wie auf dem ersterwähnten
Bilde. Jedes mißt in der Breite 148, in der Höhe 64 5 Zentimeter. Zwei
Neapolitaner Ansichten von unserem Costa, die von der Galerie zu Her-
mannstadt bewahrt werden, sind ungefähr ebenso hoch, aber weniger breit
als die Bilder im Kunstverlag Wolfrum Sie könnten also zur selben Reihe
gehören, wenn man annehmen will, daß die Hermannstädter Bilder für
schmälere Wände berechnete waren als die vorliegenden, die nur für breitere
Wände passen. Ob die Reihe etwa die ist, die Costa für Chiaves gemalt
hat, eine solche wird in der Literatur genannt, wage ich mit den Nach-
richten, die mir vorliegen, nicht zu entscheiden.

MALEN, GEMÄLDE UND GEMÄLDEKUNDE.
(Fortsetzung zu Bd. V, Lieferung 6, S. 87.)
Die Bemalung von Steinplatten im klassischen Altertum scheint nicht
zweifelhaft zu sein, auch wenn man die „Muse von Cortona“ und die
„Cleopatra von Tivoli“ als Werke der Hochrenaissance betrachten will. Be-
malte marmorene Stelen sind ja in ihrer antiken Herkunft vollkommen
sicher*), wie es denn auch über die Polychromierung griechischer Architek-
tur und Plastik keinen Zweifel mehr gibt: „. . . seitdem Roß 1837 die
Aufmerksamkeit auf . . . durch Malerei verzierte Grabsteine lenkte, hat sich
das Material in so ungeahnter Weise vermehrt, daß ein einzelnes Exemplar
an sich keine Bereicherung unseres Wissens bildet“ (P. Wolters). Aus dem
Mittelalter sind wenige einigermaßen reine Beispiele von Steinbildern er-

*) Vergleiche besonders Paul Wolters „Bemalte Orabstele aus Athen“ im Jahr-
buch des deutschen Archäologischen Instituts (1909) S. 53 ff. Siehe auch die reiche
Literatur über etruskische und oskische Wandmalerei in Gräbern; ferner Furtwängler und
Riezler in der Arbeit „Weiß grundierte attische Lekythen“ und E. Berger: Beiträge zur
Entwicklungsgeschichte der Maltechnik 1. und 2. Folge, S. 209 ff. mit Abbildungen und
Literaturangaben
 
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